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Constance Debré

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Constance Debré (* 10. Februar 1972 in Paris) ist eine französische Anwältin und Schriftstellerin.[1]

Constance Debré, 2022

Werdegang

Debrés Eltern sind das Model Maylis Ybarnégaray (gestorben 1988) und der Journalist François Debré (1942–2020), ihr Großvater ist Michel Debré[2] (1912–1996). Sie wuchs in Paris auf. Nach ihrem Baccalauréat am Lycée Henri IV studierte sie Jura an der Universität Panthéon-Assas.[3] Nachdem sie ihre Prüfung an der École supérieure des sciences économiques et commerciales bestanden hatte,[4] wurde Debré 2010 Rechtsanwältin. Sie arbeitete u. a. in einer amerikanischen Wirtschaftskanzlei und im Team von Jean-Denis Bredin, wo sie sich auf Börsenrecht spezialisierte.[5] In ihrem ersten Verfahren vertrat sie ihren Vater, François Debré, der 2011 gemeinsam mit Jacques Chirac in der Affäre um fiktive Beschäftigungsverhältnisse im Rathaus von Paris wegen „Veruntreuung öffentlicher Gelder“ angeklagt war.[6][7] Ab 2013 war sie mehrfach Strafverteidigerin bei Anklagen wegen dschihadistischer Straftaten.[8] 2013 wurde sie zur Zweiten Sekretärin der Konferenz der Pariser Anwaltskammer gewählt.[9] 2015 beendete sie ihre Anwaltskarriere, um sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen.[10]

Literarisches Schaffen

2004 debütierte Debré mit Un peu là beaucoup ailleurs, das im Jahr darauf mit dem Prix Contrepoint ausgezeichnet wurde.[11] Auch ihr zweites Buch Manuel pratique de l’idéal (2007), ein „Abecedarium des Überlebens“, besteht aus philosophischen Reflexionen im Stile von Georges Perec and Roland Barthes.[12] Play Boy (2018), Love Me Tender (2020) und Nom (2022) erzählen autofiktional von der „Suche nach dem richtigen Leben im Falschen“.[10] Dabei verarbeitete Debré u. a. ihre namhafte Familie[A 1][13][14], die Drogensucht ihrer Eltern,[15] ihr Coming-out und den Kampf um das Sorgerecht für ihren Sohn.[16] In der Stoffgestaltung entfernte sie sich jedoch von dezidiert autobiographischem Erzählen.[17] In Offenses (2023) setzt sie sich, ausgehend von der fiktiven Geschichte einer alten Frau, die wegen einer geringen Summe ermordet wird, mit dem Rechtssystem auseinander.[18]

Im Jahr 2024 erschien die erste deutschsprachige Ausgabe eines ihrer Bücher, Love me tender.[19] Das Buch ist eine Selbstfindungsgeschichte, die sich mit der radikalen Ablehnung bürgerlicher Normen auseinandersetzt. Die Protagonistin, ein Spiegelbild Debrés, durchlebt eine Transformation von einer verheirateten Anwältin aus einer prominenten Familie zu einer lesbischen Schriftstellerin, die ihre gesellschaftlichen Fesseln hinter sich lässt. Im Verlauf der Erzählung löst sie sich von materiellen Besitztümern und traditionellen Lebensweisen, um ein authentisches, wenn auch isoliertes Leben als „einsamer Cowboy“ zu führen. Ihre Reise ist eine physische Entbehrung und ein emotionaler Kampf, insbesondere im Sorgerechtsstreit um ihren Sohn, der die Grenzen ihrer neuen Identität herausfordert und sie zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Vorurteilen zwingt.

Werke (Auswahl)

Preise (Auswahl)

  • Prix Contrepoint de Littérature française 2005 für Un peu là beaucoup ailleurs[11]
  • Prix de La Coupole 2018 für Play Boy[20]
  • Prix Les Inrockuptibles 2020 für Love Me Tender[21]

Anmerkungen

  1. Constance Debré ist die Enkeltochter von Jean Ybarnégaray, einem Minister des Vichy-Regimes, der die Résistance unterstützte. Ihr Großvater väterlicherseits war der französische Justiz- und Premierminister Michel Debré, der die Verfassung der Fünften Französischen Republik ausformulierte. Ihr Onkel Jean-Louis Debré war Innenminister und Präsident des französischen Verfassungsgerichts. Ihr Vater François Debré, ein renommierter Journalist und Autor, war in einen Korruptionsskandal von Jacques Chirac verstrickt. Ihre Mutter Maylis Ybarnégaray war Model.

