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Antiquariat

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Das „Antiquariat am Burgplatz“ in Braunschweig ist das kleinste Antiquariat Deutschlands.
Das Antiquariat Solder in Münster, bekannt aus der Fernsehserie Wilsberg

Ein Antiquariat ist ein auf alte und gebrauchte Bücher spezialisiertes Geschäft. Der Buchhändler wird Antiquar genannt.

Antiquariate bieten neben Büchern andere alte Druckerzeugnisse an wie Graphiken, Landkarten, Ansichtskarten, Zeitungen und Musikalien oder Handschriften, Autographen und Gemälde; allerdings keine alten Möbelstücke oder ähnliche Antiquitäten. Es gibt beispielsweise eigens spezialisierte bibliophile Antiquariate, Graphik-, Musik-, Kunst-, Seltenheits- (Blockbücher, Inkunabeln), Wissenschafts- oder Zeitungsantiquariate. Letztlich veräußern Antiquariate alle Informations- und Bildträger, manchmal auch Tonträger wie etwa Schallplatten.

Unter dem Begriff „Modernes Antiquariat“ wird der Verkauf verbilligter Bücher aus dem Handel oder aus Verlagsbeständen mit aufgehobenem Ladenpreis (Remittenden oder Mängelexemplare) sowie preisgünstiger Neuauflagen älterer Titel zusammengefasst: ein Marktsegment, das weniger von Antiquariaten als von spezialisierten „Modernen Antiquariaten“, Versandhändlern oder vom normalen Buchhandel bearbeitet wird. Dagegen können echte antiquarische Bücher je nach Nachfrage ein Vielfaches ihres Ausgabepreises einbringen. Zu den reinen Antiquariatsmessen wie derjenigen in Stuttgart oder Zürich kamen 1995 eine auf der Leipziger Buchmesse und 2005 die vergleichsweise größte auf der Frankfurter Buchmesse dazu.

Das größte Antiquariat der Welt – mit dem Slogan „18 Miles of Books“ (rund 29 Kilometer Regalgesamtlänge) – soll The Strand Bookstore am New Yorker Broadway sein. Seit etwa zehn Jahren gibt es auch Bücherdörfer in Deutschland – Orte mit besonders vielen Antiquariaten.

Geschichtliche Entwicklung

Mit dem Fortschritt der Reproduktionstechnik wurde es ab Mitte des 20. Jahrhunderts möglich, Faksimile von seltenen Büchern herzustellen. Dies führte vorübergehend zu einem Preisanstieg bei antiquarischen Büchern, da als Vorlage für den Nachdruck hochwertige Originalausgaben gesucht wurden. In der Folgezeit sanken jedoch die Preise, weil viele Kunden die preiswerten und teilweise hochwertig eingebundenen Faksimile-Ausgaben kauften und das Interesse an den ursprünglich seltenen Büchern geringer wurde.

Seit Mitte der 1990er Jahre gingen Antiquariate zunehmend dazu über, ihre Bücher über Internetmarktplätze zu verkaufen. Kunden besuchen die Ladengeschäfte immer weniger, insbesondere auch deshalb, weil es im Internet die Möglichkeit zum Preisvergleich gibt und man dort meist auch bei seltenen Werken (Rara), bei Büchern mit kleinsten Auflagen oder bei der Suche nach einzelnen Bänden mehrbändiger Werke schneller fündig wird. Verkaufsplattformen wie AbeBooks, Antbo, das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB), antiquariat.de, Booklooker oder Antiquario präsentieren das Angebot von vielen Antiquaren gegen eine Fix- und/oder Verkaufs-Provision, die bis ca. 15 % vom angezeigten Preis betragen kann. Die Online-Bestellung geht aus einem der vernetzten Verzeichnisse weltweit direkt an den oft kleinen Antiquar, wo das gefundene Stück verpackt und verschickt wird. Das ist bedeutsam, weil auch immer mehr Bücher mit großen Auflagen rasch vergriffen sind.

