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Greta Fischer

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Greta Fischer (geb. 19. Januar 1910 in Bautsch, Österreich-Ungarn; gest. 28. September 1988 in Jerusalem) war eine israelische Pädagogin und Sozialarbeiterin österreichisch-jüdischer Herkunft.

Leben

Greta Fischer wuchs mit fünf älteren Geschwistern in einer deutschsprachigen Familie im seit 1918 tschechoslowakischen Budišov auf. Ihre Eltern waren der Tierarzt Leopold Fischer und Ida Fischer, geborene Mayer. Mit 20 Jahren ging Greta Fischer ins Ausland, zunächst in die Schweiz, wo sie als Reitlehrerin tätig war. Später absolvierte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und arbeitete als Kindermädchen in der Nähe von Lemberg in Polen.[1] Sie war von 1936 bis 1938 Kindermädchen in Paris. 1939 wanderte sie rechtzeitig mit drei Geschwistern nach London aus, die zwei anderen Geschwister entkamen nach Palästina. Ihre Eltern blieben in der Tschechoslowakei und wurden 1943 im KZ Treblinka von den Nazis ermordet. Fischer arbeitete in London als Kindermädchen, später als Kindergärtnerin in verschiedenen Einrichtungen für kriegstraumatisierte Kinder. Von der Psychoanalytikerin Anna Freud erlernte sie dort die traumatherapeutische Arbeit mit Kindern.[2]

Im Juni 1945 ging Fischer nach München, wo sie als eine der freiwilligen Helferinnen des UNRRA-Teams im Kinderzentrum Indersdorf tätig war. Sie kümmerte sich um die traumatisierten Kinder, indem sie Verständnis für ihre Situation zeigte und ihnen mit viel Zuneigung bei der Wiedereingliederung ins Leben half. Im September 1945 wurde sie zum Principal Welfare Officer (leitende Sozialarbeiterin) befördert. 1948 verließ sie Indersdorf, um eine Gruppe von Kindern nach Kanada zu begleiten und sie bei ihrer Integration zu unterstützen. Anschließend absolvierte sie ein Studium zur Sozialarbeiterin und arbeitete danach mit autistischen Kindern in Montreal. Im Juli 1965 ging sie nach Israel, wo sie in Jerusalem Aufbau und Leitung der Sozialarbeitsabteilung des Hadassah-Klinikums übernahm. Mit 70 Jahren fand sie die Zeit, um ihre persönlichen Erfahrungen, die sie im Kloster Indersdorf gemacht hatte, zu sammeln und aufzuschreiben. 1988 starb sie auf einem Busbahnhof in Tel Aviv[1] an einem Herzinfarkt. Fischers Nichte spendete 1992 ihre Sammlung, darunter 127 Fotos vertriebener Kinder, dem United States Holocaust Memorial Museum.[3] Seit 2011 gibt es in Dachau eine Greta-Fischer-Schule (Förderschule) zu Ehren Greta Fischers.[2] 2012 erhielt Greta Fischer einen Gedenkstein in ihrer Heimatstadt Budišov.[4]

Literatur

  • Anna Andlauer: Zurück ins Leben – Das internationale Kinderzentrum Kloster Indersdorf 1945–1946, Antogo Verlag Nürnberg, 2011 ISBN 978-3-938286-40-1
  • Anna Andlauer: Greta Fischer und die Arbeit mit jungen Holocaust-Überlebenden im „International D.P. Children's Center Kloster Indersdorf“ 1945–1946. In: Jim G. Tobias / Peter Zinke (Hrsg.): Schwerpunktthema: Leben danach – jüdischer Neubeginn im Land der Täter. Antogo, Nürnberg, 2010 ISBN 978-3-938286-37-1, S. 11–25 I
  • Michael Berkowitz: The Crime of My Very Existence: Nazism and the Myth of Jewish Criminality. Univ of California Pr. 2007 ISBN 0-520-25114-8 - S. 284
  • Eva Kolinsky: After the Holocaust: Jewish survivors in Germany after 1945, Pimlico, 2004 ISBN 978-1-84413317-8, S. 88 ff.
  • Jim G. Tobias, Nicola Schlichting: Heimat auf Zeit: jüdische Kinder in Rosenheim 1946-47. Zur Geschichte des “Transient Children's Center” in Rosenheim und der jüdischen DP-Kinderlager in Aschau, Bayerisch Gmain, Indersdorf, Prien und Pürten, Antogo, Nürnberg, 2006 ISBN 978-3-93828631-9, S. 117

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Greta Fischer – Vorreiterin bei der psychischen Betreuung junger Holocaust-Opfer radio.cz, abgerufen am 19. Dezember 2012.
  2. 2,0 2,1 Warum Greta-Fischer-Schule? (Memento vom 30. März 2013 im Internet Archive) schule-schlossberg-dachau.de, abgerufen am 19. Dezember 2012.
  3. Behind the Collection rememberme.ushmm.org, abgerufen am 19. Dezember 2012.
  4. Gedenktafel für Greta Fischer Internetseite Merkur-Online vom 2. Mai 2012
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Greta Fischer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.