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Soziales Netzwerk (Internet)

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Ein soziales Netzwerk ist ein Onlinedienst, der die Möglichkeit zu Informationsaustausch und Beziehungsaufbau bietet. Eine dadurch entstehende Online-Community kommuniziert und interagiert entsprechend der Möglichkeiten der jeweiligen Plattform im virtuellen Raum. Auf der technischen Grundlage eines sozialen Mediums (Social Media), das als Plattform zum wechselseitigen Austausch von Meinungen, Erfahrungen und Informationen eingesetzt wird, ergibt sich ein abgrenzbares soziales Netzwerk von Nutzern mit von ihnen erzeugten Inhalten.

Typische Funktionen

Den Nutzern werden üblicherweise folgende Funktionen geboten:

  • Ein persönliches Profil mit diversen Einstellungen zur Sichtbarkeit für Mitglieder der Netzgemeinschaft oder generell der Öffentlichkeit des Netzes. Ein Profil kann z. B. ein Avatar-Bild und persönliche Daten über Alter, Geschlecht, Wohnort und Interessen und Hobbys enthalten. Ein weiteres Profilelement ist das Festlegen von Status-Meldungen, die Auskunft über die Lage oder Haltung einer Person geben sollen.
  • Eine Kontaktliste oder Adressbuch samt Funktionen, mit denen die Verbindungen zu den hier verzeichneten Mitgliedern der Netzgemeinschaft, etwa Freunde, Bekannte, Kollegen usw., verwaltet werden können.
  • Der Empfang und der Versand von Nachrichten an andere Mitglieder mit der Unterstützung von Emoticons bzw. Emojis oder Stickern (Chat)
  • Die Möglichkeit Inhalte zu kommentieren und zu bewerten und mit Hashtags zu kategorisieren
  • Der Empfang und Versand von Benachrichtigungen über diverse Ereignisse wie Profiländerungen, neu eingestellte Bilder, neue Kritiken usw.
  • Erstellen von Blogs oder Mikroblogging-Funktionen bzw. das Veröffentlichen von einzelnen Statusaktualisierungen
  • Funktionen zum Abspielen, Veröffentlichen und Aufnehmen von Streaming Media-Inhalten
  • Spiele dienen der Kommunikation und Kooperation der Plattformnutzer. Vorrangiges Ziel ist dabei der Aufbau von sozialen Kontakten sowie die Eingliederung in die spielinternen Gemeinschaften. (siehe auch: Social Network Game)
  • Teilen von Fotos, Videos und Web-Inhalten mit anderen Usern bzw. Mitgliedern
  • Erstellen von Gruppen innerhalb des Netzwerkes, um gleiche Interessen zu bündeln.
  • Suchfunktionen
  • die Verwaltung eines persönlichen Feeds mit Beiträgen von Freunden und abonnierten Seiten und Gruppen
  • Erstellen und Nutzen von eigenen Seiten und Apps
  • das Markieren von Freunden und Orten in Bildern und Posts ("Nametagging")
  • das Erstellen von Stories, in denen Nutzer in kurzen zeitlichbegrenzten Clips aus ihrem Alltag berichten können.[1]

Die technisch-funktionale Umsetzung wird im Englischen auch mit dem Begriff social network service (SNS) bezeichnet. Deutsche Begriffe wie „Gemeinschaftsportal“ oder „Online-Kontaktnetzwerk“ sind hingegen kaum gebräuchlich.

Nutzung

Zahl der Nutzer

Weltkarte mit dem beliebtesten sozialen Netzwerk je Land (laut Alexa Internet, September 2019[2]):
  • Facebook
  • VKontakte
  • QZone
  • Odnoklassniki
  • Instagram
  • keine Daten
  • Im Frühjahr 2008 nutzten in Europa die Briten mit 9,6 Millionen Benutzern soziale Netzwerke am stärksten.

    Frankreich stellte mit 8,9 Millionen die zweitgrößte Nutzergruppe der sozialen Netzwerke, Deutschland folgte demnach mit 8,6 Millionen auf Platz drei.

    Auch das US-amerikanische Unternehmen Facebook hatte Probleme, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Es konnte diese Probleme später überwinden und ist seit 2009 das größte soziale Netzwerk Deutschlands.[3]

    Nutzung durch Unternehmen

    Nutzer können auch Unternehmen sein. Diese präsentieren sich dort mit einem Unternehmensprofil. Sie werden dabei von eigenen Dienstleistern (z. B. PR- oder Werbeagenturen) beraten und unterstützt oder tragen diese Aktivitäten (z. B. im Rahmen der Unternehmenskommunikation) selbst.

