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Mundharmonika

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Mundharmonika
engl.: Harmonica (ugs.: Harp) ital.: Armonica a bocca, frz.: Harmonica, span.: la Armónica
Klassifikation Aerophon
Durchschlagzungeninstrument
(Selbstklingendes Unterbrechungs-Aerophon mit durchschlagender Zunge)
Tonumfang meist drei Oktaven
Klangbeispiel Audio-Datei / Hörbeispiel Pumping sound on a Hohner Marine Band?/i
Verwandte Instrumente Akkordeon, Shō, Sheng
Musiker
Larry Adler, Norton Buffalo, Paul Butterfield, Carlos del Junco, Bob Dylan, Big Walter Horton, Howard Levy, Jason Ricci, Sonny Terry, Toots Thielemans, Little Walter, Sonny Boy Williamson II, Stevie Wonder
Kategorie:Mundharmonikaspieler
diatonische Mundharmonikas, hier: Oktav- und Richtermundharmonika

Die Mundharmonika ist ein Musikinstrument mit Durchschlagzungen aus Metall in parallel angeordneten Luftkanälen. Die Luftkanäle werden direkt mit dem Mund angeblasen.

Überblick

Die Mundharmonika ist im Vergleich zu den meisten anderen Musikinstrumenten klein, kostengünstig und zudem weniger empfindlich, wobei auch bei ihr auf gute Pflege geachtet werden muss. Durch die im 19. Jahrhundert auch in diatonischen Akkordeonen eingesetzte Richterstimmung eignen sich die diatonischen Mundharmonikas dazu, einfache Melodien gleichzeitig mit Begleitakkorden zu unterlegen; dafür sind nicht alle chromatischen Töne verfügbar. Die später entwickelten chromatischen Instrumente verfügen zwar über alle chromatischen Töne, erlauben aber in der Regel keine Begleitakkorde mehr.

In der klassischen Musik hatte die Mundharmonika nur drei größere Auftritte: Der brasilianische Komponist Heitor Villa-Lobos schrieb ein Konzert für Mundharmonika und Orchester, Malcolm Arnold ein weiteres, und von Ralph Vaughan Williams gibt es eine Romanze für Mundharmonika und Streicher.

Eine besondere Stellung nimmt die Mundharmonika in der europäischen Volksmusik und im Blues ein (Blues Harp).

Geschichte

Zur technischen Vorgeschichte siehe:

Erfindung der Mundharmonika

Betrachtet man die Geschichte der durchschlagenden Stimmzunge, so stellt man fest, dass Orgelbauer, Mechaniker oder Spieluhrenbauer wie Johann Friedrich Kaufmann in Dresden oder andere vergleichbare Mechaniker zum Beispiel in Nürnberg, Paris, Wien und Prag um 1800 bereits die nötigen Kenntnisse und Voraussetzungen dafür hatten, um auch Aeolinen oder Mundharmonikas anzufertigen. Im Blickfeld standen jedoch Maschinen und Orgeln, mit denen mehr Aufmerksamkeit zu erreichen war. Die Möglichkeit besteht daher, dass erste einzelne Exemplare vor den 1820er-Jahren angefertigt wurden. Obwohl Beweise vollständig fehlen, besteht eine gewisse Möglichkeit, dass der fünfzehnjährige, in vielen Schriften als Erfinder dargestellte Christian Friedrich Ludwig Buschmann schon im Jahr 1820 ein ähnliches Instrument angefertigt haben könnte – sehr wahrscheinlich ist dies aber nicht. Wer letztlich als erster die Idee der Vermarktung als Nebenprodukt hatte, oder ob mehrere an verschiedenen Orten ähnliche Produkte in Umlauf brachten, ist damit untergeordnet. Es gibt daher aus heutiger Sicht keine Einzelperson, die als der Erfinder der Mundharmonika bezeichnet werden kann. Prinzipiell scheint die Mundharmonika anfangs keine besondere Aufmerksamkeit bekommen zu haben, da aus der Anfangszeit keinerlei Patente speziell für die Mundharmonika bekannt sind. Die musikalischen Zeitungen im deutschsprachigen Raum aus der Zeit von 1800 bis 1824 bringen keinerlei Hinweise auf das Instrument. Einzig von Auftritten mit der Mundharmonika wird mehrfach berichtet, wobei es sich dabei nicht um die heutige Mundharmonika handelt; gemeint ist die Maultrommel oder – wie die Maultrommel damals noch bezeichnet wurde – das Brummeisen. In Wien trat nach 1810 bis 1822 der prominente Chorleiter Franz Xaver Gebauer mit der Mundharmonika (Maultrommel) auf.[1][2]

Gesicherte Berichte über die Mundharmonika

In den frühen 1820er Jahren tauchten Mundharmonikas erstmals auf und verbreiteten sich dann im deutschen Sprachraum. 1823 erwarb Johann Georg Meisel auf der Braunschweiger Messe eine Mundharmonika. Für Wien ist der Verkauf von Mundharmonikas ab 1825 belegt.

1825 erweiterte Anton Reinlein seine Befugnis und nannte sich dann „bürgerlicher Spieluhrenfabrikant und Mundharmonikaerzeuger“. 1826 baute Ignaz Hotz in Knittlingen Mundharmonikas nach. 1827 war die Mundharmonika bereits ein Modeartikel im Wien; hoch gerechnet wurden im Jahr 1827 500000 Stück der „Ohrenquäler“ verkauft.[3] 1827 wurde das Instrument auch in Graslitz (Klingenthal) von Johann Georg Meisel gemeinsam mit Johann Langhammer nachgebaut. 1829 erhielt Johann Wilhelm Rudolph Glier vom physikalischen Verein in Frankfurt am Main eine Mundharmonika zum Geschenk und baute kurz darauf die Instrumente nach. Ein Privilegium (Patent) direkt für eine Mundharmonika ist nicht bekannt.[4] 1829 erhielt Jakob Kissling die erste Gewerbeberechtigung Wiens, in der direkt die Mundharmonika genannt wird. Von zwei Mundharmonika-Machern wird im Jahr 1836 in Nürnberg berichtet.[5]

Im Jahr 1830 erschien ein Buch mit dem Titel Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben; darin findet sich ein Hinweis, dass die Mundharmonika neuerlich in Württemberg erfunden wurde, ohne irgendeinen Beleg dafür anzuführen.[6] Im Jahr 1832 gründete im württembergischen Trossingen Christian Messner die erste Werkstätte, in der Mundharmonikas gefertigt wurden. Dies erfolgte, nachdem er im Jahr 1830 eine aus Wien mitgebrachte Mundharmonika nachgebaut hatte. Das Unternehmen wurde später von der Mathias Hohner AG übernommen.

Innerhalb kürzester Zeit erreichte der Instrumentenbau enorme Stückzahlen, und sie gilt heute als das meistgebaute Instrument.[7]

1833 sind in Wien bereits sieben Mundharmonikamacher nachweisbar (Jakob Kissling, Wilhelm Schütz, Joseph Forstinger Uhrmacher, Michal Harig, Johann Fell, Vincenz Fischer, Johann Klein Klappenharmonikamacher).

In Böhmen war 1839 ein Mundharmonika-Macher behördlich registriert.[8] Die beiden in Deutschland heute noch bestehenden Hersteller von Mundharmonikas begannen 1847 (C.A.Seydel, CASS, Klingenthal) und 1857 (Matthias Hohner, Trossingen) mit der Herstellung.

Im deutschsprachigen hieß die Mundharmonika, in der sie als Tascheninstrument neben Ziehharmonika (Konzertina) und Okarina (Gänschen) sehr schnell Beliebtheit gefunden hat, anfangs Mundharmonika chinesischer Art – in Abgrenzung zur Maultrommel (Brummeisen), die seinerzeit auch „Mundharmonika“ genannt wurde – oder volkssprachlich bildhaft bayer.-österr. Fotz(en)hobel (bairisch Fotzn ‚Mund, Maul, Gosche‘).[9][7]

Bestandteile einer Mundharmonika

Stimmplatte auf dem Kanzellenkörper einer diatonischen Mundharmonika montiert. Gut sind hier die verschieden langen Stimmzungen zu sehen (je länger die Zunge, desto tiefer der Ton)
Kanzellenkörper und zwei Stimmplatten
Stimmplatte
Mundharmonika

Die Grundbestandteile einer Harmonika sind der Kanzellenkörper, die Stimmplatten mit den Stimmzungen sowie die (Klang-)Deckel.

