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Alexander V. (Gegenpapst)

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Gegenpapst Alexander V.
Wappen des Gegenpapstes Alexander V., moderne Nachzeichnung

Pietro Philargi von Candia (eigentlich: Petros Philargis de Candia oder Philaretos) (* 1340 auf Kreta; † 3. Mai 1410 in Bologna) war von 1409 bis 1410 als Alexander V. Gegenpapst zu Gregor XII. in Rom und Benedikt XIII. in Avignon.

Philargi war Franziskaner und lehrte als erster griechischer Professor von 1378 bis 1381 Theologie an der Sorbonne.[1] 1386 wurde er zum Bischof von Piacenza ernannt, 1402 zum Erzbischof von Mailand und 1405 zum Kardinal.

Als das Konzil von Pisa 1409 sowohl Gregor XII. als auch Gegenpapst Benedikt XIII. ihrer Ämter enthob, wurde Philargi als Papst ausgerufen, was jedoch weder Gregor XII. noch Benedikt XIII. anerkannten. Durchsetzen konnte sich Philargi letztlich nur in Frankreich und England. Er residierte als erster Papst in Pisa, deswegen wurden er und sein Nachfolger Johannes XXIII. auch als Pisaner Päpste bezeichnet.

Interessant ist allerdings der Wandel der historischen Betrachtung der Pisaner Päpste: Nach dem Konzil von Konstanz wurden Alexander V. und Johannes XXIII. weiterhin als rechtmäßige Päpste betrachtet, so dass sich Kardinal Rodrigo Borgia als Papst Alexander VI. nannte. Noch in „Meyers Enzyklopädischem Lexikon“ von 1897 wurden die Päpste der Obedienz von Pisa, also Alexander V. und Johannes XXIII., ohne Hinterfragung als die rechtmäßigen betrachtet. Heute werden jedoch beide Päpste in der Katholischen Kirche als Gegenpäpste angesehen. Endgültig wurden sie dies erst 1958, nachdem sich Kardinal Angelo Giuseppe Roncalli ganz bewusst für den Papstnamen Johannes XXIII. entschied.

Alexander V. genehmigte mit der päpstlichen Bulle vom 9. September 1409 die Errichtung der Universität Leipzig, deren Gründung am 2. Dezember 1409 durch deutsche Studenten erfolgte, die infolge des von Wenzel IV. am 18. Januar 1409 erlassenen Kuttenberger Dekrets die Universität Prag verlassen hatten.

Am 3. Mai 1410 starb Alexander V. im Kloster S. Maria dei Crociferi bei Bologna und wurde in der dortigen Kirche des Heiligen Franziskus bestattet. Vor der Bestattung nahm der Anatom Pietro d'Argellata eine Leichenkonservierung nach dem damals allgemein üblichen Verfahren vor. Dazu wurden die Eingeweide der Brust- und Bauchhöhle entfernt, die Körperhöhlen mit Weingeist ausgewaschen, mit Baumwolle und einem Pulver ausgefüllt, welches zu gleichen Teilen aus Myrrhe, Aloe, Acacia, Zypresse, Muskat, Sandelholz, Bolus Armenicus, Terra Sigillata, gebranntem Alaun und „Drachenblut“-Harz bestand. Der Leichnam wurde dann zugenäht, Anus, Mund und Nase mit balsamgetränkter Baumwolle verstopft. Die Extremitäten und der Rumpf wurden in mit Wachs und Terpentin getränktes Leinen gehüllt, das vernäht wurde. Die Nähte wurden mit Pech bestrichen, und schließlich wurde Alexander V. in die Gewänder eines Bischofs gekleidet.[2] Der solcherart vorbereitete Leichnam wurde in den Sarg gelegt und beigesetzt.

Nachfolger Alexanders V. als Papst wurde sein vermeintlicher Mörder, Baldassare Cossa, ein ehemaliger Korsar, der sich als Papst den Namen Johannes XXIII. gab und der 1415 auf dem Konzil von Konstanz von seinem Amt zurücktreten musste.

Einzelnachweise

  1. Theocharis E. Detorakis: History of Crete, Iraklio 2015, ISBN 978-618-5024-36-9, S. 213
  2. Magdalena Hawlik-van de Water: Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740, Freiburg/Wien 1989, S. 203-211 (über „Die Methoden des Einbalsamierens vom Altertum bis zur Neuzeit“).

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Bautz: Alexander V., Papst. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 103–104.
  • K. Binder: Der Pisaner Papst Alexander V. und seine Lehre von der Erbsünde, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg 8 (1973), S. 7–55.
  • Franz Ehrle (Hg.): Der Sentenzenkommentar Peters von Candia, des Pisaner Papstes Alexanders V. Ein Beitrag zur Scheidung der Schulen in der Scholastik des vierzehnten Jahrhunderts und zur Geschichte des Wegestreites, Münster 1925, Digitalisat bei archive.org
  • Armando PetrucciALESSANDRO V, antipapa. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 2 (Albicante–Ammannati), Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1960 (italienisch).
  • Armando Petrucci: Alessandro V, antipapa. In: Massimo Bray (Hrsg.): Enciclopedia dei Papi, Istituto della Enciclopedia Italiana, Band 2  (Niccolò I, santo, Sisto IV), Rom 2000, OCLC 313581688 (italienisch)

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Antonio de' Saluzzi Erzbischof von Mailand
1402–1410
Francesco II. Crippa
Guglielmo Centovera Bischof von Piacenza
1386–1388
Pietro IV. Manieri
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Alexander V. (Gegenpapst) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.