Weblinks

  • Rezension: Kai Nonnenmacher, Autofiktion im Irrealis (12. Februar 2022), abgerufen am 25. November 2023 (deutsch).

Einzelnachweise

  1. Luc Le Vaillant, Constance Debré, maître ès femmes auf: liberation.fr (9. Januar 2018), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  2. www.faz.net, Bettina Hartz: „Das radikale Bekenntnis der Constanze Debré“, in: FAZ, abgerufen am 2. April 2024
  3. Charline Vanhoenacker und Juliette Arnaud mit Constance Debré, Constance Debré : "Dans "Love me tender", il y a un désir de table-rase et de faire le vide." auf: radiofrance.fr (13. Januar 2020), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  4. 56 Notable alumni of ESSEC Business School Paris auf: edurank.org (18. Juli 2023), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  5. Gaspard Dhellemmes, Portrait : Constance Debré, la prometteuse avocate métamorphosée par la littérature auf: vanityfair.fr (14. September 2020), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  6. Jacques Chirac condamné à deux ans de prison avec sursis auf: lemonde.fr (15. Dezember 2011), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  7. Rémi Duchemin, François Debré, le fils maudit auf: europe1.fr (14. September 2011), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  8. Lucie Soullier, Profession : avocats de djihadistes auf: lemonde.fr (18. April 2016), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  9. Nathalie Segaunes, Constance, François, Jean-Louis, etc. : les Debré et la France auf: lopinion.fr (6. Dezember 2013), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  10. 10,0 10,1 Lea Sauer, Bääm, bääm, bääm auf: literaturportal-france2000.uni-landau.de (23. Januar 2023), abgerufen am 25. November 2023 (deutsch).
  11. 11,0 11,1 Constance Debré auf: semiotexte.com (2022), abgerufen am 25. November 2023 (englisch).
  12. Alice Blackhurst, Et Alors? auf: newleftreview.org (16. Dezember 2022), abgerufen am 25. November 2023 (englisch).
  13. Gérard Lefort, “Play Boy”, le jeu de massacre de Constance Debré auf: lesinrocks.com (5. Januar 2018), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  14. Kai Nonnenmacher, Autofiktion im Irrealis auf: rentree.de (12. Februar 2022), abgerufen am 25. November 2023 (deutsch).
  15. Pascale Robert-Diard, Constance Debré : de l'autre côté du nom auf: lemonde.fr (14. Oktober 2013), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  16. Claire Devarrieux, Vues sur la mère : la dépossession selon Constance Debr auf: liberation.fr (24. Januar 2020), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  17. Angelique Chrisafis, ‘Family is the place for madness’: Constance Debré on the book that has shocked France auf: theguardian.com (14. Januar 2023), abgerufen am 25. November 2023 (englisch).
  18. Amandine Schmitt, Constance Debré contre la Justice auf: nouvelobs.com (2. Februar 2023), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  19. Hanna Kopp: Bruch mit jeglicher Bürgerlichkeit. In: wochentaz, 6.–12. April 2024, S. 43.
  20. Isabelle Beaulieu, « Constance Debré remporte le prix de La Coupole » auf: leslibraires.ca (5. Juni 2018), abgerufen am 25. November 2023 (französisch).
  21. Jean-Marc Lalanne und Nelly Kaprièlian, Entretien avec Constance Debré et Eric Reinhardt, lauréats du Prix des Inrockuptibles auf: lesinrocks.com (17. November 2020), abgerufen am 25. November 2023 (französisch). NB: Debré teilte sich den Preis mit Eric Reinhardt, dessen Comédies françaises (2020) ebenfalls prämiert wurde.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Constance Debré aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.