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Wohlfahrtsmarke

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Dieser Artikel behandelt die Wohlfahrtsausgabenbriefmarken der Deutschen Post, die seit 1949 ausgegeben werden. Das Schweizer Pendant findet sich unter Wohltätigkeitsmarke. Für allgemeine wohltätige Briefmarkenausgaben siehe Zuschlagmarke.

Wohlfahrtsmarken sind eine spezielle Art von Zuschlagmarken, die seit dem Jahre 1949 in Deutschland erscheinen. Neben dem reinen Portobetrag wird ein „Zuschlag“ erhoben, der für wohltätige Zwecke weitergegeben wird.

Gegenwärtig erscheinen bei der Deutschen Post jährlich zwei verschiedene Briefmarkenserien dieser Art. Die Erlöse kommen den sechs Verbänden der allgemeinen Wohlfahrtspflege („Für die Wohlfahrt“ und Weihnachtsmarken) zugute[1]. Seit 1949 wurden insgesamt fast vier Milliarden Stück verkauft.

Geschichte der Wohlfahrtsmarken

Die Idee und Einführung der Wohlfahrtsmarken

Datei:Nazibriefmarkefrauen1936.jpg
Veranstaltungen zum ersten Tag der Briefmarke und zur Gründung des Reichsverbandes der Philatelisten in Berlin. Am 5. und am 7. Januar 1936 warb die Deutsche Reichspost für Wohlfahrtsbriefmarken.

Die Idee zur Einführung der Wohlfahrtsmarken in Deutschland hatte Kuno Joerger. Der damalige Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes war Philatelist und wollte die Wohltätigkeitsmarken des Deutschen Reiches wiederbeleben. Vor allem die ersten deutschen Wohltätigkeitsmarken vom 1. Mai 1919 inspirierten ihn dazu. Dabei handelte es sich um zwei Briefmarken des Kaiserreichs mit dem Bildnis Germanias. Diese Briefmarken wurden nun kurz nach Kriegsende mit dem Aufdruck »5 Pf für Kriegsbeschädigte« versehen für 5 Pfennig mehr als der Nennwert verkauft. Des Weiteren lehnte er seine Idee an die Deutschen Nothilfe und Winterhilfsbriefmarken an, die von 1924 bis 1940 jährlich erschienen. Die Wohlfahrtsmarken sollten nach deren Vorbild ebenfalls jährlich erscheinen.

Zunächst kam es jedoch nur zur Ausgabe von Wohltätigkeitsausgaben in Form von regionalen Ausgaben in der sowjetischen Besatzungszone sowie zonenweit in den Jahren 1948 und 1949 auch in der französischen Besatzungszone Deutschlands. Dabei handelte es sich noch um einmalige Hilfsaktionen ähnlich den Kriegsgeschädigtenmarken von 1919, auch waren die Erlösempfänger durchaus verschiedene Stellen. Kuno Joerger versuchte weiterhin, diese Idee auf ganz Deutschland auszuweiten, und hatte schließlich Erfolg. Die Deutsche Post stimmte der Ausgabe eigener Wohlfahrtsmarken am 14. Dezember 1949 zu. Unter dem Aufruf „Helft und schenkt Freude, kauft Wohlfahrtsbriefmarken“ erschienen die vier Sondermarken schließlich an den Schaltern. Als Thema für die Ausgabe wurde „Helfer der Menschheit“ gewählt. Dabei handelte es sich um Elisabeth von Thüringen, Paracelsus von Hohenheim, Friedrich Fröbel und Johann Hinrich Wichern.

Anfangsschwierigkeiten und die nachfolgenden Wohlfahrtsserien

Die hochwertig gestalteten Helfer der Menschheit vom Dezember 1949 brachten nicht den gewünschten Erfolg, da die Verkaufserwartungen deutlich verfehlt wurden. Dies führte zu einer Verlängerung der Verkaufsfrist über den geplanten Zeitpunkt hinaus und zum Ausfall einer eigenen Ausgabe im Jahr 1950. 1951 wagte man jedoch wieder einen weiteren Versuch und begann mit der Herstellung der zweiten Serie „Helfer der Menschheit“, die am 23. Oktober 1951 erschien.

In den folgenden Jahren blieb man dem Thema treu und verausgabte bis 1955 fünf weitere Serien mit Porträts besonderer „Helfer der Menschheit“ zu vier Werten. Ab 1956 bis 1959 wurde die Serie „Helfer der Menschheit“ themenbezogen und zeigte Berufe aus den Bereichen Medizin, Kohlebergbau und Landwirtschaft mit jeweils einem besonderen Vertreter dieser Sparte. Nahtlos wurde die Serie der Wohlfahrtsmarken ab 1959 mit Motiven der Märchen der Brüder Grimm versehen, in der ersten Serie nochmal mit einem Porträt, hier sind die Brüder Grimm abgebildet mit dem Zusatz „Helfer der Menschheit“.

