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Begabung

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Begabung oder Talent bezeichnet eine besondere Leistungsvoraussetzung einer Person in einem bestimmten Gebiet. Meist sind das eine oder mehrere überdurchschnittliche Fähigkeiten.
siehe auch: Hochbegabung, Charisma bzw. begnadet

Herkunft des Wortes Talent

Das Wort Talent im Sinne von Begabung hat seinen Ursprung in der altorientalischen Masseneinheit Talent, die auch in der Bibel zur Bezeichnung einer entsprechenden Menge Silbermünzen verwendet wird. Im neutestamentlichen Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25,14−30 EU) werden drei Knechten fünf, drei bzw. nur ein „τἀλαντον“ anvertraut – „jedem nach seiner eigenen Fähigkeit (Kraft)“. Luther und Zwingli übersetzten Talent noch mit Zentner. Aber wohl über die lateinische Vulgata, die talentum übersetzte, lässt sich das Wort talent im Sinne von Begabung im Englischen seit dem 16. Jahrhundert und im Französischen seit dem 17. Jahrhundert nachweisen. Auf diesem Umweg hat es auch im Deutschen seine Bedeutung erhalten.[1]

Allgemein zur Diskussion um Begabung

Es wird behauptet, dass es Begabungen in den verschiedenen Wissens- und Könnensbereichen gibt, die sich im Allgemeinen auf intellektuelle, künstlerische oder sportliche Fähigkeiten beziehen. Durch die genetische Forschung sind inzwischen (2012) wenigstens 52 verschiedene Gene (bzw. Genmutationen) identifiziert worden, die eine Auswirkung auf verschiedene Faktoren der sportlichen Leistungsfähigkeit haben [2]. Der Begriff der allgemeinen Begabung betont stärker den Aspekt der abstrakt-akademischen Intelligenz; in den allgemeinen Begabungsbegriff fließen auch motivationale und personale Aspekte ein. Die Praktische Intelligenz beschränkt sich im Gegensatz zur beruflichen Begabung auf den tätigen Umgang mit konkreten Gegenständen.[3]

Begabung ist Forschungsgegenstand verschiedener wissenschaftlicher Fächer. Die Universität Münster organisierte im September 2012 den bislang größten Kongress zum Thema Begabungsforschung.[4]

Kognitive Begabungen

Musik, Sprache, Unterhaltung

Bewegungskoordination

Organisationstalent

Begabungen setzen stets auch eine genetische Komponente voraus. Spezifische leistungsfördernde Persönlichkeitsfaktoren, familiäre, schulische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind jedoch ebenso unerlässlich (vgl. Heid/ Fink 2004). Dazu zählen Elternhaus, Schule und alle anderen Faktoren der Ausbildung und Umwelt, ohne die keine Hochleistung denkbar ist. Studien zeigen, dass bei stark begabten Menschen eine erhöhte Hirnaktivität im entsprechenden Bereich messbar ist. Außerdem sind gewisse Hirnregionen (geringfügig) stärker ausgeprägt als beim Durchschnitt. Diese Ausprägung entwickelt sich vor allem durch frühe Förderung bzw. Stimulation gewisser Fähigkeiten und somit der entsprechenden Hirnregionen.

Ausnahmen bilden hier natürlich Begabungen, die auf besondere körperliche Eigenschaften zurückzuführen sind. So hängt die Begabung eines Sängers in erster Linie mit seiner Stimme, d. h. mit der Anatomie seines Stimmorgans, zusammen.