    Unternehmen nutzen die sozialen Netzwerke unter anderem, um sich als Marke gegenüber (potenziellen) Arbeitnehmern zu positionieren (Employer Branding). Gleichzeitig dienen sie häufig auch der Öffentlichkeitsarbeit oder Vertriebszwecken (Social Commerce) und sind damit immer häufiger Bestandteil von Marketingstrategien. Möglichkeiten, auf Unternehmensprofile in sozialen Netzwerken aufmerksam zu machen, sind die Schaltung von Anzeigen oder die Integration der jeweiligen URL in klassische Werbemittel, am POS (z. B. über QR-Codes) oder in Unternehmenspublikationen. Zum Dialog mit anderen Nutzern wird häufig Community Management eingesetzt. Nehmen auf einem Unternehmensprofil negative Kommentare und Äußerungen seitens der Nutzer zu, spricht man auch von einem Shitstorm.

    Geschichte

    Bereits in den 1980er Jahren wurde der Grundstein für soziale Netzwerke mit den Bulletin-Board-Systemen (BBS) gelegt. Diese Systeme erlaubten den Austausch von Daten und Nachrichten zwischen mehreren Benutzern auf einer Plattform. Ebenfalls in dieser Zeit entstand das Usenet, eine Plattform für Diskussionen und Nachrichtenaustausch über das Internet.

    Als Ende der 1980er und Anfang der 1990er die Anwendungen Compuserve, Prodigy und AOL erschienen, waren die Grundfunktionen, die heute ein soziales Netzwerk ausmachen, gelegt: Im Gegensatz zu Bulletin-Board-Systemen konnten persönliche Profile erstellt, Veranstaltungen publik gemacht, gechattet und öffentliche und private Nachrichten versendet werden. Diese Anwendungen waren in der Regel nur für Kunden der genannten Netzwerke zugänglich.

    Im öffentlich zugänglichen World Wide Web existieren soziale Netzwerke, deren Funktionen über die von reinen Internetforen und Chats hinausgehen, seit Mitte der 1990er Jahre. Eines der ersten Beispiele ist die 1995 gegründete US-amerikanische Schulfreunde-Gemeinschaft Classmates.com. Die 1997 gegründete Online-Community SixDegrees.com vereinigte laut einer Untersuchung von Danah Boyd und Nicole Ellison als erstes soziales Netzwerk die heute üblichen Funktionen von durchsuchbaren Freundeslisten, Profilen und einem Nachrichtensystem auf einer Website.[4]

    Einen großen Beliebtheitssprung erlebten soziale Netzwerke wenige Jahre nach der Jahrtausendwende, als immer größere Teile der Bevölkerung eine Internetverbindung zur Verfügung hatten und sich ein großer Teil der privaten Kommunikation ins Web verlagerte. Im Jahr 2003 wurde LinkedIn gegründet, im Juli 2003 Myspace, im Januar 2004 folgte Orkut. Das geschäftliche Netzwerk XING (damals OpenBC) setzte darauf auf. Im Februar 2004 ging Facebook an den Start, zuerst nur für Studenten der Harvard-Universität. Nach und nach wurde das Netzwerk für Studenten anderer US-Universitäten, Highschoolschüler und schließlich für beliebige Nutzer auch außerhalb der Vereinigten Staaten freigegeben. Zu Beginn der 2010er Jahre erlangten soziale Netzwerke erneut einen großen Zulauf, da sich Smartphones, Tablets und andere Geräte, welche primär der mobilen Internetnutzung dienen ab diesem Zeitpunkt durchsetzten. Zudem funktioniert die mobile Kommunikation heute weniger durch telefonieren oder das Schreiben von SMS, sondern mehr durch soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter.

    Im Juli 2005 wurde Myspace für 580 Millionen US-Dollar von der News Corporation gekauft. Am 9. August 2006 meldete Myspace 100 Millionen Nutzer, womit Soziale Netzwerke erstmals einer breiten Schicht bekannt waren.

    Im November 2005 wurde in Deutschland das Studentenverzeichnis studiVZ gegründet. Anfang 2007 wurde studiVZ von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck übernommen, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Jedoch scheiterte der Axel-Springer-Verlag kurz zuvor mit einem Gebot von 120 Millionen Euro. Aufgrund des großen Erfolges in den deutschsprachigen Ländern und des immer größeren Zuwachses an Nicht-Studenten wurden mit schülerVZ und meinVZ fast identische Projekte mit einer anderen Zielgruppe gestartet und zudem Plattformen für Spanien, Italien, Frankreich und Polen aus der Taufe gehoben, welche mangels Erfolgs mittlerweile aber wieder eingestellt wurden.

