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Else Bergmann

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Else Bergmann (geborene Fanta; geboren am 15. Januar 1886 in Prag, Königreich Böhmen, Österreich-Ungarn; gestorben am 28. Juli 1969 in Jerusalem, Israel) war eine deutschsprachige Pharmakologin, Publizistin und zionistische Aktivistin. Sie war die erste Pharmaziestudentin an der Deutschen Universität Prag und die erste diplomierte Pharmazeutin in Böhmen.

Leben

Sie stammte aus einer jüdischen Familie, die diese Tradition aber nicht mehr besonders pflegte, wie sie später bedauernd feststellte. Ihre Mutter Berta Fanta, geborene Sohr, war eine bekannte Prager Salonière, bei der Intellektuelle wie Franz Kafka, Albert Einstein und Rudolf Steiner zu Gast waren. Der Vater Max Fanta hatte eine Apotheke am Altmarkt. Der Bruder Otto Fanta wurde Graphologe in Wien. Else besuchte das deutsche Mädchen-Lyzeum in Prag und begann als erste Frau ein Pharmaziestudium an der Karls-Universität in Prag. 1908 schloss sie dieses als erste Pharmazeutin im Königreich Böhmen ab.

In diesem Jahr heiratete sie den bekannten Schriftsteller und Philosophen Hugo Bergmann, der häufig im Salon der Mutter verkehrte und deren Wunsch-Schwiegersohn war.[1] Sie hatte Kontakte zu Franz Kafka und Max Brod, mit denen Briefwechsel bekannt sind, sowie mit weiteren Gästen aus dem Hause ihrer Eltern.[2] Sie war wie die Mutter von den anthroposophischen Ideen Rudolf Steiners beeinflusst.

Else Bergmann wandte sich mit ihrem Mann dem Zionismus zu, der eine stärkere Rückbesinnung auf die jüdische Kultur anstrebte. 1913 gründete sie den Verein jüdischer Frauen und Mädchen in Prag, deren erste Vorsitzende sie wurde. Sie gab diesen Vorsitz aber im folgenden Jahr krankheitsbedingt wieder ab.

1919 folgte sie mit ihren Kindern ihrem Mann nach London und 1920 nach Jerusalem, wo dieser der erste Direktor der Nationalbibliothek wurde. 1936 wurde die Ehe geschieden, Else Bergmann blieb in Jerusalem bis zu ihrem Tod 1969.

Schriften

Von Else Bergmann sind einige wenige literarische Texte erhalten. Am wichtigsten sind die ausführlichen Lebenserinnerungen über ihre Familie, die zu den wichtigsten Quellen über den bekannten literarisch-philosophischen Salon ihrer Mutter gehören, sowie zwei Gedichte über Franz Kafka.

  • Wechselnder Klang. Luise Pav, Prag 1932.
  • Farbige Klänge. 12 Sonette. Orell Füssli Verlag Zürich, Leipzig, 1935.
  • Die Garbe. Gedichte. W. Böhm Chemnitz, 1935
  • Familiengeschichte. Manuskript, Tel Aviv, Ende 1940er Jahre, teilweise gedruckt in: Albert Lichtblau (Hrsg.): Als hätten wir dazugehört. Wien Böhlau, Wien, 1999, S. 397–417[3]
  • Erzählung, in Dieter Sudhoff (Hrsg.): Holunderblüten. Erzählungen deutscher Schriftstellerinnen aus Böhmen und Mähren. Arco, Wuppertal 2005.
  • Außerdem publizierte sie wahrscheinlich auch Artikel in Prager jüdischen Zeitschriften wie Selbstwehr.

  • Erinnerung für F. K.

„Ich habe vielerlei Männer genossen
Neugier des Leibes und heißer Drang
Doch einmal nur himmlischen Grund getroffen
In dieses Lebens jagender Zeit
Es war ein Hauch, kaum wars ein Kuss
Es traf ein leichter, goldner Strahl mein Herz
Ein einzig, winzig-kleiner Augenblick,
Hat meinem ganzen Leben Licht gebracht,
Und deine Worte: Freundschaft, Güte tragend
vielleicht – Unsterblichkeit.[4]

Literatur

  • Ilse Korotin (Projektleiterin): Die Frauen des jüdischen Prager Kreises. Wien 2008. S. 50–52 (PDF), mit detaillierten biographischen Angaben
  • Hugo Bergmann: Else Bergmann. In: Bulletin des Leo Baeck Instituts. 1969. Nachruf
  • Selbstwehr, 10, 26, 6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Albert Lichtblau: Als hätten wir dazugehört. Österreichisch-jüdische Lebensgeschichten aus der Habsburgermonarchie. Böhlau Wien 1999. S. 414f.; auch Wilma A. Iggers: Prager Frauenleben, Wien 2000, S. 177; aus den Lebenserinnerungen
  2. Briefe von Max Brod an Hugo und Else Bergmann Inlibris, BN57288; Peter-André Alt: Franz Kafka. Der ewige Sohn. 2. Auflage, 2008, S. 641; über Briefwechsel mit Franz Kafka 1923, den sie nach Palästina holen wollte
  3. Wilma A. Iggers: Prager Frauenleben, Wien 2000, S. 167–188, mit Auszügen
  4. Erinnerung für F. K. Franz Kafka.de; nach Georg Gimpl: Weil der Boden selbst hier brennt. Aus dem Prager Salon der Berta Fanta (1865-1918). Furth im Wald: Vitalis 2000, S. 303, 350
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