Die Verkaufszahlen konnten dank zahlreicher Verbesserungen ständig gesteigert werden. So konnte der Kunde beispielsweise bald nicht nur mehr die Wohlfahrtsmarken von der Post, sondern auch direkt bei den unterstützten Einrichtungen kaufen. Des Weiteren versuchte man kräftig durch Werbung auf diese Briefmarkenserie aufmerksam zu machen. Im Jahre 1956 übernahm sogar der damalige Bundespräsident Theodor Heuss, der sich sehr für diese Ausgaben engagierte, die Schirmherrschaft. Seitdem folgten alle weiteren Bundespräsidenten in dieser Sache Theodor Heuss nach. Kurz vor der Ausgabe werden die Briefmarken deswegen traditionsgemäß, meist vom Bundesfinanzminister, im Schloss Bellevue an den amtierenden Bundespräsidenten übergeben. Seit 1964 erschienen die Wohlfahrtsbriefmarken leicht verändert auch in Berlin, das auf Grund der alliierten Vorbehalte eigene Briefmarkenausgaben hatte.

Eine starke Verbreitung erfuhren die Wohlfahrtsmarken durch die Fernsehsendung Vergißmeinnicht und dem zugehörigen Gewinnspiel ab 1964, für das jeweils (zusätzlich zur Frankatur) ein ganzer Satz Wohlfahrtsmarken auf Postkarten geklebt werden musste [1].

Ein wesentliches Element unterscheidet sämtliche Ausgaben von Beginn an von allen anderen Sonderbriefmarken: Während Sonderbriefmarken regelmäßig verkauft werden, bis die gesamte Auflage verkauft ist, gibt es für die Wohlfahrtsmarken einen genau und im Vorfeld festgelegten Verkaufszeitraum. Nicht verkaufte Exemplare werden nach Ablauf der Verkaufsfrist regelmäßig vernichtet.

Die Wohlfahrtsmarken heute

Heutzutage erscheinen jährlich zwei verschiedene Wohlfahrtserien. Zu der gewöhnlichen Wohlfahrtsserie erscheinen seit 1969 zusätzlich eine und später auch zwei Weihnachtsmarken. Die heutigen Auflagezahlen betragen in etwa 3 Millionen Stück pro Marke, die Spitzenwerte lagen schon bei mehr als 20 Millionen Stück für einzelne Marken. Allerdings geben die Auflagenzahlen den Absatz der Marken nicht korrekt wieder, da die Einrichtungen, welche Empfänger des Zuschlages sind, die Marken zum reinen Frankaturwert (also ohne den Zuschlag) beziehen und die Marken selber verkaufen, vor allem aber ihre eigenen Postsendungen auch mit diesen Marken frankieren können.

Philatelistische Aspekte

Philatelistisch gesehen sind die Wohltätigkeitsmarken durchaus eine Besonderheit, da sie in der täglichen Post nur selten vorkommen und der Verkaufszeitraum eingeschränkt ist. Wirkliche Bedarfspost ist daher relativ selten, allerdings ist die Auflage insgesamt für eine nachhaltige Wertsteigerung zu hoch.

Auflistung der Wohlfahrtsmarken

Deutschen Bundespost

Die Abbildungen der Marken und nähere Angabe zu den einzelnen Ausgaben sind über den Link zum jeweiligen Ausgabejahr zugänglich.

