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David Sassoli

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David Sassoli (2020)

David-Maria Sassoli (Aussprache: [sasˈsɔːli]; * 30. Mai 1956 in Florenz; † 11. Januar 2022 in Aviano) war ein italienischer Journalist sowie Politiker des Partito Democratico (PD). Er war von 2009 bis zu seinem Tod Mitglied des Europäischen Parlaments. Zudem war er von 2014 bis 2019 Vizepräsident und ab dem 3. Juli 2019 Präsident des Europäischen Parlaments.[1]

Journalistische Tätigkeit

David Sassoli absolvierte ein Studium der Politikwissenschaft an der Universität Florenz. Nach der Mitarbeit bei kleineren Tageszeitungen und bei Presseagenturen wurde er 1985 Mitglied der römischen Redaktion von Il Giorno. 1992 wechselte er zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen und wurde Mitarbeiter von Sandro Curzi beim Telegiornale von Rai 3. Hauptthemen seiner Berichte waren Mafia und organisierte Kriminalität. In der Saison 1996–97 leitete er die Nachmittagssendung La cronaca in diretta für Rai 2 unter Carlo Freccero. Dafür erhielt er 1997 als bester Fernsehjournalist des Jahres den Premio Ischia Internazionale di Giornalismo.[1][2]

Im Jahr 1999 trat er als Sonderkorrespondent in die Redaktion von TG1, der Hauptnachrichtensendung von Rai 1, ein. 2007 wurde er Vizedirektor von TG1 und Verantwortlicher für TV7 und Speciale TG1, Sendungen mit politischen Hintergrundinformationen. Von 2004 bis 2007 war er Vorsitzender des römischen Journalistenverbands (Associazione Stampa Romana). Zudem engagierte er sich bei der Vereinigung Articolo 21, die sich für Meinungs- und Pressefreiheit einsetzt (die in Artikel 21 der italienischen Verfassung geschützt sind).[3]

Politische Karriere

Sassoli eröffnet als Präsident des Europäischen Parlaments die Parlamentssitzung im November 2019

Bei der Europawahl 2009 wurde Sassoli als Spitzenkandidat des Partito Democratico in Mittelitalien und mit über 400.000 Vorzugsstimmen in das Europäische Parlament gewählt. Während seiner Abgeordnetenzeit war er ohne Bezüge bei der RAI beurlaubt, hatte aber angekündigt, dass er „den Rest [s]eines Lebens der Politik widmen“ wolle.[4]

Er gehörte der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) an und war in der Legislaturperiode 2009–2014 Sprecher der Gruppe der PD-Abgeordneten.[5] Von 2009 bis 2010 war er Mitglied im Entwicklungsausschuss, von 2010 bis 2014 im Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr. Zudem war er Delegierter für die Beziehungen zu Israel sowie für die Beziehungen zum Panafrikanischen Parlament.[6] Vor der Bürgermeisterwahl in Rom 2013 bewarb sich Sassoli bei der Vorwahl um die Kandidatur des Mitte-links-Bündnisses. Er kam mit 28 % der Stimmen auf den zweiten Platz hinter Ignazio Marino, der die Kandidatur und anschließend auch die Wahl zum Bürgermeister gewann.[7]

Nach seiner Wiederwahl als Europaparlamentarier 2014 war Sassoli in der Legislaturperiode bis 2019 einer der Vizepräsidenten des EU-Parlaments. Außerdem gehörte er wieder dem Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr sowie zusätzlich der Delegation für den Parlamentarischen Stabilitäts- und Assoziationsausschuss EU–Serbien an.[6] Er trat als Kritiker der italienischen Regierung aus Lega und 5-Sterne-Bewegung auf, insbesondere in Bezug auf die Migrationsfrage und die konfrontative Haltung gegenüber den EU-Institutionen.[1]

Am 3. Juli 2019 wurde er als Nachfolger seines Landsmannes Antonio Tajani zum Präsidenten des EU-Parlaments gewählt. Er bekam im zweiten Wahlgang mit 345 von 667 gültigen Stimmen die nötige Mehrheit.[8]

