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Verband jüdischer Studenten in Bayern

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Verband Jüdischer Studenten in Bayern e.V.
(VJSB)
Zweck: Vertretung jüdischer Studierender und junger jüdischer Erwachsene in Bayern
Vorsitz: Michael Movchin
Gründungsdatum:
Mitgliederzahl: etwa 1000 (Stand: 2018)
Sitz: München
Website: www.vjsb.de

Der Verband Jüdischer Studenten in Bayern e.V. (VJSB) ist die größte bayerische Vereinigung jüdischer Studierender und junger Erwachsener. Der gemeinnützige Studentenverband sieht seine Aufgabe in der Förderung und Vernetzung des jungen jüdischen Lebens in bayerischen jüdischen Gemeinden sowie in der Stärkung des jungen jüdischen politischen Aktivismus. Er repräsentiert nach eigenen Angaben etwa 1000 Mitglieder im Alter von 18-35 Jahren.[1][2]

Tätigkeitsfelder

Die Verbandsarbeit richtet sich insbesondere an die an der jüdischen Religion und Kultur interessierten jüdische Studierende und junger Erwachsene. Die Aufgaben sind im Einzelnen:

  • Förderung des kulturellen und religiösen Zusammenlebens durch Veranstaltungen mit thematischem und personellem Bezug zum Judentum oder zu Israel.
  • Organisation und Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen mit kulturellem, politischem und religiösem Hintergrund, insbesondere anlässlich jüdischer Feiertage sowie Gedenktage.
  • Förderung der Kommunikation durch Informationsaustausch zwischen den Verbandsmitgliedern und anderen jüdischen sowie nichtjüdischen Personen und Institutionen.
  • Ideelle Unterstützung des Staates Israel in dessen Funktion als nationales und kulturelles Zentrum des jüdischen Volkes unter Einschluss der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes zugunsten Israels.
  • Förderung der Völkerverständigung

Struktur

Die Mitgliederversammlung ist das oberste Organ des Verbands. Eine ordentliche Mitgliederversammlung wird jeweils im vierten Quartal des Jahres während der Vorlesungszeit der bayerischen Universitäten durch den Vorstand einberufen. Der Vorstand besteht aus 5 Mitgliedern und wird auf der Mitgliederversammlung für ein Jahr gewählt.[3]

Der aktuelle Vorstand (seit Dezember 2019) setzt sich aus nachfolgenden Personen zusammen:

  • Vorsitzender des Vorstands: Michael Movchin
  • Vorstand für Finanzen: Grisha Dratva
  • Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit: Alexandra Poljak
  • Vorstand für Veranstaltungen: Anna Fuhrmann
  • Vorstand für Verwaltung und Allgemeines: David Münz

Geschichte

Der Verband wurde in der Nachkriegszeit zunächst als Interessenvertretung jüdischer Studierender gegründet.[4] In den Gründungsjahren leistete der VJSB Hilfe für Lebensmittelkarten und Studienberatung. Im Laufe der Zeit wandelte der Verband sich zu einer gesellschaftspolitischen Initiative von Studenten und jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren aus den jüdischen Gemeinden Bayerns.

Aktivitäten

Im Jahr 2007 organisierte der VJSB eine Fahrradrallye durch München mit allen jüdischen Jugendgruppen, wodurch 59 Bäume in Israel gepflanzt werden konnten.[5]

2012 kritisierte der Verband den Auftritt von Haneen Zoabi im Rahmen der "Palästina-Tage" in München. Zoabi akzeptiert den Staat Israel nicht, weil dieser sich als jüdischer Staat verstehe und spricht von „politischem Rassismus“. Offen ruft sie zur Abschaffung des jüdischen Staates auf.[6][7]

Im Rahmen einer gemeinsame Pressemitteilung mit AmEchad, der Grünen Jugend, der Linksjugend [‘solid], der Piratenpartei sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft kritisierte der VJSB im Jahr 2014 das Eine-Welt-Haus in München, welches Räumlichkeiten an BDS-Organisationen vermietete. Die Münchner Begegnungsstätte wurde darin aufgefordert, Veranstaltungen abzulehnen, die Israel direkt oder indirekt das Existenzrecht absprechen. Die unterzeichnenden Organisationen warfen dem Programmvorstand unter anderem eine zunehmende Delegitimierung und Dämonisierung Israels bei Veranstaltungen im Eine-Welt-Haus vor.[8][9]

