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Arganöl

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Arganbäume

Das Arganöl (auch Arganienöl) wird aus den Samen der gelben Beerenfrucht des Arganbaums (A. spinosa) durch Pressung gewonnen. Es ist ein nussartig schmeckendes, vergleichsweise teures Speiseöl. Arganöl wird sowohl in der Gastronomie als auch in der Kosmetik und Haarpflege verwendet.[1]

Ölherstellung

Die Herstellung von Arganöl auf die traditionelle Art und Weise

Die in Marokko gelegene Arganeraie wurde im Jahr 1998 durch die UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Vorangegangen waren Projekte zur Erhaltung der traditionellen Bewirtschaftung, der handwerklichen Ölgewinnung und der Erhaltung der Kultur der Berber im Zusammenhang mit dem Arganbaum, beauftragt vom marokkanischen Königshaus und durchgeführt von der deutschen Entwicklungshilfegesellschaft GTZ.

Fast gleichzeitig begann in Marokko die Industrialisierung der Arganölgewinnung. In den Fabriken von Casablanca und Agadir wird Öl aus Arganmandeln gewonnen. In der Folge ging für viele Familien ein bedeutendes Einkommen verloren, da für die Frauen in den ländlichen Regionen der Verdienst aus der Ölherstellung durch manuelle Gewinnung eine wichtige Rolle spielt.

Der marokkanische Staat unterstützte die Gründung der UCFA (Union des Coopératives des femmes de l’Arganeraie). In dieser Organisation sorgen etwa 22 Kooperativen mit mehr als 1000 Frauen dafür, dass die Tradition des handgepressten Arganöls erhalten bleibt. Vom Verkauf des Öls können die rund 6000 Familienangehörigen in den Dörfern leben und die Familienverbände bleiben erhalten weil keine Notwendigkeit besteht, in den Fabriken der Städte zu arbeiten. Mit der Entdeckung des Arganöls für die Kosmetikindustrie, als Bestandteil von Pflegeprodukten, kann darüber hinaus langfristig eine Nachfrage für die Produkte der Kooperativen geschaffen werden.

Die Auswirkungen der steigenden Nachfrage und die sozialen Folgen des industriell-maschinell gepressten Arganöls sowie die eingeleitete Gegenbewegung der Frauenkooperativen sind Gegenstand einer im Mai 2006 durchgeführten Studie der GTZ.

Die Handpressung von Arganöl ist wesentlich zeitaufwändiger als die Herstellung mit Hilfe von Pressmaschinen. Zur Gewinnung eines Liters handgepressten Arganöls sind etwa zwei Tage Arbeit erforderlich. Auch der Einsatz der Früchte ist deutlich höher; zur Produktion eines Liters werden ungefähr 30 Kilogramm Früchte benötigt, also die Ernte von 4–5 Bäumen. Dies erklärt den relativ hohen Preis. Da die Kooperativen der UCFA für die eigene Vermarktung arbeiten, bleibt die Wertschöpfung ihrer Arbeit bei den Frauen.

Traditionelle Handpressung

Argan-Früchte am Baum

Bei der traditionellen Handpressung werden die geernteten Früchte und Mandeln ausschließlich von Hand in einem bis zu 24 Stunden dauernden Prozess gepresst.

Das Sammeln und Verarbeiten der Arganfrüchte ist von jeher Frauensache. Nach dem Trocknen der Früchte wird das Fruchtfleisch entfernt. Fehlerhafte und faule Kerne werden aussortiert. Die harten Kerne werden danach aufgeklopft. Die darin enthaltenen Mandeln werden entfernt und angeröstet. Anschließend werden die Mandeln von Hand in einer Steinmühle zermahlen. Unter Zugabe von abgekochtem Wasser wird dann das gewonnene Mandel-Mus zu einem Brei, der so lange gerührt und geknetet wird, bis das Öl in einem kleinen Rinnsal aus der Masse heraustritt.

Die Röstung lässt (wie auch bei der Herstellung von Kürbiskernöl) charakteristische Aromastoffe entstehen, wodurch aber die einer Kaltpressung zugeschriebene „Natürlichkeit“ („natives Öl“) verloren geht. Es ist aber auch Öl aus ungerösteten Samen im Handel.

Zusammensetzung und Eigenschaften [2]

Fettsäuren

Allgemeine chemische Struktur von Arganöl (R1, R2 und R3 sind langkettige Alkyl- oder Alkenylreste mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen), der Anteil an Alkylresten beträgt etwa 20 %, der Anteil an Alkenylresten etwa 80 %.

