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Jakobs-Greiskraut

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Jakobs-Greiskraut
Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea)

Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Senecioneae
Gattung: Greiskräuter (Senecio)
Art: Jakobs-Greiskraut
Wissenschaftlicher Name
Senecio jacobaea
L.

Das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), auch Jakob-Greiskraut[1] und Jakobs-Kreuzkraut sowie Jakobskraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Senecio innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Der Artname bezieht sich auf den Blühtermin um Jacobi (25. Juli) – eigentlich beginnt die Blühzeit jedoch schon Anfang Juni mit schütteren Blütenständen. Die Blütenstände werden aber tatsächlich erst im Hochsommer voll ausgebildet.

Beschreibung

Grundständige Blattrosette im ersten Lebensjahr
Korbblütlertypische Blütenkörbchen mit Zungen- und Röhrenblüten
Illustration
Röhrenblüten im Detail
Illustration

Vegetative Merkmale

Senecio jacobaea ist eine meist zweijährige, manchmal auch länger ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimetern. Im ersten Jahr wird eine grundständige Blattrosette aus etwa 20 Zentimeter langen Laubblättern gebildet. Eine oft dunkelrot überlaufene, aufrechte Sprossachse (Stängel) mit Blütenständen entwickelt sich erst im zweiten Jahr. Bei den leierförmig fiederteiligen Laubblättern sind die unregelmäßigen und stumpf gezähnten Abschnitte zum Ende hin verbreitert; an ihrer Basis weisen sie Öhrchen auf.

Generative Merkmale

Im oberen Pflanzenteil befinden sich in einem weit verzweigten, schirmrispigen Gesamtblütenstand die zahlreichen gelben körbchenförmigen Teilblütenstände. Die Blütenkörbchen haben einen Durchmesser von etwa 15 bis 25 Millimetern. Die Blütenkörbchen besitzen eine Hülle aus 13 Hüllblättern sowie anliegenden (oder nur ein bis zwei abstehenden) Außenhüllblättern. Die Spitzen der Hüllblätter sind meistens schwarz gefärbt. Die gelben Zungenblüten sind meist gut ausgebildet, können aber auch fehlen; ihre Anzahl liegt gewöhnlich zwischen 12 und 15 je Blütenkörbchen.

Die Achänen sind von einem Pappus gekrönt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[2]

Widderchen als Blütenbesucher am Jakobs-Greiskraut
Jakobskrautbären-Raupen (Tyria jacobaeae) auf der zungenblütenlosen Unterart Dünen-Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea subsp. dunensis)
Mit Heusilage getrocknetes Jakobs-Kreuzkraut

Ökologie

Der der Windverbreitung (Anemochorie) dienende Pappus fällt von den Achänen leicht ab.

Im Sommer kann man auffallend gelb-schwarz gestreifte Raupen am Jakobs-Greiskraut beobachten. Es handelt sich dabei um Raupen des Jakobskrautbären (Tyria jacobaeae), einer Schmetterlingsart, die sich auf Greiskräuter, insbesondere auf das Jakobs-Greiskraut, spezialisiert hat. Die Raupen werden durch das aufgenommene Gift für Fressfeinde ungenießbar.[3]

Das Jakobs-Greiskraut wird vom Rostpilz Coleosporium senecionis mit Aecidien und Basidiosori befallen.[4]

Nach dem Beispiel der Bekämpfung des giftigen Krauts in Nordamerika und Neuseeland setzen Forscher in Schleswig-Holstein künftig neben den Raupen auch Flohkäfer ein. Diese fressen die Wurzeln des Jakobskrauts an.[5]

Vorkommen

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Jakobs-Greiskrautes sind die Ebenen bis mittleren Gebirgslagen der gemäßigten Klimazonen Europas und Westasiens. Es handelt sich in Mitteleuropa also nicht um einen Neophyten, sondern um eine einheimische Art. Sie kommt in Argentinien, Neuseeland, Australien, Kanada und in den USA als invasiver Neophyt vor.

Das Jakobs-Greiskraut ist an Feldrändern, auf Wiesen, Ackerbrachen, Magerrasen und in anderen Gras- und Staudenfluren recht verbreitet. Seine Ansprüche an den Boden sind nicht besonders groß. Es gedeiht am besten auf mäßig frischen bzw. wechselfrischen, mehr oder weniger nährstoff- und basenreichen, humosen Lehm- und Sandböden in humidem Klima. Es gilt als eine Charakterart des Verbands Cynosurion, doch kommt es auch in Gesellschaften der Verbände Arrhenatherion, Mesobromion, Koelerio-Phleion oder Dauco-Melilotion vor.[2]

In den Allgäuer Alpen steigt es oberhalb der Ifenhütte am Hohen Ifen in Vorarlberg bis zu einer Höhenlage von 1710 Meter auf.[6]

Systematik

Der Name Jacobaea vulgaris wurde durch Gottfried Gaertner veröffentlicht. Synonyme für Jacobaea vulgaris Gaertn. sind: Senecio jacobaea L., Senecio flosculosus Jord., Senecio foliosus DC., Senecio jacobaeoides Willk., Senecio nemorosus Jord., Senecio jacobaea subsp. nudus (Weston) Soják, Senecio praealtus subsp. foliosus (DC.) Cout., Senecio jacobaea var. nudus Weston.