Ein Antiquariat in Frankfurt am Main

In Deutschland gab es im Jahre 2006 rund 1200 Antiquariate, von denen wohl 80 Prozent gegen Gebühr bei den verschiedenen Online-Plattformen anbieten. antiquariat.de hat Standards festgelegt, auf die die teilnehmenden Händler verpflichtet werden. Dazu gehören insbesondere mehrjährige Erfahrung, detaillierte bibliographische Erfassung der angebotenen Titel mit Nennung aller eventuellen Mängel, schnelle Lieferung, faire Rückgabemöglichkeit für die Kunden sowie sachgerechte Verpackung. Andere – das ZVAB, Antiquario, Antbo – setzen einen Gewerbeschein als Teilnahmebedingung voraus; dagegen lassen die Online-Handelsriesen eBay und Amazon oder Plattformen wie AbeBooks und Booklooker auch Privatpersonen zu, was den Wettbewerb nach Einschätzung einiger Marktteilnehmer stark verzerrt (statistische Belege hierfür fehlen allerdings).[1]

Meta-Suchmaschinen ermöglichen die vergleichende Suche im Angebot vieler dieser Plattformen. Dadurch ist der Konkurrenzdruck am Markt sehr groß, so dass viele Antiquariate ihre Bücher auch ohne Ladengeschäft anbieten. Ein weiterer Preisverfall zeichnet sich infolge der über das Internet verfügbaren digitalen Kopien von Beständen großer Bibliotheken, z.B. der Library of Congress ab. Besonders seltene Bücher wie etwa Inkunabeln oder druckgraphische Werke sind von diesem Preisverfall weniger betroffen, werden aber häufig bei renommierten Auktionshäusern und weniger in Antiquariaten angeboten.

Statistik

Antiquariatskatalog von 1887 zum Verkauf der Bibliothek von Richard Lepsius nach dessen Tod.

Belastbare Wirtschaftsdaten über die Branche sind rar. Eine Umsatzerhebung der Arbeitsgemeinschaft Antiquariat im Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verzeichnet für die Branche 2005 ein Umsatzminus von elf Prozent.

Nach einer 2007 veröffentlichten Studie des ZVAB haben klassische Antiquariate durchschnittlich 55 % des Umsatzes online erzielt. Der Online-Anteil ist damit innerhalb eines Jahres deutlich angestiegen (Vorjahr 37 %). 19 % wurden über klassischen Versandhandel umgesetzt, 18 % im Ladengeschäft und 9 % über Messen und Märkte. Bereits 2004 waren 20 % der Antiquariate ausschließlich im Internet tätig.[2]

Antiquaria-Preis

Die Stadt Ludwigsburg und der Verein Buchkultur e. V. verleihen jährlich den Antiquaria-Preis für „besondere Leistungen zur Förderung und Pflege der Buchkultur“. Er wird während der Antiquariatsmesse Ludwigsburg vergeben und ist mit 6.000 Euro dotiert.

Fachzeitschrift

Im deutschsprachigen Raum führendes Fachorgan ist die in Frankfurt am Main erscheinende Zeitschrift Aus dem Antiquariat (besteht seit 1948; seit Anfang 2003 mit 6 Heften im Jahr), die an die Mitglieder im Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und auch an die Mitglieder der Maximilian-Gesellschaft verteilt wird.

Literatur

  • Björn Biester: Geschichte des Antiquariatsbuchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Literaturbericht 1997 bis 2012, in: Aus dem Antiquariat NF 11 (2013) Nr. 1.
  • Lothar Henninghaus: Eine kleine Reise durch die Gutenberg-Galaxis, Selbstverlag, Hildesheim 2009.
  • Vademecum Antiquariat 2008. Frankfurt am Main 2007.
  • Bernhard Wendt, Gerhard Gruber: Der Antiquariatsbuchhandel. Eine Fachkunde für Antiquare und Büchersammler. Hauswedell, Stuttgart 4. neu bearb. Aufl. 2003, ISBN 3-7762-0503-2.
  • Björn Biester: Artikel „Antiquar, Antiquariatsbuchhandel, Antiquariatskatalog, Antiquariatsmessen, Antiquariatsverbände, Auktion, Auktionskatalog“. In: Reclams Sachlexikon des Buches. Reclam, Stuttgart 2. A. 2003, ISBN 3-15-010542-0.

Quellen

  1. FAZ, 20. Mai 2006, S. 61 Wirtschaft regional
  2. ZVAB Studie Antiquariate im Internet

Weblinks

Wiktionary: Antiquariat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Antiquariat aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.