Im Vorfeld der Landtagswahl in Bayern 2018 lud der Verband Vertreter der Jugendorganisationen von CSU, SPD, den Grünen, der FDP und den Linken zum "Political Talk" unter dem Motto "Zukunft gestalten für Bayern, Deutschland und die Welt" ein. Tatkräftige Unterstützung fand der VJSB dabei durch den Zentralrat der Juden in Deutschland. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hatten Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sowie Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, übernommen.[10]

Am 7. November 2018 fand im LMU-Hauptgebäude eine Veranstaltung unter dem Titel „Israel, Palästina und die Grenzen des Sagbaren“ statt. Als Referent war Andreas Zumach, taz-Korespondent und Beirat des „Bündnisses zur Beendigung der israelischen Besatzungspolitik“, genannt. Zumach hatte kürzlich dazu aufgerufen, gegen „diese Lobby“, die „hier agitiert“ die „Stimme zu erheben“.[11] Die Lobby, gegen die sich Zumach richten wolle, beschreibt der Journalist unter anderem als ein Kartell aus Antideutschen, Charlotte Knobloch, dem Mossad und politischen Jugendorganisationen. Außerdem wurde auf kommender Veranstaltung eine Stellungnahme der „Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe“ angekündigt. Ein Bündnis aus jüdischen und israelsolidarischen Organisationen, darunter der VJSB, hat den Präsidenten der LMU, Bernd Huber, in einem offenen Brief dazu aufgefordert, die Veranstaltung abzusagen.[12] Zuvor hatte das „Linke Bündnis gegen Antisemitismus“ die Studierenden dazu aufgerufen, sich mit dem veranstaltenden Lehrbereich Meyen kritisch auseinanderzusetzen.[13] Der für den Lehrbereich verantwortliche Professor Meyen gab an, dass es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung handelt, die in eine Unterrichtsreihe eingebunden ist und der es nicht um eine politische Diskussion geht. Das Präsidium der Universität hat die Veranstaltung daraufhin im Sinne des Pluralismus und der Redefreiheit trotz den Protesten zugelassen und bedauerte diese Entscheidung im Nachhinein.[14]

Angesichts der geplanten Buchvorstellung mit Jürgen Todenhöfer im Muffatwerk im April 2019 versandte der Verband zusammen mit dem Linken Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA), der Deutsch-Israelischen Gesellschaft München (DIG) und weiteren Einzelpersonen einen offenen Brief. Im offenen Brief forderten die Unterzeichner, die Veranstaltung abzusagen: „Angesichts der politischen Positionen und vergangener Handlungen und Äußerungen Todenhöfers steht zu erwarten, dass auf dieser Veranstaltung reaktionäre, rassistische und antisemitische Inhalte verbreitet werden. Daher fordern wir Sie dazu auf, die Veranstaltung abzusagen.“ Die Unterzeichner begründeten die Forderung unter anderem mit einem von Todenhöfer während des Gazakrieges 2014 verbreiteten Bild. Der Journalist rücke Israel außerdem sprachlich in die Nähe des Nationalsozialismus, kritisiert der Verband. Im offenen Brief an das Muffatwerk heißt es weiter: „Bei Jürgen Todenhöfer handelt es sich um einen rechten Agitator, der reaktionäre, antisemitische und rassistische Inhalte in einem Duktus verbreitet, dass sie auch in breiteren gesellschaftlichen Schichten Anklang finden. Er darf dabei als Musterbeispiel eines Querfrontaktivisten gelten.[15]

Im Januar 2019 bekam der Karikaturist Dieter Hanitzsch einen von der Ernst-Hoferichter-Stiftung vergebenen Preis für sein Lebenswerk verliehen. An der Preisvergabe übte der VJSB scharfe Kritik, da Hanitzsch im Mai 2018 eine Karikatur in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte, die antisemitische Stereotype transportierte.[16] Die Zeitung beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit dem Karikaturisten. Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus, in dem sich vor allem Aktivisten der Grünen Jugend, der Linksjugend und solche aus dem antifaschistischen Spektrum organisieren, demonstrierten gemeinsam mit dem VJSB und dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft gegen die Verleihung. „Für antisemitische Karikaturen darf kein städtischer Preis verliehen werden“, forderte Michael Movchin, Vorstand des VJSB. [17] Die Ehrung sei ein „Schandbild für die Münchner Kultur“. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, bezeichnete die Auszeichnung „mehr als befremdlich und völlig unangemessen“.[18]

