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John Waters (Regisseur)

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John Waters (2014)

John Waters (* 22. April 1946 in Baltimore, Maryland) ist ein US-amerikanischer Filmregisseur, Autor, Schauspieler und bildender Künstler. Seine bewusst die Grenzen des „guten Geschmacks“ des Bürgertums überschreitenden Filme brachten ihm den Spitznamen „The Pope of Trash“ (der Papst des Abfalls) ein.[1][2] Seine Frühwerke wie Pink Flamingos und Female Trouble lösten oft Schock und Kontroversen aus, später erreichte er mit Filmen wie Hairspray und Cry-Baby aber auch ein breiteres Publikum. Heute gilt er als einer der wichtigsten künstlerischen Pioniere der Schwulenbewegung.

Leben und Wirken

John Waters wurde in eine katholische Familie der oberen Mittelschicht in Baltimore geboren. Seine Eltern Patricia Ann Whitaker (1924–2014) und John Samuel Waters (1916–2008) waren Hersteller von feuersicherer Kleidung.[3] Schon vor seinem Schulabschluss arbeitete er mit Freunden an seinem ersten Kurzfilm Hag in a Black Leather Jacket. Nach einem abgebrochenen Studium an der New York University kehrte er nach Baltimore zurück, wo er weitere radikal wirkende Kurzfilme drehte. Ständiger Hauptdarsteller dieser Kurzfilme war sein enger Freund Glenn Milstead alias Divine, an seiner Seite agierten mit Edith Massey, Mink Stole, Mary Vivian Pearce, Susan Lowe und David Lochary weitere Freunde von Waters, zusammengenommen wurde diese Gruppe Dreamlanders genannt.

John Waters galt lange Zeit als das „schwarze Schaf“ unter den Filmemachern: Seine frühen Werke, Pink Flamingos (1972), Female Trouble (1974) und Desperate Living (1977), zusammen auch als „Trash-Trilogy“ bekannt, beinhalteten oft verpönte und streng tabuisierte sexuelle Themen, wie Trans- und Homosexualität, Inzest und Zoophilie, sowie den Ekel des Zuschauers herausfordernde Szenen. Gleichzeitig waren sie Satiren und Angriffe auf die amerikanische Kultur und die bürgerliche Gesellschaftsschicht, aus der Waters selbst stammt. Die Low-Budget-Filme, deren Budgets im fünfstelligen Dollarbereich lagen, griffen damit viele Elemente der zeitgenössischen Queerkultur vor und lösten damit starke Kontroversen innerhalb des herkömmlichen Kinoverständnisses aus, provozierten die Zensur und – nach Meinung einiger Kritiker – auch die Grenzen des guten Geschmackes. Trotzdem wurden sie insbesondere bei jungen, aufgeschlossenen Kinogängern als Midnight Movies zum Erfolg und schließlich zu Kultfilmen. Heute werden John Waters’ kompromisslose Filme als wegweisende Meilensteine der zeitgenössischen Filmkultur anerkannt und gewürdigt. Waters selbst sieht seine Filme als bewusst gemachte „good bad taste“-Filme und erklärte:

„Für mich dreht sich in der Unterhaltung alles um schlechten Geschmack. Wenn sich jemand während meiner Filme übergibt, ist das wie eine Standing Ovation. Aber man muss sich erinnern, dass es etwas wie guten schlechten Geschmack und schlechten schlechten Geschmack gibt. Es ist einfach, Leute zu ekeln, wenn ich einen Film machen würde, in dem einfach nur 90 Minuten Menschen die Gliedmaßen abgehackt werden, aber das wäre schlechter schlechter Geschmack und nicht sehr stilvoll oder genial. Um schlechten Geschmack zu verstehen, muss man sehr guten Geschmack haben. Guter schlechter Geschmack sollte auf kreative Weise ekelerregend sein und zugleich einen besonders verdrehten Humor haben, der alles andere als universal ist.“[4]

Ab Polyester (1981), einer Satire auf das Kleinstadtleben und Douglas-Sirk-Melodramen, bei der mit Tab Hunter erstmals ein „seriöser“ Schauspieler mitwirkte, wandte sich Waters zunehmend dem filmischen Mainstream zu. Die ekelerregenden Momente in seinen Filmen wurden zunehmend weniger, die Budgets der Filme und die Bekanntheit der Mitwirkenden erhöhte sich, dennoch blieben schrille Momente und die satirischen Spitzen gegen die amerikanische Gesellschaft auch in seinen späteren Filmen bestehen. Hairspray wurde ab dem Jahr 1988 zu einem Publikumserfolg und später sogar als Broadway-Musical umgesetzt, das im Jahr 2003 mit dem Tony Award ausgezeichnet wurde.[5] Kurz nach der Premiere von Hairspray am 7. März 1988 starb Waters Muse Divine, woraufhin die Hauptdarsteller von Waters’ Filmen fortan wechselten, darunter etwa Johnny Depp in Cry-Baby (1990) und Kathleen Turner in Serial Mom – Warum läßt Mama das Morden nicht? (1994). Seit dem Misserfolg seines bisher letzten Filmes A Dirty Shame im Jahr 2004 konzentriert sich Waters auf seine anderen Betätigungsfelder, auch da ihm die Finanzierung eines neuen Films schwerfällt.[6] Dazu äußerte er in einem Interview 2017:

