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Judentum in Witten

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Wittener Synagoge, erbaut 1884/85, zerstört 1938

Der Zuzug von Juden nach Witten begann Anfang des 19. Jahrhunderts. Die jüdische Gemeinde hatte um 1885 ihren Höhepunkt mit 420 Mitgliedern. Heute existiert keine jüdische Gemeinde mehr in Witten.

Geschichte

Seit 1815 ist der erste jüdische Einwohner Wittens, „Abraham Abraham“, ein Metzger, urkundlich belegt. Die jüdische Gemeinde hatte um 1885 ihren Höhepunkt mit 420 Mitgliedern. Es existierte zeitweise eine jüdische Volksschule und seit 1884/85 eine Synagoge gegenüber dem Real-Gymnasium. In den beiden Wittener Gymnasien fand jüdischer Religionsunterricht statt. Viele Geschäfte in der Bahnhofstraße – der Haupteinkaufsstraße Wittens – gehörten jüdischen Inhabern.

Im Dritten Reich wurden die jüdischen Einwohner mit staatlicher Unterstützung von ihren deutschen Mitbürgern ihrer Besitztümer beraubt. Wie im gesamten Deutschen Reich wurden auch die Wittener Juden zur Emigration gezwungen oder ermordet. Die Synagoge und zwei der vier jüdischen Friedhöfe wurden zerstört. Heute existiert keine jüdische Gemeinde mehr in Witten. Die wenigen in Witten lebenden Juden gehören den Gemeinden in Bochum und Hagen an.

Synagoge

Synagogen-Mahnmal

Seit 1848 fanden in Witten jüdische Gottesdienste in angemieteten Räumen statt. 1860 erwarb die jüdische Gemeinde das Gebäude. Für die schnell anwachsende Gemeinde wurde der Andachtsraum bald zu klein. Die Gemeinde erbaute ein Schulhaus mit Lehrerwohnung und Betsaal, das gemäß einer Vereinbarung mit dem Magistrat in eine öffentliche Volksschule umgewandelt werden sollte. Nachdem die Stadt 1884 das Mietverhältnis mit der jüdischen Gemeinde aufgekündigt hatte, erwarb die Gemeinde 1884 ein Gelände gegenüber dem Real-Gymnasium (heute Ruhr-Gymnasium) und erbaute dort 1884/85 ihre Synagoge.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von Wittener Bürgern verwüstet und in Brand gesteckt. Die Bandtrümmer wurden noch im Zweiten Weltkrieg gesprengt.

1994 wurde zur Erinnerung an die Synagoge ein von Wolfgang Schmidt gestaltetes Mahnmal aufgestellt. Es besteht aus zwei rechtwinklig angeordneten Stahlplatten mit hebräischer und deutscher Inschrift.[1] (Lage)51.4416997.330866

„Arisierung“

Wie im gesamten Dritten Reich wurden auch in Witten jüdische Geschäftsinhaber im Rahmen der sog. „Arisierung“ zuerst gedrängt ihre Geschäfte unter Wert zu verkaufen und – falls sie nicht verkaufen wollten – später enteignet. Ca. 40 „Arisierungen“ sind in Witten belegt.[2] Bekanntester Fall ist das Textil-Kaufhaus Alsberg & Blank an der Ecke Bahnhofstraße/Heilenstraße, das 1938 an die Siegener Unternehmer Otto Neumann und Dr. Cropp verkauft wurde.[3]

Friedhöfe

In Witten existierten vier jüdische Friedhöfe, von denen zwei im Zweiten Weltkrieg eingeebnet wurden und zwei noch bestehen.

Gedenkstein für den jüdischen Friedhof auf dem Helenenberg

Der erste jüdische Friedhof auf dem Helenenberg wurde 1867 offiziell eröffnet, aber schon 1900 wieder geschlossen, da er nicht mehr erweitert werden konnte. Im Zweiten Weltkrieg wurde er von den Nationalsozialisten eingeebnet. Heute steht auf dem Gelände ein Gedenkstein. (Lage)51.4334597.34862

Jüdischer Friedhof in Witten-Mitte

1893 wurde der bis heute bestehende jüdische Friedhof in Witten-Mitte eröffnet. Bis 1941 wurden auf dem ca. 1720 m² großen Gelände 209 Personen beigesetzt. Heute befinden sich dort noch 130 Gräber. 1992 wurde auf dem Friedhof ein Gedenkstein aufgestellt.[4] (Lage)51.4465017.340539

