Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Jusos

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt die Jugendorganisation der SPD. Die Jungsozialisten in der Schweiz werden in JungsozialistInnen Schweiz behandelt.
Logo des Juso-Bundesverbands
Logo
Basisdaten
Vorsitzender: Kevin Kühnert
stellvertretende
Vorsitzende:
Katharina Andres
Delara Burkhardt
Matthias Glomb
Seppi Parzinger
Jessica Rosenthal
Stephan Schumann
Jan Dieren
Laura Welsch
Bundes-
geschäftsführer
Daniel Choinovski
Ausrichtung: Sozialdemokratie
Demokratischer Sozialismus
Feminismus
Internationalismus
kooptierte
Vorstands-
mitglieder:
Jan Lichtwitz (DNK)

Michelle Rauschkolb (YES-Vizepräsidentin)
Charlotte Rosa Dick (IUSY-Vizepräsidentin)

Julian Engelmann (Juso-Hochschulgruppen)
Georg Fedorov (Juso-SchülerInnen)
Hannah Fischer
Lara Kannappel
Philipp Türmer[1]

Mitglieder: ca. 70.000
(2015)[2]
Gliederung: 16 Landesverbände und 6 Bezirke
Website: www.jusos.de

Die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD, Kurzbezeichnungen Jusos oder Jungsozialisten, ist die Jugendorganisation der SPD.

Inhaltliches Profil

Die Jusos verstanden sich seit ihrer 1969 erfolgten „Linkswende“ nicht mehr als Jugendorganisation ihrer Partei, sondern als „sozialistischer, feministischer und internationalistischer Richtungsverband“ innerhalb der SPD. Obwohl sich auch die SPD in ihrer Grundsatzprogrammatik zu einem Demokratischen Sozialismus bekennt, gibt es seitdem vielfältige Konflikte mit der „Mutterpartei“. Innerverbandlich wurden die Jusos durch heftige Auseinandersetzungen zwischen den sich als „links“ verstehenden Flügeln beherrscht, die erst in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre abflauten. Mittlerweile bezeichnen sie sich wieder selbst als Jugendorganisation in der SPD.[3]

Struktur

Mitgliedschaft

Jedes SPD-Mitglied unter 36 ist automatisch Juso, sogenanntes „geborenes“ Mitglied. 1994 wurde zusätzlich als Modellprojekt eine „Juso-Mitgliedschaft“ für Jugendliche und junge Erwachsene unter 35 Jahren außerhalb der SPD geschaffen. Seit 2014 kostet eine „Nur-Juso“-Mitgliedschaft jährlich 12 €, es genügt eine schriftliche Beitrittserklärung.

Anfang 2005 hatten die Jusos 49.400 SPD-Mitglieder, das waren acht Prozent der damaligen SPD-Mitgliedschaft. Hinzu kamen ca. 20.000 Juso-Mitglieder, die nicht der SPD angehörten. Insgesamt waren es 2005 rund 69.500 Mitglieder. Die Mitgliederzahl wurde im Juli 2013 (mit Jahresangabe 2011) mit rund 51.562 Mitgliedern angegeben, was den SPD-Mitgliedern im Juso-Alter entsprach.[4] Im April 2015 ist von etwa 70.000 Mitgliedern die Rede.[2] Nach eigenen Angaben liegt die Mitgliederzahl seit etwa zehn Jahren konstant bei 70.000.[5]

Strömungen

Früheres Logo der Jusos, wird heute u. a. vom Bezirk Hessen-Nord verwendet, um die IUSY-Verbundenheit zu betonen.

Es gibt innerhalb der Jusos eine Vielzahl von verschiedenen Strömungen. Grob kann zwischen einem linken und einem pragmatischen Lager unterschieden werden. Diese Lager teilen sich erneut in zwei Gruppen auf.

So stehen auf der linken Seite das „Netzwerk Linkes Zentrum“ (NwlZ) und die „Traditionalisten“ (Tradis). Dem NwlZ werden gewöhnlich die Landesverbände Nordrhein-Westfalen, Berlin, Bremen und die vier Bezirke Niedersachsens zugerechnet, während die Landesverbände Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern eher dem Lager der Tradis zugeordnet werden. Im eher pragmatischen bzw. konservativen Bereich der Jusos befindet sich die Pragmatische Linke (PL). Zu dieser Strömung zählen die Landesverbände Hamburg und Baden-Württemberg. Eine dritte Strömung, die der so genannten Reformsozialisten (Refos), nahm für sich den Anspruch, außerhalb der Links-Rechts-Schematik zu stehen. Diese Strömung wurde bis 2009 vom Bezirk Hessen-Nord getragen. Die Landesverbände Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie die Bezirke Hessen-Nord und Hessen-Süd werden derzeit keiner Strömung zugerechnet.