Die geplante Ausrichtung eines Konzerts des Rappers Kollegah am 14. Dezember 2019 im Backstage München wurde vom VJSB zusammen mit dem Linken Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA), der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) München und dem Jungen Forum (JuFo) der DIG München umfangreich kritisiert. In der Stellungnahme wird nicht nur auf den Antisemitismus und den Sexismus Kollegahs eingegangen, sondern auch der Umgang des Backstage mit dieser Problematik angegriffen.[19] Auch Bayerns Antisemitismus-Beauftragter Ludwig Spaenle hatte das geplante Konzert zuvor deutlich kritisiert. Das Konzert wurde daraufhin abgesagt.[20]

Kooperationen

Der VJSB findet Anschluss beim Studentenwerk München.[21] Zudem unterbreitet der Verband Angebote rund um Glaube und Kultur, interkulturellen Dialog, politisches Engagement sowie Sport und Freizeit an der Technischen Universität München.[22] Der VJSB wirkt an pro-israelischen Demonstrationen und Veranstaltungen wie dem bundesweiten Israeltag mit. Der Verband kooperiert mit der Jüdischem Studierendenunion Deutschlands.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kleiner, Piritta.: Jüdisch, jung und jetzt : Identitäten und Lebenswelten junger Juden in München. Utz, München 2010, ISBN 978-3-8316-4003-4.
  2. VJSB – Verband Jüdischer Studenten in Bayern. Abgerufen am 7. Juli 2018.
  3. Satzung – VJSB. Abgerufen am 7. Juli 2018.
  4. Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R.: Studentenbund : Frischer Wind | Jüdische Allgemeine. Abgerufen am 7. Juli 2018 (english).
  5. Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R.: Bäume für Israel: Strampeln für den Wald | Jüdische Allgemeine. Abgerufen am 7. Juli 2018 (english).
  6. VJSB kritisiert „Palästina Tage“ « Schlamassel Muc. Abgerufen am 7. Juli 2018.
  7. gast: Tumult im Gasteig: Jüdische Studierende lassen sich den Mund nicht verbieten « Schlamassel Muc. Abgerufen am 1. Januar 2020.
  8. PM 02: Münchner Organisationen kritisieren Israelfeindlichkeit im Eine-Welt-Haus – Initiative Jachad. Abgerufen am 7. Juli 2018.
  9. Offener Brief an das EineWeltHaus München - haGalil. In: haGalil. 2013-06-30 (Online).
  10. Katrin Diehl: Zukunft gestalten. 20. September 2018, abgerufen am 1. Januar 2020.
  11. Ist Kritik an der israelischen Regierungspolitik judenfeindlich? - Andreas Zumach. Abgerufen am 1. Januar 2020.
  12. Offener Brief: Pro-BDS-Veranstaltung an der LMU absagen – Antisemitismus keinen Raum geben – VJSB. Abgerufen am 1. Januar 2020.
  13. dieselgraf: Stellungnahme zu einer Veranstaltung mit Andreas Zumach in der LMU am 7. 11. 2018. In: Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München. 26. Oktober 2018, abgerufen am 1. Januar 2020.
  14. Jüdische Rundschau :: 5 (57) Mai 2019 :: Von Linksaußen gesehen ist alles „rechts“, Herr Zumach! Abgerufen am 1. Januar 2020.
  15. Offener Brief an die Geschäftsführer des Muffatwerks bzgl. der Veranstaltung mit Jürgen Todenhöfer am 14. April – VJSB. Abgerufen am 1. Januar 2020.
  16. Frederik Schindler: Antisemitische Karikatur in der „SZ“: Der kriegslüsterne und mächtige Jude. In: Die Tageszeitung: taz. 2018-05-16 ISSN 0931-9085 (Online).
  17. Frederik Schindler: Preis für Karikaturist Dieter Hanitzsch: „Schandbild für die Münchner Kultur“. In: Die Tageszeitung: taz. 2019-01-24 ISSN 0931-9085 (Online).
  18. München ehrt umstrittenen Karikaturisten Hanitzsch. Abgerufen am 1. Januar 2020.
  19. dieselgraf: PM 10 (4.12.19, aktualisiert am 8.12.19): Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München kritisiert Konzert von Kollegah im Backstage München und kündigt mit JuFo München und DIG München öffentliche Proteste an. In: Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München. 4. Dezember 2019, abgerufen am 1. Januar 2020.
  20. Abendzeitung Germany: Deutschland: Nach Kritik: Veranstalter sagt Kollegah-Konzert ab - Abendzeitung München. Abgerufen am 1. Januar 2020.
  21. Wir arbeiten zusammen mit... Abgerufen am 7. Juli 2018.
  22. Studentisches Leben - TUM. Abgerufen am 7. Juli 2018.
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