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Transkei

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Flagge der Transkei
Lage der Transkei in Südafrika

Als Transkei wurde ein Gebiet im östlichen Kapland von Südafrika bezeichnet, das im Jahr 1963 als Homeland einen weitgehenden Selbstverwaltungsstatus erhielt und 1976 von der südafrikanischen Regierung im Rahmen der damaligen Apartheidspolitik in eine formal staatliche Unabhängigkeit übergeführt wurde. Transkei bedeutet „jenseits des Kei“. Der Kei ist ein Fluss an der Südgrenze der Transkei.

Geographie

Die Fläche betrug 43.800 km²[1] und die Einwohnerzahl 1983 rund 1,9 Millionen Menschen, mit in Südafrika lebenden Bürgern 2,694 Millionen.[1] Die Hauptstadt und größter Ort der Transkei war Umtata (heute Mthatha), die einzige Hafenstadt Port St. Johns.

Die Transkei bestand aus drei separaten Gebieten: einem großen Gebiet zwischen der Südostgrenze von Lesotho und dem Indischen Ozean, das über 90 Prozent der Fläche der Transkei ausmachte, einem kleinen Gebiet nördlich davon um Ibisi und einer Exklave an der Südwestecke Lesothos um die Orte Sterkspruit und Herschel.[2] Es gab zwei Grenzübergänge nach Lesotho. Sie wurden von den Behörden der Transkei betrieben.

Die Transkei gehörte zu den weniger fruchtbaren Gebieten Südafrikas. Zu dem Territorium gehörten Teile der Drakensberge mit Gipfeln bis 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Das Land ist von Flüssen durchzogen, die in den Drakensbergen entspringen und im Indischen Ozean münden. Der Küstenabschnitt ist wenig erschlossen und wird Wild Coast (deutsch: „Wilde Küste“) genannt.

Geschichte

Kolonialzeitliche Vorgeschichte

Die europäische Besiedlung der Kapkolonie durch erfolgte lange Zeit in östliche Richtung entlang der Küste, wobei die ansässige Bevölkerung durch Siedler und Militär zum Verlassen ihrer Wohngebiete gezwungen wurde. Die Ausdehnung des Zulureiches im Verlauf des 19. Jahrhunderts in Natal erzeugte auf die Xhosa-stämmige Bevölkerung einen Vertreibungsdruck in davon westlich gelegenen Landstriche. Diese lebte wie ein Teil der weißen Siedler von Viehzucht und Jagd. Auf Grund der dadurch eintretenden geographisch gegenläufigen Entwicklung spitzten sich Konflikte um Landflächen und natürliche Lebensgrundlagen zu. Beispielsweise kamen zwischen 1820 und 1821 etwa 5000 neue britische Siedler im östlichen Kapland bei Port Elizabeth an. Die politische Antwort der britischen Kolonialmacht auf jene Veränderungen bestanden in einer fundamentalen Verschiebung der Rechtslage für den Landbesitz in den neu eroberten Gebieten und in militärischen Reaktionen, wie die sogenannten Grenzkriege und der Bau militärischer Befestigungen entlang der Außengrenzen europäisch beherrschter Gebiete. Der Kei bildete ab 1847 die östliche Grenze der Kapkolonie, da sein natürlicher Verlauf die militärische Außensicherung begünstigte. Bis 1894 verschob sich diese Grenze innerhalb der Transkeian Territories mehrmals und fand durch den Kontakt an Natals südwestlichen Rand ihre endgültige Lage. Die Annexion der damaligen Transkeian Territories erfolgte im Zeitraum von 1872 bis 1895. Im Jahr 1857 siedelte die Verwaltung der Kapkolonie westlich des Keis deutsche Legionäre an, da man die durch Kolonialpolitik gewonnenen Gebiete als Crown Land auswies und nach europäischem Liegenschaftsverständnis verwaltete. Im Verständnis der Stammesbevölkerung war die zur Lebensgrundlage genutzte Landfläche ihr Gemeinschaftsbesitz.[3][4][5][6] Das Vereinigte Königreich verwaltete das Transkei-Gebiet seit dem 19. Jahrhundert über ernannte Chiefs (Häuptlinge) in einem traditionell geprägten Ratssystem.[7] Mit dem Glen Grey Act von 1894 fasste man die Ergebnisse einer jahrelangen kolonialpolitischen Entwicklung dieser Gebiete in ein Gesetz, das zu seiner Entstehungszeit als wirksames Instrument zur Gewinnung billiger Arbeitskräfte für die südafrikanische Wirtschaft galt und die Wanderarbeit verstärkte.

United Transkeian Territories General Council ab 1931

Das Gebäude für den ehemaligen United Transkeian Territories General Council in Mthatha

Das alte Rätesystem der Chiefs formte sich 1931 zu einem Allgemeinen Rat (United Transkeian Territories General Council), Bunga genannt, unter Vorsitz des weißen Chief Native Commissioner (deutsch etwa: Eingeborenen-Hauptkommissar) mit 26 weißen Distrikt-Eingeborenenkommissaren, drei kooptierten Eingeborenenvertretern aus Distrikträten und vier Eingeborenen-Chiefs. Dieses Gremium erhielt als Sitzungs- und Verwaltungsstätte ein dafür konzipiertes Gebäude (Chamber and offices of United Transkeian Territories General Council) in Umtata. Ein ähnlicher Rat entstand 1931 für die Ciskei.[8] 1951 wurde die Ratsversammlung nach dem Zusammenschluss von wirtschaftlich einheitlichen Volksgruppen um weitere Regionalräte ergänzt.

Entwicklung des Selbstverwaltungsstatus nach 1956

Im Jahre 1956 wurde an Stelle des Allgemeinen Rates (United Transkeian Territories General Council), bis dahin die Dachorganisation der von den Stämmen her aufgebauten Selbstverwaltung, eine neue Territorialbehörde (Transkeian Territorial Authority) mit 26 neuen Distriktverwaltungen (District Authority) eingesetzt. Diese Veränderungen vollzogen sich nach den Bestimmungen des Bantu Authorities Act (Act No. 68 / 1951). Alle vorhergehenden Verwaltungsstrukturen hob eine Proklamation (180/1956) mit Wirkung zum 1. September 1956 auf.[9][10][11]

Die erste Versammlung der neuen Territorialbehörde fand im Mai 1957 statt. Am 1. Juli ernannte man L. H. D. Mbuli zum ersten schwarzen Secretary and Treasurer (deutsch etwa: Sekretär und Finanzverwalter) der Behörde. Nachfolgend übernahm E. W. Pearce den Posten eines Supervisory Officer (deutsch etwa: Aufsichtsbeamter) der Bantu-Verwaltungen in der Transkei. Kritiker dieser Entwicklung hielten der Territorialbehörde vor, dass den an der Verwaltung beteiligten Chiefs der erforderliche Bildungshintergrund für ein Mitwirken an öffentlichen Aufgaben und dem Umgang mit öffentlichen Finanzen fehle. Die Auswahl der an den Verwaltungsorganen beteiligten Personen sei demnach nicht durch Fähigkeit aber durch Abstammung und einer Rückkehr zum Tribalismus geprägt.[12] Seit 1963 verfügte die Transkei durch den Transkei Constitution Act über eine formale innere Selbstverwaltung, womit die von der südafrikanischen Regierung konzipierte staatliche Unabhängigkeit vorbereitet wurde.

Errichtung des Bantustaates Transkei

Die Wahl von 1968 gewann die Democratic Party (DP) unter Victor Poto, die Regierung stellte jedoch die Transkei National Independence Party (TNIP), die für die Unabhängigkeit des Gebiets eintrat.

Am 29. September 1976 fanden in der Transkei Wahlen statt. Dabei erlangte die Transkei National Independence Party die absolute Mehrheit und erhielt 71 von insgesamt 75 Wahlmandaten. Bei den nominierten Sitzen fielen ihr 72 zu, so dass sie durch insgesamt 143 Vertretern in der mit 150 Sitzen versehenen Gesetzgebenden Versammlung (Legislative Assembly) vertreten war. Die New Democratic Party (NDP) und die Democratic Party (DP) erlangten jeweils drei Vertretersitze und ein einzelner unabhängiger Kandidat zog in die Versammlung ein.[13]

Die Transkei wurde als erstes Bantu-Homeland am 26. Oktober 1976 formal in die volle Unabhängigkeit entlassen. Dieser Status wurde jedoch international nie anerkannt. Das Amt des Präsidenten übernahm Botha Sigcau, der 1978 starb und durch Kaiser Matanzima, einen Neffen Nelson Mandelas, ersetzt wurde. Staatssprache war IsiXhosa, als Verwaltungs- und Gerichtssprache zugelassen waren auch Sesotho, Englisch und Afrikaans. Die Transkei verfügte über ein Parlament, das 75 vom Volk gewählte Vertreter, fünf Oberhäuptlinge (Chiefs) und 70 Häuptlinge umfasste.[1]

Übersichtskarte der Transkei

1978 brach die Transkei die diplomatischen Beziehungen zu Südafrika ab. Der Versuch, die in der Transkei stationierten südafrikanischen Soldaten des Landes zu verweisen, scheiterte aber nach kurzer Zeit aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Südafrika. Bei den Wahlen 1981 errang die Transkei National Independence Party 74 der vergebenen 75 Mandate, die Democratic Progressive Party, die die Apartheid scharf ablehnte, einen Sitz.[1] Damit gab es faktisch keine Opposition. 1987 wurde die Premierministerin Stella Sigcau nach einem Militärputsch durch Bantu Holomisa ersetzt. In der Folge konnte die Transkei gelegentlich von Mitgliedern des African National Congress (ANC) als Rückzugsgebiet genutzt werden. Einige ihrer Anführer wie Nelson Mandela, Govan Mbeki und Walter Sisulu stammten aus der Transkei. 1990 scheiterte ein Militärputsch gegen Holomisa; die Putschisten wurden ohne Gerichtsverfahren erschossen.

Wiedereingliederung

Mit dem Ende der Apartheidspolitik und den ersten allgemeinen Parlamentswahlen in Südafrika vom 26. bis 29. April 1994 wurde die Transkei wieder ein Teil der Republik Südafrika und in die südafrikanische Provinz Ostkap eingegliedert. Holomisa verlor damit sein Amt als Staatspräsident. Heute ist er im südafrikanischen Parlament Abgeordneter für das United Democratic Movement (Stand 2017).

Demographie

Von 6.240.000 Xhosa waren 1989 2.930.000 formal Staatsbürger der Transkei, viele von ihnen Thembu. Weitere Xhosa waren der Ciskei zugeordnet.

Wirtschaft

Ausfuhrgüter waren vor allem Tee, Mais, Häute und Möbel.[1] Der Tourismus an der Wild Coast war ebenfalls von Bedeutung. Ab 1979 errichtete man mit staatlichen Mitteln bei Mtamvuna am Indischen Ozean ein Vergnügungs- und Badezentrum, das bis heute in Betrieb ist.

Im Jahr 1979 entstand der kommerzielle Radiosender Capital Radio, dessen Errichtung 4,2 Millionen Rand kostete. Die Transkei Airways bestellte 1979 eine Hawker-Siddeley des Typs HS 748 für 40 Passagiere.[14]

Das Pro-Kopf-Einkommen in der Transkei war bedeutend niedriger als in Südafrika.

Im Jahr 1979 musste bei der südafrikanischen Regierung um ein Darlehen über 20 Millionen Rand ersucht werden, da der Transkei-Staatshaushalt bereits nach Streichung größerer Projekte, wie das des Mngazana-Hafens, oder der Verzicht auf den weiteren Ausbau der University of Transkei sowie auf die Anschaffung von 105 Nutzfahrzeugen, nicht zu einer ausgeglichenen Bilanz kam. Man schlug im Rahmen der Darlehensanfrage in Pretoria vor, die Gehälter und Bezüge der Regierungsmitglieder, Staatsbeamten, Parlamentsmitglieder, Chiefs und Headmen zu kürzen. Eine deutliche Warnung angesichts der wachsenden Probleme mit dem Staatshaushalt kam bereits durch D.P.S. van Huyssteen von der Bank of Transkei, der in dem Jahresbericht seiner Bank auf die anhaltende Nichtanerkennung der Transkei durch die internationale Staatengemeinschaft und die damit verbundenen Behinderungen bei der Entwicklung des Homelands hinwies.[15]

Für den landwirtschaftlichen Wasserbedarf verfügte man in der Transkei über das Qamata-Bewässerungssystem, dessen Wasser aus dem Lubisi-Stausee und Bohrlöchern stammt. Der Stausee wurde 1968 errichtet.[16][17]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Eintrag Transkei im Fischer Weltalmanach 1988. Fischer, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-19088-6
  2. Juta’s New Large Print Atlas, Juta & Company Ltd., Johannesburg 1985, ISBN 0-7021-1545-2
  3. Gottfried Wellmer: Südafrikas Bantustans. Geschichte, Ideologie und Wirklichkeit. Bonn (Informationsstelle Südliches Afrika e.V.), 1976, S. 9–12, 16, 18
  4. Andrea Lang: Separate Development und das Department of Bantu Administration in Südafrika. Geschichte und Analyse der Spezialverwaltungen für Schwarze (Arbeiten aus dem Institut für Afrika-Kunde, 103). Hamburg 1999. S. 47, ISBN 3-928049-58-5
  5. Ernst Klimm, Karl-Günther Schneider, Bernd Wiese: Das südliche Afrika. Republik Südafrika, Swasiland, Lesotho. In: Werner Storkebaum (Hrsg.): Wissenschaftliche Länderkunden. 17, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, S. 43, ISBN 3-534-04132-1
  6. Jean Guiloineau (Übers. Joseph Rowe): Nelson Mandela: The Early Life of Rolihlahla Madiba. Berkeley 2002, S. 38, ISBN 1-556-43417-0
  7. Colin Bundy: The Rise and Fall of The South African Peasantry. Kapstadt und London 1988, ISBN 0-520-03754-5
  8. Charles Dundas, Hughes Ashton: Problem Territories of Southern Africa. Basutoland, Bechuanaland Protectorate, Swaziland. South African Institute of International Affairs. Kapstadt und London 1952, S. 70–71 (Link nicht mehr abrufbar)
  9. SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1955-1956. Johannesburg [1957], S. 59
  10. Nelson Mandela Centre of Memory: 1951. Bantu Authorities Act No 68. auf www.nelsonmandela.org
  11. Apartheid Era Laws: Black (Bantu) Authorities Act No 68 of 1951. auf africanhistory.about.com
  12. SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1956-1957. Johannesburg [1958], S. 80–81
  13. SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1976. Johannesburg 1977, S. 243
  14. SAIRR: Survey of Race Relations in South Africa 1979. Johannesburg 1980, S. 357
  15. SAIRR: Survey 1979, S. 350
  16. University of Western Cape: Lubisi dam. auf www.planet.botany.uwc.ac.za (englisch)
  17. Chris Hani District Municipality: Reconciliation Strategy for Chris Hani Cluster 2 Villages . auf www6.dwa.gov.za (Memento vom 18. Februar 2015 im Internet Archive) (englisch)

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