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Alfred Wiener (Architekt)

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Alfred Wiener (geb. 9. August 1885 in Berlin; gest. um 1977 in Tel Aviv) war ein deutscher, jüdischer Architekt.

Lebensweg

Wiener besuchte das Friedrichswerdersche Gymnasium in Berlin. Nach dem Abitur studierte er Hochbau an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Nach achtsemestrigem Studium in Berlin, München und Dresden bestand Wiener im Herbst 1909 an der Technischen Hochschule Dresden das Diplom im Hochbau. Nach dem Studium war er einige Monate im Architekturbüro von Regierungsbaumeister Heilbrun und Seiden tätig. Im Frühjahr und Sommer 1910 hielt Wiener sich mehrere Monate lang zu Studienzwecken in Paris, London, Brüssel und Antwerpen auf, wo er sich mit der Architektur der dortigen Waren- und Geschäftshäuser befasste. Mit seiner Dissertation über Bau und Einrichtung von Warenhäusern wurde er im Dezember 1910 an der Technischen Hochschule Dresden zum Dr.-Ing. promoviert. Seine Doktorarbeit erschien 1912 in erweiterter Form im Ernst Wasmuth Verlag, Berlin, unter dem Titel: „Das Warenhaus, Kauf-, Geschäfts-, Büro-Haus“.

Nach etwa einem halben Jahr Mitarbeit in einer Berliner Baufirma machte Wiener sich im Sommer 1911 selbständig. Er entwarf und plante mehrere große Mietshäuser in Berlin-Wilmersdorf, zum Beispiel in der Brandenburgische Straße 40 (mit Paul Müller[1]), und leitete den Umbau unter anderem von Geschäftshäusern, beteiligte sich an Architekturwettbewerben und führte innenarchitektonische Entwürfe aus.

1914 richtete er die Architektur-Abteilung der Sonderausstellung „Der Kaufmann“ auf der im Mai 1914 eröffneten Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (Bugra) in Leipzig aus.

In den Jahren 1911 bis 1914 veröffentlichte Wiener mehrere Artikel in architektonische Fachzeitschriften wie der Berliner Architekturwelt, Bauwelt und der Neudeutschen Bauzeitung. Er schrieb auch Beiträge zu Sammelwerken, vor allem über Waren-Geschäftshausbau.

Er war Mitglied des Deutschen Werkbundes und arbeitete am Werkbundjahrbuch 1913 mit.

Während des Ersten Weltkriegs war Wiener zunächst, von 1914 bis 1915, beim Roten Kreuz, dann bis Juni 1916 im Reichsausschuss der Kriegsbeschädigten-Fürsorge in der Abteilung für Kriegsbeschädigtenansiedlung tätig. Von Juli 1916 bis Dezember 1918 stand Wiener im Heeresdienst, als Soldat wurde er nach Berlin kommandiert, wo er ab dem Sommersemester ein vor dem Ersten Weltkrieg begonnenes Studium der Volkswirtschaftslehre wieder aufnahm, aber nicht abschloss. Nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst bearbeitete Wiener mehrere Siedlungsprojekte, schrieb für verschiedene Architektur- und Wohnungs- sowie sozialpolitische Zeitschriften und lehrte als Dozent an der Volkshochschule Wilmersdorf und an der Humboldt-Akademie.

Ab Oktober 1919 war er Abteilungsleiter im Wohnungsamt der Stadt Berlin. Seit Dezember 1919 war er Mitglied des Architekten- und Ingenieurvereins Berlin (Mitgliedsnummer 7247).

Von 1925 bis 1930 unterhielt Wiener zusammen mit seinem Schwager, dem Architekten Hans Sigmund Jaretzki, ein Architektur-Büro in dem von Wiener entworfenen Haus in der Brandenburgische Straße 40 in Berlin-Wilmersdorf.[2] Sie entwarfen unter anderem ein Geschäftshaus in Berlin-Prenzlauer Berg in Stahlskelettbauweise (um 1927), eine Wohnanlage in Berlin-Pankow und ein Wohnhaus in Berlin-Prenzlauer Berg. Zu den gemeinsamen architektonischen Werken von Wiener und Jaeretzki zählen:

  • Mehrfamilienwohnhaus in Berlin-Schmargendorf, Ilmenauer Straße 2/2a, von 1925 bis 1927 (Landesdenkmalliste: 09070295)
  • Wohnbebauung in Berlin-Pankow, Florastraße 63–64, Dusekestraße 1–8, von 1928 (Landesdenkmalliste: 09085239)
  • Garagen-Anlage mit Wohnungen in Berlin-Pankow, Stubbenkammerstraße 7, von 1929/30 (Landesdenkmalliste: 09075123)
  • Siedlung Weißensee der GeWoSüd in Berlin-Weißensee, Jacobsohnstraße, Pistoriusstraße 70–77, Seidenberger Straße 1–14 und 20–33, von 1930 (mit Jakobus Goettel und Werner Berndt)

Für ihren Entwurf einer Synagoge in der Klopstockstraße in Berlin-Tiergarten von 1929 und zur Neugestaltung des Reichskanzlerplatzes (heute: Theodor-Heuss-Platz) 1930 erhielten die Architekten Wiener und Jaretzki jeweils den dritten Platz. Den ersten Preis in dem Architekturwettbewerb um den Synagogen-Neubau in der Klopstockstraße gewannen Gusti Hecht und Hermann Neumann.

Nach Definition der Nationalsozialisten galt Wiener als „Volljude“. Er war Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Sein Antrag auf Mitgliedschaft in der Reichskammer der bildenden Künste wurde abgelehnt.

Ab 1930 gingen Jaretzki und Wiener getrennter Wege.

1938 flüchtete Alfred Wiener mit seiner kranken Tochter nach Palästina. Seine Ehefrau und seine Schwiegermutter, die in Deutschland blieben, wurden deportiert und im Konzentrationslager ermordet.

Alfred Wiener starb um 1977 in Tel Aviv.

Publikationen von Alfred Wiener (Auswahl)

Quellen

  • Myra Warhaftig, Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933 – Das Lexikon. 500 Biographien, Reimer, Berlin 2005, Lemma: „Alfred Wiener“, S. 468/ 469

Einzelnachweise

  1. Berliner Architekturwelt, Ausgabe 15.1913, Heft 11, S. 448, https://digital.zlb.de/viewer/image/14192916_1913/477/
  2. So: Myra Warhaftig, „Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933 – Das Lexikon. 500 Biographien“, Reimer, Berlin, 2005, S. 469. Nach Myra Warhaftig, „Sie legten den Grundstein – Leben und Wirken deutschsprachiger jüdischer Architekten in Palästina 1918–1948“, Wasmuth, Berlin, 1966, befand sich das Architekturbüro Wiener und Jaretzki in der Kantstr. 5 in Berlin-Charlottenburg; siehe: Architektenverzeichnis, S. 387
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