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Kirchhain
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
50.8200678.9187621208 Koordinaten: 50° 49′ N, 8° 55′ O
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Marburg-Biedenkopf | |
Höhe: | 208 m ü. NN | |
Fläche: | 90,92 km² | |
Einwohner: |
16.198 (31. Dez. 2011)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 178 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 35274 | |
Vorwahl: | 06422 | |
Kfz-Kennzeichen: | MR, BID | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 34 011 | |
Stadtgliederung: | 13 Stadtbezirke | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Am Markt 6/8 35274 Kirchhain | |
Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Jochen Kirchner (parteilos) | |
Lage der Stadt Kirchhain im Marburg-Biedenkopf | ||
Kirchhain ist eine Stadt im Landkreis Marburg-Biedenkopf in Hessen. Sie liegt an den Flüssen Ohm und Wohra.
Geografie
Geografische Lage
Kirchhain liegt in Mittelhessen am Nord(ost)rand des Amöneburger Beckens. Die Kernstadt liegt etwa 12 km östlich von Marburg, nordöstlich der Einmündung der Wohra in die Ohm, an der sich west- und südlich Kirchhains zum Schutz der am Fluss gelegenen Ortschaften das Hochwasserrückhaltebecken Kirchhain/Ohm ausbreitet.
Die höchste Erhebung des Stadtgebietes ist der 380 m ü. NN hohe, mit einem Aussichtsturm versehene Burgholz im Norden, an dessen Gipfel sich auch der gleichnamige Ortsteil befindet. Der Burgholz ist der südwestlichste Ausläufer der Gilserberger Höhen, die den Norden der Oberhessischen Schwelle bilden und entlang der Rhein-Weser-Wasserscheide den Kellerwald nach Süden abdachen. Auch der nordöstlichste Ortsteil Emsdorf liegt, auf etwa 300 m Höhe, innerhalb dieses Höhenzuges, an dessen Südhängen sich auch noch von Talhöhe aus der nordöstliche Ortsteil Langenstein (bis 270 m) und der äußerste Norden von Kirchhain-Stadt (bis etwa 280 m) in Richtung Kirchhainer Stadtwald ziehen.
Nordwestlich der Kernstadt, jenseits der Wohra und an den Flanken des Südlichen Burgwalds liegen die Ortsteile Himmelsberg und Sindersfeld in Höhen von je um 280 m. Hier befindet sich auch der Staatsforst Rauschenberg, zu dem auch der nördliche Großteil des Waldes bei Burgholz (nördlich des Stadtwaldes) gehört.
Östlich der Kernstadt führt die Bundesstraße 454 in Richtung Stadtallendorf unmittelbar über den zur Oberhessischen Schwelle zählenden Neustädter Sattel, der vergleichsweise sanft ansteigt.
Die Gebiete westlich und südlich der Stadt sind durch die Ackerflächen und Auenlandschaften des Amöneburger Beckens geprägt, die nur durch den Basaltkegel der Amöneburg, 3 km südlich der Kirchhainer Kernstadt, unterbrochen werden. Hier liegen – neben Großteilen der Kernstadt – alle bisher nicht aufgeführten Ortsteile auf Höhen von etwa 190 bis 220 m, wobei sich die westlichen Ortsteile bereits in unmittelbarer Nähe der Lahnberge befinden, während die nördlichen Ortsteile Betziesdorf, Anzefahr und Stausebach mit dem (südlichen) Burgwald benachbart sind.
Nachbargemeinden
Cölbe | Rauschenberg | |
Marburg | Stadtallendorf | |
Ebsdorfergrund | Amöneburg |
Alle Nachbargemeinden gehören zum Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Stadtgliederung
Neben der Kernstadt Kirchhain mit ca. 8300 Einwohnern verteilen sich weitere 8900 Einwohner auf die zwölf Stadtteile:
Geschichte
Bereits zu prähistorischer Zeit durchliefen das heutige Stadtgebiet Kirchhains viele Fern- und Verbindungswege. Schon seit der frühen Jungsteinzeit lassen sich dort fast kontinuierlich verschiedene Siedlungsepochen nachweisen. Der eponyme Menhir von Langenstein ist das herausragende Zeugnis dieser Epoche. Der Höhepunkt des Siedlungsausbaues lag in der jüngeren Eisenzeit (5. Jahrhundert v. Chr.).
Erste territoriale Bildungen entstanden jedoch erst im 12. Jahrhundert n. Chr. Im Jahr 1146 wird die Siedlung erstmals urkundlich unter dem Namen „Werphloh“ erwähnt. Die Region gehörte seinerzeit zur Landgrafschaft Thüringen bzw. ab 1247 Hessen, während die benachbarte Amöneburg und weite Teile des Umlandes im Besitz der Erzbischöfe von Mainz waren. Immer wieder kam es seit dieser Zeit zu Auseinandersetzungen zwischen den Mainzern und Hessen um die Landeshoheit. Ab dem 13. Jahrhundert förderten daraufhin die Landgrafen von Hessen den Ausbau Kirchhains als hessisches Bollwerk gegen das mainzische Amöneburg, um die Region kontrollieren zu können. Kirchhain entwickelte sich fortan zum wirtschaftlichen Zentrum des Amöneburger Beckens. Die Stadtrechte erhielt Kirchhain vermutlich vor 1348, als offizielles Stadtgründungsjahr wird jedoch mangels früherer urkundlicher Nachweise erst das Jahr 1352 angesehen.
Seit dem 15. Jahrhundert bildeten die wichtigen Handelsstraßen „Lange Hessen“ und Köln-Leipziger-Handelsstraße in Kirchhain einen Straßenknoten und begünstigten damit die weitere wirtschaftliche Erschließung der Stadt. Die gute Verkehrsanbindung führte jedoch im Dreißigjährigen Krieg dazu, dass Kirchhain einige Male besetzt wurde, zeitweilig Hauptquartier verschiedener Armeen war, und damit unter der häufigen Einquartierung von Truppen zu leiden hatte. 1636 waren in und um die Stadt etwa 12.000–14.000 Soldaten untergebracht. Für die damalige Stadtbevölkerung von ca. 1.000 Einwohnern war dies eine enorme Belastung. Über den Krieg in und um Kirchhain berichtet auch Caspar Preis in seiner Stausebacher Ortschronik.
Ebenfalls unter den Kriegswirren zu leiden hatte Kirchhain im Siebenjährigen Krieg, auch hier führte die gute Verkehrslage die Truppen immer wieder in die Stadt.
Von 1806 bis 1813 war Kirchhain Verwaltungssitz des Kantons Kirchhain im Königreich Westphalen. Von 1821 an war Kirchhain Kreisstadt des neu geschaffenen Verwaltungskreises Kirchhain, bis dieser 1932 mit dem Kreis Marburg zusammengelegt wurde.
Von der jüdischen Bevölkerung Kirchhains, welche vom Ende des 16. Jahrhunderts in Kirchhain ansässig war, ist Elchanan Henle Kirchhain, der bekannteste. Sein Grabstein ist auf dem jüdischen Friedhof Kirchhains erhalten.
Eingemeindungen
Am 1. Februar 1971 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Anzefahr, Betziesdorf, Burgholz, Himmelsberg, Kleinseelheim, Niederwald und Schönbach eingegliedert. Am 31. Dezember 1971 kamen Langenstein, Sindersfeld und Stausebach hinzu. Emsdorf und Großseelheim folgten am 1. Juli 1974.[2]
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis:[3]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
||
---|---|---|---|---|---|---|
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 39,9 | 15 | 40,6 | 15 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 38,8 | 14 | 40,3 | 15 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 14,6 | 5 | 9,6 | 4 | |
FDP | Freie Demokratische Partei | 3,8 | 2 | 5,7 | 2 | |
DIE LINKE | Die Linke | 2,8 | 1 | — | — | |
UWG | Unabhängige Wählergemeinschaft | — | — | 3,9 | 1 | |
Gesamt | 100 | 37 | 100 | 37 | ||
Wahlbeteiligung in % | 50,5 | 53,6 |
Wappen
Am 11. November 1986 erteilte das Hessische Ministerium des Innern der Stadt die Genehmigung, das nachstehend beschriebene Wappen zu führen.
Blasonierung: „In Rot ein silberner Spangenhelm mit goldenen Helmdecken und zwei silbernen Büffelhörnern als Helmzier, die außen mit je sechs silbernen Lindenzweigen besteckt sind, zwischen den Büffelhörnern ein goldenes „K“.“
Das Stadtwappen wurde vom Heraldiker Heinz Ritt aus Bad Nauheim entworfen.
Städtepartnerschaften
- Plomelin, Frankreich, Bretagne (seit 1966, gegründet und gelebt im jetzigen Stadtteil Betziesdorf)
- Doberlug-Kirchhain, Brandenburg (seit 1989)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im Kirchhainer Ortsteil Himmelsberg befindet sich eine einst als Tanzlinde fungierende alte Sommerlinde. Sie wird als 1000-jährige Linde bezeichnet und ist seit 1971 Naturdenkmal. 2001 erschien ihr Motiv auf einer Sondermarke der Deutschen Post.
Am nördlichen Rand der Kirchhainer Altstadt befindet sich der Annapark, ein ehemaliger (1828 bis 1899) Friedhof, der vom Marburger Brauereibesitzer Bopp als Park hergerichtet und nach seiner Frau benannt wurde.
Bauwerke
- Das Rathaus, Wahrzeichen der Stadt, wurde um 1450 in Fachwerk erbaut.
- Das Haus „Zum blauen Löwen“, erbaut 1612, ist das Geburtshaus des Dichters Eberhard Werner Happel.
- Die Evangelische Stadtkirche St. Michael stammt aus dem 15. Jahrhundert.
