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Grabdenkmal für Markgräfin Elisabeth (Königsberger Dom)

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Grabdenkmal für Markgräfin Elisabeth (links), Grabdenkmal für Herzog Albrecht (rechts) im Königsberger Dom.

Das Grabdenkmal für Markgräfin Elisabeth ist ein Grabdenkmal für die 1578 verschiedene brandenburgische Markgräfin Elisabeth von Brandenburg-Küstrin (1540–1578), der Gemahlin des Markgrafen Georg Friedrich im Königsberger Dom. Im Jahre 1945 wurde das Grabmal der Markgräfin Elisabeth, ebenso wie das Grabdenkmal des Herzogs Albrecht, fast vollständig vernichtet. Die Reste des Grabmals wurden „im Zuge früherer Restaurierungsarbeiten vernichtet“.[1]

Lage

Das Grabdenkmal befand sich an der Ecke der Nordwand. Durch die Errichtung des monumentalen Denkmals entfiel ein sich dort bisher befindliches Fenster; das Grabdenkmal für Herzog Albrecht stand aufgrund des fehlenden Lichteinfalls nun im Schatten.[2]

Beschreibung

Die Figuren bestanden aus weißem Alabaster. Die Architektur aus „öländischem Kalkstein“.[3] Das Kunstwerk schuf 1581/1582 der Flame Willem van den Blocke in Königsberg.

Eine große Rundbogennische bildete den Mittelteil, in dem ein großer Sarkophag stand. Unter dem Sarkophag befand sich eine große Tafel mit der Inschrift

Illustrissimae & Laudatiss. Principi Elisabethae natae Pa-
tre Joanne Marchione Brandenburgico Illustriss. Princeps
DD Georgius Fridericus Marchio, Dux in Borussia Conjugi
B. M. L. P.
Varta niger rapidis Viadri qua jungitur undis,
Divina in lucem prodiit Helisabe
Helisabe magni Conjunx. Ducis illa, Borussos .
Qui simul, & Francos, Elysiosque regit
Marchio Custrini Dominus, belloque togaque
Clarus, erat genitor, Guelphica mater erat,
Johannes, inquam, Genitor, Catharinaque Mater,
Eximium generis lumen uterque sui
Hos imitata duces, teneris assvevit ab annis
AEternum veri Numen amare DEI.
Teque simul, verbumque tuum fanctosque labores,
Fili hominis, Fili maxime Christe DEI.
Illius in solis precibus templisque voluntas.
Hic habitans, mundi nescia pene fuit
Chara tamen populo: charo jucunda Marito,
Ingenio, forma, moribus obsequio.
Pieridum fautrix: inopum fidissima nutrix:
Sacraque curantum Mater Amica fuit.
ArCtoas PrInCeps aCCItV regIs In oras
HIberno LongVM fVB IoVe feCIt Iter.
Hunc Dominum comitata fuum, nam semper utramq;
Domino sortem ferre parata fuit
Occidit, hen, vitae ter denis junxit ut annis
Sex super, ad ripas Istula magne tuas,
Teque novis auctum Titulis, Friderice Georgi,
Ire Novas etiam compulit in lacrymas.
Exuvias habet iste locus: mens cessit Olympo,
Inque tuo vivit, Christe, beata, finu
Disce mori, tumulumque, hospes, venerare piorum
Scilcet ante DEum mors grave pondus habet

