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Baronet

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Die „Rote Hand von Ulster“, Wappenzusatz der Baronets

Baronet (weibliche Form, wenngleich äußerst selten: Baronetess; beide als Verkleinerungsform zu Baron) ist ein Titel in Großbritannien, der – unter anderem auf Vorschlag des britischen Premierministers bzw. der britischen Regierung – vom britischen Monarchen an in der Regel britische Bürgerliche verliehen werden kann, vom Titelträger auf die folgenden Generationen vererbt wird und mitunter (selten) mit der Verleihung eines Lehens verbunden ist. Die Baronets gehören im Unterschied zu den Barons nicht zur Peerage und damit nicht zum eigentlichen britischen Hochadel, sondern bilden zusammen mit den Knights die sogenannte Gentry, den niederen Adel, wobei der Rang eines Knight im Unterschied zu dem eines Baronet in der Regel nicht erblich ist. Die bislang letzte Baronetswürde (engl.: baronetcy) – und erste seit 1965 – wurde im Jahr 1991 verliehen.

Geschichte

Die Geschichte der Baronets auf den britischen Inseln reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Der Begriff Baronet wurde dabei ursprünglich für Adlige verwendet, die das Recht auf einen Sitz im Parlament verloren hatten. Als erbliche Aristokratie unterhalb des eigentlichen Feudaladels wurde die Baronetswürde dann mit dem Baronetage von England am 22. Mai 1611 von König James I. eingeführt. Dieser bot diese Erhebung 200 ausgewählten Männern mit dem stattlichen Mindesteinkommen von 1000 Pfund im Jahr unter anderem auch deshalb an, weil damit einherging, dass jeder Titelträger drei Jahre lang zu einem hohen Preis dreißig Soldaten des Königs finanzieren musste, was wiederum der Besiedelung Irlands dienen sollte. Die Baronetage von Irland wurde vier Monate später, am 30. September 1611, und die von Schottland im Jahre 1625 errichtet. Seit der Vereinigung Englands und Schottlands durch den Act of Union 1707 wurden nur noch Baronetcies von Großbritannien verliehen und seit dem Act of Union 1800 nur noch Baronetcies des Vereinigten Königreichs.

Seit 1914 wird vom Crown Office im britischen Justizministerium (ehemals im Home Office) eine offizielle Liste, die Official Roll, herausgegeben, auf der alle offiziell anerkannten Baronetcies vermerkt sind. 1898 war die The Honourable Society of the Baronetage (dt. etwa: die ehrenwerte Baronet-Gesellschaft) gegründet worden, die 1903 in den Standing Council of the Baronetage (dt.: ständiger Rat der Baronets) umgewandelt wurde, der sich seither als Mitgliedsorganisation für Baronets um deren Belange und die Erstellung der Official Roll kümmert. Zwischen 1611 und 2012 wurden insgesamt etwas weniger als 3500 Baronetcies verliehen. Anfang der 2010er Jahre waren davon noch etwas mehr als 1200 in Gebrauch. Es gibt zudem etwas mehr als 150 Baronetswürden, die von den lebenden Erben nicht in Anspruch genommen werden. Die bislang letzte Baronetswürde und erste seit 1965 (nachdem die Labour-Partei die Regierung übernommen und eine klassenlose Gesellschaft ohne Erbtitel propagiert hatte) wurde 1991 an Denis Thatcher, Ehemann von Margaret Thatcher, vergeben. Diese vererbbare Würdigung, die primär als Ehrerweisung für Margaret Thatcher selbst angesehen wurde, die damit Lady Thatcher wurde, war in Großbritannien umstritten. Seither wurden keine vererbbaren Titel mehr an Nichtmitglieder der britischen Königsfamilie verliehen.

Gepflogenheiten

Die Ernennung zum Baronet ist gleichbedeutend mit der Erhebung in den erblichen Adelsstand. Mit der Verleihung des Titels durch den Monarchen geht allerdings kein Ritterschlag einher. Die Nachfolge in der Würde eines Baronets wird mit der ersten Verleihung geregelt; anders als in den meisten anderen europäischen Aristokratien geht der Titel dabei in Großbritannien grundsätzlich nicht auf sämtliche Kinder über. In den meisten Fällen ist vielmehr nur der älteste lebende Sohn des Erblassers der Erbe des Titels. Hat der Erblasser keinen Sohn, geht der Titel auf den nächsten männlichen Verwandten über. In einigen Fällen, besonders bei schottischen Titeln, ist aber auch eine Weitergabe über die weibliche Linie möglich.