Zu beachten ist jedoch, dass die Landesverbände keineswegs homogen sind. So gibt es in allen Landesverbänden Unterbezirke/Kreisverbände, die sich anderen politischen Strömungen zugehörig fühlen. Die Zugehörigkeit zu einer Strömung gibt meist nur die aktuellen Mehrheitsverhältnisse in einem Landesverband wieder.

Aufbau

Die Strukturen der Jusos folgen denen der SPD. Der Bundesverband ist aufgeteilt in 20 Bezirke, die zumeist den Bundesländern entsprechen und dort die Bezeichnung „Landesverband“ tragen. Nur in Hessen und Niedersachsen gibt es Bezirke auf regionaler Ebene, so dass der dortige Landesverband eine recht untergeordnete Rolle spielt, da er allein für landespolitische Fragen zuständig ist.

Unterhalb der Bezirke gibt es auf der Ebene der kreisfreien Städte, Landkreise oder Bundestagswahlkreise die Unterbezirke, die in einigen Regionen „Kreisverband“ heißen. Unterbezirke, die mehrere Landkreise umfassen, gliedern sich meist in Kreisverbände.

In den Stadtteilen oder den Gemeinden können Arbeitsgemeinschaften als unterste Basisgliederung gebildet werden. An den meisten größeren Hochschulen existieren Juso-Hochschulgruppen und in einer Reihe von Städten gibt es seit 2004 wieder Juso-SchülerInnengruppen, die auf Landes- und Bundesebene zusammenarbeiten.

Die rechtliche Stellung der Jusos ist im Vergleich zu anderen parteipolitischen Jugendorganisationen, wie der Jungen Union, die als selbständige Vereine organisiert sind, eher schwach. Als Arbeitsgemeinschaft der SPD unterliegen die Jusos der Organisationsgewalt der SPD, was bis hin zur Möglichkeit der Auflösung von Juso-Gliederungen bei einem sachgerechten Grund gehen kann.

Arbeitsgemeinschaften

Arbeitsgemeinschaften sind die kleinste Gliederung der Jusos, entsprechen also den Ortsvereinen und Stadtverbänden der SPD. Sie sind oft basisdemokratisch organisiert und beschäftigen sich mit allen politischen Themen. Nicht selten stehen jedoch kommunalpolitische Themen im Vordergrund. Sie sind durch die Hauptsatzung der SPD geschützt und gleichzeitig Bestandteil des Juso-Verbandes und unabhängige Arbeitsgemeinschaften der Ortsvereine. Sie wählen zudem die Delegierten für die Unterbezirkskonferenzen, sofern diese nicht als Vollversammlung stattfinden.

Regionalverband bzw. Kreisverband

In einigen Bundesländern gibt es zwischen AGen und Unterbezirken die Regionalverbände bzw. Kreisverbände. Diese entsprechen meistens der Fläche eines Landkreises oder einer kreisfreien Stadt (Kreisverbände) oder in einigen Großstädten verschiedenen Stadtbezirken und beschäftigen sich insbesondere mit Kommunalpolitik. Die Benennung „Regionalverband“ bzw. „Kreisverband“ ist nicht immer eindeutig, da diese Gliederungsebene in den bundesweit gültigen Richtlinien zum Organisationsaufbau nicht vorgesehen ist. Insbesondere bezeichnen sich auch einige Unterbezirke als „Kreisverband“, weil sie einen Landkreis bzw. eine kreisfreie Stadt umfassen. Außerdem gibt es auch ehemalige Bezirke, die sich heute als „Regionalverband“ bezeichnen (zum Beispiel in Rheinland-Pfalz die Regionalverbände Pfalz, Rheinhessen und Rheinland).

Unterbezirke

Wie auch in der SPD sind die Unterbezirke die bedeutendsten Gremien und werden vielerorts auch Kreisverbände genannt. Sie entsprechen normalerweise dem Gebiet einer kreisfreien Stadt, eines Landkreises oder eines Bundestagswahlkreises. Unterbezirke, die aus mehreren Landkreisen bestehen, untergliedern sich meistens in Kreisverbände.

