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Scholom Schwartzbard

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Scholom Schwartzbard

Scholom Schwartzbard (geb. 18. August 1886 in Ismajil, Bessarabien; gest. 3. März 1938 in Kapstadt, Südafrika) hebräisch שלום שוורצבארד, auch Samuil Isaakowitsch Schwarzburd, oder Shulem Shmil Shvartsburd war ein jüdischer Dichter, Publizist und Anarchist. Er erschoss 1926 in Paris den ukrainischen Politiker Symon Petljura. Schwartzbard schrieb Gedichte und Bücher unter dem Pseudonym „Bal-Chaloimas“ (Der Träumer).

Jugend und Erster Weltkrieg

Scholom Schwartzbards Eltern waren Isaak Schwartzbard (russ. Исаак Шварцбард) und Chai Weinberg (russ. Хаи Вайнберг). Nach der Bekanntmachung eines Ukas der russischen zaristischen Regierung, nach dem alle Juden den Ansiedlungsrayon verlassen mussten, zog seine Familie nach Balta, wo er aufwuchs.

1905 ging Schwarzbard illegal über die Grenze nach Rumänien, und reiste von dort nach Lemberg in Österreich-Ungarn. 1909 nahm er an einer anarchistischen „Expropriation“ (bewaffneter Raubüberfall) auf eine Bank in Wien teil. Er wurde verhaftet und zu Zwangsarbeit verurteilt. Nach vier Monaten Haft floh er nach Budapest und war dort an einem Raubüberfall auf eine Gaststätte beteiligt. Erneut wurde er verhaftet und aus Ungarn ausgewiesen.

Im Alter von 24 Jahren übersiedelte Schwartzbard nach Paris und fand dort Arbeit in einer Uhrenfabrik. Seinen anarchistischen Ansichten blieb er jedoch weiterhin treu. Während des Ersten Weltkrieges diente er von 1914 bis 1917 in der französischen Fremdenlegion (363e régiment d' infanterie), wurde während der Schlacht an der Somme am Fuß verwundet und mit dem Croix de Guerre ausgezeichnet. Im August 1917 wurde er demobilisiert und ging nach der Februarrevolution mit seiner Frau nach Russland zurück. Von 1918 bis 1920, während des russischen Bürgerkrieges, diente er in der sowjetischen Rote Armee in der Ukraine in einer Kavalleriebrigade unter dem Befehl des Armeekommandanten Gregori Kotowski. Schwartzbards Bruder wurde 1919 wegen kommunistischer Propaganda aus Frankreich ausgewiesen. Fünfzehn Familienangehörige Schwartzbards wurden in antijüdischen Pogromen während des Russischen Bürgerkriegs getötet.

Scholom Schwartzbard ging 1920 zurück nach Paris und eröffnete eine Reparaturwerkstatt für Uhren. Dort schloss er sich einer anarchistischen Gruppe an und lernte prominente Anarchisten wie Volin, Alexander Berkman, Emma Goldman und Nestor Machno kennen, die aus Russland und der Ukraine nach Frankreich emigriert waren.

Schwartzbard und Petljura

Datei:Schwartzbard Sholom.jpg
Scholom Schwartzbard (1926)

1917 reiste er nach Odessa, um sich den Roten Garden anzuschließen. Auf der Reise wurde er mit der Theorie vertraut, dass Symon Petljura für die Pogrome in der Ukraine verantwortlich sei. 1926 erschoss Schwartzbard Symon Petljura, den Chef der Exilregierung der Ukrainischen Volksrepublik in Paris. Am 25. Mai 1926 machte Petljura einen Schaufensterbummel auf dem Pariser Boulevard Saint-Michel. An der Ecke zur Rue Racine sprach Schwartzbard ihn auf Ukrainisch an: „Sind Sie Petljura?“ Petljura hob seinen Stock, darauf zog Schwartzbard einen Revolver und schoss fünfmal auf ihn. Als Polizisten herbeiliefen, um ihn zu verhaften, überreichte er angeblich ruhig seine Waffe und sagte: „Ich habe einen großen Meuchelmörder getötet.“ [1] Schwartzbard wurde von ukrainischen Emigranten beschuldigt, ein sowjetischer Spion gewesen zu sein. Nach Ansicht des ukrainischen Historikers Michael Palij kam ein GPU-Agent namens Michail Wolodin im August 1925 nach Paris und traf sich mit Schwartzbard, worauf dieser anfing, Petljura zu beobachten und zu verfolgen. Schwartzbard wurde festgenommen und vor ein Gericht gestellt. Seine Verhandlung begann am 18. Oktober 1927. Schwartzbards Verteidiger war Henri Torrés, ein berühmter französischer Jurist, der auch den sowjetischen Konsul in Frankreich als Rechtsanwalt vertrat. Während des Verfahrens wurde Torrès im sowjetischen Konsulat untergebracht. Seine Verteidigung fußte darauf, dass Schwartzbard den Tod der Opfer der Pogrome habe rächen wollen. Nach einem achttägigen Verfahren wurde er aufgrund der Annahme, dass er ein „Verbrechen aus Leidenschaft“ begangen habe, von der Jury freigesprochen.[1]

Während des Prozesses wurde Schwartzbard vom Journalisten Bernard Lecache unterstützt, der eine Organisation zu seiner Unterstützung gründete, aus der schließlich die noch heute aktive Menschenrechtsorganisation LICRA hervorging.

Nach dem Verfahren

Die Hanokem-Straße (hebräisch: „Die Straße des Rächers“) in Be’er Scheva, Israel. Sie wurde im Gedenken an Scholom Schwartzbard benannt.

Nach 1928 wollte Schwartzbard nach Palästina auswandern, aber die britischen Behörden verweigerten ihm die Erteilung eines Visums. Er zog mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten.

1937 reiste Schwartzbard nach Südafrika, um Material für die deutschsprachige Encyclopaedia Judaica zu sammeln. Er starb in Kapstadt am 3. März 1938 und wurde unter großer öffentlicher Beteiligung auf dem Friedhof Maitland beigesetzt. 29 Jahre später wurden, in Übereinstimmung mit seinem erklärten Willen, seine sterblichen Überreste nach Israel gebracht und in Moschaw Avihayil bei Netanja beigesetzt.

Schwartzbard ist Autor verschiedener Gedichte und Texte auf jiddisch, die er unter dem Pseudonym Bal-Chaloimas veröffentlichte, darunter: „Troymen un Virklikhkayt“ (Träume und Realität, Paris, 1920), „In Krig - Mit Zikh Aleyn“ (Im Krieg mit sich selbst, Chicago, 1933) und seine Autobiografie „In’m Loyd Fun Yorn“ (Im Laufe der Jahre, Chicago, 1934).

Literatur

  • David Engel: Schwarzbard-Prozess, in: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 5, Metzler, Stuttgart/Weimar 2014, S. 395–400 [hier (noch) nicht verwendet]

Weblinks

 Commons: Sholom Schwartzbard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 keine Autorenangabe (7. November 1927) Petlura Trial TIME (abgerufen 3. September 2007)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Scholom Schwartzbard aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.