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Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen

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Bochumer Synagoge, eingeweiht 2007

Die Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen ist eine jüdische Einheitsgemeinde im Ruhrgebiet. Sie ist Mitglied im Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe.

Geschichte

Der Beginn jüdischen Lebens in Bochum

1616 wurden in einer Bochumer Stadtrechnung zwei jüdische Familien namentlich erwähnt. Ob Bochum bereits früher jüdische Einwohner oder sogar eine Synagoge hatte, ist unsicher. 1736 wurden bereits neun Familien gezählt. Zu ihnen gehörte Dr. Coppilia Pictor, der erste studierte und promovierte Arzt in der Stadt. Die anderen Familienvorstände waren Krämer, Schlächter, Kaufleute, Geldverleiher.

1812 trat das Preußische Judenedikt in Kraft, dass den 74 zu der Zeit in Bochum lebenden Juden unter anderem größere Freiheit bei der Wahl des Wohnsitzes gewährte. 1828 wurde eine jüdische Volksschule gegründet. 1852 gab es bereits 201 Juden in Bochum.

Gründung der Synagogengemeinden Bochum, Hattingen und Witten 1854

1854 entstanden drei Synagogengemeinden: Bochum, Hattingen und Witten. Sie waren als Körperschaft öffentlichen Rechts organisiert, was ihnen eine gewisse organisatorische Sicherheit verlieh. Die Gemeinde wählte aus ihrer Mitte sogenannte Repräsentanten, die den Gemeindehaushalt festsetzten und kontrollierten.

1863 wurde die Bochumer Synagoge an der damaligen Wilhelmstrasse (heute Huestrasse) eingeweiht. Aus diesem Anlass fanden große Feierlichkeiten statt, an denen die Gemeindemitglieder, aber auch nicht-jüdische Bochumer Bürger teilnahmen.

1895/96 musste die die Synagoge erweitert werden, da inzwischen etwa 800 jüdische Mitbürger in Bochum lebten. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie überwiegend als Kaufleute und Handwerker, später auch als Rechtsanwälte und Ärzte. Einige Mutige investierten in neue Erfindungen und zukunftsträchtige Branchen: Jakob Goldstaub gründete 1910 Bochums größtes und modernstes Kino, Bendix Bloch war Inhaber der ersten Werbeagentur in Bochum. Das bürgerliche Leben in Bochum wurde zu der Zeit gleichermaßen von Juden und Nicht-Juden gestaltet und geprägt. Jüdische Männer und Frauen waren Mitglieder und Vorsitzende vieler Bochumer Vereinigungen. Die Aktivitäten der Vereine, die innerhalb der jüdischen Gemeinde bestanden, waren Bestandteil des Bochumer Lebens.

1932 hatte die Bochumer jüdische Gemeinde 1152 Mitglieder und war damit die drittgrößte in Westfalen.

Vernichtung jüdischen Lebens in der NS-Zeit

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gelang es vielen Bochumer Juden, ihre bisherige Heimat noch rechtzeitig zu verlassen. Die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde sank von 1932 bis 1941 von 1134 auf 253 Menschen.

Die meisten von ihnen wurden in den Konzentrationslagern in Theresienstadt und Auschwitz ermordet.

Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Dennoch gab es einige wenige, die nach dem Ende des Terrorregimes wieder in ihre Heimatstadt Bochum zurückkehrten. Im Februar 1946 lebten 33 Juden in Bochum, die sich darum bemühten, wieder eine lebendige Gemeinde zu schaffen und zu erhalten. Im September 1947 stellte die Stadt Bochum den Mitgliedern im Haus Brückstrasse 33 b einen Raum als Betsaal zur Verfügung, in dem schon im Oktober die erste jüdische Hochzeit nach dem Krieg stattfand.

Der Innenraum der neuen Synagoge mit Toraschrein, Parochet und Ner Tamid, links der Bima die Rabbiner Soussan, Apel und Kaplan

Aufgrund der geringen Mitgliedzahlen schlossen sich 1953 die Gemeinden Bochum, Herne und Recklinghausen zusammen und wurden als Körperschaft des öffentlichen Rechts unter dem Namen Jüdische Kultusgemeinde Bochum-Herne-Recklinghausen anerkannt. Der größte Teil des Gemeindelebens fand nun in Recklinghausen statt, wo bereits 1955 eine Synagoge eingeweiht wurde.

Begründet durch das Abkommen zwischen der ehemaligen Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland konnten ab 1990 Menschen jüdischen Glaubens in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln. Dadurch entwickelte sich die Mitgliederzahl derart positiv, dass sich die Gemeinde Bochum-Herne-Recklinghausen Anfang 1999 teilte.

Am 14. November 2005 legte Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, in Anwesenheit von über 500 Besuchern den Grundstein für die Neue Synagoge Bochum.

Die Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen hatte 2011 1122 Mitglieder[1] und ist somit die zweitgrößte Gemeinde in Westfalen. Die Arbeit der Gemeinde umfasst die Durchführung von religiösen Veranstaltungen, Feiern und Religionsunterricht. Daneben bietet sie den Mitgliedern soziale Betreuung, Teilnahme an diversen Clubs und Weiterbildungen an und führt sportliche und kulturelle Veranstaltungen für alle Mitbürger sowie Kinder- und Jugendveranstaltungen durch.

Vorsitzender der Gemeinde

  • Grigory Rabinovich

Weblink

Website der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen

Einzelnachweise

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