- Der Torso der ehemaligen Synagoge
Stadtmauer mit Hexenturm
Wirtschaft, Stadtaufbau und Infrastruktur
Im Zentrum der Stadt Kirchhain befindet sich der Bahnhof Kirchhain und die Fußgängerzone mit dem Bürgerhaus und verschiedenen Geschäften. Im Nordwesten liegt das Schul- und Sportzentrum mit der Gesamtschule Kirchhain und zwei Schulsporthallen, einem Stadion, einem Hallenbad, sowie einer Großsporthalle (Heinrich-Weber-Halle). Richtung Emsdorf gibt es drei Neubaugebiete, welche unter dem Neubaugebiet-Röthe zusammengefasst sind. In den Baugebieten befindet sich ein Altenhilfezentrum und eine Heilpädagogische Gemeinde. Am Ost- und Westende befinden sich Industriegebiete. Im Jahr 2008 eröffnete der Solaranlagenhersteller Wagner & Co in Kirchhain die erste energieneutrale Fabrik zur weitgehend automatisierten Produktion von Solarkollektoren. Zusätzlich gibt es die Marburger Tapetenfabrik, welche den Produktionssitz in der Stadt hat.
Verkehrsanbindung
Kirchhain ist über die Anschlussstellen Kirchhain-West, Kirchhain-Mitte und Kirchhain-Ost an die B 62 und B 454 angebunden und somit ans Bundesfernstraßennetz. Eisenbahnverbindungen bestehen ab dem Bahnhof Kirchhain (Bz Kassel) mit der Main-Weser-Bahn Richtung Frankfurt und Kassel. In Kirchhain halten der Regionalexpress und der Mittelhessen-Express.
Öffentliche Einrichtungen
Das Amtsgericht Kirchhain hat seinen Sitz in der Stadt.
Märkte
Begünstigt durch die Lage an den alten Handelsrouten ist Kirchhain eine traditionelle Marktstadt. Bis heute werden viele Märkte in Kirchhain gehalten. Die größten Märkte mit mehreren zehntausend Besuchern sind der Ostermarkt am Wochenende vor Ostern und der Martinsmarkt, der am letzten Oktoberwochenende abgehalten wird. Am ersten Adventswochenende findet gemeinsam mit dem Weihnachtsmarkt der Kirchhainer Kunstmarkt statt; der Neujahrsmarkt wird am letzten Werktag vor Silvester veranstaltet.[4]
Söhne und Töchter der Stadt
- Heinrich von Langenstein (1325–1397), Theologe, Kirchenpolitiker und Astronom
- Katharina Lips (* in Betziesdorf), 1672 in einem Hexenprozess als angebliche Hexe hingerichtet
- Eberhard Werner Happel (1657–1690), Dichter
- Elchanan Henle Kirchhain (1666–1757), Autor des jiddischen Moralbuches Simchat ha-Nefesch
- Johann Heinrich Fenner von Fenneberg (1774–1849), Mediziner
- Heinrich Joseph Wetzer (1801–1853), Orientalist
- Heinrich Scheffer (1808–1846), Schriftsteller, Bürgermeister von Kirchhain
- Benedikt Stilling (1810–1879), Mediziner, Anatom
- Lisa de Boor geb. Hüttel, (1894–1957), Lyrikerin, Schriftstellerin
- Leo Strauss (1899–1973), Philosoph
- Otto Schweinsberger (1904–?), Jurist
- Ursula de Boor (1915–2001), Mitglied der Weißen Rose Hamburg, einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus
- Wilhelm Noll (* 1926), Motorradgespann-Rennfahrer, Weltmeister 1954 und 1956
- Fritz Cron (* 1925), Motorradgespann-Rennfahrer, Weltmeister 1954 und 1956
- Mathias Schröder (* 28. September 1941 in Kassel, aufgewachsen in Kirchhain), Arzt und Schriftsteller
- Reiner Cunz (* 12. April 1958 in Marburg, aufgewachsen in Kirchhain), Historiker und Numismatiker
Literatur
- Hermann Dippel, Paul Koch: Kirchhain einst und jetzt. Marburg 2001, ISBN 3-89445-282-X.
- W.G. Soldan, H. Heppe: Geschichte der Hexenprozesse. Band 2, hg. von Max Bauer, Hanau/Main, Nachdruck der 3. Auflage von 1911, S. 96–98.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Bundesamt – Gemeinden in Deutschland nach Bevölkerung am 31.12.2011 auf Grundlage des Zensus 2011 und früherer Zählungen (XLS-Datei; 2,0 MB) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu)
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402 und 404.
- ↑ Endgültiges Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011, Kirchhain, Hessisches Statistisches Landesamt. Abgerufen am 11. April 2011.
- ↑ Märkte in Kirchhain auf kirchhain.de, abgerufen am 23. September 2013
Weblinks
- Literatur über Kirchhain in der Hessischen Bibliographie
- Illustration von Daniel Meisner von 1626: Kirchain. Gedrückt, aber nicht erdrückt. (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
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