Oberstes Organ der Unterbezirke ist die Unterbezirkskonferenz (UBK), die in größeren Unterbezirken als Delegiertenversammlung, sonst als Mitgliederversammlung stattfindet. Die Konferenz wählt einen Vorstand, der üblicherweise die Organisationsarbeit übernimmt.

Die Unterbezirke übernehmen im Regelfall die Betreuung der regionalen und kommunalen Politik, beschäftigen sich aber auch mit Bundes- und Landespolitik. In vielen Gebieten ist die Unterbezirksebene die unterste Gliederungsebene.

Bezirke

In Hessen und Niedersachsen gibt es noch die traditionellen Bezirksstrukturen der SPD. In allen anderen Bundesländern wurden die Bezirke zu Landesverbänden fusioniert (die den Namen „Landesbezirk“ tragen), welche sich mit dem jeweiligen Bundesland decken. In Hessen gibt es zwei Bezirke (Nord und Süd) und in Niedersachsen vier (Braunschweig, Hannover, Nord-Niedersachsen und Weser-Ems). Die Bezirke verfügen über eigene Vorstände und halten üblicherweise einmal im Jahr eine Bezirkskonferenz (BeKo) als Delegiertenversammlung ab. Ihre politische Aufgabe besteht meist in der Bundespolitik, in der Bündnispolitik auf Bundesverbandsebene sowie der Arbeit mit der SPD.

Bezirk Vorsitz
Hessen-Süd Kaweh Mansoori[6]
Hessen-Nord René Petzold[7]
Bezirk Braunschweig Manon Luther[8]
Bezirk Hannover Philip Le Butt[9]
Weser-Ems Sebastian Kunde
Nord-Niedersachsen Nehle Beutler / Florian Vorbeck[10]

In Bayern untergliedert sich der Landesverband in Bezirke („Regionalbezirke“), die den Regierungsbezirken entsprechen: Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben, Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz. Diese verfügen aber nicht über die Kompetenzen der „eigentlichen“ Bezirksverbände der Jusos, die in Bayern beim Landesverband liegen.

In Nordrhein-Westfalen gliedert sich der Landesverband in die Regionalverbände Westliches Westfalen (entspricht dem Gebiet der Regierungsbezirke Münster und Arnsberg), Niederrhein (Regierungsbezirk Düsseldorf), Mittelrhein (Regierungsbezirk Köln) und Ostwestfalen-Lippe (Regierungsbezirk Detmold). Diese spiegeln die bis 2001 bestehenden Bezirksverbände wider, haben aber nicht deren Kompetenzen; diese liegen beim Landesverband. Sie sind inzwischen weitgehend bedeutungslos.

In Rheinland-Pfalz gliedert sich der Landesverband in die Regionalverbände Rheinland, Rheinhessen und Pfalz. Die Kompetenzen der ursprünglichen Bezirksverbände liegen allerdings auf Landesebene.

Landesverbände

In allen Bundesländern gibt es Landesverbände der Jusos. Oberstes Beschlussorgan ist die Landeskonferenz (LaKo) bzw. die Landesdelegiertenkonferenz (LDK), die üblicherweise einmal im Jahr tagt. Sie wählt den Landesvorstand. Daneben existieren in verschiedenen Landesverbänden Gremien wie „Landesausschuss“, „erweiterter Landesausschuss“ oder „kleine Landeskonferenz“, die zwischen den Landeskonferenzen als Beschluss- und Kontrollorgan für den Landesvorstand tagen.

In Hessen und Niedersachsen haben die Landesverbände hauptsächlich landespolitische Aufgaben und verschiedene Bezirksverbände kümmern sich um die Arbeit im Juso-Bundesverband. In allen anderen Bundesländern sind die Landesverbände auch für Bundespolitik und für die Arbeit im Juso-Bundesverband zuständig.

