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Synagoge (Wiener Neustadt)

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Synagoge circa 1905

Die Synagoge in Wiener Neustadt in Niederösterreich wurde 1902 errichtet. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde sie verwüstet und 1953 abgerissen.

Geschichte

1870 kaufte die jüdische Kultusgemeinde Wiener Neustadt eine Wagenremise einer ehemalige Schmiedwerkstätte am Baumkirchnerring und weihte nach Umbauten ihre erste Synagoge ein.[1] Nach dem Erwerb eines Nebengrundstücks begann man mit der Erweiterung der Komplexes und baute schließlich eine neue Synagoge, welche 1902 fertiggestellt wurde. Diese wurde nach den Plänen des Wiener Architekten Baurat Wilhelm Stiassny im maurischen Stil errichtet. Dieser Stil, welcher wahrscheinlich an die spanisch-maurische Blütezeit des Judentums erinnern sollte, war bislang in Wiener Neustadt ein völlig neuartiges Baukonzept.

Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge beschädigt und entweiht, jedoch anschließend nicht angezündet und somit auch nicht zerstört, da der damalige Bürgermeister Edmund Scheidtenberger die Synagoge anderweitig nutzen wollte. Am 28. November 1940 wurde der Tempel am Baumkirchnerring, einschließlich aller anderen Besitze der jüdischen Kultusgemeinde Wiener Neustadt, um 19.000 Reichsmark an die Stadt Wiener Neustadt verkauft. Teile des Inventars der Synagoge wurden 1940 an das städtische Museum übergeben, die Stadtgemeinde erhielt diese 1939 von der Kreisleitung der NSDAP. Dieses Inventar umfasste vor allem Gegenstände aus Silber wie etwa Kerzenständer, aber auch persönliche Gegenstände Gläubiger wie etwa Armreifen oder Armbanduhren. 1945 wurde das Museum geplündert und nur Bruchteile des Inventars konnten sichergestellt werden.

Begründung für den Abriss

Die Wiener Neustädter Synagoge wurde im Laufe des Krieges durch Bombentreffen, schwer beschädigt. Nach kurzeitiger Überlegung den ehemaligen Tempel als Volksbildungsheim zu nutzen vermietete die Stadt das Gebäude an einen Holzhändler, der das Gebäude kurzzeitig als Magazin nutzte. 1952 musste die ehemalige Synagoge aufgrund der Beschädigungen abgetragen werden.[2][3]

Nach anderen Quellen war die Synagoge keineswegs von Bomben getroffen bzw. so zerstört worden, dass sie abgerissen werden musste. Für diesen Sachverhalt sprechen sowohl, dass das Gebäude als Lager genutzt wurde und der Erhaltungszustand 1947 als verhältnismäßig gut beschrieben wurde, als auch ein Bild aus dem Jahr 1948.[4]

Heute befindet sich auf diesem Platz das Anton Proksch-Haus, in welchem einige Ämter der Stadt untergebracht sind.

Veränderungen im Ritus

Rabbinner Mannheimer

Mit dem Wechsel zum neuen Bethaus wurde gleichzeitig auch mit einer Umstellung des Ritus begonnen. Der in Wien schon praktizierte Ritus von Isak Noah Mannheimer entsprach nicht dem Interesse des damaligen Rabbiners Weiß, der gegen dessen Einführung protestierte. Beim Mannheimer Ritus wurde der Gottesdienst nicht mehr ausschließlich in hebräischer Sprache gehalten und man kürzte Teile der Pijjutim oder ließ sie ganz weg. Gleichzeitig zur Ritusveränderung führte man einen gemischten Chor ein.

Nach dem Tod des Wiener Neustädter Rabbiners Heinrich Weiß 1917 wurde wieder der traditionelle Ritus eingeführt, da in den 20er Jahren durch die Eingliederung des Burgenlandes viele burgenländische Juden dem orthodoxen Ritus folgten. Die jüdischen Gemeinden im Burgenland schlossen sich zum Verband der autonomen orthodoxen israelitischen Gemeinden des Burgenlandes zusammen und da viele Juden in Wiener Neustadt vielfach aus burgenländischen Gemeinden stammten, folgte man diesem Ritus.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden einige bauliche Veränderungen an der Synagoge vorgenommen, so wurde ein Gitter an der Frauengalerie angebracht und die Kanzel, der Bima, in die Mitte versetzt.[5]

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wiener Neustadt von Werner Sulzgruber abgerufen am 28. Dezember 2016
  2. Werner Sulzgruber: jüdische Gemeinde Wiener Neustadt: von ihren Anfängen bis zu ihrer Zerstörung. Mandelbaum Verlag, Wien 2005, S. 33ff ISBN 978385476-163-1
  3. Karl Flanner: Wiener Neustadt G'schichtln & Geschichte. NÖ-Rundschau-Verl.-Ges., Wiener Neustadt 1998, S. 24–27 ISBN 9783901421020
  4. Susanne Schwarz: Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge in Wiener Neustadt. Diplomarbeit an der TU Wien, 2011, PDF-Datei, Seiten 28–32.
  5. Werner Sulzgruber: Jüdische Gemeinde Wiener Neustadt: von ihren Anfängen bis zu ihrer Zerstörung. Mandelbaum Verlag, Wien 2005, S. 38 ISBN 978-3-8309-2243-8

Weblinks

47.81649716.243976
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Synagoge (Wiener Neustadt) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.