Es gibt etwa drei Unterarten:[1]

  • Dünen-Jakobs-Greiskraut (Jacobaea vulgaris subsp. dunensis (Dumort.) Pelser & Meijden, Syn.: Senecio jacobaea subsp. dunensis (Dumort.) Kadereit & P.D.Sell, Senecio dunensis Dumort.): Es zeichnet sich durch niedrigeren Wuchs, fehlende Zungenblüten und spinnwebartige, wollige Behaarung aus und kommt an den Küsten von Großbritannien, Irland, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Polen vor.[1]
  • Jacobaea vulgaris subsp. gotlandica (Neuman) B.Nord. (Syn.: Senecio jacobaea subsp. gotlandicus (Neuman) Sterner): Sie kommt in Schweden, Italien, Österreich, Montenegro, Griechenland und Russland vor.[1]
  • Gewöhnliches Jakobs-Greiskraut (Jacobaea vulgaris Gaertn. subsp. vulgaris, Syn.: Senecio jacobaea L. subsp. jacobaea)

Inhaltsstoffe und Giftigkeit

Diese Pflanzenart wird von Landwirten und Pferdehaltern nicht gerne gesehen, da alle ihre Teile auf Grund der enthaltenen leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide giftig sind, auch bei Hautkontakt. Der Gehalt ist in den Blüten bis zu doppelt so hoch wie im Kraut. Im Einzelnen sind Acetyl-, E- und Z-Erucifolin, 21-Hydroxyintegerrimin, Integerrimin, Jacobin, Jacolin, Jaconin, Jacozin, Retrorsin, Ridellin, Senecionin, Seneciphyllin, Senecivernin, Spartioidin und Usaramin enthalten.[7] Die Alkaloide bleiben im Gegensatz zu vielen anderen Giften bei der Konservierung in Heu oder Silage wirksam und werden auf diese Weise auch von Weidetieren mit aufgenommen, welche die im frischen Zustand bitter schmeckenden Kräuter ansonsten eigentlich meiden.[8] Auch kleine Dosen schädigen die Leber dauerhaft, so dass eine schleichende Vergiftung über Jahre möglich ist. Insbesondere bei Pferden, aber auch bei Rindern kann das Kraut zu ernsthaften Erkrankungen und schließlich zum Tod führen.[9] Als tödliche Dosis für Pferde werden dabei 40 bis 80 Gramm Frischpflanze pro Kilogramm Körpergewicht genannt, bei Rindern 140 Gramm. Schafe und Ziegen sind weniger empfindlich, bei Aufnahme größerer Mengen (zwei bis vier Kilogramm pro Kilogramm Körpergewicht) sollen aber auch bei diesen Todesfälle auftreten.[10] Offensichtlich sind Kaninchen[11] und verschiedene Nagetiere (beispielsweise Meerschweinchen und Wüstenrennmäuse)[12] resistent gegen oral aufgenommenes Jakobs-Kreuzkraut. Die intravenöse Verabreichung des Gifts führte allerdings zum Tod von Kaninchen, was darauf schließen lässt, dass es im Magen-Darm-Trakt der Tiere inaktiviert oder nicht resorbiert wird.[11] Kaninchen mögen die Wurzeln des Jakobskreuzkrauts und der Rückgang der Kaninchenpopulation soll so ein Grund für die Häufigkeitszunahme des Jakobsgreiskrauts sein.[13] Wegen seiner Giftigkeit wird das Kraut heute nicht mehr als Heilpflanze verwendet.

Es ist möglich, dass Pyrrolizidinalkaloide über pflanzliche Nahrungskomponenten in den menschlichen Nahrungskreislauf eingetragen werden.[14] Der Übergang von Pyrrolizidinalkaloiden in den Nektar und mit diesem in Honig wurde nachgewiesen.[15][7] Untersuchungen ergaben eine vergleichsweise geringe Belastung bei deutschen Honigen, kritischer ist dies bei Honigen aus Übersee.[16] Das Bundesinstitut für Risikobewertung fordert aufgrund der extremen Giftigkeit eine Nulltoleranz für Pyrrolizidine;[17] bis heute gibt es allerdings bei Lebensmitteln weder Regelungen bezüglich Höchstmengen noch regelmäßige Kontrollen.[18] Kontrollprogramme an Tees und Kräutertees wurden vom Bundesinstitut für Risikobewertung gestartet,[19] an Honig vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg.[20]

Innerhalb der Art können zwei Chemotypen unterschieden werden: Ein in Nordwesteuropa verbreiteter Jacobin-Chemotyp und ein in Südosteuropa verbreiteter Erucifolin-Chemotyp.[7]

Bekämpfung

Mitarbeiter der Biologischen Station Hochsauerlandkreis bekämpfen Jakobskreuzkraut durch Ausreißen im Landschaftsschutzgebiet Westfalenhang

In Nordrhein-Westfalen kam es ab 2008 zu einer verstärkten Verbreitung auf Stilllegungsflächen, extensiv genutzten Weiden, insbesondere Pferdeweiden, Extensivgrünlandflächen, Wegrändern und Böschungen. Das Jakobskreuzkraut fand man dort auf Weiden mit mangelnder Weidepflege und unterlassener Nachmahd. Besonders häufig ist es daher auf Pferdeweiden, da weidende Pferde die Pflanzen im Unterschied zu Rindern oder Schafen kaum fressen. Auf Pferdeweiden findet man zudem viel häufiger überweidete Bereiche und Stellen mit unbewachsenem Boden, auf denen das Kreuzkraut optimale Keimbedingungen findet. Um die Samenbildung der Pflanze zu verhindern, wird geraten, betroffene Flächen spätestens bei Blühbeginn zu mähen. Durch zweimalige Schnittnutzung vor der Blüte kann das Jakobskreuzkraut zurückgedrängt werden. Das Jakobskreuzkraut, insbesondere Einzelpflanzen, kann auch mechanisch bekämpft werden, vor allem durch Ausreißen oder Ausstechen. Bei stärkerem Befall ist eine chemische Bekämpfung mit Herbizid kaum zu umgehen, sofern keine zweimalige Mahd erfolgt. Zur Vorbeugung soll für eine dichte Grasnarbe ohne Fehlstellen gesorgt werden, so dass der Samen nicht zur Keimung gelangen kann. Bei Fehlstellen soll laut Landwirtschaftskammer eine Nachsaat mit Grassamen durchgeführt werden.[21]

Literatur

  • Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/3800133644 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim), ISBN 3-8001-3131-5.
  • Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. 20. Auflage

Weblinks

 Commons: Jakobs-Greiskraut (Jacobaea vulgaris) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Werner Greuter: Compositae (pro parte majore). Jacobaea vulgaris Gaertn. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. bei Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  2. 2,0 2,1 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim), ISBN 3-8001-3131-5, S. 955.
  3. Dellbrücker Heide Abgerufen am 11. Juni 2012
  4. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales., 2000 (PDF; 1,8 MB).
  5. Kampf gegen das Jakobskreuzkraut Eine Raupe als Giftpflanzen-Killer?, Deutschlandfunk Kultur vom 21. Juli 2017
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Bd. 2, S. 624. IHW-Verlag, Eching bei München 2004, ISBN 3-930167-61-1.
  7. 7,0 7,1 7,2 Rudolf Hänsel et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Drogen P–Z, Springer, Berlin 1994, S. 669 f.: [1]
  8. Faltblatt Julius Kühn-Institut: Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) Erkennung und Bekämpfungsmöglichkeiten im Grünland (Memento vom 22. September 2010 im Internet Archive) (PDF; 903 kB)
  9. Andreas Gröhbühl, Philipp Stempel: Giftpflanze lässt Pferde verenden, RP online, 11. Juni 2009
  10. Clara Berendonk: Vorsicht vor dem Jakobs-Kreuzkraut, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, 25. Mai 2009
  11. 11,0 11,1 Pierson ML, Cheeke PR, Dickinson EO (1977): Resistance of the rabbit to dietary pyrrolizidine (Senecio) alkaloid. Res Commun Chem Pathol Pharmacol. 1977 Mar;16(3):561-4. PMID 847303
  12. P. R. Cheeke, M. L. Pierson-Goeger: Toxicity of Senecio jacobaea and pyrrolizidine alkaloids in various laboratory animals and avian species. Toxicol Lett. 1983 Sep;18(3):343-9. PMID 6665808
  13. Hartog: Jakobskreuzkraut bekämpfen. Gesehen am 20. Juli 2010.
  14. Monika Lahrssen-Wiederholt: Pyrrolizidinalkaloide als unerwünschte Stoffe in der Nahrungskette – Beispiel Jakobskreuzkraut (Memento vom 21. Juli 2007 im Internet Archive) (PDF; 735 kB), Bundesinstitut für Risikobewertung Forum Verbraucherschutz, Juli 2007
  15. Robert Hegnauer: Chemotaxonomie der Pflanzen, Birkhäuser, Basel 1989, S. 281: [2]
  16. A. Dübecke, G. Beckh, C. Lüllmann: Pyrrolizidine alkaloids in honey and bee pollen. In: Food additives & contaminants. Part A, Chemistry, analysis, control, exposure & risk assessment. Bd. 28, Nummer 3, März 2011, S. 348–358, ISSN 1944-0057. doi:10.1080/19440049.2010.541594. PMID 21360377.
  17. Nulltoleranzen in Lebens- und Futtermitteln, Positionspapier des BfR vom 12. März 2007; S. 3 (PDF; 205 kB)
  18. Deutschlandradiokultur.de, Mahlzeit, 28. August 2011, Udo Pollmer: Schön, aber giftig
  19. Presseinformation vom 15. Juli 2013.
  20. Pyrrolizidinalkaloide in Honig
  21. Vorsicht vor dem JakobskreuzkrautHomepage Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
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