Dass Talent genetisch bestimmt sei, ist häufig auch bestritten worden. So war z. B. der Musikpädagoge Shinichi Suzuki ein radikaler Gegner der Auffassung, dass musikalische Begabung (auch: Spitzentalent) irgendeine andere Ursache habe als früh einsetzende Gehörschulung und tägliches intensives Üben. Suzuki hat immer wieder argumentiert, dass Talentforschung nicht an Neugeborenen durchgeführt werde, sondern an Kindern, die bereits jahrelang musikalische Stimulation und Förderung erhalten bzw. nicht erhalten haben.[5] (siehe Frühkindliche Bildung, Frühkindliche Entwicklung)

Begabung äußert sich durch eine relativ frühe spezifische Ansprechbarkeit, für ein bestimmtes Material, eine bestimmte Aufgabe, eine bestimmte Sache. Der Begabte verspürt zudem eine Neigung, für dieses Material usw. interessiert zu werden (vgl. Roth 67, 24-33). Im Falle einer Begabung zeigt sich auch eine lustbetonte Leichtigkeit im Umgang mit der Bemeisterung dieses Materials etc. Ein Begabter kann sich durchaus für seinen Stoff aufopfern, da dieser ein gesteigertes Bedürfnis hat, auf seinem Gebiet mehr zu erleben. Außerdem ist die begabte Person ständig unzufrieden mit den bereits erlangten Leistungsstufen, was die Anstrengungsbereitschaft in diesem Bereich erhöht. Wissenschaftler bezeichnen es als „produktive Unzufriedenheit“. Wachsendes Selbstvertrauen ist ein weiterer Indikator einer Begabung, da ein Talentierter (= Begabter) weiß, wie sehr er seine Materie, Aufgabe, Sache... beherrscht. Schließlich führt dies dazu, dass ein Begabter auf seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten vertraut. Ein begnadeter Sänger z  B. würde sich eher wagen, vor einem Publikum aufzutreten, als ein nicht-singbegabter Mensch. Begabung begünstigt selbstständige und/oder schöpferische Produktivität. Der Begabte kreiert Neues (manchmal Geniales).

Alternative Theorie der Ursache einer Begabung

Ein Multitalent (Mehrfachbegabung) ist ein Mensch, der Interesse an vielen Dingen zeigt und sie, wenn die Faktoren stimmen, genauso gut erlernen und sich damit hervortun kann wie ein „Fach“-Begabter im o.g. Text. Es stellt sich die Frage, ob die Fähigkeiten jedes hochbegabten Kindes wirklich genetisch veranlagt sind (Ausnahmen: „Anatomisch Begabte“). Auch stellt sich die Frage, ob einem Menschen, der zwei linke Hände zu haben behauptet (Werken, Kunst ...), dies eingeredet wurde (siehe Self-fulfilling prophecy).

Kritik

Kritiker des Begabungskonzeptes heben hervor, dass im Unterschied zu körperlichen oder geistigen Leistungen, die beobachtet werden können, Begabung ein Konstrukt ist, mit dem beobachtete Leistungen erklärt werden. Begabung ist im Sinne dieser Kritik nicht etwas, das man beobachten kann und das es empirisch gibt, sondern etwas, mit dem man Beobachtetes deutet, interpretiert, erklärt. Das Problem, diese gedankliche Konstruktion als Realität zu betrachten, stellt sich gemäß dieser Kritik so dar, dass man beobachtbare Leistungen mit einer vermuteten „Anlage“ verwechseln kann, wenn man Leistungen als den Ausdruck oder Nachweis von Begabungen ansieht. Es entsteht eine „zirkuläre Denkfigur“, bei der von Leistung auf Begabung geschlossen wird, diese jedoch als Begründung für Leistung herhalten soll, obwohl nur eines von beiden, nämlich Leistung, objektiv messbar ist.

Die Tatsache unterschiedlicher Leistungen wird von dieser Kritik nicht geleugnet, sie zweifelt jedoch die wissenschaftliche und gesellschaftliche Brauchbarkeit und Angemessenheit des Begabungskonzeptes u. a. unter dem Verweis darauf an, dass es bisher eben noch nicht gelungen ist, „Begabung“ unabhängig von beobachtbaren Leistungen empirisch zu verifizieren.

Begabung sei kein wissenschaftlich tragfähiger Begriff, sondern eine politische Parole. Weniger Konjunktur hat demnach der Gebrauch des Begabungskonzeptes zu Zeiten, in denen es darum geht, zusätzliche soziale Bildungsreserven zu erschließen. Hochkonjunktur habe das Begabungskonzept, wenn es – etwa wegen gesellschaftlich knapp gehaltener Ressourcen – darum geht, die Zahl der zu Fördernden einzuschränken bzw. die Förderungsmittel auf bestimmte Gruppen zu verteilen (etwa Elite- gegen Massenunis oder Gymnasien gegen Gesamt- oder Hauptschulen).[6]

Siehe auch

Quellen

  1. Ulrich Luz: Das Evangelium nach Matthäus. 3. Teilband. Mt 18-25. Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament (EKK) I/3. Einsiedeln/Neukirchen-Vluyn 1997, S. 506 FN 76
  2. Swan M (2012). Applied genomics: personalized interpretation of athletic performance genetic association data for sports performance capability and injury reduction. The Journal of Bioscience and Medicine 2:1, 1-10 [DOI: 10.5780/jbm2012.2]
  3. http://www.bibb.de/dokumente/pdf/wd_67_berufliche-begabung.pdf
  4. www.echa2012.info 'Giftedness across the lifespan'
  5. Shinichi Suzuki: Nurtured by Love: The Classic Approach to Talent Education, Alfred Publishing Company, 1986, ISBN 0874875846
  6. Torsten Bultmann: Die Eliten und die Massen. Kritik eines bildungspolitischen Stereotyps. bdwi.de. Abgerufen am 24. August 2011.

Literatur

  • Drewek, Peter: Die Begabungsuntersuchungen Albert Huths und Karl Valentin Müllers nach 1945. Zur wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung des konservativen Begabungsbegriffes in der Nachkriegszeit. Zeitschrift für Pädagogik 35 (1989), S. 198-217
  • Heid, Helmut / Fink, Gabi: Begabung. In: Benner, Dietrich / Oelkers, Jürgen (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Pädagogik. Weinheim und Basel 2004, Seite 146-152
  • Hopfgartner, Herbert: Wie erkenne ich als Lehrperson musikalische Begabung? In: News & Science - Begabtenförderung und Begabtenforschung, ÖZBF, Nr. 28, Salzburg 2011 (ISSN: 1992-8823), S. 10-13
  • Klaus, Georg: Ungehobene Schätze. Erkenntnistheoretische Gesichtspunkte zur sogenannten Begabtentheorie. Sonntag, No. 20 (1963), S. 4-5
  • Markard, Morus: Das Konzept (Hoch-)Begabung – Funktionskritik eines bildungspolitischen Tendenzbegriffes (online)
  • Portmann, Rosemarie: Grundsatzdiskussion III: Das Geheimnis der Begabung. Anlage oder Lernergebnis? In: Haarmann, Dieter (Hrsg.): Handbuch Grundschule. Bd. 1. Weinheim 1991, Seite 161-170
  • Roth, Heinrich: Begabung und Begaben. In Ballauff, T./ Hettner, H. (Hg.): Begabungsförderung und Schule, Darmstadt 1967, Seite 18-36
  • Schenz, Axel: Begabung aus bildungstheorethischer Perspektive. 2007 "zum Artikel"
  • Schenz, Axel: Erziehung und Begabung als gesellschaftlich bedingte Prozesse. In: Schenz, Christina/ Rosebrock, Stephan/ Soff, Marianne (Hrsg.): Von der Begabtenförderung zur Begabungsgestaltung. Vom kreativen Umgang mit Begabungen in der Mathematik. Wien 2011, Seite 34-44
  • Süllwold, Fritz (Hrsg.): Begabung und Leistung. Hamburg: Hoffman und Campe 1976.

Weblinks

Wiktionary: Begabung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Talent – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Begabung – Zitate
Wikiquote: Talent – Zitate

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