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Adolphe Crémieux

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Adolphe Crémieux, gemalt von Jean Lecomte du Noüy (1878)

Isaac Moïse Crémieux, bekannt als Adolphe Crémieux (geb. 22. April 1796 in Nîmes; gest. 9. Februar 1880 in Paris) war Rechtsanwalt, Politiker, Repräsentant des Consistoire central israélite und Journalist.

Nach der Februarrevolution 1848 sowie während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870–71 war Crémieux jeweils Justizminister der provisorischen Regierung. In der Dritten Republik war er von 1872 bis 1876 Abgeordneter in der Nationalversammlung und von 1875 bis 1880 Senator. Bekannt ist er als Initiator des Décret Crémieux, durch das 1870 die Juden Algeriens die französische Staatsbürgerschaft erhielten. Von 1863 bis zu seinem Tod war er Präsident der Alliance Israélite Universelle.

Leben

Adolphe Crémieux in Anwaltsrobe, Lithographie von Faustin Herr, 1840

Geboren wurde Crémieux 1796 in Nîmes als Sohn eines jüdischen Seidenhändlers. Noch während des ersten Napoleonischen Kaiserreiches schloss er in Paris sein Jurastudium ab. Er kehrte daraufhin 1817 in seine Heimatstadt zurück, wo er als Anwalt durch die Verteidigung von Opfern der politischen Reaktion (unter anderem des „Weißen Terrors“) und religiöser Diskriminierung (vor allem der Juden) erstes Aufsehen erregte.

1830 begann Crémieux in Paris seine Arbeit an der Cour de Cassation, wo er sich als Anwalt aufständischer Republikaner, der Gazette de France, aber auch eines Ministers des abgesetzten Königs Karl X. einen Namen als Verteidiger der individuellen Freiheitsrechte machte.

Engagement für die jüdische Emanzipation

Daneben setzt er sich energisch für die Belange der Juden innerhalb und außerhalb seiner Heimat ein. Zu nennen ist hier zunächst sein Engagement im Consistoire central israélite, dem Dachverband des französischen Judentums. 1843 wurde er zu dessen Präsidenten gewählt. Angesichts der Damaskusaffäre (1840), eines besonders populären Falls einer judenfeindlichen Ritualmordbeschuldigung, trat Crémieux nicht nur als Anwalt des Judentums auf, indem er eine Presseoffensive gegen die Schimäre vom jüdischen Ritualmord begann. Er reiste gemeinsam mit Moses Montefiore auch selbst nach Ägypten, um sich bei Muhammad Ali Pascha, der damals auch über Syrien herrschte, für die Freilassung der angeklagten Juden von Damaskus einzusetzen. Seinen Aufenthalt in Ägypten nutzte er zudem, um zwei Schulen für die dortige jüdische Bevölkerung zu gründen.

Des Weiteren kämpfte er über Jahre hinweg gegen eine diskriminierende juristische Praxis, welche die französischen Juden zu einem speziellen Eid vor Gericht zwang, den „More Judaico“, bis dieser 1846 endgültig abgeschafft wurde. Einen weiteren Aspekt seines pro-jüdischen Engagements bildet die Übernahme der Präsidentschaft der Alliance Israélite Universelle im Jahre 1863. Diese neuartige Vereinigung hatte sich den Schutz der Juden in aller Welt zur Aufgabe gemacht.[1]

Politische Karriere bis 1870

Crémieux (unten, Mitte) als Mitglied der provisorischen Regierung im Jahr 1848

Crémieux zog 1842 als Vertreter des Wahlkreises von Chinon in die Abgeordnetenkammer des französischen Parlaments ein. Dies stellte den ersten großen Schritt in seiner politischen Karriere dar. Im Laufe der 1840er Jahre wuchs seine Kritik am politischen System der Julimonarchie. So nahm er an den vorrevolutionären Banketten der Jahre 1847/48 teil.

Anlässlich der Februarrevolution 1848 erreichte seine politische Karriere einen Höhepunkt: Er wurde nach dem Sturz der Monarchie zum Justizminister der provisorischen Regierung ernannt. In dieser Funktion setzte er die repressiven „Septembergesetze“ vom 9. September 1835 außer Kraft und rehabilitierte dadurch die Presse- und Versammlungsfreiheit. Im Zuge der weiteren politischen Unruhen, die zu seiner kurzzeitigen Verhaftung (1851) führten, zog er sich gezwungenermaßen zunehmend aus der Politik zurück und widmete sich seiner Anwaltstätigkeit.

Parallel engagierte sich Crémieux als Freimaurer, er erreichte im Jahr 1866 den 33. und höchsten Grad nach schottischem Ritus und übernahm 1869 den Vorsitz im Suprême Conseil de France. Gegen Ende des zweiten Kaiserreichs kehrte er ins politische Leben Frankreichs zurück: Er wurde 1869 als Abgeordneter des 3. Wahlkreises von Paris, wo er in der Oppositionellen Fraktion der Republikanischen Linken saß. Er stimmte 1870 gegen die Kriegserklärung an Preußen.

Dritte Republik

Nach der Abdankung Napoleons III. wurde Crémieux am 4. September 1870 in die provisorische Regierung der nationalen Verteidigung unter Louis Jules Trochu berufen, in der er kurzzeitig erneut als Justizminister amtierte. In dieser Position erklärte er eine Generalamnestie für alle politischen Delikte, schaffte den politischen Eid ab und enthob einige Richter ihres Amtes. Im Oktober 1870 übernahm er vorübergehend auch die Funktionen des Innen- und des Kriegsministers und mobilisierte die Nationalgarde. Zudem veranlasste er das Décret Crémieux. Durch dieses Gesetz wurden den etwa 35.000 Juden in der französischen Kolonie Algerien die französische Staatsbürgerschaft verliehen.

Bei der ersten Wahl nach Ausrufung der Dritten Republik verlor Crémieux im Februar 1871 zunächst sein Abgeordnetenmandat, worauf er auch seinen Abschied als Minister nahm. Im Oktober 1872 wurde er jedoch als Abgeordneter des Départements Algier erneut in die Nationalversammlung gewählt. Er schloss sich der Fraktion Union républicaine um Léon Gambetta an, die im Parlament ganz links saß. Crémieux stimmte für den Präsidenten Adolphe Thiers, gegen die konservative Regierung von Albert de Broglie und für die Verfassung von 1875. Im Dezember 1875 wurde er zum Senator auf Lebenszeit gewählt.

Crémieux starb 1880 in Paris. Er wurde in einem Staatsbegräbnis auf dem Cimetière Montparnasse zusammen mit seiner Frau, einer geborenen Silny, begraben, die im gleichen Monat gestorben war.

Rezeption

Verehrung wegen seines gelebten Humanismus, der fest in den Idealen der Französischen Revolution von 1789 verankert war, wurde Crémieux unter anderem vom Schriftsteller Heinrich Heine entgegengebracht. Dieser schrieb über Crémieux' Verhalten während der Damaskusaffäre 1840:

„Hr. Cremieux, der berühmt Advocat, welcher nicht bloß die Juden, sondern den Unterdrückten aller Confessionen und aller Doctrinen, zu jeder Zeit seine großmüthige Beredsamkeit gewidmet […] ist wohl der einzige in Paris, der sich der Sache Israels thätig annahm.“

Weblinks

 Commons: Adolphe Crémieux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


Vorgänger Amt Nachfolger
Michel Pierre Alexis Hébert
Michel Grandperret
Justizminister von Frankreich
24. Februar 1848-7. Juni 1848
4. September 1870-19. Februar 1871
Eugène Bethmont
Jules Dufaure
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Adolphe Crémieux aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.