Landesverband Vorsitz
Baden-Württemberg Stephanie Bernickel [11]
Bayern Stefanie Krammer [12]
Berlin Annika Klose [13]
Brandenburg Rica Eller / Michael Hantzsche [14]
Bremen Sebastian Schmugler [15]
Hamburg Armita Kazemi [16]
Hessen Natalia Franz [17]
Mecklenburg-Vorpommern Yannick van de Sand
Niedersachsen Amy Selbig / Jakob Blankenburg [18][19]
Nordrhein-Westfalen Frederick Cordes [20]
Rheinland-Pfalz Umut Kurt [21]
Saar Pascal Arweiler [22]
Sachsen Stefan Engel [23]
Sachsen-Anhalt Tina Rosner [24]
Schleswig-Holstein Sophia Schiebe [25]
Thüringen Oleg Shevchenko [26]

Bundesverband

Kevin Kühnert, amtierender Juso-Bundesvorsitzender

Der Bundesverband ist die oberste Ebene der Jusos. Höchstes beschlussfassendes Organ ist der Bundeskongress, der einmal im Jahr als Delegiertenversammlung tagt. Er wählt den Bundesvorstand. Zwischen den Bundeskongressen tagt der Bundesausschuss, der aus gewählten Vertretern der Bezirke bzw. Landesbezirke besteht und die Arbeit des Bundesvorstands kontrolliert. Amtierender Bundesvorsitzender ist seit November 2017 Kevin Kühnert. Seine Amtsvorgängerin war Johanna Uekermann, die das Amt von Sascha Vogt übernahm.[27]

Mitgliedschaft in internationalen Verbänden

Die Jusos sind Mitglied des europäischen politischen Jugendverbandes Young European Socialists[28] sowie der internationalen Dachorganisation International Union of Socialist Youth.[29]

Geschichte

1904–1968

Bis zum Jahre 1904 gab es in der deutschen Arbeiterbewegung keine Organisation für jugendliche Mitglieder. Es herrschte die Meinung vor, dass es dafür keine Notwendigkeit gebe, da die Lebenssituation allein durch die Klassenzugehörigkeit bestimmt sei. Die änderte sich erst nach dem Tod des Berliner Lehrlings Paul Nähring, der die Qualen und Demütigungen seines Meisters nicht mehr ertragen konnte. Danach entstanden Lehrlingsvereine, auf die sich auch die Jusos als ihre Gründungswurzeln beziehen.

Die Jusos als eigene Organisation entstanden aus der „Jugend-Sektion“ des „Sozialdemokratischen Vereins München“, die am 3. Februar 1914 bei einer Versammlung im kleinen Saal des Münchner Gewerkschaftshauses gegründet wurde. Die Versammlung fand statt aufgrund eines Beschlusses des Chemnitzer Parteitages von 1912, die Arbeiterjugend durch geeignete Maßnahmen für die Partei zu gewinnen. Bei dieser Versammlung wurde das Einführungsreferat von Felix Fechenbach gehalten, dem späteren Sekretär Kurt Eisners, der somit als Gründer der Jusos gilt.[30] Er war es auch, der erstmals das Wort „Jungsozialisten“ verwendete. Hauptaufgabe der neuen Organisation sollte die Bildung der jungen Arbeiterinnen und Arbeiter sein.

Zahlenmäßig blieben die Jusos, die darüber hinaus auf Grund interner Auseinandersetzungen zwischen einem austromarxistisch geprägten, linken Mehrheitsflügel (Hannoveraner Kreis) und der Minderheit des nach rechts tendierenden, nationalistischen Hofgeismarer Kreises zerstritten waren, eher unbedeutend und hatten zwischen 3000 und 5000 Mitgliedern. 1931 löste die SPD im Zuge eines innerparteilichen Streits die Jusos auf, ein Teil der ehemaligen Mitglieder schloss sich im Herbst desselben Jahres der neu gegründeten SAPD, ein Teil auch den Roten Kämpfern an.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 1946 die Jungsozialisten wiedergegründet. Zunächst stellten ehemalige Frontsoldaten die Mehrheit der Mitglieder. Die Jusos waren in ihren ersten Jahren zunächst loyal der Mutterpartei gegenüber und folgten linientreu der inhaltlichen Ausrichtung der SPD. Die Juso-Vorsitzenden wurden zunächst (als „Zentralsekretäre der Jusos“) vom Parteivorstand eingesetzt. 1959 wurde mit Hans-Jürgen Wischnewski erstmals ein Juso-Vorsitzender von den Jusos selbst gewählt.

Linkswende im Jahr 1969

Im Jahr 1969 vollzog sich die „Linkswende“ der Jusos. Sie beschlossen auf ihrem Bundeskongress in München die Wende von einer als brav und angepasst geltenden Parteijugend hin zu einem linken politischen Verband. Die Jusos verstehen sich seitdem als „sozialistischer Richtungsverband“ innerhalb der SPD, der auf die inhaltliche Ausrichtung der Partei aktiv Einfluss nimmt.

