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Ruth Klüger

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Ruth Klüger
Ruth Klüger (2016)

Susanne Ruth Klüger (geboren 30. Oktober 1931 in Wien, Österreich; gestorben 6. Oktober 2020 in Irvine, Kalifornien, Vereinigte Staaten;[1] früher auch Ruth K. Angress) war eine österreichisch-US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin und eine Überlebende des Holocaust.

Leben

Jugend und NS-Verfolgung

Ruth Klüger wurde als Tochter eines jüdischen Frauen- und Kinderarztes in Wien geboren. Bereits in ihrer frühen Kindheit erlebte sie den Antisemitismus und die systematische Ausgrenzung der Juden aus dem öffentlichen Leben in ihrer Heimatstadt. Dass die nationalsozialistische Verfolgung auch vor ihrer eigenen Familie nicht Halt machte, erfuhr sie zunächst am Beispiel ihres Vaters, der nach Frankreich fliehen musste, ohne die Familie nachholen zu können, und ihres Halbbruders, der von der Mutter aus Prag nicht mehr nach Wien geholt werden konnte. Beide wurden später im Holocaust ermordet.

1942 wurde Ruth Klüger im Alter von elf Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter ins Konzentrationslager deportiert, zuerst nach Theresienstadt. Anschließend war sie im Theresienstädter Familienlager des KZ Auschwitz-Birkenau und danach in Christianstadt, einem Außenlager des KZ Groß-Rosen, gefangen. 1945 gelang ihr die Flucht noch kurz vor dem Kriegsende. Nach dem Krieg lebte sie mit ihrer Mutter im bayerischen Straubing, wo sie ein Notabitur ablegte, in der Amerikanischen Zone. Diese Jugend beschreibt sie in ihrem 1992 erschienenen und viel beachteten Buch weiter leben.

Studium und Emigration

1946 – mit 15 Jahren – nahm Ruth Klüger ein Studium an der Philosophisch-theologischen Hochschule in Regensburg auf. Ein Studienkollege war Martin Walser, der in ihrer Autobiographie in der Figur des Christoph porträtiert ist. Die Freundschaft, die sich aus dem Studium entwickelte, beendete Klüger 2002 durch einen Offenen Brief an Walser nach dem Erscheinen seines Buches Tod eines Kritikers.

Ruth Klüger emigrierte 1947 in die USA und studierte in New York Bibliothekswissenschaften und Germanistik an der University of California, Berkeley. Das Studium schloss sie 1952 mit dem Master of Arts ab. In den fünfziger Jahren war Ruth Klüger mit dem Historiker Werner Angress verheiratet und publizierte noch bis in die 1980er Jahre hinein unter dem Namen Ruth K. Angress. 1967 promovierte sie beim Barockforscher Blake Spahr.

Lehrtätigkeit und Schriftstellerei

Ruth Klüger mit ihrem Buch unterwegs verloren, 2008

Von 1980 bis 1986 war sie Professorin an der Princeton University und danach Professorin für Germanistik an der University of California in Irvine sowie seit 1988 Gastprofessorin an der Georg-August-Universität Göttingen. Dementsprechend lebte die Autorin beidseits des Atlantiks, abwechselnd in Irvine und in Göttingen.[2]

2008 veröffentlichte Ruth Klüger unter dem Titel unterwegs verloren ihre späteren Erinnerungen.[3]

Als Literaturwissenschaftlerin hat sich Klüger intensiv mit Heinrich von Kleist befasst und war langjährige Herausgeberin der Zeitschrift German Quarterly. 2005 war Ruth Klüger Dozentin im Rahmen der Tübinger Poetik-Dozentur. Sie war Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und in der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal.

Ruth Klüger starb im Oktober 2020 im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit in Kalifornien.

Gedenkrede

Am 27. Januar 2016 hielt Ruth Klüger im Rahmen der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag die Gedenkrede, in der sie ihre Erlebnisse als Zwangsarbeiterin im Konzentrationslager schilderte. Am Ende der Rede lobte sie die Öffnung der deutschen Grenzen in der Flüchtlingskrise und bezeichnete Angela Merkels Satz Wir schaffen das als „heroisch“.[4][5]

Auszeichnungen

Publikationen

Ruth Klüger schrieb auch unter dem Namen Ruth Angress.

Filme

  • Thomas Mitscherlich: Reisen ins Leben. Weiterleben nach einer Kindheit in Auschwitz. 1996.[12]
  • Renata Schmidtkunz: Ich komm’ nicht von Auschwitz her, ich stamm’ aus Wien – Ruth Klüger im Portrait. Uraufführung am 1. März 2005 in Wien. Produktion von 3sat, ORF und Bayern alpha Österreich.[13]
  • Renata Schmidtkunz: Das Weiterleben der Ruth Klüger. Dokumentation. 83 Minuten, 2011.[14][15]

Literatur

Weblinks

 Commons: Ruth Klüger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Schriftstellerin und KZ-Überlebende Ruth Klüger ist 88-jährig in den USA gestorben, nzz.ch, abgerufen am 7. Oktober 2020
  2. Wolfgang Paterno: Mord kann ich nicht entschuldigen. In: Profil, 34/2008, S. 108.
  3. 3,0 3,1 lyrikwelt (Memento vom 5. November 2010 im Internet Archive) Jochen Vogt: Abrechnung im Zorn. Kritische Besprechung zu unterwegs verloren. In: Neue Ruhr/Rhein Zeitung, 5. Januar 2008.
  4. Rede von Ruth Klüger: „Zwangsarbeiterinnen“. Auf der Website des deutschen Bundestages.
  5. Rede von Ruth Klüger: „Zwangsarbeiterinnen“. Videomitschnitt der Rede auf der Website des deutschen Bundestages.
  6. Laudatio von Eva Geber; Klügers Antwort: Theodor Kramers Judentum, beides am 20. Mai 2011; sowie Hans Höller: Das Verdrängte „der Vernunft zur Verfügung“ stellen, über Klüger, in: Zwischenwelt. Literatur, Widerstand, Exil. Zeitschrift der Theodor-Kramer-Gesellschaft, 28, Heft 3, Oktober 2011, ISSN 1606-4321 S. 6–13.
  7. Norm für menschengerechtes Dasein gesetzt. In: Börsenblatt vom 7. Oktober 2011, abgerufen am 8. Oktober 2011.
  8. Paul Watzlawick-Ehrenring. Abgerufen am 22. April 2015.
  9. 9,0 9,1 derStandard.at – Ruth Klüger erhält Watzlawick-Ehrenring und Ehrendoktorat. APA-Meldung vom 22. April 2015, abgerufen am 22. April 2015.
  10. Ehrenpreis für Ruth Klüger Börsenblatt des Deutschen Buchhandels vom 15. November 2016, abgerufen am 19. November 2016.
  11. zugl. Denkrede zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises 1999. Auch in: Thomas-Mann-Jahrbuch, 13, 2000, S. 229–236.
  12. Text zu Reisen ins Leben – Weiterleben Nach einer Kindheit in Auschwitz auf filmzentrale.com
  13. Stadt Wien Filmuraufführung 1. März 2005.
  14. Premiere am 30. Oktober 2011 bei der Viennale, in Anwesenheit von Ruth Klüger. Siehe Filmarchiv auf der Website des Festivals, abgerufen am 24. Februar 2012.
  15. Bilder vom Weiterleben in: FAZ vom 10. Mai 2013, Seite 36.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ruth Klüger aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.