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Egeria (Autorin)

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Egeria (auch Aetheria oder Etheria genannt) war eine spätantike Schriftstellerin aus Gallien, die als Pilgerin von 381 bis 384 das Heilige Land bereiste und darüber einen Reisebericht in Form eines Briefes an ihre Mitschwestern verfasste, ein so genanntes Itinerar, das 1884 in der Klosterbibliothek von Arezzo in Mittelitalien in einem Codex Aretinus wiedergefunden wurde.

Die Heimat Egerias wird nicht direkt genannt, da der Anfang des Berichtes verlorengegangen ist. So muss man sich auf indirekte Angaben im Text und sprachliche Eigentümlichkeiten stützen. Ein Egeria preisender Brief des aus Galicien stammenden Mönchs Valerius aus dem 7. Jahrhundert gibt an, dass Egeria aus Spanien stamme. Von der jüngeren Forschung wird jedoch eine Herkunft aus dem südwestlichen Gallien vorgezogen. Ein Verweis auf den Fluss Rhône und verschiedene sprachliche Züge legen das nahe.[1]

Es ist unklar, ob Egeria beim Antritt ihrer Reise bereits die Taufe empfangen hat. Ihr Bericht legt besonderen Augenmerk auf die Taufrituale und die Vorbereitung zur Taufe, die Katechese. Die wichtigsten Elemente der Arkandisziplin verschweigt sie jedoch, gemäß den Gepflogenheiten der damaligen Christenheit. Aufgrund der Tatsache, dass sie drei Jahre in Jerusalem bleibt, ist es möglich, dass sie dort ihr eigenes Katechumenat durchlaufen hat und getauft wurde. Auf der anderen Seite zeugt ihr Bericht von einer großen Kenntnis der biblischen Texte.[2]

Auch der soziale und religiöse Stand der Adressatinnen des Iterinariums ist nicht bekannt. Auch hier ist möglich, dass zumindest ein Teil der "Schwestern" - so nennt Egeria die Empfänger des Berichts - noch nicht die Taufe empfangen hat. Ihr Bericht unterscheidet sich in einem hier entscheidenden Punkt von anderen meist von Mönchen verfassten spätantiken Pilgerberichten: Zwar beschreibt sie, dass sie von Mönchen aufgenommen und geführt worden sei, jedoch berichtet sie nicht von den durch diese bewirkten Wunder oder von den Gesprächen, die sie mit ihnen geführt hat.[2]

Egeria schreibt im einfachen, vulgär gefärbten Spätlatein ohne rhetorische Akzente. Griechische Ausdrücke und Ortsnamen übersetzt sie meist ins Lateinische.

Von Bedeutung ist der Bericht durch die ausführlichen Beschreibungen der Alt-Jerusalemer Liturgie. Unter anderem werden die Liturgie der Feste der Geburt Jesu, die Darstellung des Herrn, die Bräuche der Fastenzeit, der Karwoche und des Osterfestes beschrieben. Egeria berichtet von der Prozession von Betlehem nach Jerusalem am Geburtsfest Jesu Christi, von der Prozession vom Ölberg am Palmsonntag und von der Vigil, die in der Nacht des Gründonnerstags in Getsemani gehalten wurde. Daneben schreibt sie über die Kreuzverehrung am Karfreitag. Der Einfluss heimkehrender Pilger, unter denen Bischöfe oder einflussreiche Geistliche waren, führte bald zur Übernahme vieler dieser Liturgien in den Kirchen des Westens und des Ostens.

Egerias detaillierte Schilderung der verschiedenen christlichen Feiern im heiligen Land ist eine der ältesten und wichtigsten Beschreibungen des frühchristlichen Gottesdienstes. In einer breiten Schilderung beschreibt Egeria die vielen, dort vorhandenen Kirchen, Klöster und heiligen Stätten aus dem 4. Jahrhundert. Viele dieser Riten und Bräuche werden von palästinensischen Christen bis zum heutigen Tage gepflegt.

Quellen und Literatur

Quellen:

  • Karl Vretska (Übers.): Brief zum Lobe der hochseligen Aetheria, gerichtet von Valerius an seine Brüder, die Mönche von Vierzo. In: Hélène Pétré (Hrsg.): Die Pilgerreise der Aetheria (Peregrinatio Aetheriae). Bernina-Verlag, Klosterneuburg 1958, S. 262–271
  • Egeria: Itinerarium, Reisebericht. Mit Auszügen aus: Petrus Diaconus, De locis sanctis. Die heiligen Stätten. Lateinisch-deutsch. Übers. u. eingel. v. Georg Röwekamp unter Mitarb. v. Dietmar Thönnes. 2. verb. Aufl. Herder, Freiburg i. Br. 2000.
  • John Wilkinson: Egeria's Travels. Aris & Phillips, Oxford 2006. ISBN 0-85668-710-3.
  • Égérie. Journal de Voyage (Itinéraire). Introduction, texte critique, traduction, notes, index et cartes par Pierre Maraval ; Valerius du Bierzo. Lettre sur la Bse Égérie. Introduction, texte et traduction par Manuel C. Diaz y Diaz (Sources chrétiennes 296). Les Éditions du Cerf, Paris 1982 (maßgebliche Ausgabe).
  • Egèria : Pelegrinatge. Introducció, text, traducció i notes de Sebastià Janeras, 2 Bde. Fundació Bernat Metge, Barcelona 1986 (mit ausgezeichneten liturgiehistorischen Erläuterungen).

Hilfsmittel:

  • Deane R. Blackman - Gavin G. Betts: Concordantia in Itinerarium Egeriae. A Concordance to the Itinerarium Egeriae. (Alpha-Omega A 96). Olms-Weidmann, Hildesheim 1989. ISBN 3-487-09075-9.
  • Ana Isabel Magallón García: Concordancia lematizada de los Itinerarios de Egeria y Antonio. Departamento de Ciencias de la Antiguedad. Zaragoza: 1993. ISBN 84-600-8556-2.

Sekundärliteratur:

  • Konstantin Klein: Vertraute Fremdheit – erlesene Landschaft. Arbeit an Präsenz im Reisebericht der Egeria. In: Helge Baumann, Michael Weise u. a. (Hrsg.): Habt euch müde schon geflogen? Reise und Heimkehr als kulturanthropologische Phänomene. Tectum-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2184-2, S. 159–174.
  • Joyce E. Salisbury, Encyclopedia of Women in the Ancient World, ABC-Clio Inc., 2001, ISBN 978-1576070925, S. 91f.
  • Heinzgerd Brakmann: Am Ort der Freude stehen. Jerusalem, Egeria und ein altkirchlicher Kultbefehl. In: Laetare Ierusalem, Festschrift zum 100jährigen Ankommen der Benediktinermönche auf dem Jerusalemer Zionsberg (Jerusalemer Theologisches Forum 10). Aschendorff, Münster 2006, 175-185.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hagith Sivan: Holy Land Pilgrimage and Western Audiences: Some Reflections on Egeria and Her Circle, in: The Classical Quarterly (New Series), Vol. 38, No. 2 (1988), S. 534.
  2. 2,0 2,1 Hagith Sivan: Holy Land Pilgrimage and Western Audiences: Some Reflections on Egeria and Her Circle, in: The Classical Quarterly (New Series), Vol. 38, No. 2 (1988), S. 531.


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