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Kleiderlaus

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Kleiderlaus
Kleiderläuse bei der Begattung

Kleiderläuse bei der Begattung

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Tierläuse (Phthiraptera)
Familie: Menschenläuse (Pediculidae)
Gattung: Pthirus
Art: Menschenlaus (Pediculus humanus)
Unterart: Kleiderlaus
Wissenschaftlicher Name
Pediculus humanus humanus
Linnaeus, 1758

Die Kleiderlaus (Pediculus humanus humanus), auch Körperlaus (Pediculus humanus corporis) genannt, ist ein auf den Menschen spezialisierter blutsaugender Ektoparasit[1][2] (Pedikulose) und oft Überträger von Krankheitserregern.

Merkmale

Die Kleiderlaus ist etwa 4 mm groß und weißlich bis braun gefärbt. Das Weibchen kann bis zu 40 Tage alt werden, wobei es pro Tag etwa zehn Eier legt. Die Entwicklung bis zum erwachsenen Tier dauert im günstigsten Fall zwei Wochen.

Entwicklung der Kleiderlaus

Kleiderläuse sind besonders gut an den Menschen angepasst und können das Blut anderer Säugetiere nicht vertragen.[1][3] Völlig keimfrei könnte die Laus nicht überleben, da sie nicht in der Lage ist, das für sie lebenswichtige Vitamin B5 selbst herzustellen, welches ihr von dem Bakterium Candidatus Riesia geliefert wird, symbiontisch in der Kleiderlaus lebend.[4] Andererseits sind Kleiderläuse sehr zäh und können bei 25 °C bis zu vier Tage ohne Futter überleben.

Wie bei anderen hemimetabolen Insekten gibt es keine vollkommene Metamorphose, vielmehr entsprechen die Nymphen der Kleiderlaus weitgehend den erwachsenen Tieren.[3]

Das in sechs Chromosomen enthaltene Genom der Kleiderlaus wurde 2010 von einem multinationalen Team sequenziert. Dabei sind insgesamt 10.773 Gene festgestellt worden, womit die Kleiderlaus das bislang kleinste bekannte Insektengenom besitzt. Nach Ansicht der Forscher spiegle diese Genomgröße den begrenzten Lebensraum und die einfache Ernährung des Parasiten wider.[4][5][6] Bei der Genomerforschung wurden nur wenige Gene identifiziert, die für Lichtempfindlichkeit sorgen, weshalb die Sehfähigkeit der Kleiderlaus stark eingeschränkt ist. Außerdem besitzt sie nicht viele Gene zur Geruchswahrnehmung[3] und hat zudem in der Insektenwelt die kleinste Zahl an entgiftenden Enzymen, mit der die Nahrung unschädlich gemacht werden kann.[4][7]

Parasit

Die Kleiderlaus ist ein Ektoparasit ausschließlich des Menschen und wohnt bevorzugt zwischen der Körperbehaarung (außer Kopf) oder in der Bekleidung. Sie ist gut an Menschen angepasst und fühlt sich am wohlsten bei menschlicher Körpertemperatur. Die Stiche der Laus lösen eine meist kleine, juckende Schwellung aus. Übertragen wird die Laus durch Körperkontakt oder gemeinsam genutztes Bettzeug und Bekleidung.

Koevolution

Vermutlich ist die Körperlaus aus der Kopflaus hervorgegangen – ihr vorgeschichtliches Auftreten markiert in etwa den Zeitpunkt, ab dem Menschen regelmäßig Kleidung trugen (Koevolution). Genanalysen deuteten auf einen Entstehungszeitraum vor etwa 72.000 ± 42.000 Jahren und als Entstehungsort auf Afrika hin.[1] Vorfahren des Menschen waren schon vor etwa 5,5 Millionen Jahren von den Vorfahren der Kopf- und Kleiderlaus befallen, dem Zeitpunkt, als sich die Entwicklungslinien von Schimpansen und Menschen trennten.[8][9]

Taxonomie

Die Kleiderlaus wird meist als eine Unterart der Menschenlaus (Pediculus humanus) aufgefasst.[1][10] Als eine weitere Unterart der Menschenlaus gilt die Kopflaus (Pediculus humanus capitis).[1][10] Es ist jedoch nicht abschließend geklärt, ob es sich tatsächlich um zwei Unterarten handelt oder ob Kleiderlaus und Kopflaus zwei verschiedene Arten darstellen.[10] Die Menschenlaus ist eine Art der Tierläuse.