Gedenksteine für den jüdischen Friedhof in Witten-Annen

Der jüdische Friedhof in Witten-Annen wurde im Zweiten Weltkrieg eingeebnet und dort Zwangsarbeiter, u. a. aus dem Außenlager Annener Gußstahlwerk des KZ Buchenwald, beigesetzt. Heute ist das Gelände Teil des Kommunalfriedhofs Witten-Annen. An den jüdischen Friedhof erinnern zwei Gedenksteine. (Lage)51.4539757.365827

Jüdischer Friedhof in Witten-Herbede
Zwangsarbeiterdenkmal mit Inschrift in russischer Sprache auf jüdischem Friedhof in Witten-Herbede

Auf dem jüdischen Friedhof in Witten-Herbede wurden im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter beigesetzt. Später wurde dort ein Gedenkstein für die Zwangsarbeiter in russischer Sprache aufgestellt.[5] (Lage)51.4159627.277742

Literatur

  • Martina Kliner-Lintzen, Siegfried Pape; Stadt Witten (Hrsg.): „… vergessen kann man das nicht“. Wittener Jüdinnen und Juden unter dem Nationalsozialismus. 1. Auflage. Verlag Dr. Dieter Winkler, Bochum 1991, ISBN 3-924517-44-4.
  • Hans-Christian Dahlmann: „Arisierung“ und Gesellschaft in Witten. Wie die Bevölkerung einer Ruhrgebietsstadt das Eigentum ihrer Jüdinnen und Juden übernahm. 2. Auflage. Lit Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-5662-5 (Rezensionen und Auszüge, teilweise als Audiodateien).
  • Frank Ahland: Wittener Juden im Kaiserreich. In: Jan-Pieter Barbian (Hrsg.): Juden im Ruhrgebiet. 1. Auflage. Klartext Verlag, Essen 1999, ISBN 3-88474-694-4 (gekürzte Fassung mit Abbildungen).
  • Frank Ahland: „… weit weg vom Antisemitismus, obgleich nicht weit vom Kohlenstaub.“ Probleme der Integration der Wittener Juden im Kaiserreich. In: VOHM (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten. 1. Auflage. Band 100, 2000 (Leseprobe).
  • Diethard Aschoff: Die Juden in der Grafschaft Mark zwischen Schwarzem Tod und Reformation. In: VOHM (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten. 1. Auflage. Band 88, 1990, S. 63–84.
  • Jürgen Därmann, Axel Scheibe: „Unser Dorf ist judenrein.“ Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Herbede im 20. Jahrhundert. In: VOHM (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten. 1. Auflage. Band 87, 1989, S. 167–212.
  • Diethard Aschoff: Juden in Westfalen. In: VOHM (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten. 1. Auflage. Band 87, 1989, S. 213–228.
  • Karl Maser: Die Juden der Frei- und Reichsstadt Dortmund und der Grafschaft Mark. In: VOHM (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten. 1. Auflage. Band 26, 1912.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Schmidt: Synagogen-Mahnmal. In: Stadtmagazin Witten. Nr. 58, correctum Verlag, November 2008 (online).
  2. Hans-Christian Dahlmann: „Arisierung“ und Gesellschaft in Witten. Wie die Bevölkerung einer Ruhrgebietsstadt das Eigentum ihrer Jüdinnen und Juden übernahm. 2. Auflage. Lit Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-5662-5 (Rezensionen und Auszüge, teilweise als Audiodateien).
  3. Gebr. Alsberg Kaufhäuser. Post- und Heimatgeschichte Recklinghausen – Philatelie & Städtepartnerschaften. Abgerufen am 3. September 2012.
  4. Jüdischer Friedhof, Ledderken. Stadt Witten. Abgerufen am 4. September 2012.
  5. Klaus Völkel; Stadt Witten (Hrsg.): „Hier ruhen 22 Genossen, zu Tode gequält…“. Gedenkschrift für die Opfer der Zwangsarbeit in Witten, 1941–1945. 1. Auflage. Verlag Dr. Dieter Winkler, Bochum 1992, ISBN 3-924517-64-9 (Beschreibung und Inhaltsverzeichnis).
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