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Internationale Arbeitsorganisation
Internationale Arbeitsorganisation International Labour Organization Organisation internationale du travail | ||
---|---|---|
IAO-Hauptgebäude | ||
Organisationsart | Sonderorganisation | |
Kürzel | IAO, ILO, OIT | |
Leitung | Guy Ryder[1] | |
Gegründet | 1919[2] | |
Hauptsitz | Genf, Schweiz | |
Oberorganisation | Vorlage:Vereinte Nationen | |
www.ilo.org |
Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO,[3] auch ILO; englisch: International Labour Organization, ILO; französisch: Organisation internationale du travail, OIT; spanisch: Organización Internacional del Trabajo, OIT) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und damit beauftragt, soziale Gerechtigkeit sowie Menschen- und Arbeitsrechte zu befördern.[4] Dies schließt die Bekämpfung des Menschenhandels mit ein.[5]
Geschichte
Die IAO begann ihre Tätigkeit am 11. April 1919 auf der Friedenskonferenz in Versailles. Sie war ursprünglich eine ständige Einrichtung des Völkerbundes mit dem Ziel der Sicherung des Weltfriedens auf der Grundlage sozialer Gerechtigkeit. Entstanden war sie aus einer Forderung der sozialdemokratischen Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale.
Seit dem 14. Dezember 1946, als sie ihren Sitz in Genf einnahm, ist die IAO eine UN-Sonderorganisation und damit die erste Einrichtung dieser Art. 1969 wurde der Organisation der Friedensnobelpreis und 1994 der Hans-Böckler-Preis[6] zuerkannt. Die IAO hat 187 Mitgliedstaaten.
Organe
- Internationale Arbeitskonferenz (International Labour Conference): Tritt einmal jährlich in Genf zusammen, beschließt Rechtsakte und das Budget der Organisation. Im höchsten Organ der IAO hat jeder Mitgliedstaat vier Delegierte, davon zwei Vertreter der Regierung und je einen Vertreter der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen.
- Verwaltungsrat (Governing Body): Die Exekutive besteht aus 56 Vertretern (und ebenso vielen Stellvertretern) und trifft sich dreimal jährlich. Auch hier ist das Verhältnis der Vertreter 2:1:1. Zehn der 28 Regierungssitze werden permanent durch zehn Staaten „großer industrieller Bedeutung“ gehalten (Brasilien, Volksrepublik China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Russische Föderation, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten), die restlichen 18 werden alle drei Jahre gewählt. Die Vertreter aus Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen werden persönlich gewählt.
- Internationales Arbeitsamt (International Labour Office): Übernimmt die Funktion eines Sekretariates der Internationalen Arbeitsorganisation und führt unter anderem regelmäßige Statistiken über die arbeitsmarkt- und arbeitsrechtliche Situation in den Mitgliedsländern.
Generaldirektoren
Generaldirektoren der IAO waren seit 1919:[7]
Foto | Name | Staat | Amtszeit |
---|---|---|---|
Albert Thomas | Frankreich | 1919–1932 | |
Harold Beresford Butler | Vereinigtes Königreich | 1932–1939 | |
John Gilbert Winant | Vereinigte Staaten | 1939–1941 | |
Edward Phelan | Irland | 1941–1948 | |
David A. Morse | Vereinigte Staaten | 1948–1970 | |
C. Wilfred Jenks | Vereinigtes Königreich | 1970–1973 | |
Francis Blanchard | Frankreich | 1974–1989 | |
Michel Hansenne | Belgien | 1989–1999 | |
Juan Somavía | Chile | 1999–2012 | |
Guy Ryder | Vereinigtes Königreich | seit 2012 |
Arbeitsweise
Die IAO ist damit beauftragt, internationale Arbeitsstandards weiterzuentwickeln. Dazu arbeitet sie rechtsverbindliche Übereinkommen (Konventionen) sowie Empfehlungen an die Mitgliedstaaten aus. Davon werden verschiedene Gebiete des Arbeitsrechtes betroffen: Standards für den Mutterschutz, Schutz von temporären Angestellten, Altersgrenzen für bestimmte Arbeiten etc. Insgesamt existieren bis heute 188 Übereinkommen und 198 Empfehlungen, die auch als „Internationales Arbeitsgesetzbuch“ bezeichnet werden.[8]
Übereinkommen begründen nach Ratifizierung durch die hierfür zuständigen Stellen eines Mitgliedstaates rechtliche Verpflichtungen, wohingegen Empfehlungen lediglich Orientierungshilfen für die Politik geben sollen. Mitglieder müssen der IAO über die Umsetzung der von ihnen ratifizierten Übereinkommen sowie über den Stand ihrer nationalen Gesetzgebung in Bezug auf das Arbeitsrecht und den Arbeitsschutz regelmäßig Bericht erstatten.
Die IAO und die internationale Gewerkschaftsbewegung
Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) bezeichnet die IAO in seinem Programm (2006) als "globalen Bezugspunkt"[9]. Der 2. Weltkongress des IGB (2010) verabschiedete eine Entschließung "Die Internationale Arbeitsorganisation"[10], in der diese Bedeutung noch einmal unterstrichen und weiter ausgeführt wird.
Finanzen
Für das Jahr 2016 lagen die Einnahmen bei 670 Millionen US-Dollar und die Ausgaben bei 675 Millionen US-Dollar. Von allen Sonderorganisationen der UN, hatte die IAO damit eines der größten Budgets.[11]
Siehe auch
- Dreigliedrige Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik
- Kernarbeitsnorm
- ISCO 88, die von der Internationalen Arbeitsorganisation herausgegebene Berufsklassifikation
- UN Global Compact
- North American Agreement on Labor Cooperation
- Verwaltungsgericht der Internationalen Arbeitsorganisation
- ILO-Klassifikation
- Weltbeschäftigungskonferenz
Literatur
- Antony Alcock: History of the International Labour Organization. Octagon Books, New York 1971.
- Stefan Brupbacher: Fundamentale Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation: eine Grundlage der sozialen Dimension der Globalisierung. Stämpfli, Bern 2002.
- Daniel Maul: Menschenrechte, Sozialpolitik und Dekolonisation. Die Internationale Arbeitsorganisation 1940–1970. Klartext, Essen 2007, ISBN 978-3-89861-679-9.
Radiofeature
- Caspar Dohmen: Der Dinosaurier. Die Internationale Arbeitsorganisation. SWR2. 9. Januar 2019. (Manuskript).
Weblinks
- ILO International (englisch, französisch, spanisch)
- Vertretung der IAO in Deutschland
- IAO: Arbeitslosigkeit und fehlende menschenwürdige Arbeitsplätze 2018 (Presseinformation der IAO Deutschland v. 22. Januar 2018), abgerufen am 4. März 2018
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1969 an die "International Labour Organization" (englisch)
- Werner Sengenberger: „Arbeit ist keine Ware“ – Zu Philosophie, Mandat, Wirksamkeit und praktischer Relevanz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Vortrag in Bremen, 26. April 2012
Einzelnachweise
- ↑ ILO Director-General. Abgerufen am 22. Oktober 2012 (english).
- ↑ IAO: Wir über uns bzw. Origins and history (engl.)
- ↑ Bspw. in den IAO-Publikationen Jugendbeschäftigung in der Krise: Zeit zum Handeln, 101. Internationale Arbeitskonferenz 2012, Bericht V und Beschäftigung, Wachstum und soziale Gerechtigkeit, Bericht zur 9. Europäischen Regionaltagung, Oslo 8.–11. April 2013, IAO: Publikationen und Forschung
- ↑ „The International Labour Organization (ILO) is devoted to promoting social justice and internationally recognized human and labour rights, pursuing its founding mission that labour peace is essential to prosperity.“ Von: ILO, Mission and objectives
- ↑ Gemeinsame Erklärung der Interinstitutionellen Koordinierungsgruppe zur Bekämpfung des Menschenhandels. Abgerufen am 5. Oktober 2016.
- ↑ Hans-Böckler-Stiftung: Hans-Böckler-Preis – Die Preisträger (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)
- ↑ ILO, in: rulers.org
- ↑ Wirtschaftslexikon: Jubiläumsausgabe. 10. Auflage Auflage. de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 9783486847581, S. 351 (zitiert nach der eingeschränkten Vorschau bei Google Books, https://books.google.de/books?id=AG_pBQAAQBAJ&pg=PA386&dq=%22Internationales+Arbeitsgesetzbuch%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwia3pyq7pHgAhUNYVAKHbq5AHgQ6AEIKTAA#v=onepage&q=ILO&f=false).
- ↑ Programm des IGB, abgerufen am 1. März 2018
- ↑ Entschliessung: Die Internationale Arbeitsorganisation des 2. IGB-Weltkongresses, abgerufen am 1. März 2018
- ↑ Expenditure by Agency | United Nations System Chief Executives Board for Coordination. Abgerufen am 22. November 2018 (english).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Internationale Arbeitsorganisation aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |