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Fleckfieber
Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
A75 | Fleckfieber | |
ICD-10 online (WHO-Version 2013) |
Fleckfieber, auch Kriegspest, Läusefieber, Läusefleckfieber, Lazarettfieber oder Faulfieber, ist eine Infektion mit Mikroorganismen der Gattung Rickettsien (Rickettsia prowazekii), die durch Läuse, Milben, Zecken oder Flöhe übertragen wird. In Deutschland muss nach dem Infektionsschutzgesetz der Nachweis des Fleckfiebererregers mit dem Namen des betroffenen Patienten gemeldet werden.
Verwechslung mit Typhus
Früher wurde das Fleckfieber auch als Typhus levissimus, Typhus ambulatorius, Hunger- oder Kriegstyphus bezeichnet, da es sich unter schlechten hygienischen Bedingungen in Kriegszeiten mitunter epidemieartig ausbreitete. Das Fleckfieber ist aber nicht mit der (im deutschen Sprachgebrauch) als Typhus bezeichneten Krankheit verwandt, die durch Salmonellen verursacht wird. Dass es sich beim Fleckfieber um eine eigenständige Erkrankung handelt, erkannte William Jenner in London 1847. Im internationalen Gebrauch, wie z.B. im Englischen, wird die hier beschriebene Krankheit als typhus[1] oder gelegentlich als typhus fever bezeichnet. Die durch Salmonellen verursachte Krankheit wird international typhoid fever genannt.[2]
Verlauf
Die Inkubationszeit beträgt 10–14 Tage. Dann kann es zu einem Prodromalstadium mit Schüttelfrost, zunehmend hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Bewusstseinstrübung (wenn das Gehirn mit betroffen ist) kommen. Später ist ein blau- bis durch petechiale Einblutungen rotfleckiger Hautausschlag (daher der Name der Krankheit) typisch. Die Krankheit tritt vorwiegend in den Subtropen und Tropen auf. Eine eventuelle Zweitinfektion verläuft aufgrund der aktiven Immunisierung mit abgeschwächten Symptomen.
Diagnostik
Die Diagnose kann klinisch oder serologisch gestellt werden. Das Serum eines Patienten, der Antikörper gegen Rickettsien besitzt, kreuzreagiert mit dem Erreger Proteus OX19 und flockt aus (Agglutination, Weil-Felix-Reaktion).
Behandlung
Bei Rickettsieninfektionen sind vor allem Tetrazykline wirksam, Standardbehandlung ist Doxycyclin.
Geschichte
Für Napoleons Armee wurde das Fleckfieber während des Russlandfeldzugs zu einem ernsthaften Problem. Die bittere Winterkälte zwang die Soldaten, ihre Kleidung durchgehend zu tragen, ohne sie wechseln oder säubern zu können. Außerdem nutzten sie Kleidungsstücke Gefallener, um sich notdürftig warm zu halten. Für die mit Fleckfieber infizierten Kleiderläuse war es daher ein Leichtes, sich zu vermehren und auszubreiten. Beim Rückzug der "Grande Armée" im Herbst 1813 war Mainz die erste Rast auf französischem Boden. Dort starben 15.000–17.000 Mann der französischen Besatzung und ebenso viele Zivilisten. Die Krankheit blieb als Typhus de Mayence (nach dem französischen Namen für Mainz) im Bewusstsein der Franzosen erhalten.[3]
Zur Untersuchung von möglichen Impfstoffen wurden von nationalsozialistischen Ärzten, vor allem Erwin-Oskar Ding-Schuler, Menschenversuche an Gefangenen im Konzentrationslager Buchenwald durchgeführt.[4] An der künstlich herbeigeführten Infektion starben dort mehrere hundert Menschen.[5] Auch im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, im Sicherungslager Schirmeck-Vorbruck und im Konzentrationslager Bergen-Belsen wurden derartige Versuche vorgenommen.[6]
Der spätere Forschungs-Chef des Pharma-Unternehmens Grünenthal, Heinrich Mückter war Stabsarzt und stellvertretender Direktor des Instituts für Fleckfieber- und Virusforschung des Oberkommandos des Heeres in Krakau (zugleich Verwaltungshauptstadt von Auschwitz) und hat unter anderem für die Produktion des Weigl-Impfstoffs gegen Fleckfieber einige KZ-Insassen als Wirte für die Erregerläuse missbraucht. Nach Kriegsende entzog er sich dem ausgestellten Haftbefehl durch Flucht in den Westen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Typhus: MedlinePlus Medical Encyclopedia. Abgerufen am 12. September 2011.
- ↑ Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, Englische version
- ↑ Alfred Hartmann: Fleckfieberepidemie in Mainz und Umgebung in den Jahren 1813/14, genannt "Typhus de Mayence". Frankfurt, Medizinhistorische Dissertation aus dem Hygiene Institut der Stadt und Universität 1949, Frankfurt, 1949
- ↑ www.gesch.med.uni-erlangen.de - Informationsmaterial der Universität Erlangen zu Fleckfieberversuchen im Konzentrationslager Buchenwald
- ↑ Eugen Kogon: Der SS-Staat. (25. Auflage) Heyne, München 1993, ISBN 3-453-02978-X, S. 192 passim.
- ↑ Der Nürnberger Prozess, Einhundertneunundneunzigster Prozesstag, Vormittagssitzung, Freitag 9. August 1946, Bd. 20, S. 596f.
Weblinks
- Fleckfieber – Informationen des Robert-Koch-Instituts
- Rudolf Weigl und die ätiologische Fleckfieberbekämpfung, von H. Eyer
- Fleckfieberforschung im Deutschen Reich 1914 - 1945, Dissertation von Thomas Werther, Wiesbaden 2004 (PDF-Datei; 1,09 MB)
- Dobler, Gerhard; Wölfel, Roman: Fleckfieber und andere Rickettsiosen: Alte und neu auftretende Infektionen in Deutschland. In: Dtsch Arztebl Int. Nr. 106(20), 2009, S. 348-354 (Artikel).
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fleckfieber aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |