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Kunstwort
Als Kunstwort bezeichnet man ein Wort, das nicht mit den natürlichen Mitteln der Wortbildung einer Sprache gebildet und auch nicht aus einer anderen Sprache entlehnt wurde. Es bildet eine neue Wurzel und ist häufig lautsymbolisch. Neugebildete Kunstwörter gelten eine gewisse Zeit lang als Neologismen.
Die häufigsten Bildungsmuster für Kunstwörter sind: Zusammenziehung, Abkürzung und ungewöhnliche Kombination von Graphemen.
In Reimen und Versen begegnet man häufig Kunstworten, die durch Assonanz oder Alliteration wirken, wie etwa im Abzählreim „Ene mene mu und drauß' bist Du“ oder das bedeutungslose der „Knausrigkeit“ ähnelnde Kunstwort „knäuschen“ (gesprochen „knäus-chen“) im Reim „Knusper, knusper, knäuschen, wer knabbert an meinem Häuschen“ (aus dem Märchen Hänsel und Gretel).
Bildungsmuster
Schachtelwörter (Kofferwörter)
Bei Kofferwörter werden zwei oder mehr Wörter zusammengezogen („amalgamiert“), wobei überlappende Teile entfallen:
- Smog aus smoke und fog
- Teuro aus teuer und Euro
- Demokratur aus Demokratie und Diktatur
- Infotainment aus Information und Entertainment
- Grusical aus Grusel und Musical
- Informatik aus Information und Automatik (oder Mathematik)
- Glokalisierung aus Globalisierung und Lokalisierung
Zusammensetzungen von Wortanfängen
Diese Kunstwörter sind mit den Silbenkurzwörtern verwandt:
- Modem aus Modulator und Demodulator
- Moped aus Motor und Pedal
- Chipitts aus Chicago und Pittsburg
- Haribo aus Hans Riegel Bonn
- Milka aus Milch und Kakao
- Lego aus leg godt (dänisch für „spiel gut“)
Abkürzungen
Besonders diejenigen Abkürzungen, die wie ein Wort ausgesprochen werden können (Akronym), kann man als Kunstwörter betrachten.
Beispiele:
- „Nato“ – von der Abkürzung für North Atlantic Treaty Organisation
- „Ehec“, siehe EHEC
Ungewöhnliche Graphemkombinationen
Beispiele:
Probleme der Abgrenzung
Es ist nicht einfach, Kunstwörter von anderen Wörtern zu unterscheiden.
Bei den folgenden Wörtern
- Airbag aus den englischen Wörtern air (Luft) und bag (Sack)
- Weblog aus den englischen Wörtern web (WWW) und log (Logbuch)
wird es sich eher um Entlehnungen von Kunstwörtern handeln, die im Englischen gebildet wurden. Sie sind damit als Entlehnungen einzuordnen. Hingegen dürfte Handy ein Kunstwort sein, da es kein entsprechendes lexikalisches Zeichen im Englischen gibt. Für das Wort Mobbing gibt es ebenfalls kein entsprechendes lexikalisches Zeichen im Englischen, es könnte sich aber um eine Entlehnung aus einer skandinavischen Sprache handeln.
Es ist auch nicht einfach, zu entscheiden oder festzulegen, ob es sich bei der Zusammenziehung um ein natürliches Mittel der Wortbildung handelt oder nicht, da der Terminus 'natürlich' in diesem Zusammenhang nicht klar definiert ist.
Kunstwort und Neologismus
Nicht alle Kunstwörter sind Neologismen. Ein lexikalisches Zeichen wird nur eine gewisse Zeitlang als Neologismus betrachtet. Mit zunehmender Verbreitung und Dauer des Gebrauchs werden sie zu etablierten Teilen des allgemeinsprachlichen Wortschatzes.
Der pragmatische Wert von Kunstwörtern
Besonders die Zusammenziehungen erfüllen einen sprachökonomischen Zweck, komplexe Ausdrücke werden auf kürzere reduziert. Dies findet besonders bei technischen Neuerungen Verwendung, wie zum Beispiel im Wort Emoticon, das aus den beiden englischen Wörtern emotion und icon gebildet wurde und die im Internet und bei SMS häufig verwendeten Smileys und Ähnliches bezeichnet. Die Verwendung des Kunstwortes verhindert somit, Dinge, für die es noch keine Bezeichnung gibt, umständlich umschreiben zu müssen.
Außerdem signalisieren neugebildete Kunstwörter oft Modernität und Originalität. Aus diesen Gründen werden sie oft in der Werbesprache geprägt. Hier sollen wissenschaftlich klingende Kunstwörter oft den Eindruck des Produktes beim potenziellen Kunden verbessern. (Beispiel: Aktiv-Sauerstoff)
Ein weiterer Aspekt ist die Internationalisierung: Markennamen müssen positive Assoziationen wecken und dürfen im internationalen Kontext keine missverständliche oder kontraproduktive Bedeutung haben. Kunstwörter bieten hier die Möglichkeit, Fettnäpfchen wie den "Pajero" von Mitsubishi zu vermeiden. Spezialisierte Agenturen entwickeln neue Wörter, die zwar aus bestehenden Wörtern oder Wortteilen entwickelt werden, selbst aber explizit bedeutungsfrei sein sollen, sogenannte Logatome (wie z. B. die neueren Typen-Bezeichnungen des Autoherstellers Opel oder der Name Thalys).
Literaturhinweise
- Grundzüge der Morphologie des Deutschen. Elsen, Hilke 2014. 2. Auflage. Berlin/Boston, ISBN 978-3110358933.
- Lexikologie I, Einheiten mit wortähnlichem Status, Sornig, Karl 2002. Cruse et al. Berlin/New York, S. 461-463.
- Morphologie I. Creative processes, Baldi, Philip, Dawar, Chantal 2000. Booij et al. Berlin/New York, S. 963-972.
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kunstwort aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |