Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Richard Blumenfeld

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Richard Blumenfeld (geb. 22. Dezember 1863 in Berlin, Königreich Preußen; gest. 25. August 1943 in Berlin-Frohnau durch einen Herzinfarkt) war ein deutscher Fabrikant.

Leben

Als Sohn des Veltener Ofenfabrikanten Hermann Blumenfeld und dessen Ehefrau Käthe, geb. Hirschfeld wuchs er in Berlin auf, besuchte das Viktoria-Gymnasium zu Potsdam und arbeitete als Schüler im Chemischen Laboratorium von Direktor Langhoff.

Nach Beendigung seiner Schulzeit ging er nach Hamburg und trat als Lehrling in ein Hamburger Drogen Ex-und Import Geschäft ein. Fünf Jahre verblieb er in dieser Firma als Ein- und Verkäufer und als Börsenvertreter. Danach trat er eine Stellung in einem Kommissionsgeschäft in Braila/Königreich Rumänien an, bis sein Vater ihn 1884 zur Leitung der Veltener Ofenfabrik zurückrief.

Das Werk erweiterte Richard Blumenfeld im großen Stil und war seit 1890 Direktor der Ackermannschen Tonwarenfabrik in Velten/Mark. Durch die starke Expansion konnte er seine Ofen- und Keramikfabrik als Aktiengesellschaft etablieren. Die Richard Blumenfeld Veltener Ofenfabrik AG entwickelte sich unter der engagierten Leitung seines leitenden Direktors zum größten Tonwaren-Unternehmen in Velten. Der Grad der hochentwickelten technischen Ausstattung stellte die Richard Blumenfeld AG an die Spitze der Ofen-, Baukeramik- und Fliesenproduzenten. Die Produktpalette reichte von einfachen Kacheln und modernen Zierkachel über Gefäß- und Zierkeramik bis hin zur Baukeramik für den Innen- und Außenbau.

Gefördert wurde insbesondere die Weiterentwicklung der Baukeramik durch den Architekten und Bildhauer John Martens, der von 1913 bis 1916/17 künstlerischer Leiter der Richard Blumenfeld AG war. Bekannte Architekten wie Walter Gropius, Bruno Möhring, Weissensees Stadtbaurat Carl James Bühring, Otto Rudolf Salvisberg, Erich Mendelsohn, Peter Behrens, Ludwig Mies van der Rohe, Hans Bernoulli und Friedenaus Stadtbaurat Hans Altmann arbeiteten mit Bildhauern wie Paul Rudolf Henning, Richard Bauroth, Richard Kuöhl, Ludwig Isenbeck, Hans Schmidt, Walter Schmarje, Wilhelm E. Schade, Hans Schellhorn, zusammen, die baukeramische Plastiken und plastischen Schmuck für zahlreiche öffentliche Gebäude und Wohnhäuser modellierten, der zum großen Teil dann von der Richard Blumenfeld AG gebrannt wurde. Reichsweit auch bekannt wurde die Richard Blumenfeld A.G. bei der Herstellung von mehrfarbig glasierten Keramikfliesen für die vom Architekten Alfred Grenander projektierten U-Bahnhöfe in Berlin sowie für die Keramikausstattung der von Max Taut und Bruno Taut projektierten Bauten.

Durch das große Vertrauen seiner Kollegen wurde Richard Blumenfeld in die Potsdamer Handelskammer gewählt, die später in die Berliner IHK überging. Durch den Vorstand der Handelskammer wurde er zum Handelsrichter vorgeschlagen. Diese ehrenamtliche Tätigkeit übte er 25 Jahre als Handelsgerichtsrat beim Berliner Landgericht III, Spezialkammer für unlauteren Wettbewerb, aus. Außerdem war er Aufsichtsratsmitglied der Triton-Werke und der Bank für Keramische-Industrie. Während des Ersten Weltkriegs war Blumenfeld im Kreisausschuss für Öle und Fette tätig.

Ende der 20er Jahre versuchte Blumenfeld in Zusammenarbeit mit der Mosaikfabrik Puhl & Wagner - Gottfried Heinersdorf, Berlin-Neukölln sowie John Martens, Bunzlau die dekorative Verbindung von Klinker und Mosaik als neue Gestaltungsmöglichkeit auf den Markt zu bringen. Erstmals ausgeführt wurde dieses als Schlesisches Mosaik bezeichnete und maßgeblich von John Martens in seiner Bunzlauer Keramikwerkstatt entwickelte Klinkermosaik 1928 im Neubau der Oberpostdirektion Berlin-Charlottenburg (Architekt Oberpostbaurat Willy Hoffmann).

Auf Grund des 1930 erlittenen Schlaganfalls musste sich Richard Blumenfeld vom Posten der Leitung seiner Ofen- und Keramikfirma zurückziehen und erhielt als Vorstandsmitglied ein Ruhegehalt. Nachdem er sich weitgehend von den Folgen des Schlaganfalls erholt hatte, versuchte er wieder seinen Posten als leitender Direktor der Blumenfeld AG, bzw. der Veltag AG anzutreten, was aber seitens einiger leitender Angestellter, die schon vor 1933 in der Richard Blumenfeld AG insgeheim eine nationalsozialistische Betriebszelle der NSBO gegründet hatten, verhindert wurde. Die Nationalsozialisten hatten schon früh auch in der Veltener Ofen- und Keramikindustrie an großem Einfluss gewonnen. Am 15. August 1933 wurde die Richard Blumenfeld A.G. von den Nationalsozialisten „arisiert“. Der Firmenname wurde von den Nationalsozialisten in Veltag, Veltener Ofen- und Keramik AG umgewandelt. Richard Blumenfeld wurde gezwungen aus dem Aufsichtsrat der Veltag auszuscheiden und alle Firmenanteile abzutreten.

Richard Blumenfelds Ehefrau Hedwig (Klara Bertha) Blumenfeld, geb. Kersten, war Nichtjüdin (eine sogenannte Arierin). Kurz vor der Hochzeit ließ sich Richard Blumenfeld, aus Rücksicht auf seine christlichen Schwiegereltern, in der evangelischen Gnadenkirche, Invalidenstraße 24–25, Berlin-Mitte (wurde im 2. WK. zerstört) taufen. Der Taufschein, das sogenannte Entree-Billett, nützte ihm aber unter den Nationalsozialisten recht wenig. Ihr älterer Sohn Werner Blumenfeld, Chemiker und bis 1933 Prokurist der Richard Blumenfeld Velten AG war ebenso verheiratet mit einer sogenannten Arierin (Tochter des Ofenfabrikanten Adolf Mönninghoff) galt auf Grund der sogenannten Nürnberger Rassegesetze als „jüdischer Mischling ersten Grades“.

Auf Grund der nationalsozialistischen Gesetzgebung galt die Ehe von Richard und Hedwig Blumenfeld als „privilegierte Mischehe“.

Versuche der Familie Ende der 30er Jahre aus Nazideutschland nach Holland zu emigrieren scheiterten. Nach den Novemberpogromen 1938 pressten die Nationalsozialisten von Richard Blumefeld eine hohe Geldsumme für die sogenannte Judenvermögensabgabe ab.

Richard Blumenfeld wurde gezwungen den Zusatznamen „Israel“ anzunehmen. Sein Sohn Werner wurde nach dem Novemberpogrom in den berüchtigten Folterkellern des Gestapohauptquartier in der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte inhaftiert (in der ehemaligen Preuß. Kunstgewerbeschule). Seine zweite Inhaftierung durch die Nationalsozialisten erfolgte im Jahre 1943, da Werner Blumenfeld sich bis dahin geweigert hatte, seine letzten Aktienanteile abzuliefern. Auch dessen Bruder Heinz musste als sogenannter "Halbjude" Demütigungen ertragen.

Am 25. August 1943 starb Richard Blumenfeld im Haus seines Sohnes, des Chemikers Werner Blumenfeld in Berlin-Frohnau, Horandweg 14.

Werner und Heinz Blumenfeld wanderten nach der Befreiung vom NS-Regime in die USA, bzw. nach England aus und änderten ihre Familiennamen in Bentler.

Verweise

Siehe auch

Quellen

  • Berliner Adressbuch
  • Landesarchiv Berlin
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv - Bestand Oberfinanzpräsidium
  • Archiv Ofen- und Keramikmuseum Velten/Mark
  • Lebenslauf Richard Blumenfeld
  • Informationen von Prof. Dr. Peter Bentler (vorm. Blumenfeld. Enkel von Richard Blumenfeld), L.A. USA

Literatur

  • Gerhard Brunner (Hrsg.): Märkische Ton-Kunst. Edition Cantz, Stuttgart 1992 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums, 15. Oktober 1992 bis 5. Januar 1993).
  1. Veltener Ofenfabriken. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Heizens. 1992, ISBN 3-89322-496-3.
  2. Berlin und Brandenburg. Keramik der 20er und 30er Jahre. 1992, ISBN 3-89322-497-1.
  • Christoph Brachmann: Licht und Farbe im Berliner Untergrund. U-Bahnhöfe der klassischen Moderne. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-7861-2477-9.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Richard Blumenfeld aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.