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Berufsjugendlicher

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Die Bezeichnung Berufsjugendlicher ist ein Erwachsener, der sich in Kleidung, Verhalten usw. gibt wie ein Jugendlicher, um von den Jugendlichen anerkannt zu werden.[1] Dieser Ausdruck wird daher sowohl ernsthaft von Mitarbeitern der Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und Jugendhilfe als auch ironisierend umgangssprachlich von Mitgliedern der Pop- und Rock-Musikszene allgemein verwendet. Oft wird die „forever young“-Pose mit in diesen Zusammenhang gebracht.

Hintergrund

In der Geschichte der Jugendarbeit kam es nicht selten vor, dass Betreuer, Teamer und Freizeitheimwerker deutlich über 35 Jahre alt wurden und keine Anstalten machten, ein weniger basis- und praxis­bezogenes Feld (z.B. Geschäftsführung, Verwaltung oder Erwachsenenbildung) für die nächste Berufs­lebens­phase anzustreben.

Im Vereinswesen trieb und treibt der Berufsjugendliche besondere Blüten: Die Vorsitzenden des sowjetischen Komsomol waren nicht selten über 60 Jahre alt, Vorsitzende der west­europäischen Jugendorganisation Die Falken oder der Rotkreuz-Jugend waren gelegentlich über 45, und das bis zum Ende des letzten Jahrtausends. Heute haben (fast) alle Parteien/Partei­jugend­organisationen klare Altersgrenzen in der Satzung; zu den Ausnahmen gehört die Katholische Jugend.

Wer sich erfolgreich in einem besonderen Feld, das vorsichtig gesagt doch eher von jüngeren Mitmenschen weiterzuentwicklen wäre, hervorgetan hat, verlässt diese Branche nicht ohne Zwang. Die Konsequenz ist oft, dass sich Nachwuchs nicht einfindet, denn neben den alten Allwissenden ist die Chance des Aufstiegs von Greenhorns gering. „Viel zu spät danken die Oldies ab. Die Folge: Ihre Nachfolger sind müde und verschlissen, wenn sie endlich ans Steuer dürfen. Die APO-Opas tun jung und sind nur peinlich. - Berufsjugendliche und lächerliche "Junge Wilde" besetzen die spärlichen Domänen der Jugend.“ [2]

„Berufsjugendlicher, so nannte man in der Nazizeit die dreißigjährigen Funktionäre der Hitlerjugend.“

Beispiele

  • Bis zum Mai 2011 war Klaus Farin (53) Leiter des Archiv der Jugendkulturen.[4]
  • In der stärksten Phase der Berliner SJD Falken (1965-1975) war der Vorsitzende Heinz „Micky“ Beinert 46 Jahre alt. Auch heute ist der Vorsitzende des Kinder- und Jugendverbands Sven Frye immerhin grenzwertige 35 Jahre alt; Mitglied der SPD-Heranwachsenden-Gruppe Jusos (unter 35) könne er damit nämlich nicht mehr sein.
  • Durch jugendliches Aussehen, goldgelb gefärbte Haare und ein entsprechendes Outfit kann ein Künstler wie Farin Urlaub (Jg. 1963)[5] noch heute als "einer von uns" unter Teenagern brillieren.
  • Egon Krenz war bis 50 FDJ-Vorsitzender in der DDR.
  • Mike Weimann war ein Kinderrechtler, der mit 45 inmitten seiner Krätzä wirkte, natürlich (antiautoritär) als Leiter, Verantwortlicher; und das, obwohl nicht Kinder Mitglieder der offenen Bewegung waren, sondern junge Menschen und Studierende zwischen 15 und 25.
  • Der Filmschauspieler Moritz Bleibtreu bekannte sich in der Bunten: "Ich bin mittlerweile 36 Jahre alt. Ich bin zwar ein Berufsjugendlicher und tue immer noch, als wäre ich Anfang zwanzig, aber ich bin es nicht mehr."[6]
  • Wolfgang Niedecken (BAP) bekannte 2009 der Welt.online: „Heute geht es mir nur noch darum, im Studio, auf der Bühne und schon beim Schreiben der Stücke Spaß zu haben. Und ich will mein Publikum für voll nehmen, weil ich ja auch für voll genommen werden möchte. Ich will vor allem auch kein Berufsjugendlicher sein.“[7]
  • "Dirk Tänzler bleibt für weitere drei Jahre Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Der 42-jährige wurde am Samstag von der BDKJ-Hauptversammlung für weitere drei Jahre bestätigt" schreibt das kath.net unter der Überschrift "Berufsjugendlicher bis 45"[8]
  • Die festangestellten Mitarbeiter des Jugendmagazins SPIESSER sind alle über 21.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berufsjugendlicher, duden.de
  2. Rupprecht Podszun: Die verkalkte Republik:
  3. „Der gebrauchte Jude“ von Maxim Biller: Das Lebensthema finden, Der Tagesspiegel am 6. Dezember 2009
  4. Aktionswochen gegen Rechts in Celle: Vortrag von Klaus Farin: Der „Berufsjugendliche Nr. 1“ In Cellesche Zeitung vom 3. Februar 2011
  5. Manfred Günther: Wörterbuch Jugend - Alter: vom Abba zur Zygote. RabenStück-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-935607-39-1, S. 25 (mit Karikaturen von Stuttmann; mit Beiträgen von Volland und Austrofred).
  6. Moritz Bleibtreu: „Ich bin ein Berufsjugendlicher“, Bunte.de am 14. April 2008
  7. „Ich will vor allem kein Berufsjugendlicher sein“, Niedecken in der Welt am 23. Mai 2009
  8. kath.net vom 21. Mai 2011, abgerufen am 8. Juni 2011