In seiner Fettsäurezusammensetzung schneidet Arganöl im Vergleich zu anderen Ölen eher mittelmäßig ab und ist in etwa vergleichbar mit der Fettsäurezusammensetzung von Erdnussöl. Das Öl enthält 20 % gesättigte Fettsäuren und 80 % ungesättigte Fettsäuren. Auch das Verhältnis von Linol- zu α-Linolensäure ist als eher ungünstig anzusehen (340:1). Als besonders gesundheitsfördernd wird jedoch ein Verhältnis von 4:1 oder 5:1 angesehen.

Durchschnittliche Fettsäurezusammensetzung im Vergleich mit anderen Pflanzenölen (in Prozent):

Gesättigte Fettsäuren Ölsäure Linolsäure Linolensäure Verhältnis
Linolsäure:Linolensäure
Arganöl 20 45 34 0,1 340:1
Erdnussöl 18 55 25 0,1 250:1
Sonnenblumenöl 11 20 63 0,5 126:1
Olivenöl 14 70 8 0,9 8,9:1
Rapsöl 6,6 58 20 10 2:1

Tocopherole

In Werbeaussagen wird oft der hohe Gehalt an Tocopherolen herausgestellt. Der tatsächliche Gehalt dieser Vitamin-E-aktiven Substanzen rangiert mit ca. 600 mg/kg eher im durchschnittlichen Bereich. Rapsöl hat einen vergleichbaren Gehalt, Weizenkeimöl besitzt einen deutlich höheren Gehalt an Tocopherolen. Gamma-Tocopherol macht etwa 80 % des Gesamtgehaltes aus.

Phytosterine

Phytosterine sind pflanzliche Sterine, die im menschlichen Organismus die Bildung von Cholesterin reduzieren können. Der durchschnittliche Gehalt an Phytosterinen liegt bei Arganöl zwischen 1,3 und 2 g/kg. Bei anderen haushaltsüblichen Speiseölen liegt der durchschnittliche Gehalt zwischen 2 und 4 g/kg; Sanddornöl weist sogar über 10 g/kg auf.

Verwendung

Kulinarik

Als Speiseöl eignet sich Arganöl zum Eintauchen von Brot, in Couscous, Salaten und ähnlichen Gerichten. Amlou, eine dicke braune Paste mit einer ähnlichen Konsistenz wie Erdnussbutter, wird durch Mahlen von gerösteten Mandeln und Arganöl, vermischt mit etwas Honig, hergestellt und auch als Brot Dip verwendet.

Verschiedene Behauptungen bezüglich positiver Auswirkungen auf die Gesundheit durch den Verzehr von Arganöl wurden bereits gemacht. Forscher haben herausgefunden, dass die tägliche Einnahme von Arganöl im Essen „höchstwahrscheinlich“ ein Faktor zu sein scheint, der verschiedene Krebsarten verhindern und sich bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas positiv auswirken soll.[3]

Im Jahr 2005 wurden die Ergebnisse einer Ernährungsinterventionsstudie veröffentlicht, bei der Freiwillige entweder Arganöl oder tierische Fette (Butter) in der Zubereitung ihrer Speisen verwendeten. Es zeigte sich, dass eine regelmäßige Zufuhr von Arganöl anstatt Butter schädliches Cholesterin und Triglyceride im Blut senken kann, ganz ähnlich wie bei Olivenöl und anderen Pflanzenölen.[4]

Kosmetik

Marokkaner nutzen das nicht geröstete Arganöl, um Hautkrankheiten zu behandeln und verwenden es zur Schönheitspflege von Haut und Haar. Das Öl ist feuchtigkeitsspendend, hilft gegen Akne, Abschuppung der Haut und bei Verbrennungen und kann bei Rheuma eingesetzt werden.[5]

Arganöl ist im kosmetischen Bereich zunehmend populärer geworden. Die Zahl der Körperpflegeprodukte mit Arganöl auf dem US-Markt stieg von 2 im Jahr 2007 bis über 100 in 2011 enorm an.