Sassoli gehörte dem antifaschistischen Verein Associazione Nazionale Partigiani d’Italia an. Der Entschließung des Europäischen Parlaments zur Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas vom 19. September 2019 hatte er zwar aus Fraktionsdisziplin zugestimmt, nachträglich jedoch in Ablehnung geändert.[9]

Im Dezember 2021 gab er bekannt, für die anstehende Präsidentschaftswahl des EU-Parlaments im Januar 2022 nicht mehr zur Verfügung zu stehen, um mit seiner Kandidatur nicht das pro-europäische Lager zu spalten.[10]

Privates

David Sassoli wurde als Sohn des toskanischen Intellektuellen Domenico Sassoli, einem ehemaligen Mitglied der Resistenza und wichtigen Vordenker der Democrazia Cristiana, geboren.[11] Sassoli war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er galt als progressiver Katholik und war seit seiner Jugend in katholischen Organisationen engagiert. Außerdem war er Fan des Fußballvereins AC Florenz.[1]

David Sassoli war an Leukämie erkrankt.[12][13] Aufgrund einer Schwächung seines Immunsystems wurde er ab dem 26. Dezember 2021 in einem Krankenhaus in Aviano behandelt.[14] Dort starb er am 11. Januar 2022 im Alter von 65 Jahren.[15]

Weblinks

 Commons: David Sassoli – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 David Sassoli wird neuer EU-Parlamentspräsident. In: Zeit Online, 3. Juli 2019. Abgerufen am 11. Januar 2022.
  2. Albo d'Oro 1997, Premio Ischia Internazionale di Giornalismo (italienisch), abgerufen am 3. Juli 2019.
  3. Gianmichele Laino: David Sassoli presidente, l’ennesimo schiaffo UE a Salvini, al M5S e a Conte. In: Giornalettismo, 3. Juli 2019 (italienisch). Abgerufen am 11. Januar 2022.
  4. Francesco Cutillo: Sassoli (Pd) a Polisblog: "Dedicherò alla politica il resto della mia vita" In: Polisblog.it, 13. Mai 2009 (italienisch). Abgerufen am 11. Januar 2022.
  5. Incarichi e contatti, Partito Democratico, 27. September 2010 (italienisch). Abgerufen am 3. Juli 2019.
  6. 6,0 6,1 Eintrag zu David-Maria Sassoli in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen ParlamentsVorlage:MdEP/Wartung/Wikidata-Bezeichnung ungleich gesetztem NamenVorlage:MdEP/Wartung/Verschiedene Kenner in Wikipedia und Wikidata
  7. Primarie Roma: i risultati in diretta. In: Roma Today, 7. April 2013 (italienisch). Abgerufen am 11. Januar 2022.
  8. David Sassoli zum Präsidenten des europäischen Parlaments gewählt Pressemitteilung des Europaparlaments vom 3. Juli 2019 auf europarl.europa.eu. Abgerufen am 11. Januar 2022.
  9. FIR ist betroffen über den Tod von EP-Präsident David Sassoli Nachruf der FIR
  10. Federico Baccini: David Sassoli si ritira dalla corsa per il rinnovo della presidenza del Parlamento UE. In: eunews.it. 14. Dezember 2021, abgerufen am 11. Januar 2022 (italiano).
  11. David Sassoli - EU-Parlamentspräsident gestorben. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 11. Januar 2022.
  12. EU-Parlamentspräsident Sassoli stirbt mit 65 - Kollegen fassungslos: „Mir fehlen die Worte“. In: Merkur.de. Münchener Zeitungs-Verlag, 11. Januar 2022, abgerufen am 11. Januar 2022.
  13. EU-Parlamentspräsident Sassoli ist tot. In: FAZ.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Januar 2022, abgerufen am 11. Januar 2022.
  14. EU-Parlamentspräsident Sassoli erneut im Krankenhaus. Spiegel Online, 10. Januar 2022, abgerufen am 11. Januar 2022.
  15. EU-Parlamentspräsident Sassoli gestorben Zeit Online, 11. Januar 2022, abgerufen am selben Tage.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel David Sassoli aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.