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Willi Daume

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Willi Daume (1982)

Willi Daume (* 24. Mai 1913 in Hückeswagen, Kreis Lennep, Rheinprovinz; † 20. Mai 1996 in München) war ein deutscher Unternehmer, Sportler und Sportfunktionär. Er war in den 1930er Jahren deutscher Nationalspieler im Basketball und Feldhandball und bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin 1936 nicht eingesetzter Ersatzspieler der deutschen Basketballmannschaft.

Daume war von 1950 bis 1970 Präsident des Deutschen Sportbundes sowie von 1961 bis 1992 Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK).

Leben

Willi Daume verbrachte den größten Teil seines Lebens in Dortmund, wo er im Dortmunder Hafen, Stadtteil Lindenhorst, eine Eisengießerei besaß. Einer seiner Taufpaten war Ferdinand Goetz, der Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft und Gegner einer deutschen Olympiateilnahme 1896. Die Besuche der Olympischen Sommerspiele 1928 in Amsterdam mit dem Vater und der Sommerspiele 1932 in Los Angeles auf eigene Initiative bildeten entscheidende Anstöße für sein lebenslanges Engagement für die olympische Idee und Bewegung.

Aktiver Sportler während der Zeit des Nationalsozialismus

Am 1. Mai 1937 trat er mit der Mitgliedsnummer 6.098.980 in die NSDAP ein. Er beendete 1938 nach dem Tod seines Vaters ohne Abschluss das Studium und übernahm die Leitung der Gießerei.

Willi Daume betrieb bei Eintracht Dortmund vor allem Leichtathletik (Hochsprungbestleistung 1,82 m) und Handball. Der sprungkräftige Daume wurde 1935 mit anderen Studentenhandballern vor allem aus Breslau zum Basketball umgeschult und vertrat Deutschland bei den VI. Akademischen Weltspielen in Budapest. Er gehörte zur Kernmannschaft von 14 Spielern für das erste olympische Basketballturnier 1936 in Berlin, kam aber nicht zum Einsatz, bestritt also kein offizielles Länderspiel. Nach dem Olympiaturnier veröffentlichte er eine scharfe Kritik an der unzureichenden Vorbereitung und dem fehlenden Mannschaftsgeist der deutschen Olympia-Auswahl („Das Lehrgeld ist bezahlt!“). Ob ihm durch die Berufung in den Basketballkader die Goldmedaille mit der Feldhandballmannschaft entging, bleibt eine ungelöste Frage.

Während des Krieges setzte seine Eisengießerei 65 Zwangsarbeiter ein. Im Krieg war er in seinem Heimatverein TSC Eintracht Dortmund als Jugend- und Handballwart tätig, ab 1944 zudem Gaufachwart für Handball. Von 1943 an war er Informant für den Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) und fertigte Berichte für diesen an. Laut eigener Aussage tat er dies nur, um damit einem Fronteinsatz zu entgehen. Wie er selbst später angab, sollen diese Berichte jedoch so „blödsinnig“ gewesen sein, dass der SD das Interesse an seiner Mitarbeit verloren habe.[1] Außer Daumes eigenen Aussagen liegen bisher keine weiteren Fakten über seine Arbeit als Informant des SD vor, so Daume-Biograph Jan C. Rode.

Arbeit im Verbandswesen nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach Kriegsende engagierte er sich zunächst auf regionaler Ebene für den Wiederaufbau der Sportorganisationen und wurde 1949 Präsident des Deutschen Handball-Bundes. Diese Position hatte er bis 1955 inne. Seine Laufbahn als „Multifunktionär“ begann 1950 mit der Wahl zum Präsidenten des Deutschen Sportbundes als Kompromisskandidat, dem er dann bis 1970 vorstand. Da Handball sowohl Sport- als auch Turnspiel war, konnten sich beide Lager in seiner Person wiederfinden.[2] Er verstand es, die alte Garde der Mitarbeiter des NS-Sports im neuen westdeutschen Sport weiterzubeschäftigen (so u.a. Guido von Mengden, der der Verwaltungsleiter des Reichssportführers und von Daume war) und war so schnell handlungsfähig.[3]