Jedoch gibt es Landesverbände, Unterbezirke und Stadtverbände, die auf Grund ihrer politischen Haltung die Bezeichnung als Junge Sozialdemokraten bevorzugen, was kein offizieller und von der Partei anerkannter Name ist. Die meisten Juso-Gliederungen führen aber den Namen Jungsozialistinnen und -sozialisten.

1969 bis 1989

Heidemarie Wieczorek-Zeul, zwischen 1974 und 1977 Juso-Bundesvorsitzende

Seit den siebziger Jahren nutzen die Jusos die traditionelle „Faust mit Rose“ der Sozialistischen Internationale als ihr Logo.

1973 gelang es den links der SPD positionierten Jusos, im Rahmen der 68er-Bewegung mit 300.000 Mitgliedern ihren bisherigen Höchststand zu erreichen und viele SPD-Gremien zu „übernehmen“. Die Jusos stellten zu diesem Zeitpunkt etwa 30 % der SPD.

Inhaltlich traten die Jungsozialisten ab 1969 ein für die Demokratisierung aller Lebensbereiche, insbesondere der Wirtschaft und des Staates. Dies sollte bedeuten: die Vergesellschaftung der strukturbestimmten Bereiche der Wirtschaft (so genannte Schlüsselindustrien), gesamtgesellschaftliche Planung der Investitions-, Forschungs- und Entwicklungsprioritäten bei relativer Autonomie der einzelnen Unternehmen im Rahmen dieser zentralen Rahmensetzung (so genannter „zentraler Rahmenplan bei dezentraler Feinsteuerung“). Auch nahmen die Jusos immer häufiger feministische Positionen ein.

Die Jungsozialisten verfolgen die sogenannte „Doppelstrategie“. Dies bedeutet einerseits, mit dem „Standbein“ in der SPD zu agieren und dort Machtpositionen zu besetzen, um inhaltliche Positionen durchzusetzen, und andererseits mit dem „Spielbein“ in gesellschaftlichen Bewegungen präsent zu sein und mit diesen gemeinsam Druck auf die SPD hin zu den von den Jusos auch in der Partei vertretenen Inhalten zu entfalten.

Zerfallserscheinungen folgten mit der aufkommenden Strategiedebatte und den stärker werdenden Grabenkämpfen zwischen den drei Flügeln, die alle einen antikapitalistischen Anspruch hatten. Neben der undogmatischen „reformsozialistischen“ Strömung („Refos“) bildeten sich zwei dezidiert marxistische Richtungen. Die „Stamokaps“ übernahmen die von Lenin entwickelte Theorie des „staatsmonopolistischen Kapitalismus“ und entwickelten auf dieser Basis eine „antimonopolistische Bündnispolitik“, die auch die Zusammenarbeit mit der DKP, nicht aber die so genannten „K-Gruppen“ einschloss. Ihre regionalen Schwerpunkte waren Hamburg und Berlin.[31] Ihre wichtigste programmatische Veröffentlichung waren die 1980 erschienenen Herforder Thesen.[32] Daneben gab es die eher spontaneistisch oder rätesozialistisch orientierten „Antirevisionisten“.

Der Stamokap-Flügel wurde vom Hannoveraner Kreis bundesweit koordiniert. Besonderes stark war er in Hamburg, Berlin und Ostwestfalen-Lippe. Seit 1978 erscheint die „Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft“.

Die „antirevisionistische“ Strömung gründete 1975 den Göttinger Kreis. Ab 1976 begann sie mit Herausgabe der Zeitschrift Sozialist. Obwohl den Stamokaplern und Refos zahlenmäßig unterlegen, gelang es dem Göttinger Kreis 1978, sein Mitglied Gerhard Schröder zum Vorsitzenden der Jusos wählen zu lassen. Allerdings wurde Schröder bald darauf wegen Zusammenarbeit mit der Refo-Strömung (anstatt wie erwartet mit den Stamokaplern) aus dem Göttinger Kreis ausgeschlossen.

Die reformistische Mehrheit gründete 1977 den Malenter Kreis, der die Zeitschrift Sozialistische Praxis herausgab.

Die theoretische Diskussion auf hohem Niveau band die praktischen Kräfte. Der Ausschluss des damaligen Vorsitzenden und Angehörigen des Stamokap-Flügels Klaus Uwe Benneter aus der SPD markiert den Höhepunkt der Auseinandersetzungen.