„Sie wollen alle, dass du einen Film für unter einer Million Dollar machst, was ich nicht will. Ich will mit 70 Jahren kein vorgeblich radikaler Filmemacher mehr sein. Ich hab das gemacht. Ich muss es nicht nochmal machen.“[7]

Waters stand bereits mehrfach für Film- und Fernsehproduktionen anderer Regisseure vor der Kamera. In der Simpsons-Episode Homer's Phobia spielte er eine fiktionalisierte Version von sich selbst. Zudem betätigt er sich seit den 1990er-Jahren auch als Fotograf und bildender Künstler. Der Großteil seiner Fotos besteht aus vom Fernseher abfotografierten, teilweise überarbeiteten und mit anderen rekombinierten Bildern aus seinen (zum Teil auch eigenen) Lieblingsfilmen. Auf anderen Bildern hat er sein Gesicht so bearbeitet, wie er aussehen würde, wenn er Schönheitsoperationen hinter sich hätte.[8] 2004 stellte John Waters seine Werke im Fotomuseum Winterthur aus.[9] Ebenfalls betätigt sich Waters als Stand-Up-Komiker und Autor, der seit den frühen 1980er-Jahren rund zehn Bücher publizierte. 2012 veröffentlichte er das Reisebuch Carsick, in dem er von seinen Erfahrungen als Tramper quer durch die Vereinigten Staaten berichtet.

2019 wurde er auf dem Locarno Festival mit dem Ehrenleoparden für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Waters lebt offen schwul und setzt sich für die Rechte Homosexueller ein.[10] Er lebt in seiner Heimatstadt Baltimore, unterhält aber auch Zweitresidenzen an anderen Orten in den USA.

Filmografie

John Waters bei einer Autogrammstunde (1990)
John Waters (2007)

Als Regisseur

Als Schauspieler (Auswahl)

Bibliografie

(Daten der Erstveröffentlichungen)

  • 1981: Shock Value
  • 1987: Crackpot
  • 1988: Pink Flamingoes and Other Filth: Three Screenplays by John Waters
  • 1988: Hairspray, Female Trouble, and Multiple Maniacs: Three More Screenplays
  • 1997: Director's Cut
  • 2003: Art: A Sex Book (mit Bruce Hainley)
  • 2006: Unwatchable
  • 2010: Role Models[11]
  • 2014: Carsick
    • deutsch: Carsick. Meine unglaubliche Reise per Anhalter durch Amerika. Ullstein Extra, Berlin 2015, ISBN 978-3-86493-033-1
  • 2019: Mr. Know-It-All: The Tarnished Wisdom of a Filth Elder

Auszeichnungen (Auswahl)

Weblinks

 Commons: John Waters – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. JOHN WATERS: THE POPE OF TRASH. Abgerufen am 26. März 2019 (english).
  2. John Waters, The „Pope Of Trash“. Abgerufen am 26. März 2019 (english).
  3. John Waters Biography (1946-). Abgerufen am 26. März 2019.
  4. Guy Barefoot: Trash Cinema: The Lure of the Low. Columbia University Press, 2017-11-21, ISBN 978-0-231-54269-2 (https://books.google.de/books?id=VkI5DwAAQBAJ&pg=PT87&lpg=PT87&dq=To+understand+bad+taste+one+must+have+very+good+taste.+Good+bad+taste+can+be+creatively+nauseating+but+must,+at+the+same+time,+appeal+to+the+especially&source=bl&ots=gcZCs9l21I&sig=ACfU3U1A4k-sQfLKToRReqpAPg6L9wsphQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwji856c46vpAhWSs3EKHda7CZ0Q6AEwAXoECAsQAQ#v=onepage&q=To%20understand%20bad%20taste%20one%20must%20have%20very%20good%20taste.%20Good%20bad%20taste%20can%20be%20creatively%20nauseating%20but%20must,%20at%20the%20same%20time,%20appeal%20to%20the%20especially&f=false).
  5. Tony Award. (Memento vom 19. März 2012 im Internet Archive) 2003 für Musical Hairspray
  6. Joe Blevins: Obscene and Unheard: The Unmade Films of John Waters. In: Volture. 20. November 2015, abgerufen am 26. März 2019 (english).
  7. Rebecca Nicholson: John Waters: ‘A new kind of anarchy is going to happen next’. In: The Guardian. 2017-02-13 ISSN 0261-3077 (https://www.theguardian.com/film/2017/feb/13/john-waters-on-multiple-maniacs-reissue).
  8. Nadja Sayej: John Waters: 'I never wanted to be a cult film-maker'. In: The Guardian. 2018-10-08 ISSN 0261-3077 (https://www.theguardian.com/film/2018/oct/08/john-waters-interview-baltimore-exhibition-indecent-exposure).
  9. Trash und Crash im Fotomuseum Winterthur. news.ch. 2. Juni 2004. Abgerufen am 31. Mai 2011.
  10. dreamlandnews
  11. Christopher Brocklebank: Cult gay director John Waters has new book out, pinknews.co.uk, 28. Mai 2010
  12. John Waters Pardo d'onore Manor at Locarno 72. Abgerufen am 9. April 2019.
  13. John Waters erhält Ehren-Leoparden in Locarno. Artikel vom 9. April 2019, abgerufen am 9. April 2019.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel John Waters (Regisseur) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.