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Richtfest

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Richtfestbekrönung

Das Richtfest (auch Bauheben, Weihefest, Hebefest, Hebauf, Firstbier oder Aufschlagfest; in Österreich Gleichenfeier, Firstfeier/-fest oder Dachgleiche; in der Schweiz Aufrichte, niederdeutsch Fensterbeer) wird gefeiert, wenn der Rohbau eines Gebäudes fertiggestellt und der Dachstuhl errichtet bzw. das Dach erstellt ist. Ein Richtfest findet immer auf der Baustelle und zur Arbeitszeit statt, und zwar nach Mittag, damit alle den Richtspruch und den Umtrunk miterleben können, denn man bringt sich an dem Tag kein Mittagsbrot mit bzw. geht nicht in ein Gasthaus zum Mittagessen.

Der Brauch, ein Fest auszurichten, wenn ein Rohbau fertiggestellt wird, ist auch in anderen Ländern verbreitet. In Siam und Polynesien setzt man beispielsweise im ähnlichen Sinn Firstmasten oder geschnitzte Figuren auf den Hausgiebel.

Geschichte

Das Richtfest lässt sich bereits im 14. Jahrhundert nachweisen. Der Brauch geht auf rituelle Formen der Zinszahlung und der Abgeltung von Arbeitsleistungen zurück, wie sie im Mittelalter nicht ungewöhnlich waren. Die festlichen Zusammenkünfte, die zum Abschluss der einzelnen Arbeiten abgehalten wurden, müssen als rechtsverbindliche symbolische Handlungen betrachtet werden, für die der Kontakt zwischen Untertan und Obrigkeit kennzeichnend war. In diesem Sinne steht das Richtfest in Zusammenhang mit Erntebier bzw. Erntedankfest.[1]

Ablauf des Richtfestes

Das Dach wird mit dem Richtkranz (auch Richtkrone genannt) oder dem Richtbaum geschmückt und einer der Zimmerleute oder der Polier hält eine kurze Ansprache, den Richtspruch oder Zimmermannsspruch. Der Richtspruch ist zum einen ein Dank an Architekt und Bauherr, zum anderen eine Bitte um Gottes Segen für das Haus. Der Redner bekommt traditionell Wein oder Schnaps, um auf das Wohl der Hausbesitzer zu trinken, und wirft am Ende des Richtspruches das Glas vom Dach. Zerspringt es am Boden, wird alles gut, bleibt das Glas heil, ist das ein schlechtes Omen und natürlich eine Schmach für den Werfer. Der Bauherr muss noch den letzten Nagel einschlagen, manchmal spielen ihm die Zimmerleute hier noch einen kleinen Streich.

Im Anschluss an den Richtspruch wird gefeiert, der so genannte Richtschmaus findet meist auf der Baustelle statt. Der Bauherr richtet das Fest aus, was sein Dank an die beteiligten Handwerker ist. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Getränke und Speisen zum Beginn oder Ende eines Bauabschnittes zudem Teil des Handwerkerlohns. Zum Richtfest werden neben den Handwerkern auch alle weiteren Helfer, die Nachbarn und ein Vertreter des Bauträgers eingeladen. Es ist gleichzeitig eine Gelegenheit, um Freunden und Verwandten den Baufortschritt vorzuführen.

Der Name Richtfest leitet sich vom Ausdruck aufrichten oder errichten her, mit dem das Aufstellen des Dachstuhls bezeichnet wird. Deshalb heißt das Richtfest in der deutschsprachigen Schweiz auch Aufrichte.

Literatur

  • August Hollweg: Das zünftige Richtfest: Alte und neue Richtsprüche. Aschendorff Verlag, Münster 1992, ISBN 3-4020-6142-2.
  • A. Buder, G. Becht: Zünftige Richtsprüche: Für Bauwerke aller Art. Bruderverlag, Köln 2002, ISBN 3-8710-4112-2.
  • Reinhold Reith: Lohn und Leistung: Lohnformen im Gewerbe, 1450-1900. Franz Steiner, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-515-07512-1.

Weblinks

 Commons: Richtfest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Richtfest – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Lexikon des Mittelalters, Brauchtum
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Richtfest aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.