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Martin Kirschbaum

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Martin Friedrich Wilhelm Kirschbaum (* 19. Juli 1888 in Berlin[1]; † 5. Februar 1958 ebenda[2]) war ein deutscher Kriminalbeamter.

Leben und Wirken

Kaiserreich und Weimarer Republik

Kirschbaum meldete sich im Sommer 1914 als Freiwilliger zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Nach einer schweren Verletzung wurde er 1916 in die Heimat zurückgeschickt. Anschließend übernahm er die Spionageüberwachung bei der Militärpolizei in Stettin. Im Juli 1918 wurde Kirschbaum in die Politische Polizei in Berlin aufgenommen, wo er dem Oberregierungsrat Doyé zur Verfügung gestellt wurde.

1919 schloss Kirschbaum sich dem Freikorps Regiment Reinhard an. Während der revolutionären Wirren des Jahres 1919 leitete er die Nachrichtenabteilung der Streifkompanie Kessel, deren Aufgabe die Sammlung von Beweisen für „staats- und regierungsfeindliche Absichten“ war. So wurden Listen der Führer der Spartakusbewegung einschließlich Verzeichnissen von deren Aufenthaltsorten erarbeitet, mit deren Hilfe kurz vor Ausbruch des Märzaufstandes 1919 über 120 Führer der Spartakusbewegung von Angehörigen der Streifkompanie verhaftet wurden. Ferner war Kirschbaum an den Verhaftungen der Kommunistenführer Karl Radek und Leo Jogiches und an der Befreiung des Freikorpsführers Otto Marloh aus dem Gefängnis beteiligt.

In den 1920er Jahren nahm Kirschbaum eine Stellung als Ermittlungsbeamter und Geldeintreiber des Unternehmens Deutsche Familienkaufhaus GmbH (Defaka) an.

Mit dem Aufstieg der NS-Bewegung in den frühen 1930er Jahren begann Kirschbaum sich dieser anzunähern: Seit 1931 oder 1932 war er für die SA-Untergruppe Berlin Ost tätig, für die er Aufgaben als Nachrichtenmann und bei der Beschaffung von Waffen und Munition übernahm. Von einem offiziellen Eintritt in die SA und die NSDAP soll er während dieser Zeit abgesehen haben, um seine Tätigkeit als Nachrichtenmann nicht zu gefährden.

NS-Zeit

Kirschbaums offizieller Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnr. 3.010.824) erfolgte erst am 1. April 1933, wenige Wochen nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten. Freundschaftliche Bande unterhielt er zu dieser Zeit insbesondere zum Gruppenführer der Berliner SA Karl Ernst: für diesen organisierte er in der Defaka zu erheblich herabgesetzten Preisen die Ausstattung für seine Wohnung in der Miethausvilla Podbielskiallee 83 in Berlin-Dahlem im Jahr 1933. 1933 finanzierte Kirschbaum die Hochzeit Ernsts. Außerdem organisierte er seine Hochzeitsreise nach Madeira mit einem Dampfschiff des Norddeutschen Lloyd.

Am Mittag des 30. Junis 1934 wurde Kirschbaum anlässlich der als Röhm-Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle vom Frühsommer 1934 in Bremerhaven als Begleiter von Ernst und seiner Ehefrau verhaftet, als die drei im Begriff waren, das Schiff zu besteigen, das sie auf ihre Hochzeitsreise nach Madeira bringen sollte. Ernst und Kirschbaum wurden einem SS-Kommando unter Führung von Kurt Gildisch übergeben, das sie im Flugzeug nach Berlin brachte. Während Ernst in der Kadettenanstalt Lichterfelde erschossen wurde, wurde Kirschbaum nur in Haft genommen. Da ihm eine Beteiligung an der angeblichen Revolte der SA-Führung nicht nachgewiesen werden konnte, wurde er schließlich wieder aus der Haft entlassen. Aufgrund seines fragwürdigen Gebarens in wirtschaftlichen Fragen – ihm wurden im Zusammenhang mit der Begünstigung Ernsts „dunkle Geldgeschäfte, die stark nach Korruption aussahen“ vorgeworfen – trat Kirschbaum jedoch, auf Druck der Geheimen Staatspolizei als „übler Geschäftemacher und Konjunkturritter“, der nur „um Geschäfte zu machen, der Partei und SA beigetreten sei“ und sich „an Ernst heranmachte“, aus der NSDAP und SA aus.

Seit 1936 betrieb Kirschbaum seine Wiederaufnahme in die NSDAP und die SA. Ob diese zustande kamen, ist ungeklärt. Es gelang Kirschbaum jedoch, eine Anstellung bei der Gestapo in Köln zu erhalten. 1941 leitete er dort das Amt zur „Bekämpfung des Marxismus“.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kirschbaum häufig fälschlich als Adjutant von Karl Ernst identifiziert und vor allem von der Forschergruppe um Walther Hofer und Edouard Calic als angeblicher Komplize von Ernst mit dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 in Verbindung gebracht. Forscher wie Fritz Tobias und Uwe Backes sehen eine Involvierung Kirschbaums hingegen als widerlegt an.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geburtsregister StA Berlin II, Nr. 646/1888
  2. Sterberegister StA Reinickendorf von Berlin, Nr. 414/1958
  3. Uwe Backes (Hrsg.): Reichstagsbrand, Aufklärung einer historischen Legende, 1986.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Martin Kirschbaum aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.