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KZ Uckermark

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Das Konzentrationslager Uckermark – benannt nach der gleichnamigen, weitläufigen brandenburgischen Landschaft – befand sich in unmittelbarer Nähe zum KZ Ravensbrück bei der kleinen Stadt Fürstenberg/Havel rund 100 km nördlich von Berlin.

Es war während des nationalsozialistischen Deutschen Reichs von 1942 bis 1944 ein Mädchen-Internierungslager (im nationalsozialistischen Sprachgebrauch euphemistisch als „Jugendschutzlager“ bezeichnet) und von Januar 1945 an ein Vernichtungslager für die Frauen des KZ Ravensbrück. Obwohl in diesen letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs noch rund 3000 Frauen dort ihr Leben verloren, gehört das KZ Uckermark zu den vergessenen Konzentrationslagern.

Geschichte

Das KZ Uckermark wurde ab Juni 1942 zur Internierung der ersten von den Nationalsozialisten als kriminell, staatsfeindlich und asozial (auch sexuell verwahrlost) eingestuften Mädchen und jungen Frauen genutzt. Es war das einzige Jugendkonzentrationslager im Deutschen Reich, das ganz gezielt für Mädchen gebaut wurde.

Das Mädchenlager Uckermark wurde im Frühjahr 1942 in unmittelbarer Nähe des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück von Inhaftierten des KZ Ravensbrück errichtet und war diesem Lagerkomplex als Außenlager zugeordnet.[1] Die Leitung hatte die Kriminalrätin Lotte Toberentz inne. Sie wurde nach 1945 leitende Beamtin in der westdeutschen Kriminalpolizei. Die in den 1950er und -60er Jahren eingeleiteten Ermittlungsverfahren wurden aufgrund der Verjährungsfristen für Misshandlungen und Körperverletzungen eingestellt. Die Todesfälle in den Lagern wurden nicht als Mord gewertet.

Im KZ Uckermark wurden 1200 junge Frauen und Mädchen interniert, die größtenteils auf Antrag von Jugendämtern, Heimen oder Jugendgerichten durch die Reichszentrale zur Bekämpfung der Jugendkriminalität der RKPA eingewiesen wurden. Viele wurden direkt aus Fürsorgeeinrichtungen in das Lager gebracht, in dem sie unter extrem schlechten Lebensbedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Die Haftbegründungen waren wie im KZ Moringen vielschichtig und umfassten „pädagogische“ Argumente wie „Renitenz“, „Unerziehbarkeit“ oder „Arbeitsverweigerung“ ebenso wie eugenische oder rassische Begründungen. Eine nur auf Mädchen und Frauen angewandte Haftbegründung stellte die Zuordnung als „sexuell verwahrlost“ dar. Zudem wurden durch die Gestapo durch Schutzhaftbefehle junge Frauen wegen Beteiligung oder Unterstützung von Widerstandsgruppen, oppositionellen Einstellungen sowie „Geschlechtsverkehrs mit fremdvölkischen Staatsangehörigen“ in das KZ Uckermark eingewiesen.[2] Im Juni 1944 wurde ein Nebenlager in Dallgow-Döberitz eingerichtet, in dem Mädchen, die sich in Uckermark bewährt hatten, untergebracht wurden. Im Januar 1945 wurde das Lager für den Massenmord an den Frauen aus Ravensbrück zu einem Vernichtungslager umgestaltet.

Über die genauen Haftbedingungen im Lager ist nahezu nichts bekannt. Es handelte sich beim KZ Uckermark um eiligst erbaute und sehr einfache Holzbaracken, die nach der Befreiung durch die Rote Armee, die das Gelände bis 1993 militärisch nutzte, bereits in den ersten Monaten nach Kriegsende abgerissen wurden.

Für die Zahl der getöteten Frauen nach Umwandlung in ein Vernichtungslager im Januar 1945 gibt es nur äußerst vage Schätzungen, da keine Bilder und auch keine Dokumente über die damalige Zeit im Mädchen-KZ Uckermark Zeugnis ablegen.

Ausstellung

  • Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben[3]
  • Ihr seid nicht vergessen!

Aufarbeitung

Der Verein Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. versucht seit 1997, die Geschichte des Lagers zu erforschen, Kontakt zu Überlebenden zu suchen und zu erhalten und auf dem Gelände einen würdigen Gedenkort zu gestalten. In jährlichen Bau- und Begegnungscamps wird diese Aufgabe wahrgenommen, ebenso wie im Rahmen von bundesweiten und internationalen Informationsveranstaltungen, Veranstaltungsreihen, Filmvorführungen und Gesprächen mit Überlebenden zum Thema Jugendkonzentrationslager und daran anknüpfenden Themen. Derzeit (2011) wird geplant, mit EU-Konversionsmitteln die auf dem Gelände noch vorhandenen Lagerhallen der Sowjetarmee abzureißen, anschließend soll ein Konzept für den Gedenkort erstellt werden.[4]

Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. erhielt für ihre Arbeit im Jahr 2010 den Hans-Frankenthal-Preis der Stiftung Auschwitz-Komitee.

Siehe auch

Literatur

  • Barbara Bromberger, Hans Mausbach: Feinde des Lebens. NS-Verbrechen an Kindern. Pahl-Rugenstein, Köln 1987, ISBN 3-7609-1062-9.
  • Inge Deutschkron (Hrsg.): ... denn ihrer war die Hölle. Kinder in Gettos und Lagern. Verlag Wissenschaft u. Politik, Köln 1985, ISBN 3-8046-8565-X.
  • Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hrsg.): Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark. Unrast Verlag, Göttingen, 2000 bzw. 2005 - 2. Auflage. 294 Seiten. ISBN 3-89771-202-4

Weblinks

Einzelnachweise

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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel KZ Uckermark aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.