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Daniel Bell (Soziologe)

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Daniel Bell (eigentlich Daniel Bolotsky; geb. 10. Mai 1919 in New York City; gest. 25. Januar 2011 in Cambridge, Massachusetts[1]) war ein US-amerikanischer Soziologe.

Leben

Bell war der Sohn des polnisch-jüdischen Einwanderers Benjamin Bolotsky und dessen Ehefrau Ann Kaplan. Nachdem sein Vater bereits 1920 starb, wurde sein Onkel, der Zahnarzt Samuel Bolotsky, zu seinem Vormund bestellt. Bells Erstsprache war Jiddisch.

In den Jahren 1935 bis 1938 besuchte Bell das City-College in New York und schloss mit einem Bachelor-Titel ab. Während dieses Studiums kam er mit dem sozialistischen Kreis Alcove Nr. 1 in Kontakt, in welchem er u.a. Irving Kristol kennenlernte. Dem City-College folgte bis 1939 ein Besuch an der Graduate School der Columbia University in New York.

Von 1940 bis 1945 verdiente Bell seinen Lebensunterhalt als Journalist beim The New Leader (New York); einige Jahre lang fungierte er auch als Herausgeber. 1943 heiratete er Nora Potashnick, mit ihr hatte er eine Tochter namens Jordy.

Nach Kriegsende ließ er sich mit seiner Familie in Chicago, Illinois nieder. Dort arbeitete er zwischen 1945 und 1948 an der University of Chicago als Dozent. Er ließ sich in dieser Zeit auch scheiden und heiratete 1949 Elaine Graham. Als sein Zeitvertrag an der Universität abgelaufen war, wirkte er wieder als Journalist. Als solcher wurde er bis 1958 einer der Herausgeber der Fortune (Chicago).

Inzwischen war er nach New York gezogen. Nach der erneuten Scheidung heiratete er 1960 Pearl Kazin. Mit ihr hatte er einen Sohn, David, den späteren Historiker. Gleichzeitig war er in den Jahren 1956 bis 1957 einer der Verantwortlichen des Congress for Cultural Freedom in Paris.

Lehre

Als Professor vertrat er das Fach Soziologie zunächst an der Columbia University (1959–1969) und danach an der Harvard University bis zu seiner Emeritierung 1990. Als Gastprofessor (Pitt Professor of American History and Institutions) lehrte er 1987 an der Cambridge University.

Gesellschaftstheorie

Mit seiner Schrift The End of Ideology (1960) konstatierte Daniel Bell den Niedergang apokalyptischer Klassenideologien des 19. Jahrhunderts in den industriekapitalistischen Ländern des Westens. Wohlfahrtspolitik und demokratische Partizipation der Arbeiterschaft hätten die sozialen Konflikte entschärft; die weiter bestehenden sozialen Probleme würden pragmatisch und im Konsens angegangen. Bells These fand eine breite und kontroverse Rezeption,[2] mit der Bell sich 1988 in der Public Lecture The End of Ideology Revisited an der London School of Economics kritisch auseinandersetzte.

Unter dem Begriff der postindustriellen Gesellschaft, den schon 1969 Alain Touraine als Buchtitel gewählt hatte, entwarf Bell 1973 eine empirisch gehaltvolle Theorie des strukturellen Wandels von der Industriegesellschaft zu einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. Er argumentierte nicht im Kontext der Postmoderne, sondern sah den Strukturwandel als eine konsequente Fortsetzung und Steigerung der Moderne.

In der Schrift Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus (1976/1991) konstatiert Bell einen Wertekonflikt, der zu einer Kulturkrise der modernen westlichen Gesellschaften geführt habe: Während in der Produktion ein „Aufschub von Befriedigungen“ gefordert werde, locke in der Konsumsphäre die Freizeitindustrie mit hedonistischen Werten wie „Lust und Vergnügen, sofortigem Spaß, Erholung und Sichgehenlassen“.[3]

Werke

  • The End of Ideology: On the Exhaustion of Political Ideas in the Fifties. New York: Collier, 1960. Cambridge, Mass.: Harvard Univ. Press, 2000, ISBN 0-674-00426-4.
  • The Coming of Post-Industrial Society. New York: Basic Books, 1973, ISBN 0-465-09713-8.
  • Dt. Übersetzung: Die nachindustrielle Gesellschaft. Frankfurt am Main: Campus, 1975, ISBN 3-593-32125-4.
  • The Social Sciences Since the Second World War. New Brunswick: Transaction Books, 1982.
  • Dt. Übersetzung: Die Sozialwissenschaften seit 1945. Frankfurt am Main: Campus, 1986, ISBN 3-593-33650-2.
  • The End of Ideology Revisited, In: Government and Opposition. Vol 23/1988, No. 2 (Part I) and No. 3 (Part II).
  • The Cultural Contradictions of Capitalism. New York: Basic Books, 1976, ISBN 0-465-01499-2.
  • Dt. Übersetzung: Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Frankfurt am Main: Campus, 1991, ISBN 3-593-34431-9.

Literatur

Einzelnachweise

  1. dts Nachrichtenagentur: US-Soziologe Daniel Bell im Alter von 91 gestorben, vom 26. Januar 2011, Abgerufen am 26. Januar 2011
  2. Vgl. Chaim Isaac Waxman (Hrsg.): The End of Ideology Debate. Funk & Wagnalls, New York 1968
  3. Daniel Bell: Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Campus, Frankfurt am Main 1991, S. 90.

Weblinks


Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Daniel Bell (Soziologe) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.