1989 bis 2005 – Flügelkämpfe

Nach 1989 wurde dem Theoriestreit zwischen den Strömungen faktisch die Grundlage entzogen, weil durch den Zusammenbruch der Systeme des „real existierenden Sozialismus“ in Osteuropa wie auch der DDR marxistische Ideen an Bedeutung verloren bzw. diskreditiert waren. Trotzdem bestimmten immer noch Flügelkämpfe zwischen verschiedenen, inzwischen häufig neu gegründeten und umbenannten Strömungen das Verbandsleben auf Bundesebene. 1997 gab sich der Verband ein modernisiertes Logo, das allerdings von einigen Bezirken zum Teil aus Traditionsbewusstsein, zum Teil als Ergebnis von Strömungsstreitigkeiten abgelehnt wird. Auf dem Bundeskongress 2004 in München lösten sich die bisherigen drei Strömungen zu Gunsten dreier neuer endgültig auf: Das Netzwerk Linkes Zentrum (NWLZ) und die TraditionalistInnen (Tradis) verstehen sich als „links“ und üben massive Kritik am Kurs der SPD; die dritte Strömung hieß zunächst Ypsilon und verstand sich als der pragmatische Teil der Jusos.

Der ehemalige Bundesvorsitzende Björn Böhning setzte den Kurs seiner Vorgänger Benjamin Mikfeld, Niels Annen und Andrea Nahles fort. Die unter Agenda 2010 firmierenden Reformen der SPD-geführten Bundesregierung werden als „neoliberal“ abgelehnt. Auf dem Juso-Bundeskongress in Leipzig (10.–12. Juni 2005) sprachen sich die Jusos für die Einführung einer Bürgerversicherung, gegen Studiengebühren, für eine flächendeckende Kinderbetreuung sowie für den Beitritt der Türkei zur EU aus. Sie sagten ausdrücklich Nein zur Aufhebung des Waffenembargos gegen die Volksrepublik China und widersprachen damit den außenpolitischen Wünschen des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Ebenso kritisierten die Jungsozialisten massiv die Entscheidung der Bundesregierung, die Neuwahl des Bundestages im Herbst 2005 anzusetzen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Jusos während der Zeit der Regierung Schröder vor allem die innerparteiliche Opposition gesucht haben.

2005 bis 2009 – Jusos in der zweiten Großen Koalition

Franziska Drohsel auf dem Juso-Bundeskongress 2009 in München

Durch den stark polarisierenden Bundestagswahlkampf 2005 konnten die Jusos zahlreiche Neumitglieder gewinnen. Inhaltlich blieben die Jusos jedoch ihrer Linie treu, was durch das Festhalten an alten Beschlüssen wie der Bürgerversicherung oder der Ablehnung von Senkungen der Unternehmenssteuern, Mindestlohn von 7,50 Euro/Std auf dem Bundeskongress in Saarbrücken deutlich wurde. Auch forderte der damalige Juso-Bundesvorsitzende Björn Böhning unter anderem den Rücktritt des früheren Verteidigungsministers Franz Josef Jung, da er dessen sicherheitspolitische Ansichten für nicht weiter hinnehmbar hielt.

Im Oktober 2007 gründete sich die Strömung „Pragmatische Linke“ und gab den sich selbst als pragmatisch definierenden Jusos eine neue Plattform. Sie bekennen sich zu sozialer Marktwirtschaft und Realpolitik und lehnen die Forderung nach einem „Systemwechsel“ mit dem Verweis auf historisch gescheiterte staatliche Alternativmodelle ab. Sie sind in weiten Teilen für die Agenda-Politik und stehen damit den beiden anderen Flügeln entgegen. Im Juso-Bundesvorstand sind seither jedoch mit großer Mehrheit Mitglieder der beiden großen Strömungen Tradis und NwlZ vertreten, so dass die inhaltlichen Positionen der Pragmatischen Linken auf Bundesebene kaum eine Rolle spielen.

Im November 2007 wurde Franziska Drohsel mit der größten Mehrheit seit 1969 zur Juso-Vorsitzenden gewählt. Drohsel bemühte sich, das linke und eigenständige Profil der Jusos mehr zu schärfen und veröffentlichte dazu 63 Thesen zur jungsozialistischen Politik,[33] die auf dem Bundeskongress 2008 der Jusos bestätigt wurden. Drohsel wurde 2009 ohne Gegenkandidat mit 69 % wiedergewählt.

