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Synagoge (Groß-Umstadt)

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Synagoge aus Groß-Umstadt im Hessenpark

Die Synagoge aus Groß-Umstadt ist eine denkmalgeschützte profanierte Synagoge, die in den Hessenpark bei Neu-Anspach transloziert wurde.

Geschichte

In Groß-Umstadt wurden bereits 1548 Juden als Einwohner genannt. Seit dem 16./18. Jahrhundert bestand eine jüdische Gemeinde. Im 17. Jahrhundert lebten drei bis fünf jüdische Familien in Groß-Umstadt, 1834 waren es 44 jüdische Einwohner und 1861 bereits 69 (2,5 % von insgesamt 2.741 Einwohnern), 1880 81 (2,8 % von 2844), 1905 87 (2,4 % von 3573), 1910 77 (2,0 % von 3743). Die Gemeinde verfügte über eine ältere Synagoge, die gleichzeitig die Wohnung des Lehrers enthielt. Mehrere Versuche, im Hinblick auf die gewachsene Größe der Gemeinde und den Bauzustand des Hauses, einen Neubau einer Synagoge vorzunehmen scheiterten. 1866 war der Bauzustand so schlecht geworden, dass die alte Synagoge zusammenfiel und nicht mehr gerettet werden konnte.

Aufgrund des Geldmangels der Gemeinde wurde ein Spendenaufruf gestartet. Es dauerte jedoch mehrere Jahre, bis die Finanzierung für den Neubau gesichert war. Am 21. Mai 1874 wurde die neue Synagoge feierlich durch den Landesrabbiner eingeweiht. Das Gotteshaus hatte 45 Plätze für Männer. Frauenplätze waren auf der Empore.

Die Synagoge war bereits 1913 in einem schlechten baulichen Zustand, da sie am Stadtrand auf sumpfigem Gelände errichtet worden war und sich Schwamm in den Mauern gebildet hatte.

Während der Novemberpogrome 1938 wurde auch in Groß-Umstadt die Synagoge verwüstet und die Thora-Rolle auf dem Marktplatz verbrannt. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten wurde nicht versucht, die Synagoge durch Brandstiftung zu zerstören, da der nationalsozialistische Bürgermeister im Nachbarhaus wohnte. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen, das Synagogengebäude Ende 1938 an den Bürgermeister zu verkaufen. Dieser nutze das Gebäude als Lagerraum.

In den 1970er Jahren war das Gebäude baufällig. Der Besitzer (der Sohn des früheren Bürgermeisters) bot der Stadt an, das Haus zu verkaufen. Die Stadt nahm dieses Angebot nicht an. Es bildete sich ein Verein, der das Haus mit Unterstützung der Stadt erwerben wollte. Um diesen Plan wurde lokalpolitisch fünf Jahre gerungen; am Ende entschied sich die Stadt gegen einen Erwerb. Statt dessen übernahm der Hessenpark 1979 das Gebäude. Es wurde abgerissen und 1983 bis 1988 als erstes Gebäude der Baugruppe C - Südhessen im Hessenpark neu aufgebaut.

Beschreibung

Das Gebäude ist ein massiver Bau aus unregelmäßigen Bruchsteinen auf einem fast quadratischen Grundriss mit einer Grundfläche von etwa 110 qm. Das Dach ist mit Biberschwänzen gedeckt, die Seitenwände enthalten jeweils drei Rundbogenfenster mit einer oberen Einfassung aus Sandstein.

Man betritt das Gebäude im Erdgeschoss durch einen Vorraum. Rechts und links befinden sich zwei kleine Zimmer, gerade voraus der große Betraum. Im Betraum befindet an der Ostseite sich die Thoranische, in der die Schriftrollen aufbewahrt werden. Die kleinen Zimmer dienten als Schulräume, Gemeindezimmer, Leseraum, Bibliothek und für das Morgengebet. Im Obergeschoss befindet sich die Frauenempore.

Zwei Inschriften in hebräischen Buchstaben befinden sich an der Außenseite. Über dem Eingang ist der Text „Wie Ehrfurcht gebietend ist diese Stätte, hier ist nichts anderes als das Haus Gottes, und hier ist die Pforte des Himmels.” und über dem ersten Fenster auf der rechten Seitenfassade der Text „Haus des Gebets Israel” angebracht.

Nutzung im Hessenpark

Ab 1988 wurde das Haus nur für interne Zwecke genutzt und war für das Publikum nicht geöffnet. Nach einer Sanierung wurde die Synagoge im Juni 2012 als Ausstellungshaus geöffnet. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum Frankfurt am Main wird auf 140 qm eine Dauerausstellung zm Thema jüdisches Leben im ländlichen Hessen und der Geschichte des Synagogengebäudes gezeigt.

Erinnerung in Groß-Umstadt

In Groß-Umstadt erinnert eine Gedenktafel am alten Standort der Synagoge an das ehemalige Gebäude.

Literatur

  • Synagoge bald auch innen zu besichtigen in: FAZ vom 29. August 2011, S. 36
  • Das Ende eines langen Kampfes in: FAZ vom 10. Juli 2013, S. 45

Weblinks

 Commons: Hessenpark - Synagoge aus Groß-Umstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Links mit Portalinschrift: aus 1. Mose 28,17: Wie ehrfurchtgebietend ist dieser Ort. Hier ist nichts anderes als ein Gotteshaus, und dies ist die Pforte des Himmes. vgl. www.alemannia-judaica.de: Die Synagoge in Groß-Umstadt. Rechts daneben die Gedenkinschrift: Zu Ehren unserer jüdischen Mitbürger und zur Erinnerung an die Synagoge, die 1874 erbaut und am 9. Nov. 1938 durch Rassenwahn entweiht wurde.
50.2739928.525316
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