Kanzellenkörper

Der Hauptbestandteil des Instruments wird Kanzellenkörper, volkstümlich auch „Kamm“ genannt. Der Name kommt von den Ähnlichkeiten zwischen einfachen Harmonikas und einem Kamm. Ursprünglich wurde er in Holz gefertigt, heutzutage aber häufig auch aus Kunststoff (ABS) oder Metall. Der Kanzellenkörper enthält die Luftkammern, welche die Atemluft zu den Stimmzungen kanalisieren. Moderne, experimentelle Kammbauformen verfügen über sehr komplexe Luftführungsmechanismen.

Stimmplatte und Stimmzungen

Die Stimmplatten werden oben und unten auf dem Kanzellenkörper befestigt und durch Deckel aus Blech verkleidet. Die Stimmzungen (Tonzungen) sind auf die Stimmplatten genietet, so dass sie frei durch die darunter liegenden Ausschnitte in den Stimmplatten – die Tonlöcher – hindurchschwingen können. Die Abmessungen lassen einen definierten Luftspalt zwischen Tonloch und -zunge frei. Damit die Zunge durch die Blasluft anschwingen kann, muss sie ein wenig nach oben gebogen sein. An jeder Kanzelle sind jeweils eine nach innen gerichtete Druck- und eine nach außen gerichtete Sogzunge angeordnet, die entsprechend durch Blasen oder Saugen angeregt werden. Die jeweils inaktive Tonzunge hat beim normalen Spielen keinen Einfluss auf die Klangentstehung und verbleibt in Ruhelage.

Für eine gleichmäßigere Verteilung der Biegespannung verjüngen sich die Querschnitte der Zungen zum freien Ende hin. Bei tiefen Tönen kann die Profilierung jedoch auch anders aussehen, wobei sich die dünnste Stelle nicht mehr am Zungenende befindet. Um die Kerbwirkung an der Einspannstelle der Zunge zu vermindern, soll der Querschnittsverlauf frei von Unstetigkeiten sein.

Harmonikatypen

Chromatische Mundharmonika

Chromatische Mundharmonika

Chromatische Mundharmonikas erlauben es, über einen eingebauten Schieber alle Halbtöne der westlichen Musik abzudecken. Somit stehen ihnen alle Musikstile offen.

Chromatische Mundharmonika
Kanzelle (Öffnung): 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Blastöne: C E G C C E G C C E G C
Blastöne mit gedrücktem Schieber: C# F G# C# C# F G# C# C# F G# C#
Ziehtöne: D F A H D F A H D F A H
Ziehtöne mit gedrücktem Schieber: D# F# A# C D# F# A# C D# F# A# C

Die Kanzellen 1–4 und 5–8 umfassen demnach bereits sowohl eine vollständige C-Dur-Tonleiter als auch bei gedrückt gehaltenem Tonschieber eine vollständige C#-Dur-Tonleiter, welche enharmonisch verwechselt auch als Db-Dur-Tonleiter benannt werden kann. In einer Kanzelle, die auch „(Ton-)Kanal“ genannt wird, befinden sich also vier durch Plastikventile abgedichtete, sogenannte „Stimmfedern“, welche durch ein bzgl. der Lautstärke in gewünschter Luftstromstärke dosiertes Blasen oder Ziehen zum „Schwirren“ gebracht werden und durch ihren physikalischen Längenzuschnitt die jeweils tiefen bis hohen Töne erzeugen.

Die chromatische Mundharmonika wird zumeist – wie andere, obligate Blasinstrumente – eintönig gespielt, wobei es zwei Spieltechniken gibt. Eine dieser Spieltechniken ist das beliebte „tongue-blocking“. Hierbei wird die Zunge auf das Mundstück gelegt und (je nach individueller Spielart und Mundgröße) mehrere Tonkanäle ständig abgedeckt, so dass im rechten Mundwinkel eine Kanzelle zur Erzeugung des Melodietones offen gelassen wird. Die bei anderen Mundharmonika-Modellen gern und oft praktizierte rhythmisierende Zungenschlagtechnik wird bei der chromatischen Mundharmonika aus harmonischen Gründen eher nicht angewendet. Die andere Spieltechnik ist die mit dem „gespitzten Pfeifmund“. Wie beim Pfeifen eines Liedes wird das Loch zwischen Ober- und Unterlippe so stark verkleinert, dass die Atemluft nur einen einzigen Tonkanal bedient.

Beide Spieltechniken sind anfänglich allein schon dadurch gewöhnungsbedürftig, dass die Gestaltung der Arbeit mit dem Mund im Zusammenhang mit dem Gebrauch der Harmonika zunächst recht schwierig erscheinen mag.

Es gab auch eine chromatische Mundharmonika mit zwei Schiebern, die Hohner Chordomonica II, die auf einer Erfindung von Chamber Huang basiert. Sie soll in den 80er Jahren, nach anderen Angaben 60er Jahren, außer Produktion genommen worden sein.

Chromatische Mundharmonikas anderer Bauart ermöglichen das chromatische Spiel ohne Schieber (z. B. Tombo Violin Scale, Tombo Chromatic Single). Dazu tragen sie zwei Tonreihen übereinander, die um genau einen Halbton verschieden voneinander sind. Dadurch wird es möglich, die von einem Gestell gehaltene Mundharmonika chromatisch parallel zur Gitarre zu spielen. Für einen Halbton muss man lediglich kurz in die andere Lochreihe wechseln. Manche chromatische Schieber-Mundharmonikas können auch leicht zu schieberlosen umgebaut werden.

Diatonische Mundharmonika

Anders als bei der chromatischen Mundharmonika sind auf der diatonischen Mundharmonika ausschließlich solche Stimmzungen vorhanden, die leitereigene Töne der Tonart zu erzeugen, in der die Mundharmonika gestimmt ist. Eine diatonische C-Dur-Mundharmonika hat also nur die Töne C, D, E, F, G, A und H.

Richter-Mundharmonika

Bluesmundharmonika mit Holzkanzellen


Eine diatonische Mundharmonika hat in Richter-Ausführung 10 Kanzellen (Blasöffnungen). Sie ist in der sogenannten „Richterstimmung” gestimmt. Die Tonhöhen-Änderungen, die sich auf- oder abwärtslaufend ergeben, sind nicht chromatisch, also nicht in Halbtonschritten. Der Volksmusikant Richter lebte im 19. Jahrhundert; er trug dazu bei, dass sich die damaligen Ideen bezüglich der Einstimmung und Anordnung von Tönen in der zunächst ausschließlich diatonisch gestimmten Richterharp durchsetzten und bis heute behaupten.

Indem Richter im Bereich der tiefen Töne (linke Seite des Instrumentes) beim Blasen die Harmonie des Grunddreiklangs (Tonika) und beim Ziehen die Töne der Oberdominante zur rhythmischen Untermalung seiner im rechten Mundwinkel erzeugten Töne zur Gestaltung von Melodien nutzte, initiierte er neben anderen Spielern seiner Zeit eine nunmehr weltweit praktizierte Spieltechnik, die Zungenschlag-Spieltechnik. Vereinfacht gesagt, hebt der Spieler dabei die auf dem Mundstück liegende Zunge je nach Taktform (3/4-, 4/4-Takt etc.) meist für die Dauer eines 1/4-Taktschlages ab, führt sie dann kurz wieder auf das Mundstück zurück, um dann diesen Vorgang vielfach bis zum Ende des Liedes zu wiederholen.

Der Unterdominant-Dreiklang (die Subdominante) lässt sich auf der Mundharmonika nicht erzeugen, weswegen viele Mundharmonikaspieler gleichzeitig mehrere, nämlich in anderen Tonarten gestimmte Instrumente gleicher Bauweise in den Händen halten und je nach Erfordernis beim Musizieren abwechselnd an den Mund führen.

Dennoch lässt sich die diatonische Richterharp mit ihren zehn Tonkanälen vollchromatisch spielen, was jedoch vorher ein meist langwieriges Üben erfordert. Die metallenen Stimmzungen lassen sich nämlich durch bestimmte Atemtechnik bzw. Zungenakrobatik und Atemluftdruck- und Mundraumveränderungen bis zu drei Halbtonschritten (kleine Terz) sowohl herabziehen als auch durch Blasen um einen halben Ton (kleine Sekunde) herabdrücken. Auch ein Hochbiegen des eingebauten Tones durch ein entsprechendes Ziehen (overdraw) und durch ein besonderes Blasen (overblow) kann in einem dann sehr anspruchsvoll vortragbaren Spiel realisiert werden. Das macht das Spiel und den dabei entstehenden Klang auf der auch Bluesharp genannten kleinen Mundharmonika für viele aktive wie zuhörende Freunde dieses Genres besonders reizvoll.

Der Tonaufbau einer in C-Dur gestimmten Richter-Mundharmonika
Kanalloch-Nummer: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blastöne: c e g c e g c e g c
Ziehtöne: d g h d f a h d f a

Die zu erzielenden Halbtonschritt-Töne sind hier zugunsten einer einfachen Übersicht nicht angegeben worden.

Tremoloharmonika

Tremoloharmonika


Das entscheidende Merkmal einer Tremolo-Mundharmonika (auch Wiener Stimmung genannt) ist, dass sie zwei Stimmzungen pro Ton besitzt, wobei eine wenig höher, die andere wenig tiefer intoniert ist als die Zielnote, was durch den Schwebungseffekt einen einzigartigen welligen oder trällernden Klang erzeugt. Die asiatische Version, die alle Noten umfasst, findet in der ostasiatischen Unterhaltungsmusik Verwendung.

Audio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i

Oktavmundharmonika

Oktavharmonika


Oktavharmonikas (auch Knittlinger-Stimmung genannt) haben zwei Blättchen pro Blasloch, welche um eine genaue Oktave verschoben intoniert sind. Viele sind von der Bauweise mit der einer Tremoloharmonika (wie oben beschrieben) identisch, basieren also auf dem „Wiener System“.

Audio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i

Sonderstimmung

Eine Sonderstimmung besitzt eine vom Standard abweichende Aufteilung der Töne. Dabei werden je nach Sonderstimmung verschiedene Ziele verfolgt. Eigentlich müsste es Sondertonarten heißen, da es sich nicht um die Aufteilung der Oktave in Töne handelt, sondern um die Anordnung der verschiedenen Töne. Allerdings hat sich die Bezeichnung Sonderstimmung im Allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt. Die Standard-Mundharmonika orientiert sich in ihrer Aufteilung nach den gebräuchlichen Dur-Tonarten, während bei Sonderstimmungen das Instrument oft in ethnischer Musik Verwendung finden soll, es bessere Bendingmöglichkeiten aufweisen muss, Spezialeffekte erzielt werden sollen u.v.m.

Weitere Mundharmonika-Typen

  • Begleiter-Mundharmonika
  • Bass-Mundharmonika
  • Kreuzwender
Ein Kreuzwender ist aus mehreren Mundharmonikas zusammengesetzt. Seitlich betrachtet sieht er wie ein Kreuz aus, da er vier oder sechs Einzelinstrumente beinhaltet. Jedes Einzelinstrument besitzt eine andere Tonart.

Spieltechnik und Theorie

Blues-Harmonika

Durch die Anordnung von einem Blaston und einem Ziehton pro Kanzelle kann durch Veränderung des Mundraumes beim Spielen die Tonhöhe abweichend von ihrer eigentlichen Stimmung verändert werden; z. B. kann dadurch beim Atem-Ziehen durch die Kanzelle auch die Blaston-Stimmzunge in Bewegung versetzt werden (Überziehen). Daraus ergibt sich eine Tonhöhenveränderung um mindestens einen Halbton.

Somit hat ein geschickter Mundharmonikaspieler auf seiner diatonischen Bluesharp mehr Töne zur Verfügung, die ohne diese Effekte (genannt: blas/zieh Bending und blas/zieh Overbend) in der Richter-Stimmung nicht zur Verfügung ständen.

Das Bending (engl. für Biegen) ist eine besonders bei Blues-Musikern verbreitete Spielweise, da nicht nur mit den von der Tonleiter zu Verfügung stehenden Tönen (chromatisch) gespielt werden kann, sondern ein gleitender Ton-zu-Ton-Übergang und das Spielen mit Bluenotes und anderen speziellen Leittönen, wie es beim Blues üblich ist, möglich wird.

Akkorde

Die Beispiele sind auf eine Richter-Harmonika in C-Dur bezogen.