Die zunehmende Beliebtheit von Arganöl gab der marokkanischen Regierung den Anlass, für eine gesteigerte Produktion zu planen, mit dem Ziel, bis zum Jahr 2020 die jährliche Herstellung von etwa 2.500 auf 4.000 Tonnen zu erhöhen.[6]

Kritik an der Vermarktung

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) kritisiert die unkritische Anpreisung:

...In letzter Zeit wird ...intensiv für Arganöl geworben. In Zeitschriften und im Internet wird es als viel wertvoller als andere Öle angepriesen. Es soll kosmetische, medizinische und nahrungsergänzende Eigenschaften besitzen.
Begründet wird all dies durch die «besondere Zusammensetzung» von Arganöl. Es bestehe zu über 80% aus ungesättigten Fettsäure – eine Trivialität, denn dies trifft praktisch auf alle pflanzlichen Öle zu. Ferner sei der Anteil an Linol- und Ölsäure wesentlich höher als in Olivenöl. Arganöl enthält rund 36% Linolsäure, Olivenöl rund 10%. Soweit stimmt die Aussage also. Bei der Ölsäure wird hingegen stark übertrieben, wenn nicht sogar bewusst geschummelt. Arganöl enthält 45%, das viel billigere Olivenöl indes 71% Ölsäure, also einen deutlich höheren Anteil dieser gesunden, einfach ungesättigten Fettsäuren.

Für eine umfassende ernährungsphysiologische Beurteilung eines Öles reichen diese Angaben aber nicht aus. Insbesondere die mehrfach ungesättigten Fettsäuren müssen genauer unter die Lupe genommen werden. Da schneidet Arganöl überhaupt nicht optimal ab. Es enthält einen erheblichen Überschuss an Linolsäure und entsprechend einen zu geringen Anteil an Alpha-Linolensäure.
Weitere Anpreisungen zum Arganöl beziehen sich auf den angeblich unvergleichlich hohen Gehalt an antioxidativ wirksamen Substanzen. Die aufgeführten Zahlen mögen zwar stimmen, doch werden sie bewusst irreführend verglichen. Der Vitamin-E-Gehalt von Arganöl (620 mg/kg) wird z. B. jenem von Olivenöl (320 mg/kg) statt dem von Weizenkeimöl (1950 mg/kg) gegenübergestellt. Ein anderes Beispiel: Der Flavonoidgehalt wird mit 56 mg/kg angegeben. Dass Rotwein pro Deziliter bereits mehrere Hundert Milligramm enthält, wird natürlich nicht erwähnt.
Arganöl ist nicht wertvoller als andere pflanzliche Öle. Viele Anpreisungen sind falsch oder irreführend und täuschend. Seinen horrenden Preis von rund Fr. 100.– pro Liter ist es zumindest aus gesundheitlichen Gründen nicht wert.[7]

Film

  • Arganöl, Marokkos weißes Gold. Dokumentarfilm, Deutschland, 2008, 42:30 Min., Buch und Regie: Roberto Lugones, Produktion: MedienKontor FFP, GEO, arte, Reihe: 360° Geo-Reportage, Erstsendung: 30. Oktober 2008 bei arte, Inhaltsangabe von arte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sabine Krist: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle, 2. Auflage, Springer-Verlag Wien 2013, S. 56, ISBN 978-3709110041
  2. Bertrand Matthäus (Max Rubner-Institut Münster): Arganöl – Ein neues Wunderöl?, Ernährung im Fokus, 2009, Nr. 1, Seite 2–7.
  3. : Should the Amazigh Diet (Regular and Moderate Argan-Oil Consumption) have a Beneficial Impact on Human Health?. In: Critical Reviews in Food Science and Nutrition. 50, Nr. 5, 2010, S. 473–7. doi:10.1080/10408390802544520. PMID 20373191.
  4. : Nutritional Intervention Study with Argan Oil in Man: Effects on Lipids and Apolipoproteins. In: Annals of Nutrition and Metabolism. 49, Nr. 3, 2005, S. 196–201. doi:10.1159/000087072. PMID 16020940.
  5. : Chemical study, antimalarial and antioxidant activities, and cytotoxicity to human breast cancer cells (MCF7) of Argania spinosa. In: Phytomedicine. 17, Nr. 2, 2010, S. 157–60. doi:10.1016/j.phymed.2009.05.014. PMID 19576744.
  6. Lucy Siegele: The trees of life. Should hairdressers be promoting argan oil?. In: The Observer. 12. Februar 2012 (http://www.guardian.co.uk/environment/2012/feb/12/lucy-siegle-argan-oil-hairdresers, abgerufen am 16. Mai 2015).
  7. Arganöl – Ist dieses Öl wirklich wertvoller als andere Öle?, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE), 2004
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