    Im Oktober 2007 kündigte Google die OpenSocial-Initiative an. Dadurch wurde es möglich, Inhalte verschiedener sozialer Netzwerke durch eine einheitliche Methode zusammenzuführen. Microsoft kaufte am 25. Oktober 2007 einen Anteil von 1,6 Prozent an Facebook und bezahlte dafür 240 Millionen US-Dollar. Durch diese Transaktion wurde Facebook auf dem Papier 15 Milliarden US-Dollar wert. Vorher wurde ein ähnliches Angebot seitens Google abgelehnt und ein Betrag von einer Milliarde US-Dollar, den Yahoo bezahlen wollte, um Facebook zu übernehmen, nicht angenommen.

    Im März 2008 hat AOL, die Internettochter des amerikanischen Medienkonzerns Time Warner, das 2005 gegründete soziale Netzwerk Bebo für 850 Millionen US-Dollar (ca. 545 Millionen Euro) gekauft. Bebo hatte zur Zeit der Übernahme nach eigener Aussage etwa 40 Millionen Nutzer und ist vor allem in Großbritannien populär.

    Im August 2008 meldete Facebook 100 Millionen Nutzer,[5] im Februar 2010 400 Millionen Nutzer,[6] am 21. Juli 2010 eine halbe Milliarde Nutzer.[7] Im Oktober 2012 wurden von Facebook erstmals eine Milliarde Nutzer gemeldet.[8][9]

    Im November 2010 wurde die erste Alpha-Version von Diaspora, einem dezentralen sozialen Netzwerk, veröffentlicht.[10] Ein anderes dezentrales soziales Netzwerk, das ebenfalls seit 2010[11] entwickelt wird, ist Friendica (vormals Friendika). Breiter rezipiert wurde Friendica ab 2012.[12]

    Am 28. Juni 2011 startete das Netzwerk Google+ der Google Inc. als direkter Konkurrent zu Facebook.

    Im Frühjahr 2012 startete Microsoft ein Soziales Netzwerk namens So.cl, das allerdings nur als Technologiestudie konzipiert war und eine Anmeldung bei Facebook voraussetzte.[13] Seit Mitte 2012 kann auch Windows Live für den Login genutzt werden.

    Ende 2014 startete mit whispeer das erste Ende-zu-Ende verschlüsselte soziale Netzwerk.[14] Da keine Klarnamen, Telefonnummern oder E-Mail Adressen für die Registrierung erforderlich sind, ist es möglich, anonym zu bleiben. Der Client von whispeer ist Open Source.[15]

    Ende 2015 ging das soziale Netzwerk nebenan.de online, eine Plattform zur Förderung der lokalen Nachbarschaftshilfe und -Vernetzung mit über einer Millionen Mitglieder in Deutschland.[16][17]

    Im April 2019 wurde Google+ eingestellt, nachdem das Netzwerk Facebook nie Konkurrenz machen konnte.[18]

    Soziale Netzwerke als Anwendungsplattform

    Einige soziale Netzwerke fungieren auch als Plattform für neue Programmfunktionen. Softwareentwickler können die Portalseiten um eigene Programmanwendungen ergänzen, d. h. ihre Benutzerschnittstellen werden in das Portal eingebettet. Die dazu nötigen Programmierschnittstellen und Entwicklungsumgebungen werden von den Entwicklern zur Verfügung gestellt.

    Beispiele sind:

    • Facebook Social Graph, eine Programmierschnittstelle für Facebook[19]
    • OpenSocial, ein API, welches mehrere soziale Netzwerke umspannt[20]
    • Google+ API, Programmierschnittstelle zu Googles Social Layer zum Abrufen öffentlicher Informationen sowie deren Integration in Anwendungen, Apps und Websites[21]

    Plattformübergreifend ist die Föderation durch B2B-APIs zu nennen.

    Untersuchung sozialer Netzwerke

    Unter anderem erforschen Betriebswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften, Ethnologie, Sozialpsychologie, Kommunikationswissenschaft, Computerphysik und Spieltheorie soziale Netzwerke. Dabei spielen Multiplexität und Netzwerkdichte eine Rolle. Die dort entwickelten Verfahren lassen sich auch zur webometrischen Untersuchung des Internets einsetzen. Aus rechtswissenschaftlicher Sicht wird vor allem die Datenschutzproblematik untersucht.

