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Hermann Menge

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Gedenkstein in der Frankenberger Kirche in Goslar

Hermann August Menge (* 7. Februar 1841 in Seesen am Harz ; † 9. Januar 1939 in Goslar) war ein deutscher Altphilologe, Pädagoge und Verfasser einer nach ihm benannten Bibelübersetzung, der sogenannten Menge-Bibel.

Leben

Der Sohn eines Registrators am Amtsgericht Seesen studierte von 1860 bis 1864 in Göttingen Klassische Philologie und Geschichte und wurde bereits 1863 mit einer Untersuchung zum Gebrauch der Präpositionen bei Aischylos zum Dr. phil. promoviert. In den Folgejahren unterrichtete er an Gymnasien in Helmstedt und Holzminden. Von 1887 bis 1894 war er Direktor des Gymnasiums in Sangerhausen und von 1894 bis zur Pensionierung Direktor des Gymnasiums in Wittstock. Zudem wurde ihm vom preußischen Unterrichtsministerium für seine wissenschaftlichen Verdienste der Titel eines Professors verliehen. Gesundheitliche Probleme und Streitigkeiten mit dem Kollegium ließen Hermann Menge im Jahre 1900 um die Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand nachsuchen. Am 9. Januar 1939 starb er im Alter von 97 Jahren in Goslar.

Die Menge-Bibel

Im Ruhestand beschäftigte sich Menge intensiv mit der Bibel und ihren Übersetzungen. Seine eigene Übersetzung des Neuen Testaments in modernes Deutsch erschien im Mai 1909. Die folgenden zwölf Jahre widmete er sich einer zunächst privaten Übersetzung des Alten Testaments. Die Württembergische Bibelanstalt bewog ihn jedoch, auch diesen Teil zu veröffentlichen, und brachte die Menge-Bibel erstmals 1926 auf den Markt. Für seine Verdienste um die Bibelübersetzung wurde ihm von der Theologischen Fakultät der Universität Münster zwei Jahre später ein Ehrendoktortitel verliehen. Menge revidierte seinen Text bis kurz vor seinem Tod immer wieder.

Die Kriterien, die ihn bei seinen Übersetzungen leiteten, stellte er selbst so dar:

„Ich habe … mich daher überall bemüht, mit philologischer Genauigkeit, an die ich während meiner langjährigen Amtstätigkeit, sowie infolge meiner schriftstellerischen Arbeiten gewöhnt war, die Übersetzung im engen Anschluss an den biblischen Urtext so treu wie möglich zu gestalten, d.h nicht sowohl in ängstlicher Weise am Buchstaben zu kleben, als vielmehr sinngetreu zu übersetzen, ohne zu dem überlieferten etwas hinzuzutun noch etwas davon wegzulassen.
Sodann ist es mein ernstes Bestreben gewesen, meine Übertragung nicht nur in ein verständliches und klares, auch von Fremdwörtern möglichst gereinigtes Deutsch zu kleiden, sondern auch auf die Stimmung und Färbung jedes Buches und Abschnittes, ja jeder Stelle bedacht zu sein, um ebensowohl die unvergleichliche Einfalt und Natürlichkeit der geschichtlichen Stücke zum Ausdruck zu bringen, als auch den mannigfaltigen Stilformen der Psalmen und der Reden in den prophetischen und lehrhaften Büchern gerecht zu werden. Außerdem habe ich es mir angelegen sein lassen, das Erfassen des Sinnes durch reichlich angebrachte Überschriften zu erleichtern und die Übersichtlichkeit durch sorgfältige Gliederung der Teile zu fördern, was vornehmlich bei Reden und in Briefen, sowie in den poetischen, prophetischen und lehrhaften Stücken unzweifelhaft von hohem Werte ist
Es gibt in der heiligen Schrift eine Anzahl von Stellen, deren Sinn sich nicht mit unzweifelhafter Sicherheit feststellen lässt, die deshalb von jeher verschiedene und gleichberechtigte Erklärungen gefunden haben. Derartige Stellen habe ich durchweg so behandelt, dass ich die Worte des Urtextes mit möglichster Genauigkeit wiedergegeben und dem Leser die Aufgabe überlassen habe, durch eigenes Nachdenken zur Ergründung des Sinnes zu gelangen und sich selbst ein Urteil zu bilden.“

aus dem Vorwort der Bibelübersetzung

Das Ergebnis ist ein philologisch geprägter, aber auch literarisch geschätzter Bibeltext. Zum Hinweis auf alternative Übersetzungsmöglichkeiten verwendete Menge teils Fußnoten, teils Klammerbemerkungen im laufenden Text. Zur Verdeutlichung der Gliederung benutzte er ein mehrstufiges System von Überschriften.

