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Carl Leopold Netter

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Carl Leopold Netter (ca. 1922)

Carl Leopold Netter, auch Karl (geb. 29. Januar 1864 in Bühl (Baden); gest. 14. Juli 1922 in Baden-Baden)[1] war ein deutscher Unternehmer und Mäzen.

Leben und Wirken

Er war der Sohn des Bühler Unternehmers Jacob Netter, der zusammen mit seinem Bruder Joseph das Eisenwarengeschäft ihres Vaters Wolf Netter stark ausgebaut und auf die Herstellung von Eisen- und Stahlprodukten ausgeweitet hatte. 1873 expandierte das Unternehmen durch Salomon Jacobi nach Straßburg und wurde zu Wolf Netter & Jacobi. Carl Leopold Netter trat 1885 nach dem Tod seines Bruders Emil in die Untermnehmensleitung ein. Er übernahm die Leitung des Werkes in Berlin-Adlershof und die Repräsentanz in Berlin. In seiner Zeit expandierte das Unternehmen stark.

Carl Leopold Netter war vielfältig engagiert. In Berlin war er Ältester der Berliner Kaufmannschaft und ehrenamtlicher Handelsrichter bei der Kammer für Handelssachen am Landgericht I in Berlin. In der Jüdischen Gemeinde Berlin war er Vorsitzender der Baukommission und gehörte zu den Wohltätern der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, des Israelitischen Krankenhauses und der Jüdischen Colonisationsgesellschaft (J.C.A.) sowie des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. 1915 bis 1920 war er Vorsiztender des Krankenhausvorstands. Er war Mitglied der Berliner Freimaurer-Loge Friedrich zur Gerechtigkeit. Für seine Verdienste erhielt er den Titel Kommerzienrat. In seiner Heimatstadt Bühl stiftete er 1905 die Mittel zur Anlegung des Stadtgartens mit dem Großherzog-Friedrich-Denkmal, stattete die Realschule und die Gewerbeschule mit Lehrmitteln und Stipendien aus und machte regelmäßsig Zuwendungen für die Ortsarmen aller Konfessionen möglich. 1906 wurde ihm die Ehrenbürger-Würde Bühls verliehen.[2]

Mitten im Ersten Weltkrieg stiftete er 1916 auf den Vorschlag von Karl Heinsheimer, der über Cäcilie, geb. Netter, seine Schwiegermutter mit ihm verwandt war, ein Seminar für rechstwirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien an der Universität Heidelberg und errichtete dazu 1918 eine Stiftungsprofessur, auf die Friedrich Karl Neubecker berufen wurde.[3] Daraus entwickelte sich später das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht.[4] Die Heidelberger Juristische Fakultät verlieh ihm 1917 den juristischen Ehrendoktor.

Carl Leopold Netter war seit 1891 mit Clara, geb. Bloch (* 1872) verheiratet. Sie starb plötzlich am 22. November 1893 an einr Austern-Vergiftung[5] am Das Paar hatte eine 1892 geborene Tochter, Cécilie. Sie heiratete 1912 den Juristen Julius Seligsohn, der den Namen Seligsohn-Netter annahm und Teilhaber im Unternehmen wurde. Er emigrierte 1938 nach England und starb hier 1964.

Carl Leopold Netters Trauerfeier wurde in der Berliner Synagoge Fasanenstraße von Rabbiner Leo Baeck gehalten. Seine Trauerrede und die von Julius Stern sowie die Ansprachen von Rabbiner Dr. Loewenthal, Julius Blau, des Bühler Bürgermeister Grüninger, Professor Karl Heinsheimers und anderer bei der Beisetzung auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee erschienen in einer vom Syndicus der Jüdischen Gemeinde Leo Lilienthal herausgegebenen Gedenkschrift.[6]

Nachleben

Nach Carl Leopold Netter sind in Bühl die Carl-Netter-Straße und seit 1993 die Carl-Netter-Realschule benannt.[7] Auch der 1902 zum 50. Thronjubiläum von Großherzog Friedrich I. von ihm und seinem Bruder Adolph Netter gestiftete Großherzog-Friedrich-Jubiläumsturm wird inoffiziell als Carl-Netter-Aussichtsturm bezeichnet.[8]

Eine Sammlung von Dokumenten zum Unternehmen und zur Familie befindet sich heute im Leo-Baeck-Institute in New York City.

Restitutionen

Die Restitution eines kleinen Vermögensteiles in der Schweiz aus Netters Nachlass erfolgte erst 2010.[9]

1916 hatte Carl Leopold Netter das Spitzweg-Gemälde Eingeschlafener Nachtwächter bei der Galerie Heinemann erworben. 1922 im Erbgang an seine Tochter gekommen, musste diese es 1936 versteigern lassen. Im Februar 2005 erhielten es ihre Erben durch Restitution zurück und ließen es 2006 von Christie's in Amsterdam versteigern.[10]

Literatur

Weblinks

Wolf Netter & Jacobi Collection 1895-1993 Bulk: 1895-1954 Digitalisate aus der Sammlung auf Internet Archive, Band 1 (Box 1, Folder 1 - Box 2, Folder 2)
Wolf Netter & Jacobi Collection 1895-1993 Bulk: 1895-1954 Digitalisate aus der Sammlung auf Internet Archive, Band 2 (Box 2, Folder 3-7)

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten nach Nachlass C.L. Netter, Beschluss des Claims Resolution Tribunal vom 16. April 2010 (Case No. CV96-4849), abgerufen am 3. November 2011
  2. Übersicht der von der Familie Netter der Stadtgemeinde Bühl gemachten Zuwendungen
  3. Klaus-Peter Schroeder: Eine Universität für Juristen und von Juristen: Die Heidelberger Juristische Fakultät im 19. Und 20. Jahrhundert. Tübingen: Mohr Siebeck 2010 (Heidelberger Rechtswissenschaftliche Abhandlungen 1) ISBN 978-3-16-150326-9, S. 307f
  4. Geschichte und Chronik des Instituts
  5. Wolf Netter &Jacobi Collection, Box 2, Folder 7
  6. Carl Leopold Netter, Dr. iur e.h.: geboren am 29. Januar 1864, gestorben am 14. Juli 1922. (Digitalisat)
  7. Geschichte der CNRS, abgerufen am 4. November 2011
  8. Stadt Bühl
  9. Nachlass C.L. Netter, Beschluss des Claims Resolution Tribunal vom 16. April 2010 (Case No. CV96-4849), abgerufen am 3. November 2011
  10. Christie's
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Carl Leopold Netter aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.