1956 wurde er in das Internationale Olympische Komitee berufen, war von 1972 bis 1976 dessen Vizepräsident und von 1978 bis 1991, dem Jahr seines Ausscheidens aus dem Komitee,[4] der Vorsitzende der IOC-Zulassungskommission. Er leitete verschiedene IOC-Kommissionen und war entscheidend an der Änderung des Amateur-Paragraphen beteiligt. Für seine Verdienste wurde er vom IOC 1992 (Verleihung 1993) mit dem Olympischen Orden in Gold ausgezeichnet. Wesentliche Impulse gab er der olympischen Bewegung durch die von ihm nach der Trennung der gesamtdeutschen Olympiamannschaft nach München geholten Olympischen Sommerspiele 1972. 1980 kandidierte er als Präsident des IOC. Seine Kandidatur hatte allerdings keine Chance, da die Bundesrepublik Deutschland – gegen seinen Willen – in diesem Jahr die Sommerspiele in Moskau boykottierte und der in Moskau gewählte Juan Antonio Samaranch seine Wahl systematisch vorbereitet hatte.[5] Er präsidierte das Organisationskomitee der Münchner Spiele, die er durch Gestaltung und Verbindung mit Architektur, Kunst, Kultur und Wissenschaft über die sportliche Präsentation hinaushob. Beim Olympischen Kongress 1981 in Baden-Baden, dessen Rahmen er mitbestimmte, trug er zum Wandel der olympischen Bewegung auch durch die Anwesenheit von Sportlern bei. Das führte zur Bildung einer Athletenkommission im IOC und half die Amateurbestimmungen 1981 abzuschaffen.

Daneben war er von 1961 bis 1992 auch Präsident des deutschen Nationalen Olympischen Komitees. 1980 appellierte Daume vehement, wenn auch vergeblich, gegen einen westdeutschen Olympiaboykott der Moskauer Spiele: „Der olympische Boykott war eines der berühmtesten, aber widersinnigsten, überflüssigsten und politisch wie sportlich schädlichsten Ereignisse“.

Willi Daume war zudem Ideengeber für die 1967 gegründete Stiftung Deutsche Sporthilfe und zwischen 1988 und 1991 deren Vorsitzender. Von 1979 bis 1988 war er Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG). Daume war Mitglied im Akademischen Turnbund.

1993 musste er für sein Unternehmen Vergleichsantrag stellen. Die letzten verbliebenen und inzwischen verfallenen Gebäude auf dem Grundstück Lindenhorster Str. 110 wurden 2012 abgerissen. Heute befindet sich dort eine Mietgaragenanlage.

Die letzten Jahre lebte er in bescheidenen Verhältnissen in München, wo er im Olympischen Dorf eine kleine Wohnung hatte. Daume starb im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Hauptfriedhof Dortmund beigesetzt.[6]

Gedenken

Der Sitz des Deutschen Handballbundes an der Dortmunder Strobelallee, das Willi-Daume-Haus, ist nach ihm benannt. In seiner Geburtsstadt Hückeswagen wurde das Freizeitbad nach ihm in Willi-Daume-Bad getauft. Am 4. Mai 2007 konstituierte sich in Frankfurt am Main die „Deutsche Olympische Akademie Willi Daume“. Im Olympiapark München gibt es einen Willi-Daume-Platz. 2006 wurde Daume in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Im Jahre 2010 benannte die Bezirksvertretung Brackel eine Willi-Daume-Straße in der Nähe des BVB-Trainingszentrums in einem Neubaugebiet in Brackels Norden.[7]

Auszeichnungen

Familie

Willi Daume war der Sohn des Fabrikanten Wilhelm Daume und der Emilie, geb. Rademacher.[9] Mit seiner Frau Rose(marie) war Willi Daume Vater von Kai und Doreen Daume.

Sonstiges

1971 war er als NOK-Präsident in Kurt Wilhelms TV-Komödie Olympia-Olympia neben Beppo Brem, Joachim Fuchsberger und Helga Anders zu sehen.

Literatur

  • Martin-Peter Büch (Red.): Willi Daume. Olympische Dimensionen. Ein Symposion. Bundesinstitut für Sportwissenschaft und Deutsche Olympisches Institut, Bonn 2004, ISBN 3-89001-236-1.
  • Jan C. Rode: Willi Daume und die Entwicklung des Sports in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1945 und 1970. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89533-712-3 (zugleich: Hannover, Univ., Diss., 2008).

Weblinks

 Commons: Willi Daume – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. spiegel.de am 9. Januar 2010 unter Berufung auf die Dissertation von Jan C. Rode.
  2. Arnd Krüger: Deutschland und die Olympische Bewegung (1945 - 1980). Horst Ueberhorst (Hrsg.): Geschichte der Leibesübungen. Band 3/2, S. 1051-1070. Berlin: Basrtels & Wernitz 1982
  3. Arnd Krüger: Sieg Heil to the most glorious era of German sport: continuity and change in the modern German sports movement. The International journal of the history of sport 4(1987), 1, 5-20.
  4. „Das große Olympia Lexikon“, Sport-Bild vom 19. Juni 1996, S. 38.
  5. Der Spiegel 30/1980 vom 21. Juli 1980.
  6. knerger.de: Das Grab von Willi Daume.
  7. Stadtanzeiger Dortmund – Ostanzeiger, Nr. 19, vom 19. Januar 2011.
  8. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 43, 9. März 1973.
  9. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche who's who. XV. Ausgabe von Degeners wer ist's?, Berlin 1967, S. 295.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Willi Daume aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.