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Vera Shlakman

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Bildunterschrift des New York Times-Artikel 1982: Vera Shlakman speaking with New York City Comptroller Harrison J. Goldin, left, in April 1982 after she and others received restitution from the city for being fired from college teaching positions because they had refused to testify in the 1950s about whether they were members of the Communist Party. With her, from right, were fellow recipients Oscar Shaftel, Dudley Straus and Bernard F. Riess. Credit Neal Boenzi/The New York Times

Vera Shlakman (geb. 15. Juli 1909; gest. im Alter von 108 Jahren am 5. November 2017), US-amerikanische Ökonomin.

Die Tochter russisch-jüdischer Immigranten hat bahnbrechende Leistungen bei der Erforschung von Frauen in der Arbeitswelt erbracht. 1952 geriet Vera Shlakman in die Mühlen der Kommunisten-Furcht Amerikas.

Leben

Im Folgenden ein Nachruf von Andreas Mink (4. Dez. 2017):

Wie von der «New York Times» erst am Wochenende vermeldet, ist am 5. November im Alter von 108 Jahren die Wirtschaftswissenschaftlerin Vera Shlakman in ihrer Wohnung in Manhattan verstorben. 1909 im kanadischen Montreal als Tochter russisch-jüdischer Immigranten aus der Arbeiterschaft geboren, wuchs Shlakman in einem linksradikalen Milieu auf und studierte an der renommierten McGill University in ihrer Heimatstadt Ökonomie. Ihren Vornamen verdankt sie der russischen Revolutionärin Vera Zasulich – die Eltern nannten die Schwester Eleanora nach der jüngsten Tochter von Karl Marx. Die legendäre Anarchistin Emma Goldman war eine Freundin der Eltern.

An sozialen Fragen stark interessiert, veröffentlichte Shlakman 1935 als Doktorantin an der New Yorker Columbia University die bahnbrechende Studie «Economic History of a Factory Town» über Arbeiterfrauen in der Industriestadt Chicopee, Massachusetts. Das Buch brachte Shlakman eine Lehrer-Position am Queens College in New York ein, wo sie unter anderem über wirtschaftliche Ungleichheit arbeitete.

Weit über Fachkreise bekannt wurde die einflussreiche Ökonomin jedoch erst 1952, als sie in das Visier der Kommunisten-Hetze unter Senator Joe McCarthy geriet. Shlakman verweigerte die Antwort auf die Frage ob sie Kommunistin sei und wurde daraufhin vom Queens College entlassen. Dieses Schicksal teilte sie mit einem Dutzend weiterer Angestellter der Universität. Mit der Begründung, die Qualität von Lehrern sei einzig an deren akademischen und erzieherischen Leistungen erkennbar, hat sie nie Auskunft über ihrer Verhältnis zur Kommunistischen Partei gegeben. Das FBI erklärte seinerzeit, Shlakman habe 1944-46 der KP zugehört, legte jedoch niemals Belege dafür vor.

Shlakman wurde 1952 ein Jahr lang arbeitslos, schlug sich dann als Sekretärin durch und konnte erst 1960 wieder eine Stelle als akademische Lehrerin erhalten. 1966 fand sie eine dauerhafte Heimat an der Columbia University School of Social Work, wo sie als Professorin 1978 emeritierte.

Ende der 1960er Jahre erklärte ein Gericht die Entlassungsgründe für Akademiker wie Shlakman für verfassungswidrig. Doch erst im Jahr 1980 sprach das Queens College eine formelle Entschuldigung aus. Zwei Jahre später erhielten Shlakman und neun Kollegen und Kolleginnen auch eine materielle Abfindung. Davon gingen 114.500 Dollar an Shlakman, deren Forschungsarbeit durch die Entlassung bleibend unterbrochen worden war.

Bei der formellen Überreichung der Entschädigung war Shlakman gefragt worden, ob sie damit ihre Ehre wieder erhalten habe. Sie hat darauf geantwortet: «Meine Ehre ist mir niemals genommen worden.»

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