Leseprobe (Matthäus 18,23–24) aus der Version von 1940:

Darum ist das Himmelreich einem König vergleichbar, der mit seinen Knechten (Dienern oder Beamten) abrechnen wollte. Als er nun mit der Abrechnung begann, wurde ihm einer vorgeführt, der ihm zehntausend Talente **) schuldig war.
**) etwa 75 Millionen Mark, vgl. 25,15

Nach dem deutschen Urheberrecht ist die Menge-Bibel seit 1. Januar 2010 gemeinfrei.

Lehrbücher

Während seiner Zeit als Gymnasiallehrer verfasste Hermann Menge mehrere Lehrwerke sowie Wörterbücher zum Studium der alten Sprachen, die bis heute richtungsweisend sind. Seine Hand- und Schulwörterbücher für Latein und Griechisch bilden die Grundlage der von Otto Güthling überarbeiteten Großen Schulwörterbücher für beide Sprachen, die der Langenscheidt-Verlag noch heute verlegt.

Zu Standardwerken für die wissenschaftliche Ausbildung in der Klassischen Philologie wurden seine beiden Repetitorien der lateinischen und griechischen Syntax und Stilistik, mit denen Menge damit eine umfangreiche und differenzierte Sammlung und Beschreibung komplexer grammatikalischer Phänomene vorlegte.

Das Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik

1873 veröffentlichte Menge erstmals ein lateinisches Repetitorium auf Grundlage seiner Erfahrungen als Gymnasiallehrer. Zunächst nur für den Schulgebrauch gedacht, entwickelte sich das umfangreiche und auflagenstarke Werk, das zugleich Übungsbuch und Grammatik ist, schnell zu einem Lehrbuch für Oberschüler und Studenten gleichermaßen. Die letzte von Menge selbst publizierte Fassung war die 10. Auflage von 1914. Als problematische Mischung zwischen Schulbuch und wissenschaftlicher Darstellung der lateinischen Syntax ging diese an ihrem intendiertem Zielpublikum zum Teil vorbei. Andreas Thierfelder schuf mit seiner Bearbeitung (11. Auflage 1953), die Menges Handexemplar der 10. Auflage mit zahlreichen Änderungen und Ergänzungen berücksichtigt, vor allem aber auf die noch stärker auf Lehr- und Lernzwecke zugeschnittene 7. Auflage (1900) zurückgreift, ein Lehrbuch, das Generationen von Lateinstudenten begleitet hat. Inzwischen wird Menges Repetitorium in einer im Jahr 1999 von Thorsten Burkard und Markus Schauer grundlegend überarbeiteten Fassung als Standardwerk an den Hochschulen verwendet. Viele Universitätsdozenten bevorzugen allerdings nach wie vor die von Andreas Thierfelder bearbeitete Fassung.

Das Repetitorium der griechischen Syntax

1878 veröffentlichte Menge das Pendant seines Repetitoriums für den Griechischunterricht. Zwar erreichte das griechische Übungsbuch weder die Auflagenstärke noch die Bedeutung des lateinischen Repetitoriums innerhalb der Fachwissenschaft, stellt aber dennoch bis heute eine feste Größe in der akademischen Ausbildung dar.

Werke (Auswahl)

  • De praepositionum usu apud Aeschylum, Dissertation, Göttingen 1863.
  • Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik 1873 (Ausgabe Wolfenbüttel 1900 digital); inzwischen von Thorsten Burkard und Markus Schauer neu bearbeitet unter dem Titel Lateinische Syntax und Semantik. Eine Autorengrammatik zu Cicero und Caesar, Darmstadt 1999.
  • Repetitorium der griechischen Syntax, 1878; 10. Auflage, neu bearbeitet von Jürgen Wiesner, Darmstadt 1999.
  • Taschenwörterbuch der lateinischen und deutschen Sprache. I. Teil: Lateinisch-deutsch. Berlin-Schöneberg 1903.
  • Taschenwörterbuch der griechischen und deutschen Sprache. I. Teil: Griechisch-deutsch. Berlin-Schöneberg 1903.
  • Griechisch-deutsches Schulwörterbuch, mit besonderer Berücksichtigung der Etymologie, Berlin-Schöneberg 1903 (ff).
  • Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der Etymologie, Berlin-Schöneberg 1907.
  • Das Neue Testament (Übersetzung), Braunschweig 1909.
  • Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments (Übersetzung), Stuttgart 1926.
  • Lateinische Synonymik, 7. Auflage, Heidelberg 1999.

Literatur

  • Berthold Lannert: Die Bibelübersetzung Hermann Menges zwischen Philologie und Theologie. In: ZThK 86 (1989), S. 371–388.
  • Paul Olbricht: Der Bibelübersetzer Hermann Menge. Sein Leben und sein Schaffen. Berlin: Furche 1939.
  • Klaus-Gunther Wesseling: Hermann Menge. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 1257–1259.

Weblinks

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