  • Geblasene Akkorde
    • Bläst man durch mindestens drei aneinanderliegende Kanzellen gleichzeitig, ertönt immer ein C-Dur-Akkord: C (C E G).
  • Gezogene Akkorde
    • Zieht man an Kanzelle 1–4 gleichzeitig, so ertönt der Dur-Akkord G (D G H (D))
    • Zieht man an Kanzelle 3–5 gleichzeitig, so ertönt der verminderte Akkord  (H D F)
    • Zieht man an Kanzelle 4–6 gleichzeitig, so ertönt der Moll-Akkord dm (D F A).

Damit ermöglicht die Richterstimmung eingeschränkte Akkordbegleitung. Die oberen Kanzellen eignen sich wegen der Tonhöhe weniger zur Akkordbegleitung. Eine etwas anspruchsvollere Anwendung der Akkorde ist zum Beispiel, in einem Lied nach manchen Melodietönen den passenden Akkord anzuspielen und anschließend mit der Melodie fortzufahren.

Bending

Das Blas- und Zieh-Bending wird durch die Beeinflussung des Luftstroms erzeugt, nur die Luftrichtung unterscheidet sich. Durch Heben des hinteren Teils der Zunge wird der Luftstrom am Gaumen eingeengt. Die Zunge muss dabei vorn entspannt bleiben. Das Bending funktioniert nicht auf allen Kanzellen, aber dafür auf manchen um mehrere Halbtöne (siehe Grafik). Der Blaston muss beim Bending um mindestens einen Ganzton höher sein, als der Ziehton. Je größer dieses Verhältnis ist, umso tiefer kann der Spieler benden.

Audio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i

Overbend

Blastechnisch werden Overbends (Overblows / Overdraws) mit demselben Ansatz erzeugt wie das Bending, nur auf anderen Kanzellen (siehe Grafik). Physikalisch unterscheiden sich die Bendings und Overbends grundlegend. Am Beispiel Overblow Kanzelle (6), mit dem man anfangen sollte: Bläst man normal in (6), erklingt wie gewohnt der Blaston G. Hebt man dazu die Zunge wie bei einem starken Bending, schließt zuerst die Blaszunge und bei noch stärkerem Bending fängt die Ziehzunge an zu schwingen. Dies geschieht aber nur, wenn die Stimmzungen recht nahe an den Stimmplatten anliegen, aber nicht zu nahe, sonst spricht die Stimmzunge nicht mehr an. Sowohl die Blasstimmzunge als auch die Ziehstimmzunge müssen dazu optimal eingestellt sein.

Erreichbare Töne einer Blues-Harmonika in C-Dur

Unter Anwendung aller Techniken sind jetzt alle Halbtöne erreichbar. Auffallen sollte auch, dass die Trennung der Spieltechniken zwischen der 6. und 7. Kanzelle liegen, wo die Blastöne höher als die Ziehtöne werden.

                          Overblows        Blas-Bendings
                                                     Bb
                       D#       D# F# A#       Eb Gb H
                       C  E  G  C  E  G     C  E  G  C    ←  Blastöne
Kanzelle :     →      (1)(2)(3)(4)(5)(6)   (7)(8)(9)(10)
(Blasöffnung)          D  G  H  D  F  A     H  D  F  A    ←  Ziehtöne
                       Db Gb Bb Db    Ab    C#    G# C#
                          F  A
                             Ab
                         Zieh-Bendings       Overdraws

Interessante Zusammenhänge bezüglich des Bendings:

(BT = Blaston; ZT = Ziehton; HTS = Halbtonschritt)

Kanzelle  1: ZT "D" liegt 2 HTS höher als BT "C" → Bending: Db
Kanzelle  2: ZT "G" liegt 3 HTS höher als BT "E" → Bending: Gb, F
Kanzelle  3: ZT "H" liegt 4 HTS höher als BT "G" → Bending: Bb, A, Ab
Kanzelle  4: ZT "D" liegt 2 HTS höher als BT "C" → Bending: Db
Kanzelle  5: ZT "F" liegt 1 HTS höher als BT "E" → Bending: - (da kein Halbton dazwischen)
Kanzelle  6: ZT "A" liegt 2 HTS höher als BT "G" → Bending: Ab
            Schemawechsel: (Ziehbending → Blasbending)
Kanzelle  7: ZT "H" liegt 1 HTS tiefer als BT "C" → Bending: - (da kein Halbton dazwischen)
Kanzelle  8: ZT "D" liegt 2 HTS tiefer als BT "E" → Bending: Eb
Kanzelle  9: ZT "F" liegt 2 HTS tiefer als BT "G" → Bending: Gb
Kanzelle 10: ZT "A" liegt 3 HTS tiefer als BT "C" → Bending: H, Bb

Interessante Zusammenhänge bezüglich des Überblasens:

(OB = Overblow; OD = Overdraw)

Kanzelle  1: OB "D#" liegt 1 HTS höher als ZT "D"
Kanzelle  2: -
Kanzelle  3: -
Kanzelle  4: OB "D#" liegt 1 HTS höher als ZT "D"
Kanzelle  5: OB "F#" liegt 1 HTS höher als ZT "F"
Kanzelle  6: OB "A#" liegt 1 HTS höher als ZT "A"
            Schemawechsel: (Overblow → Overdraw)
Kanzelle  7: OD "C#" liegt 1 HTS höher als BT "C"
Kanzelle  8: -
Kanzelle  9: OD "G#" liegt 1 HTS höher als BT "G"
Kanzelle 10: OD "C#" liegt 1 HTS höher als BT "C"

Bekannte Mundharmonika-Produzenten

aktuell

historisch

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Mundharmonika – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mundharmonika – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Eduard Hanslick: Geschichte des Concertwesens in Wien, Band 1. 1869, S. 185, (online)
  2. Eduard Bernsdorf (Hg.): Neues Universal-Lexikon der Tonkunst, Band 2. 1857, S. 122, (online)
  3. Österreichischer Gewerbeverein (Hg.): Wochenschrift, Bände 1–4, Vienna, 1840, S. 29, (online)
  4. Beschreibung der Erfindungen und Verbesserungen, ... die Privilegien vom Jahre 1821–1835 enthält. [1]
  5. Monatsschrift für deutsches Städte- und Gemeindewesen, Band 3, S. 298. [2]
  6. Stephan von Keess, Karl Wenzel, Wolfgang Blumenbach: Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben ..., Band 2, 1830, S. 37: „Die neuerlich in Württemberg erfundene Mundharmonika besteht aus zwey Blechen, in welchen über Quere schmale längliche Ausschnitte sich befinden. Über jeden solchen Ausschnitt läuft eine aus Silber und einem andern Metall legierte Feder, welche an einer Seite an dem Metallblech befestigt ist, so daß noch eine sehr schmale Öffnung bleibt. Jede dieser Federn gibt einen andern Ton, der jenem der Physharmonica gleichkommt. Die Töne lassen sich vom sanftesten Piano bis zum stärksten Forte darauf hervorbringen. Eine solche Mundharmonica kostet in Wien 36 kr. biß 4 fi. 24 kr. E. M.“ [3]
  7. 7,0 7,1 Edgar Niemeczek: Musik aus der Rocktasche. In: Schaufenster Volkskultur Nr. 3/2007, Atzenbrugg; In aller Munde. Ausstellungskatalog Technisches Museum Wien, 2002, zit n. Tascheninstrumente. In: ABC zur Volkskunde Österreichs. Austria-Lexikon
  8. Johann Gottfried Sommer: Mundharmonika-Macher, Das Königreich Böhmen, Bd. Budweiser Kreis. 1841, S. 5: „Die Gewerbs-Jndustrie wird hauptsächlich von den Bewohnern der Stadt Budweis und des Städtchens Rudolfstadt getrieben. Auf den Dörfern findet man nun die unentbehrlichsten Handwerke. Am 1. Juli 1839 beschäftigten sich in der Stadt und den übrigen Ortschaften ... 1 Mundharmonika-Macher ...“ [4]
  9. Josef Focht: Fotzhobel, Maultrommel und Harmonika in frühen volksmusikalischen Quellen. In: Josef Focht, Herbert Grünwald (Hrsg.): Konzertina, Bandonion, Akkordeon. Die Entwicklung der Harmonika-Instrumente und ihr Spiel in Bayern. Mit Beiträgen von Dieter Krickeberg und Kari Oriwohl. Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V. (Volksmusiksammlung und -Dokumentation in Bayern Nr. E 12), München 1999, S. 5–10.
  10. Werbeschild Weiss-Harmonicas
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