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Regula Bochsler

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Regula Bochsler (* 1958 in Zürich) ist eine Schweizer Historikerin, Künstlerin und TV-Journalistin. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

Studium und beruflicher Werdegang

Regula Bochsler studierte Geschichte und Politologie an der Universität Zürich. Sie dissertierte zusammen mit Sabine Gisiger zur sozialen Situation von städtischen Hausangestellten in der deutschen Schweiz des 20. Jahrhunderts,[1] auf einen Drittel gekürzt 1989 erschienen im Chronos Verlag unter dem Titel Dienen in der Fremde.[2][3]

Ende der Achtziger Jahre war Bochsler im Vorstand der IG Rote Fabrik[4] aktiv, heute engagiert sie sich für junge Asylsuchende in Zürich im Rahmen des Projekts Welcome to school.[5]

Ab 1987 arbeitete Regula Bochsler während zehn Jahren beim Schweizer Fernsehen SRF (heute Schweizer Radio und Fernsehen). Sie begann als Redaktorin und Moderatorin bei Seismo[6] und Seismo Nachtschicht. Später war Bochsler Redaktorin und Produzentin von Zebra, Moderatorin des Sonntags-Gesprächs, Redaktorin bei der Rundschau und Reporterin für 10vor10, Kassensturz und 3sat-Kulturzeit[7]. Als Autorin erstellte sie verschiedene Dokumentationen für Spuren der Zeit. 2004 kehrte Bochsler zum SRF zurück und übernahm die Leitung der Redaktion Kultur aktuell. Sie beteiligte sich an der Entwicklung der Sendungen Kulturplatz und kino aktuell, die sie beide bis 2011 leitete.

Seit 2012 ist Regula Bochsler freischaffend tätig als Autorin, Historikerin und Künstlerin. Ihr Projekt The rendering eye: Urban America Revisited wurde weltweit ausgestellt.[8]

Nylon und Napalm (2022)

2022 veröffentlichte Regula Bochsler die Ergebnisse ihrer Recherche in die Geschichte der Emser Werke unter dem Titel Nylon und Napalm.[9] Sie zeigte darin detailliert, wie der Firmengründer Werner Oswald der Ems-Vorgängerfirma Holzverzuckerungs-AG (Hovag) in den 1950er Jahren mithilfe deutscher Berater und Spezialisten mit NS-Vergangenheit eine Kunstfaserproduktion aufbaute und auch ins Waffengeschäft einstieg. Die 1941 gegründete Firma hatte bis 1956 einen Ersatztreibstoff produziert, der nach dem Krieg dem importierten Benzin beigemischt worden war, wofür es Schweizer Subventionen gab. Als die Subventionen eingestellt wurden, entwickelte die Firma als Alternative das Produkt Opalm, eine Napalm-Variante, die später in Kriegen in Burma, Indonesien und in Jemen eingesetzt wurde. Die heutige Leiterin des Unternehmens Magdalena Martullo-Blocher, die auch SVP-Nationalrätin ist, hatte Bochsler keinen Zugang zum Firmenarchiv gewährt. Bochsler hatte stattdessen im Bundesarchiv in Bern recherchiert, wo sich wegen der staatlichen Subventionen dreizehn Laufmeter Firmenakten zur Hovag befinden. Daneben nutzte sie Dutzende inländische und ausländische Archive. Mit Christoph Blocher, der 1972 in die Firma eintrat und sie später kaufte, konnte Bochsler zwar ausführlich sprechen, doch bei den heiklen Fragen nach Napalm, Raketen und alten Nazis machte der Unternehmer „Erinnerungslücken“ geltend.[10][11]

Bochslers Buch warf insbesondere deswegen Fragen auf, da die offizielle Firmengeschichte der Ems-Chemie, die 2011 anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums erschien, Opalm und die Emser Raketentechnologie nicht erwähnt.[12] Marc Tribelhorn schrieb in der Neuen Zürcher Zeitung, Bochsler Studie sei mehr als die Rekonstruktion eines Einzelunternehmens, es erzähle auch ein Kapitel Nachkriegsgeschichte. Es lese sich wie ein Spionageroman, mit schillernden Figuren und zwielichtigen Geschäften. Er bemängelte aber auch die Detailverliebtheit der Studie.[13] Urs Hafner bezeichnete das Buch in der Sonntagsausgabe der Neuen Zürcher Zeitung als „Wirtschaftskrimi“ und „Rakete mit knapp fünfzig Zündstufen“, wobei er sich auf die zahlreichen Kapitel des Werks bezieht. Bochslers Untersuchung sei „fulminant“, eine „passagenweise auch witzig formulierte“ Geschichte der Emser Werke. Er kritisierte aber auch: „Bochsler dagegen sieht mit beiden Augen so scharf, dass sie mehr als einmal an einem Detail hängenbleibt, das für sich spannend ist, aber für die Gesamtschau wenig zur Sache tut.“[14]

Privat

Bochsler hat einen Sohn mit dem Historiker Philipp Sarasin.[15]

Publikationen

Filme

  • 1992: Kilos, Kurven und Kosmetik[23]", Dokumentarfilm, zusammen mit Pascal Derungs, Spuren der Zeit[24]
  • 1993: Helden vom Himmel: Amerikanische Internierte in der Schweiz 1943/1945 mit Pascal Derungs, Spuren der Zeit, SRF.
  • 1994: Vom Holzherd zur Einbauküche, mit Pascal Derungs, Spuren der Zeit, SRF.
  • 1995: Automania: Von der Autopest zur Autobahn, mit Pascal Derungs, Spuren der Zeit, SRF.
  • 2003: Radiogeschichten: Pioniere, Piraten und der Fall des Monopols, Spuren der Zeit, SRF.
  • 1991: Immer und ewig, Spielfilm von Samir als Nebendarstellerin.
  • 2017: Die Gentrifizierung bin ich, Dokumentarfilm von Thomas Haemmerli als Mitbewohnerin in der gemeinsamen WG.

Ausstellungen

  • 2014: The Rendering Eye. Architekturforum Zürich.[25]
  • 2003: Wertes Fräulein, was kosten Sie? Prostitution in Zürich, 1875-1925. Museum Bärengasse Zürich.[26]
  • 1998: 100 Jahre Schweizer Werbefilm, mit Pascal Derungs. Museum für Gestaltung.[27]

Auszeichnungen

  • 2013 Migros-Kulturprozent Werkbeitrage Digitale Kultur für Redering Eye[28]
  • 1988 Mit dem Team Seismo Nachtschicht den Stern des Jahres der Zeitschrift Tele.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dienen in der Fremde : Dienstmädchen und ihre Herrschaften in der Schweiz des 20. Jahrhunderts - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  2. Dienen in der Fremde. Chronos Verlag, 28. Dezember 2017, abgerufen am 12. November 2021.
  3. Rea Brändle: Langjährige Passion für spannende Themen. Schweizer Verlagsgeschichte 3: Chronos.. 1996-06-19
  4. Konstanz im Kulturbereich. Mitgliederversammlung der IG Roter Fabrik. 1989-04-19
  5. Welcome to School - Team. Abgerufen am 11. Mai 2021 (deutsch).
  6. Beginn von «Seismo». Abgerufen am 11. Mai 2021 (deutsch).
  7. Kulturzeit. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  8. Rendering Eye. Abgerufen am 6. November 2021.
  9. Regula Bochsler: Nylon und Napalm. Die Geschäfte der Emser Werke und ihres Gründers Werner Oswald. Verlag Hier und Jetzt, Zürich, 2022, ISBN 978-3-03919-569-5.
  10. Karl Lüönd: Erinnerungslücken. Keine Berührungsängste. In: Die Weltwoche. 2022-10-20 S. 68-69.
  11. Catherine Boss, Oliver Zihlmann: Als in Ems Napalm entwickelt wurde. In: Basler Zeitung. 2022-10-20 S. 5.
  12. Res Gehriger: Brisante Waffengeschäfte - Napalm-Bomben aus Ems. In: SRF. 19. Oktober 2022, abgerufen am 26. Dezember 2022.
  13. Marc Tribelhorn: Mit Hilfe aus dem «Dritten Reich». Die Historikerin Regula Bochsler erzählt die atemberaubende Entstehungsgeschichte der heutigen Ems-Chemie. In: Neue Zürcher Zeitung. 2022-10-20 S. 31.
  14. Urs Hafner: Wie aus Emser Wasser Waffen wurden. In: NZZ am Sonntag. 2022-10-23 S. 79.
  15. Persönlich Sonntagsvisitel: Geschichte einer Frau. Persönlich Sonntagsvisite. 2004-03-21
  16. Historische Begegnungen. Hier und Jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte, abgerufen am 11. Mai 2021.
  17. Rendering Eye. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  18. Zeitreise Zürich - von den Pfahlbauern bis heute - eine interaktive Reise. Abgerufen am 11. Mai 2021 (deutsch).
  19. Migros "Oranger Garten", Zürich-Rüschlikon. 26. August 2012, abgerufen am 11. Mai 2021 (deutsch).
  20. Regula Bochsler. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  21. LEAVING REALITY BEHIND. Abgerufen am 12. November 2021 (en-US).
  22. 100 Jahre Schweizer Werbefilm – Ausstellungsarchiv – eMuseum Museum für Gestaltung Zürich Archiv Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  23. Regula Bochsler, Pascal Derungs: Kilos, Kurven und Kosmetik. Schweizer Fernsehen (SF), abgerufen am 11. Mai 2021.
  24. Spuren der Zeit - Play SRF. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  25. The Rendering Eye. In: Architekturforum Zürich. Abgerufen am 8. November 2021.
  26. Objekte – Museum Bärengasse, Zürich, CH – Biografien. In: eMuseum. Museum of Design Zurich – Archive of the Zurich University of the Arts, abgerufen am 11. Mai 2021.
  27. A. Bänninger: Berauschende Fülle in nüchterner Hülle; "100 Jahre Schweizer Werbefilm". Neue Zürcher Zeitung, 1998-06-13.
  28. Migros-Kulturprozent vergibt die Werkbeiträge Digitale Kultur 2013. Abgerufen am 8. November 2021.
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