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Ellipse (Linguistik)

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Als Ellipse (griechisch ἔλλειψις élleipsis „Fehlen“, „Aussparung“, „Auslassung“) bezeichnet man das Auslassen von Satzteilen, aber auch die Sätze mit diesen Auslassungen.[1] Häufig wird das Prädikat oder das Verb ausgelassen.

Elliptische Auslassungen lassen sich mit Hilfe des sprachlichen oder situativen Kontextes rekonstruieren.[2] In der linguistischen Analyse der Ellipse werden ausgelassene Satzteile oft mit eckigen Klammern gekennzeichnet. Im Beispiel „Karl fährt nach Italien, Wilhelm [fährt] an die Nordsee“[1] lautet der elliptische Satz: Karl fährt nach Italien, Wilhelm an die Nordsee. Das Wort fährt wurde weggelassen, es kann aber kein anderes Wort weggelassen werden.

Eine strenge Definition[3] verlangt für die Ellipse, dass sie wortgetreu aus dem sprachlichen Kontext rekonstruiert werden kann.

Ellipsen sind in gesprochener Sprache häufig zu finden.[2] Sie können sich nach und nach konventionalisieren oder zu fest gefügten Phrasen werden.

Ellipsen als Stilmittel

Ellipsen werden als sprachliches Stilmittel (rhetorische Figur) eingesetzt, indem durch die Auslassung von Wörtern oder Satzteilen grammatikalisch „unvollständige“ Sätze gebildet werden. Durch den Kunstgriff der Satzellipsen wird in der Literatur versucht, eine eindringliche Wirkung zu erzielen und Wichtiges hervorzuheben. So findet man Ellipsen auch in vielen Überschriften und Schlagzeilen wieder, welche mit Satzellipsen und Kurzsätzen gebildet werden, z. B.: „Dresdner Frauenkirche wieder aufgebaut“. Bisweilen erinnert das Ergebnis an den Telegrammstil, z. B. in Kurzinformationen: „Wetter überwiegend heiter, keine Niederschläge“. In Dramen und Romanen dient die Ellipse auch dazu, die Alltagssprache nachzuahmen. Ellipsen können auch bewirken, dass sich der Text schneller liest, um zum Beispiel Hektik zu vermitteln. Ein weiterer Grund für die Verwendung dieses Stilmittels liegt darin, dass Sätze auf diesem Weg einzigartig, einprägsamer und somit besser zu transportieren sind. Eine seit den 2010er Jahren populäre Modeerscheinung ist die eigentlich unzulässige, abkürzende Kombination von Verb und Objekt, die vor allem als Slogan/Claim im PR-Bereich („Wir sind Kirche“, „Wir sind Flughafen“) oder den öffentlichen Medien („Ich kann Kanzler“, „Wir sind Papst“) vorkommt und inzwischen in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen ist.

Aus diesem Grund untersucht man in der Sprachwissenschaft und Wahrnehmungspsychologie anhand von Satzellipsen, wie ein hinreichendes Verständnis und die Interpretierbarkeit von fragmentarischen Informationen möglich ist.

Beispiele

  • Mir nichts, dir nichts.
  • Je früher der Abschied [ist], desto kürzer [ist] die Qual.
  • Nicht du, [sondern] ich!
  • [Das] Ende [ist] gut, alles [ist] gut!
  • Was [ist] nun?
  • Was [ist] denn?
  • [Ich wünsche Ihnen einen] Guten Morgen!
  • Grüß (segne/beschütze, etym.) [dich] Gott!
  • [Ich bitte Sie um] Entschuldigung!
  • [Möchten Sie] Sonst noch was?
  • [Fährt] Noch jemand ohne Fahrschein?
  • Ohne [ein] Wenn und [ohne ein] Aber.
  • Erst [kommt] die Arbeit, dann [kommt] das Vergnügen.
  • Wer [ist] da?
  • Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde (aus Johann Wolfgang von Goethes Willkommen und Abschied, 1789).[4]
  • Du willst doch wohl nicht …!

Literatur

  • Wolfgang Müller: Die real existierenden grammatischen Ellipsen und die Norm. Eine Bestandsaufnahme, in Sprachwissenschaft 15, 1990, S. 241–366
  • Mathias Brandstädter: Präsenz per Absenz. Bemerkungen zum Hintergrundrauschen einer Ästhetik der Aussparung bei Ror Wolf, Hermann Peter Piwitt und Thomas Lehr, in Literatur für Leser 2 (2007)

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Ellipse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Kurzsatz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Duden – Das Fremdwörterbuch. Aktualisierte Online-Ausgabe. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 1999–2004
  2. 2,0 2,1 Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 2. Auflage. J.B. Metzler Verlag, 2000, S. 2586.
  3. Bühler, Sprachtheorie. – A. Betten, Ellipsen, Anakoluthe und Parenthesen. DS 4, 1976, 207–229
  4. Maximilian Wilhelm Götzinger: Die deutsche Sprache. Theil 2. In: Die deutsche sprache und ihre Literatur. Bd. 1, Hoffmann, Stuttgart 1839, OCLC 310805719 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
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