Kleiderlaus

Krankheitsübertragung

Unter schlechten hygienischen Bedingungen kann die Kleiderlaus an jedem Ort, besonders aber in den Tropen, sowohl das bakterielle Fleckfieber (Flecktyphus, Läusefieber) (Rickettsia prowazekii) wie auch das bakterielle Läuse-Rückfallfieber (Erreger: verschiedene Borrelien unter anderem Borrelia recurrentis), Tularämie (Erreger: Bakterium Francisella tularensis) und das Wolhynische Fieber (Bartonella quintana) auf den Menschen übertragen.[2] Die Übertragung erfolgt nicht durch den Stich selbst, sondern durch Kontaktinfektion beziehungsweise Schmierinfektion mit den Exkrementen der Laus oder durch zerdrückte Tiere, besonders wenn sie in die Bisswunde oder andere Hautwunden gelangen.

In früheren Zeiten kam es zu regelrechten Epidemien dieser Krankheiten, vor allem in Gegenden mit mangelnder Hygiene und starkem Läusebefall, heute sind sie vor allem in den kühleren Gebieten Afrikas, Südamerikas und Asiens verbreitet. Kennzeichnend für diese Krankheiten sind vor allem starke Fieberschübe.

Eine Gruppe von Forschern an der Universität Marseille um Didier Raoult vertritt die Ansicht, dass bei Wirtswechsel auch die Kleiderlaus neben der Kopflaus und dem Menschenfloh (Pulex irritans) als Überträger der Pest in Frage kommt, da alle diese genannten Parasiten Pestbakterien aufnehmen können.

Ein Kleiderlausbefall muss in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz beim Gesundheitsamt gemeldet werden.

Kleiderlausbekämpfung

Die wichtigste Methode zur Bekämpfung und Vermeidung eines Kleiderlausbefalls ist, auf allgemeine Hygiene zu achten. Das bedeutet allgemeine Körperpflege und ein regelmäßiges Wechseln und Säubern der Kleidung, da mit dieser die Kleiderlaus übertragen wird.

Das Bakterium Candidatus Riesia ist in seiner Funktion für die Kleiderlaus ein lebenswichtiger Endosymbiont, eröffnet aber damit zugleich auch einen Ansatzpunkt für eine mögliche antibakterielle Abwehr gegen Kleiderläuse. Da das Genom dieses Bakteriums nach bisherigen Erkenntnissen keine Resistenzgene enthält, könnte es deshalb durch Antibiotika abgetötet werden, was den späteren Tod der Kleiderlaus zur Folge hätte.[3]

Bedeutung für die Forschung

Die Überschaubarkeit des Kleiderlausgenoms und die Tatsache, dass dieses Tier eine extrem kleine Zahl an nahrungsentgiftenden Enzymen besitzt, macht sie zum idealen Testorganismus für die wissenschaftliche Erforschung der Resistenz von Insekten gegen Insektizide.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Ralf Kittler, Manfred Kayser, Mark Stoneking: Molecular evolution of Pediculus humanus and the origin of clothing. In: Current Biology, Band 13, Nr. 16, 2003, S. 1414–1417. doi:10.1016/S0960-9822(03)00507-4.
  2. 2,0 2,1 Christine J. Ko, Dirk M. Elston: Pediculosis. In: Journal of the American Academy of Dermatology, Band 50, Nr. 1, 2004, S. 1–12. doi:10.1016/S0190-9622(03)02729-4.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Körperlaus auf fremde Gene angewiesen, Deutsches Ärzteblatt, 22. Juni 2010.
  4. 4,0 4,1 4,2 Biologie: Lausiges Genom, Bild der Wissenschaft, 22. Juni 2010.
  5. 5,0 5,1 E. F. Kirkness, B. J. Haas, W. Sun et al.: Genome sequences of the human body louse and its primary endosymbiont provide insights into the permanent parasitic lifestyle. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS). 107, Nr. 27, Juli 2010, S. 12168–73. doi:10.1073/pnas.1003379107. PMID 20566863. Volltext bei PMC: 2901460.
  6. Genom der Kleiderlaus.
  7. Proteom bei UniProt.
  8. David L Reed, Jessica E Light, Julie M Allen, Jeremy J Kirchman: Pair of lice lost or parasites regained: the evolutionary history of anthropoid primate lice. In: BMC Biology. Band 5, Nr. 7, 2007. doi:10.1186/1741-7007-5-7 (Volltext online).
  9. Melissa A. Toups, Andrew Kitchen, Jessica E. Light, David L. Reed: Origin of Clothing Lice Indicates Early Clothing Use by Anatomically Modern Humans in Africa. In: Molecular Biology and Evolution. Band 28, Nr. 1, 2011, S. 29–32, doi:10.1093/molbev/msq234, (Volltext online).
  10. 10,0 10,1 10,2 Jessica E. Light, Melissa A. Toups, David L. Reed. What’s in a name: The taxonomic status of human head and body lice. (PDF) In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Band 47, Nr. 3, 2008, S. 1203–1216.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kleiderlaus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.