Der niedere Adel Großbritanniens ist grundsätzlich unterteilt in die Baronets und die Knights, deren Würde nicht erblich ist. In der protokollarischen Rangordnung im Vereinigten Königreich rangieren die Baronets daher grundsätzlich über den Knights bzw. den diesen untergeordneten Knight Bachelors. Ausnahmen hierzu bilden lediglich Knights des Hosenbandordens und des Distelordens, die im Rang über den Baronets stehen. Sowohl Baronets als auch Knights jeglicher Art rangieren als Vertreter der (Landed) Gentry (dt. etwa: Landadel) unter den Barons (dt.: Freiherrn), welche die unterste Stufe des britischen Hochadels bilden. Die Rangfolge der Baronets untereinander richtet sich nach dem Datum der Verleihung. Je älter das Patent, desto höher der Rang. Die derzeit älteste weiterhin verwendete Baronetcy wurde am 22. Mai 1611 als einer der ersten von James I. verliehenen Titeln vergeben und seither weitervererbt. Der derzeitige Titelträger (Stand 2012), Sir Nicholas Hickman Ponsonby Bacon (* 1953), ist damit der Premier Baronet von England.

Die Baronetswürde geht grundsätzlich einher mit einer territorialen Bezeichnung nach dem Schema „<Nachname> of <Ortsname> <(ggf. Ortszusatz)>“, die mit dem Titelträger in Zusammenhang steht (bspw. Geburts- oder Wohnort etc.). Denis Thatcher war beispielsweise „1st Baronet, of Scotney in the County of Kent“. Thatcher besaß mit seiner Frau eine Wohnung auf dem Gelände von Scotney Castle in Lamberhurst (ca. 13 km von Tunbridge Wells in der Grafschaft Kent). Sein Sohn Mark, auf den der Titel nach dem Tod des Vaters überging, ist der „2nd Baronet, of Scotney in the County of Kent“. Diese Baronetswürde heißt in der Official Roll Liste Thatcher of Scotney.

Es gibt – oftmals aus historischen Gründen – auch vom britischen Monarchen verliehene nicht-britische Baronetcies, beispielsweise die Graaff Baronets in Südafrika.

Baronets, mit Ausnahme der schottischen, fügen ihrem Wappen die „Rote Hand von Ulster“ als Herzschild hinzu.

Anrede

Die Anrede für einen Baronet lautet Sir, für seine Ehefrau Lady. Das „Sir“ wird vor den Vornamen gesetzt, das „Lady“ vor den Nachnamen. Der Ausdruck „Baronet“ erscheint in der Schriftform nach dem Familiennamen, oftmals abgekürzt als Bar., Bart. oder Bt. Der Namenszusatz Sir wird nur in Verbindung mit dem Vornamen oder dem Vor- und Zunamen verwendet, also z. B. „Sir Walter“ oder „Sir Walter Elliot“, aber niemals „Sir Elliot“. Stirbt der Baronet und der Titel wird an den Sohn weitergegeben, wird dessen Frau als „Lady <Nachname>“ bezeichnet, während die Frau des Verstorbenen von da an „<Vorname>, Lady <Nachname>“ heißt.

Weibliche Baronets, genannt Baronetess, sind extrem selten, da fast alle diese Titel nur auf männliche Nachkommen vererbt werden können und bislang nur eine einzige Frau im 16. Jahrhundert, Mary Bolles, den Titel selbst („in her own right“) verliehen bekam. Die bislang letzte Erb-Baronetess, Anne Maxwell Macdonald, die den Titel erst 49 Jahre nach dem Tod ihres Vaters mit der Erlaubnis des Court of the Lord Lyon führen durfte, starb 2011. Ihr Titel ging an ihren Sohn über. Eine Baronetess wird mit „Dame <Vorname>“ oder „Dame <Vorname> <Nachname>“ angeredet.

Einige bekannte Titelträger

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Baronet aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.