Ausgabejahr Wohlfahrtsmarke Weihnachtsmarke (ab 1969)
1949 Helfer der Menschheit I
1951 Helfer der Menschheit II
1952 Helfer der Menschheit III
1953 Helfer der Menschheit IV
1954 Helfer der Menschheit V
1955 Helfer der Menschheit VI
1956 Helfer der Menschheit VII
1957 Helfer der Menschheit VIII (Bergarbeiter)
1958 Helfer der Menschheit IX (Landarbeiter)
1959 Märchen I (Sterntaler)
1960 Märchen II (Rotkäppchen)
1961 Märchen III (Hänsel und Gretel)
1962 Märchen IV (Schneewittchen)
1963 Märchen V (Sieben Geißlein)
1964 Märchen VI (Dornröschen)
1965 Märchen VII (Aschenputtel)
1966 Märchen VIII (Froschkönig)
1967 Märchen IX (Frau Holle)
1968 Altes Spielzeug I (Puppen)
1969 Altes Spielzeug II (Zinnfiguren) Zinnfigur (um 1850): Christi Geburt
1970 Altes Spielzeug III (Puppentheater) Engel: Krippenfigur aus dem Ursulinerinnenkloster Innsbruck (18. Jh.)
1971 Altes Spielzeug IV (Holzspielzeug) Holzgedrechselter Weihnachtsengel
1972 Altes Spielzeug V (Schachfiguren) Die Heiligen Drei Könige
1973 Musikinstrumente Weihnachtsstern aus Papier
1974 Blumen Weihnachtsstern : Poinsettie (Euphorbia pulcherrima)
1975 Alpenblumen Bund: Schneerose (Helleborus niger)
Berlin: Schneeheide
1976 Gartenblumen Blockausgabe: Marienfenster der Frauenkirche in Esslingen am Neckar (Ausschnitt)
1977 Wiesenblumen Blockausgabe: Glasfenster (Ausschnitt) aus St. Gereon in Köln
1978 Waldblumen Blockausgabe: Das Christkind aus einem Fenster der Frauenkirche in München
1979 Früchte des Waldes Schmuckinitiale einer Handschrift der ehemaligen Zisterzienserabtei Altenberg
1980 Ackerwildkräuter Buchmalerei aus einer Handschrift aus Altomünster (12. Jh.)
1981 Moor- Sumpfwiesen- und Wasserpflanzen Hinterglasmalerei aus Sandl (Oberösterreich)
1982 Gartenrosen Holztafel von Bertram von Minden
1983 Gefährdete Alpenblumen Sternsinger
1984 Orchideen Sankt Martin
1985 Miniaturen Gemälde von Hans Baldung am Hochaltar des Freiburger Münsters
1986 Kostbare Gläser Flügel des Ortenberger Altars
1987 Gold- und Silberschmiedekunst I Miniatur aus einem englischen Psalter
1988 Gold- und Silberschmiedekunst II Miniatur aus dem Evangeliar Heinrichs des Löwen
1989 Postbeförderung I Details aus dem "Englischen Gruß" von Veit Stoß in der Lorenzkirche in Nürnberg
1990 Postbeförderung II Weihnachtliches Kunsthandwerk
1991 Historische Posthäuser Tafelbilder von Martin Schongauer
1992 Kostbare alte Uhren Reliefdetails aus der Sankt-Annen-Kirche in Annaberg-Buchholz
1993 Deutsche Trachten I Reliefs aus der Klosterkirche Blaubeuren
1994 Deutsche Trachten II Gemälde von Hans Memling aus dem Johannishospital in Brügge

Bundesrepublik Deutschland (Deutsche Post AG)

Die Abbildungen der Marken und nähere Angabe zu den einzelnen Ausgaben sind über den Link zum jeweiligen Ausgabejahr zugänglich.

Ausgabejahr Wohlfahrtsmarke Weihnachtsmarke
1995 Bauernhäuser I Details aus dem Marienfenster im Dom von Augsburg
1996 Bauernhäuser II Miniaturen aus dem Perikopenbuch Heinrichs II.
1997 Wasser- und Windmühlen
1998 Bedrohte Vogelarten
1999 Der Kosmos
2000 Deutschsprachige Filmschauspieler Gemälde von Conrad von Soest / Krippendarstellung als Transparentbild
2001 Internationale Filmschauspieler Gemälde von Alfredo Roldán und Jusepe de Ribera (auch als Blockausgabe mit der spanischen Post)
2002 Oldtimer-Automobile I Gemälde von Rogier van der Weyden
2003 Oldtimer-Automobile II
2004 Klimazonen Gemälde von Peter Paul Rubens
2005 Einheimische Schmetterlinge Gemälde von Stefan Lochner
2006 Lokomotiven Gemälde von Meister Francke
2007 Haustiere Motive aus dem Lukas-Evangelium
2008 Luftfahrzeuge Gemälde von Albrecht Dürer und Raffael
2009 Himmelserscheinungen Initialen aus dem Hoya-Missale
2010 Obst Details aus der Krippe in der Münchner Liebfrauenkirche
2011 Motive von Loriot St. Martin, St. Nikolaus
2012 Edelsteine Weihnachtliche Kapelle
2013 Blühende Bäume Stern von Bethlehem
2014 Märchen X (Hänsel und Gretel) Stern von Bethlehem
2015 Märchen XI (Dornröschen) Stille Nacht
2016 Märchen XII (Rotkäppchen) Die Hirten auf dem Feld
2017 Märchen XIII (Die Bremer Stadtmusikanten) Vom Himmel hoch

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Wohlfahrtsmarken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Jugendmarken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Weihnachtsmarken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wohlfahrtsmarke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Porto mit Herz über die Verwendung der Erlöse, Wohlfahrtsmarken.de
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wohlfahrtsmarke aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.