Seit 2010

Sascha Vogt auf dem Juso-Bundeskongress 2010 in Essen

Auf dem Bundeskongress in Essen vom 18. bis 20. Juni 2010 wurde Sascha Vogt mit 68,1 Prozent der Stimmen zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt, Bundesgeschäftsführer wurde Jan Böning. Die Jusos bekräftigten ihre Rolle als inhaltliche Triebfeder innerhalb der SPD und wollen gleichzeitig den Weg der Doppelstrategie fortsetzen. Hierzu gehört die Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Bündnispartnern wie den Jugendorganisationen der Gewerkschaften, dem Bündnis Gelöbnix und Initiativen zur Verhinderung von Naziaufmärschen.

Am 25. November 2011 wurde Sascha Vogt als Bundesvorsitzender auf dem Bundeskongress in Lübeck bestätigt. Er erhielt 72,9 Prozent der Stimmen, und gewann damit gegen Frederic Striegler (Pragmatische Linke), der 21,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Als Bundesgeschäftsführer wurde Jan Böning bestätigt.[34]

Im Vorfeld des Bundeskongress 2013 in Nürnberg erklärten Sascha Vogt und Jan Böning, dass sie nicht erneut antreten werden.[35][36] Für den Posten des Vorsitzes gab es zwei Kandidaturen. Die bisherige Stellvertreterin Johanna Uekermann[37] aus Bayern (Tradis) und Hauke Wagner,[38] ehemaliger Juso-Landesvorsitzender aus Hamburg (Pragmatische Linke), bewarben sich. Für die vakante Position der Geschäftsführung bewarb sich die Berlinerin Julia Maas.[39] Bei den Vorsitzwahlen setzte sich Johanna Uekermann mit einer Mehrheit von 69,69 Prozent durch.[40] Ferner beschlossen die Jusos auf dem Bundeskongress einen Initiativantrag mehrerer Landesverbände, der die Jusos gegen das Eintreten in eine Große Koalition mit CDU und CSU positioniert.[41]

Auf dem Juso-Bundeskongress 2015 in Bremen wurde Johanna Uekermann ohne Gegenkandidaten mit 72,3 Prozent der Stimmen auf zwei weitere Jahre wiedergewählt.[42]

Am 24. November 2017 wählte der Bundeskongress in Saarbrücken den Berliner Kevin Kühnert mit 75,8 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden.[43]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Jusos in der SPD – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Juso-Bundesvorstand (Stand 2018). Jusos in der SPD, abgerufen am 11. Juni 2018 (deutsch).
  2. 2,0 2,1 Jugendorganisationen der Parteien. (Memento vom 12. April 2015 im Internet Archive) In: Tagesschau (ARD). 10. Februar 2015, abgerufen am 2. Februar 2016.
  3. jusos.de
  4. rp-online.de: „Analyse: Parteien sind überaltert und erstarrt“, vom 26. Juli 2013, Abruf: 26. Juli 2013.
  5. Die Jusos fetzen sich mit dem „Tagesspiegel“. In: Huffington Post. 29. September 2015, abgerufen am 2. Februar 2016.
  6. Bezirksvorstand. In: Jusos Hessen-Süd. Abgerufen am 4. Februar 2016.
  7. René Petzold aus Schenklengsfeld zum Juso-Bezirksvorsitzenden gewählt. In: Osthessen|News. 2018-04-20 (https://osthessen-news.de/n11587095/rene-petzold-aus-schenklengsfeld-zum-juso-bezirksvorsitzenden-gewahlt.html).
  8. Jusos Bezirk Braunschweig Weil der Mensch ein Mensch ist! - Bezirksvorstand. Abgerufen am 8. Dezember 2017.
  9. Jusos Bezirk Hannover Jusos 2015: Ändern wir die Welt, sie braucht es. In: juso-bezirk-hannover.de. Vorstand des Juso-Bezirks Hannover, abgerufen am 29. Juli 2016.
  10. Bezirksvorstand. In: Jusos Bezirk Nord-Niedersachsen. Abgerufen am 14. Dezember 2017.
  11. {{{titel}}}. Abgerufen am 25. Juni 2018.
  12. Stefanie Krammer ist neue Vorsitzende der bayerischen Jusos. Süddeutsche Zeitung, 25. April 2015, abgerufen am 28. Mai 2016.
  13. Annika Klose aus Mitte ist neue Juso-Landesvorsitzende. 27. Oktober 2015, abgerufen am 28. Mai 2016.
  14. Die Mitglieder des Landesvorstandes der Jusos Brandenburg wurden von der Landesdelegiertenkonferenz am 1. und 2. April 2017 in Blossin für zwei Jahre bis 2019 gewählt. Abgerufen am 28. Mai 2016.
  15. Landesvorstand. Abgerufen am 30. März 2018.
  16. Jusos Hamburg: Neuwahl des Landesvorstands. 14. Oktober 2015, abgerufen am 28. Mai 2016.
  17. Natalia Franz neue Vorsitzende der hessischen Jusos. 19. November 2017, abgerufen am 19. November 2017.
  18. Jusos Niedersachsen: Jusos Niedersachsen wählen neuen Vorstand. (Nicht mehr online verfügbar.) 19. Juni 2017, archiviert vom Original am 4. Oktober 2017; abgerufen am 4. Oktober 2017. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jusos-nds.de
  19. Landesvorstand der Jusos Niedersachsen. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 4. Oktober 2017; abgerufen am 4. Oktober 2017. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/jusos-nds.de
  20. Oberhausener führt die NRW-Jungsozialisten. 14. Januar 2015, abgerufen am 28. Mai 2016.
  21. Umut Kurt zum neuen Landesvorsitzenden gewählt
  22. Jusos Saar: Weis zum Landesvorsitzenden wiedergewählt. 11. Oktober 2014, abgerufen am 28. Mai 2016.
  23. Stefan Engel neuer Landesvorsitzender der Jusos Sachsen. Jusos Sachsen, 29. Oktober 2017, abgerufen am 29. Oktober 2017.
  24. Tina Rosner ist neue Juso-Landeschefin. 6. Juli 2014, abgerufen am 28. Mai 2016.
  25. Sophia Schiebe ist neue Landesvorsitzende der Jusos Schleswig-Holstein. 28. Februar 2016, abgerufen am 28. Mai 2016.
  26. HCS-Content GmbH: Jenaer Student ist neuer Landeschef der Jusos. In: inSüdthüringen.de. (http://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Jenaer-Student-ist-neuer-Landeschef-der-Jusos;art83467,5588644).
  27. Juso-Chefin kritisiert Koalitionsvertrag: "So groß die Koalition auch sein mag, ihre Konzepte sind zu klein", stern.de, 7. Dezember 2013
  28. Website der YES: Mitglieder. In: youngsocialists.eu. Abgerufen am 18. Januar 2016.
  29. Website der IUSY: About Us. (Memento vom 20. März 2016 im Internet Archive) In: iusy.org. Abgerufen am 2. Februar 2016
  30. jusos-muenchen.de (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive)
  31. Joachim Raschke: Innerparteiliche Opposition. Die Linke in der Berliner SPD; Hamburg: Hoffmann und Campe, 1974, ISBN 3-455-09116-4.
  32. Bezirksvorstand der Jungsozialisten in der SPD Ostwestfalen-Lippe: Herforder Thesen. Zur Arbeit von Marxisten in der SPD; Berlin: Spw-Verlag, 1980, ISBN 3-922489-00-1.
  33. Franziska Drohsel (Hrsg.): Was ist heute links? Thesen für eine Politik der Zukunft; Frankfurt a. M.: Campus Verlag, 2009, ISBN 978-3-593-38928-8.
  34. Sascha Vogt zum Juso-Bundesvorsitzenden gewählt. 25. November 2011, archiviert vom Original am 8. Februar 2013; abgerufen am 8. Februar 2013.
  35. Erklärung Sascha Vogt. (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) In: jusos.de. Abgerufen am 19. Januar 2017 (PDF).
  36. Erklärung Jan Böning. (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) In: jusos.de. Abgerufen am 19. Januar 2017 (PDF).
  37. jusos.de (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)
  38. jusos.de (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)
  39. jusos.de (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)
  40. jusos.de (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)
  41. jusos.de (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)
  42. Archivlink (Memento vom 2. Februar 2016 im Internet Archive)
  43. http://www.tagesspiegel.de/politik/neuer-juso-vorsitzender-wir-sind-bollwerk-gegen-groko/20630298.html
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Gesprochene Wikipedia Dieser Artikel ist als Audiodatei verfügbar:
Datei:Wkipediajusos.ogg Speichern | Informationen | 07:09 min (5,09 MB) Text der gesprochenen Version (25. April 2005)
Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jusos aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.