Hier die Übersetzung von Ernst August Hagen:
Da wo die Warthe sich mischt mit den reißenden Fluthen der Oder,
Trat Elisabeth gottähnlich hervor an das Licht,
Sie des erhabenen Herzogs Gemahl, der über die Preußen,
Ueber die Franken zugleich und die Clusier herrscht.
Markgraf, Herr von Cüstrin, im Friedenskleid und im Kriege
Hehr, war ihr Vater, von Stamm guelphisch die Mutter ihr war,
Hört es, Johann war der Vater und Katharina die Mutter,
Von ruhmvollem Geschlecht beid' ein erhab'nes Gestirn.
Diesen ahmte sie nach und liebt' in zärtlicher Jugend
Schon den wahrhaftigen Gott, welcher in Ewigkeit lebt,
Dich zugleich und dein Wort und deine geheiligten Werke,
´ Sohn von Menschen und Sohn - großer Erlöser! - von Gott.
Flehend erbaute siesich in stillem Gebet und in Tempeln.
Als Weltbürgerin war fas sie entfremdet der Welt.
Dennoch theuer dem Volk', holdselig dem theuern Vermählten
Durch Erkenntnis, Gestalt, Sitte, gehorsamen Sinn:
Freundin der Musen, der Hilfsbedürftigen treueste Stütze,
War sie den Pflegern der Kirch' immer als Mutter geneigt.
Fern an Küsten zu gehen, vom König gerufen [Durch die lateinischen Großbuchstaben wird die Zahl 1578 dargestellt]
Diesen Herren begleitet sie, denn immer dasselbe
Loos mit dem Eheherrn war sie zu tragen bereit:
Ach! da starb sie, als dreimal zehn ihr Leben an Jahren
Noch vereinte mit sechs, Weichsel, an deinem Gestad,
Dir o Friedrich Georg hat, mit neuen Titel geschmücket,
Neue Thränen erpreßt während der Wanderung sie.
Ihre Hülle verwahrt hier der Ort, ihr Geist ist im Himmel
Und nun in deinem Schoß lebet sie, Christus, beglückt.
Lerne sterbenund bet' o Fremdling am Hügel der Frauen,
Denn bei Gott hat der Tod wahrlich ein großes Gewicht.
[4]

Die Inschriftentafel wurde von zwei Figuren flankiert: Die Allegorie auf Tapferkeit, Keuschheit. Auf dem Deckel des Sarkophag kniete das Ehepaar Georg Friedrich und Elisabeth, die vor einem mit Festons geschmückten Altar beteten. Unter der Figurengruppe waren folgende Worte zu lesen: „Mein Zeitt Mitt Unruh. Mein Hoffnung Zu Gott.“[5] Über der Figurengruppe wölbte sich der mit Wappen geschmückte Triumphbogen, in dem die drei Figuren der Dreifaltigkeit – „Vater“ (Gott der Vater), „Sohn“ (Sohn Gottes) und „Heiliger Geist“ – gezeigt wurden. Die Figuren saßen auf einem Regenbogen, flankiert von Wolken, aus denen Putten hervorblickten. In den Zwickeln des Triumphbogens waren zwei Figuren dargestellt. Auf der linken Seite war es eine Allegorie auf die Geduld, die an Fußschellen geschmiedet war. Auf der rechten Seite war es eine Allegorie auf den Glauben.[6] Der Schlussstein, der den Triumphbogen abschloss, zeigte ein Skelett mit der Unterschrift: „Memento mori (Denke daran, dass du stirbst)“.[5]

Die große Rundbogennische wurde an den Seiten von vier kleineren Rundbogennischen mit korinthischen Säulen mit Gebälk geschmückt. Die beiden Seitenteile ruhten jeweils auf Postamenten. Auf den zurücktretenden Postamenten waren Hermen mit ionischem Kapitell dargestellt. Auf dem hervortretenden Postament stand links die Allegorie auf Arbeit und rechts die Allegorie auf Ruhe. Darüber standen in den kleinen Rundbogennischen die vier Evangelisten, von Muscheln bekrönt.
Die Säulen wurden oben von einem dreiteiligen Abakus geschmückt, zudem ein Fries geschmückt mit Bibelzitaten. Darauf lag ein Gesims, das über die ganze Breite des Grabdenkmals ging.
Im zweiten Stockwerk des Grabdenkmals befanden sich, auf hohen Sockeln, die Figuren der drei Erzväter, aus denen laut biblischer Überlieferung die Zwölf Stämme des Volkes Israel hervorgingen: Abraham mit seinem Sohn Isaak und seinem Enkel Jakob. Zwischen den Figuren befanden sich große Wappen. Auf der linken und rechten Seite knieten der Prophet Moses und König David.
Im dritten Stockwerk des Grabdenkmals wurde das Relief das Jüngste Gericht gezeigt. Darauf befanden sich die Figuren von Jesus, Maria und Johannes. Neben dem Relief befanden sich zwei runde Schilder, die in Obelisken endeten. Auf dem linken Schild wurden Zepter, Spaten sowie Krone und Pilgerhut gezeigt mit der Inschrift: „Mors sceptra ligonibus aequat (Der Tod mit seiner Hacke macht die Höchsten gleich)“.[5] Auf dem rechten Schild wurde ein Gerippe gezeigt, aus dem Ähren empor wuchsen, mit der Inschrift: „Mors spes altera vitae (Der Tod ist des Lebens neue Hoffnung).“[5]

Kunstgeschichtliche Bedeutung

Georg Dehio/Ernst Gall[7] bewerten das Denkmal wie folgt: „Das riesige Denkmal der Markgräfin Elisabeth […] wiederholt geschickt die Hauptformen des Albrechtsdenkmals, das Ornament aufdringlich, die architektonische Klarheit verdrängend, das Figürliche gedrungen schwerförmig mit dichterem Faltengefüge […]“.[8]

Als Vorbild diente laut Karl Faber das Grabdenkmal des Herzogs Albrecht.[2] Das Kunstwerk ist laut Andrea Baresel-Brand auch als „Statthalterdenkmal“[9] bekannt.

Das Grabdenkmal bildete laut Adolf Boetticher „das größeste Epitaph im Dome“[5] bzw. sogar „Riesenepitaph“.[5]

Das Elisabethdenkmal „lehnt sich stilistisch“[10], Anton Ulbrich zufolge, an das Albrechtsdenkmal an.[11] Dabei ist es „größer als das Albrechtsdenkmal“.[12]

Literatur

  • Georg Dehio; Ernst Gall; Bernhard Schmid: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. [7], Deutschordensland Preußen. Deutscher Kunstverlag, München ; Berlin 1952, OCLC 878777190.
  • Baldur Köster: Königsberg: Architektur aus deutscher Zeit. Im Anhang: Der Kneiphof. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Husum Druck-und Verlagsgesellschaft, Husum 2000, OCLC 237377396.
  • Markus Podehl: Architektura Kaliningrada : wie aus Königsberg Kaliningrad wurde. Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas, 1. Herder-Institut, Marburg 2012, OCLC 816472756.
  • Karl Faber: Die Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Das Merkwürdigste aus der Geschichte. Beschreibung und Chronik der Stadt. Gräfe und Unzer, Königsberg 1840, OCLC 15210624. wiederaufgelegt 1971
  • Andrea Baresel-Brand: Grabdenkmäler nordeuropäischer Fürstenhäuser im Zeitalter der Renaissance 1550-1650. Verlag Ludwig, Kiel 2007, ISBN 3937719180, S. 149 f.
  • C. J. St Czilsky: Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg: ein geschichtliches Lebensbild aus der Reformationszeit. Martens, Berlin 1859, S. 342.
  • Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Bernhardt Teichert, Königsberg 1897, OCLC 312871065., S. 328f.
  • Ernst August Hagen: Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke, Königsberg 1833 (gemeinsam mit A.R. Gebser).
  • Die Königsberger Gruppe und die Befreiung von der Renaissancegebundenheit. Wandgrabmäler im Königsberger Dom . In: Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926-1929, S. 81-85.
  • Stilverwandte Wandgrabmäler im Dom zu Königsberg …. In: Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926-1929, S. 86-92.
  • Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926.

Einzelnachweise

  1. Kneiphof und Dom auf ostpreussen.net
  2. 2,0 2,1 Faber S. 68.
  3. Faber, S. 68 (online)
  4. online Hagen, S. 258-261.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Boetticher, S. 328.
  6. vgl. Boetticher, S. 328.
  7. Dehio/Gall, S. 376
  8. Dehio/Gall, S. 376
  9. Baresel-Brand, S. 149.
  10. Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926, S. 20.
  11. vgl. Ulbrich, S. 81 und S. 92.
  12. Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Endes des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926, S. 21.