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Dissident

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Der Begriff Dissident (von lat. dissidere „nicht übereinstimmen, getrennt sein, widersprechen“), auch Systemkritiker, bezeichnet einen Andersdenkenden.

Historisch

Der Begriff wurde 1573 in der Warschauer Konföderation für die Protestanten geprägt, die nicht der herrschenden Staatsreligion angehörten. Im 17. Jahrhundert fand er als „Dissenter“ Eingang nach England als Bezeichnung für protestantische Gruppen, die nicht zu einer Integration in die anglikanische Kirche bereit waren.

Im 18. Jahrhundert bezeichnet der Begriff denjenigen, den keiner anerkannte. Seit dem 19. Jahrhundert ist es jener, der keiner Religionsgemeinschaft angehört. Auch die Mitglieder der deutschkatholischen Vereine, die sogenannten Deutschkatholiken, sowie die protestantischen Freien Gemeinden, die sogenannten Lichtfreunde, die sich 1856 mit den Deutschkatholiken zum Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands zusammenschlossen, wurden offiziell als Dissidenten bezeichnet. Üblich war der Begriff in Deutschland mindestens bis in die 1930er Jahre.

Auch eine aufklärerische Lehre wie die nicht nur als therapeutische Methode, sondern auch als allgemeine Kulturtheorie zu großem Einfluss gelangte Psychoanalyse hat ihre Dissidenten hervorgebracht, nachdem ihr Begründer, Sigmund Freud selbst längere Zeit als Dissident (der etablierten Psychiatrie) gegolten hatte.

Stalinistisch

Roi Alexandrowitsch Medwedew beschreibt in seinem Buch Let History Judge: The Origins and Consequences of Stalinism[1] die Verbannung von Dissidenten und die in den 60er Jahren aufkommende Gegenbewegung auf einen demokratischen Sozialismus hin.

Zeitgenössisch

Der Begriff wurde in der Ära des Kalten Krieges ab den 1970ern vorwiegend für oppositionelle Künstler und Intellektuelle (insbesondere Bürgerrechtler) der Zweiten Welt, des sowjetischen und maoistischen Herrschaftsbereichs verwendet. Beispiele sind Andrej Sacharow, Alexander Solschenizyn, Wladimir Bukowski und Vaclav Havel. Auch im Westen begann man in den 1970er-Jahren den Begriff zu verwenden, ein westliches Beispiel ist der Fall des Atomkraftmanagers Klaus Traube.

Grad und Quantität der Repressionen in Ost und West unterschieden sich jedoch erheblich. So wurden in der Breschnew-Ära Dissidenten teils in Arbeitslager oder die Psychiatrie zwangsweise eingewiesen. Vergleichbare Praktiken werden bis heute unter anderem gegenüber chinesischen und russischen Dissidenten angewandt. Die Bemühungen von Menschenrechtsorganisationen verbessern die Situation nur langsam, wie der Fall des Umweltaktivisten Hu Jia zeigt.

Gemeinsames Merkmal aller Dissidenten war und ist die öffentliche Kritik am bestehenden politischen System, abseits von Zeitgeist und Mainstream und unter bewusster Inkaufnahme von persönlichen Nachteilen. Im weiteren Sinne werden heute auch allgemein deutlich regierungskritische Intellektuelle als Dissidenten bezeichnet. So wird die Bezeichnung im englischen Sprachraum unter anderem auf Noam Chomsky angewandt.

Im Februar 2009 waren nach Angaben der Nichtregierungsorganisation (NGO) Reporter ohne Grenzen weltweit 66 so genannte Internet-Dissidenten (im Internet aktive Bürger-Journalisten) in Haft.[2]

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Dissident – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. (Revised and expanded edition). Columbia University Press. 1989. ISBN 0-231-06350-4
  2. Reporters without Borders: Press freedom day by day. Stand: 18. Oktober 2007.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Dissident aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.