    Es zeigt sich, dass soziale Netzwerke von ihrer Struktur oft Kleine-Welt-Netzwerke bilden, in denen die maximale Distanz zwischen einzelnen Einheiten überraschend gering ist („six degrees of separation“).

    Geschäftsmodell

    Soziale Netzwerke finanzieren sich durch Mitgliedsbeiträge sowie über verschiedene Formen von Werbung und Sponsoring, bei geschäftlichen Netzwerken auch durch Angebote für Personaldienstleister. Da die Zahlungsbereitschaft der Nutzer zumeist gering ist, setzen die meisten Betreiber auf Anzeigenerlöse. Netzwerke hingegen, die auf Werbung, Sponsoring und Nutzung der Kundendaten vollständig verzichten, konnten sich dagegen bisher kaum etablieren.

    Da die Dienstbetreiber Zugriff auf den sozialen Graphen der beherbergten Netzgemeinschaft haben, also wissen, welches Mitglied mit welchen anderen Mitgliedern in Verbindung steht, verfügen diese über eine kommerziell interessante Informationsbasis, etwa für zielgruppengerichtete Werbung.

    Kritik

    Kritik an den Diensten richtet sich in erster Linie auf:

    • Die Veröffentlichung privater Informationen im Internet, die zu persönlichen Nachteilen führen kann,[22] sei es durch eigene Unvorsichtigkeit oder Sicherheitslücken beim Dienst oder Nutzer. Im Extremfall können die Daten für sogenanntes Cyber-Mobbing oder Identitätsdiebstahl verwendet werden.
    • Die Nutzung des sozialen Graphen und anderer persönlicher Daten seitens der Dienstbetreiber für kommerzielle Zwecke.

    Diese Probleme bestanden bereits vor Einführung der sozialen Netzwerke, so haben etwa Microsoft und IBM bereits 2003 Newsgroups und Mailinglisten unter sozialen Gesichtspunkten ausgewertet.[23] Auch konnte man sich schon immer durch unbedachte Veröffentlichung im Internet Nachteile einhandeln. Allerdings wurden noch nie zuvor so detailliert und kategorisiert persönliche Informationen von Nutzern abgefragt und veröffentlicht, wie es bei den umfangreichen Benutzerprofilen der heutigen sozialen Netzwerke üblich ist. Die automatisierte Analyse dieser Daten wurde dadurch enorm vereinfacht und die oben genannten Probleme verschärft.

    Beispiele:

    • 1.074.574 StudiVZ-Profile (davon 1.035.890 öffentliche) wurden am 9. Dezember 2006 von Dritten systematisch ausgewertet.[24]
    • Journalisten und Mediendienste besorgen sich in sozialen Netzwerken Bilder und Informationen.[25]
    • In den USA werden regelmäßig die auf sozialen Netzwerken verfügbaren Informationen bei polizeilichen Ermittlungen herangezogen.[26]

    Betrachtet man die sozialen Netzwerke in ihrer Rolle als Anwendungsplattform, so stand hier bisher die Entwicklung von Funktionalität im Vordergrund. Inzwischen beginnt man, sich auch mit Sicherheitsaspekten der Anwendungen dort zu beschäftigen.[27]

    Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die psychologischen Risiken, denen die NutzerInnen von sozialen Netzwerken ausgesetzt sind. Die oft einseitige, positive Selbstdarstellung der Nutzer und ihrer Erlebnisse auf Seiten wie Facebook und Instagram führt zu einer ständigen Exposition mit Nutzern, denen es scheinbar besser geht, als einem selbst. Aufwärtsvergleiche mit physisch attraktiveren und erfolgreicheren Menschen führen dazu, dass Nutzer sowohl ihr eigenes Wohlbefinden als auch ihren eigenen Körper schlechter bewerten. Dieser Effekt ist bei allen Menschen zu beobachten, allerdings bei Frauen deutlich stärker.[28][29]

    Weiterhin wird in letzter Zeit vermehrt darüber diskutiert, welche Auswirkungen die Nutzung sozialer Netzwerke auf die Psyche von Nutzern hat. Forschungserkenntnisse deuten darauf hin, dass die Nutzung bei einigen Nutzern zu einer kurzfristigen Erhöhung des Selbstbewusstseins und zu einer Verminderung der Selbstkontrolle führen kann.[30] Ergebnisse von Langzeitstudien hingegen liegen bis dato noch nicht vor.

    Das in den USA im Jahr 2003 gegründete soziale Netzwerk Second Life geriet in Deutschland zunehmend in Kritik, da es sich bei diesem um eine kostenpflichtige Software handelt, welche auf dem Bildschirm ein real existierendes, jedoch virtuelles Leben zeigt, ähnlich wie in Computerspielen. Kritik wird darin geäußert, dass sozial vereinsamte Menschen zunehmend Zeit im virtuellen, zweiten Leben verbringen, was zu sozialer Isolation und dem Verlust realer, sozialer Kontakte führen kann und eine zunehmende Realitätsflucht verursacht. Zudem ist es dort möglich und erforderlich, Zahlungen zu leisten zum Erwerb virtueller Güter und Dienstleistungen, was besonders bei Suchterscheinungen nach SecondLife zu finanziellen Defiziten führen kann.

    In den letzten Jahren hat sich die Zahl jener Nutzer erhöht, die aus sozialen Netzwerk-Seiten aussteigen. Welche Kritikpunkte für diese Nutzer im Vordergrund stehen, hat eine Studie der Universität Wien aus dem Jahre 2013 am Beispiel von Facebook untersucht. Der meistgenannte Grund waren Sorgen um die Privatsphäre (48 %), gefolgt von einem generellen Missfallen gegenüber der sozialen Netzwerk-Seite (14 %), negativen Erfahrungen mit Freunden auf der sozialen Netzwerk-Seite (13 %) und das Gefühl, süchtig auf die soziale Netzwerk-Seite zu werden (6 %).[31]

    Soziale Netzwerke erweisen sich neben den klassischen Medien als wirkungsvolle Instrumente für Propaganda oder Desinformation, wie sie Bestandteil von Kampagnen im Informationsraum sind, die Varianten hybrider Kriegsführung begleiten.[32]

    Datenschutzrechtliche Bewertung

    Die Erhebung, Speicherung und Weitergabe von personenbezogenen Daten bedarf immer einer Rechtsgrundlage (so § 4 BDSG, beispielsweise § 28 BDSG) oder einer Einwilligung nach § 4a BDSG.[33]

    Eine Einwilligung nach § 4a BDSG kann nach den Datenschutzgesetzen nur dann wirksam erteilt werden, wenn sie auf der freien Entscheidung eines informierten Nutzers beruht. Das Problem bei sozialen Netzwerken besteht aber vorwiegend darin, dass die Nutzer formal eingewilligt haben und sich zumeist keine Gedanken über die Gefahren machen und den Netzwerken ein blindes Vertrauen entgegenbringen.

    Für eine zulässige Datenverarbeitung nach § 28 BDSG gilt folgendes: Die datenschutzrechtliche Bewertung und Einordnung steht erst am Anfang. Da die sozialen Netzwerke und Internetgemeinschaften am ehesten mit Vereinen zu vergleichen sind und häufig von Mitgliedern gesprochen wird, stufen Bergmann/Möhrle/Herb[34] das Rechtsverhältnis zwischen einem Betroffenen und der jeweils verantwortlichen Stelle als vertragsähnliches Vertrauensverhältnis im Sinne von § 28 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BDSG ein. Entsprechend dem Phasenmodell der Datenverarbeitung müsste bereits bei der Erhebung und Speicherung untersucht werden, ob die Daten über den Betroffenen dem vertragsähnlichen Vertrauensverhältnis dienen. Hierbei ist ein strenger Maßstab an die Frage der Erforderlichkeit anzulegen. Aufgrund der Zweckbindung ist eine Übermittlung regelmäßig problematisch, denn ein Netzwerk, welches z. B. für Freizeitzwecke genutzt wird, darf nicht für berufliche Zwecke (Suchanfragen von Arbeitgebern bei Bewerbungen) missbraucht werden. Generell wird man auch die Nutzung durch Suchmaschinen als nicht vom Vertragszweck umfasst ansehen müssen.

    Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg entscheidet im Februar 2012, dass die Betreiber von sozialen Netzwerken nicht dazu verpflichtet werden können, die Daten ihrer Nutzer durch Filter nach Urheberrechtsverletzungen zu durchsuchen.[35]

    Siehe auch

    Filme

    Literatur

    Weblinks

    Einzelnachweise

    1. Instagram, Snapchat, Twitter und Co.: Die Stories-Funktionen der Social-Media-Giganten im Überblick. Abgerufen am 31. Juli 2019.
    2. Top 500 sites in each country Alexa Internet Stand vom 8. September 2019, mit Daten für 137 Länder/Territorien
    3. Statistics. heise.de. Abgerufen am 7. September 2009.
    4. Danah Boyd, Nicole Ellison: Social Network Sites: Definition, History, and Scholarship, Journal of Computer-Mediated Communication, Vol. 13, Ausgabe 1, 17. Dezember 2007. Online-Version
    5. Mark Zuckerberg: Our First 100 Million. Abgerufen am 9. Oktober 2010.
    6. Meldung zum 400 Mio. Nutzer (Memento vom 8. Februar 2010 im Internet Archive)
    7. Meldung: 500.000.000 Nutzer bei Facebook
    8. https://www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-hat-eine-Milliarde-aktive-Nutzer-1723387.html
    9. https://www.facebook.com/zuck/posts/10100518568346671
    10. Private Alpha Invites Going Out Today. In: blog.joindiaspora.com. 23. November 2010, archiviert vom Original am 4. Juni 2011; abgerufen am 4. Juni 2011.
    11. Initialer Commit der Friendika/Friendica-Software 2010
    12. Abschnitt zur Rezeption im Friendica-Artikel
    13. Social Network So.cl – So sieht’s aus. In: TechnikLOAD. Yeebase Media, 12. Januar 2012, abgerufen am 23. November 2012.
    14. Whispeer: Soziales Netzwerk mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung - Golem.de. (https://www.golem.de/news/whispeer-soziales-netzwerk-mit-ende-zu-ende-verschluesselung-1508-115671.html).
    15. The whispeer messenger app. whispeer, 9. Juni 2017, abgerufen am 14. Februar 2018.
    16. Katharina Kutsche: Nachbarschafts-Apps: Wie ist das mit dem Datenschutz? Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2017, abgerufen am 15. Oktober 2019.
    17. Julia Löhr: Gründerserie: Das Facebook für Nachbarn. 2018-05-22 ISSN 0174-4909 (https://www.faz.net/1.5600412).
    18. Daniel Berger: Schluss für Google+: Zeitplan veröffentlicht. In: heise online. Januar 2019, abgerufen am 15. Oktober 2019.
    19. Facebook Developers Facebook Entwicklerseiten
    20. OpenSocial Entwicklerseiten
    21. Google Developers Google Entwicklerseiten
    22. Soziale Netzwerke Teil 1: Definition (Memento vom 22. September 2008 im Internet Archive), Kritik an den sozialen Netzwerken, in der Tradition des BOFH (sprachlich ordinär, aber in der Sache ernstzunehmend)
    23. Mining newsgroups using networks arising from social behavior
    24. Andreas Dittes: StudiVZ gecrawlt – Analyse der Daten online (Memento vom 15. November 2013 im Internet Archive)
    25. Thomas Mrazek: Deckname Moser (Memento vom 29. Dezember 2010 im Internet Archive)
    26. US-Regierung: 134.000 Dollar Schadensersatz wegen Fake-Profil auf Facebook, aufgerufen am 20. April 2015
    27. Erica Naone: Wenn soziale Netze sich gegen ihre Nutzer wenden, Technology Review
    28. Erin J. Strahan, Anne E. Wilson, Kate E. Cressman, Vanessa M. Buote: Comparing to perfection: How cultural norms for appearance affect social comparisons and self-image. In: Body Image. 3, Nr. 3, 2006-09-01 ISSN 1740-1445, S. 211–227, doi:10.1016/j.bodyim.2006.07.004 (http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1740144506000647).
    29. Ada Ferrer-i-Carbonell: Income and well-being: an empirical analysis of the comparison income effect. In: Journal of Public Economics. 89, Nr. 5, 2005-06-01 ISSN 0047-2727, S. 997–1019, doi:10.1016/j.jpubeco.2004.06.003 (http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S004727270400088X).
    30. http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2155864&download=yes
    31. Who Commits Virtual Identity Suicide? Differences in Privacy Concerns, Internet Addiction, and Personality Between Facebook Users and Quitters. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking. Abgerufen am 20. Oktober 2013.
    32. BT-Drs. 18/8631
    33. Quelle: Bergmann/Möhrle/Herb Teil VI Multimedia und Datenschutz Ziffer 1.6
    34. http://www.datenschutz-kommentar.de/ (derzeit die einzigen, die sich konkret dazu äußern)
    35. AP: Kein Überwachungszwang für soziale Netzwerke. In: FAZ.net. 16. Februar 2012, abgerufen am 22. Februar 2015.
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