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Albert Kuntz

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Albert Kuntz (geb. 4. Dezember 1896 in Bennewitz; gest. 23. Januar 1945 bei Nordhausen (Harz)) war ein Politiker der KPD und für diese Abgeordneter im preußischen Landtag. Als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime schon 1933 verhaftet, wurde er 1945 im KZ Dora ermordet. Postum erfuhr er in der DDR große Anerkennung, die nach 1989 zunehmend in Frage gestellt wird.

Datei:Stamps of Germany (DDR) 1958, MiNr 0635.jpg
Albert Kuntz (Briefmarke der DDR)

Leben

Kuntz war gelernter Kupferschmied. Nach Beendigung seiner Lehre wurde er 1915 Soldat. Im folgenden Jahr wurde er vor Verdun verwundet und erlebte das Kriegsende in einem heimatlichen Lazarett.

Nachdem er zunächst der USPD angehört hatte, wurde er 1919 Mitbegründer der Ortsgruppe der KPD in Wurzen und 1921 dort Stadtrat. 1924 wurde er wegen Landfriedensbruch zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt, welche später zur Bewährung ausgesetzt wurde. Von 1926 bis 1928 wirkte er als Funktionär der KPD-Bezirksleitung Hessen-Frankfurt. 1929 wechselte er nach Berlin und wurde Kandidat des ZK, das ihn an die Internationale Lenin-Schule in Moskau schickte. Nach einem neunmonatigen Aufenthalt ebendort wurde er 1930 Organisationssekretär der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg der KPD. Im April 1932 wurde er in den Preußischen Landtag gewählt. Von Juni 1932 bis zu seiner Verhaftung am 12. März 1933 war er Politischer Sekretär des Parteibezirks Hessen-Frankfurt.

Im Herbst 1933 wurde er von der Anklage des Hochverrates freigesprochen, aber sofort in Berlin des Polizistenmordes angeklagt. Es folgte aber kein weiteres Verfahren, sondern Haft im KZ Lichtenburg. Ein neuerliches Verfahren wegen Hochverrat endete mit einer Verurteilung zu 15 Monaten Zuchthaus, die er in Kassel absaß. Von hier aus brachte man ihn aber in „Schutzhaft“ wieder ins KZ Lichtenburg. Hier arbeitete er nun beim Bau von Heiz- und Badeanlagen und nach Auflösung des KZ Lichtenburg wurde er im KZ Buchenwald in ähnlicher Funktion eingesetzt. Hier stieg er zum Verantwortlichen für Be- und Entwässerung auf. Nach einer mehrmonatigen Haft im „Bunker“ wegen Aktivitäten im Häftlingswiderstand, wurde er in eine Außenstelle von Buchenwald nach Kassel verlegt, wo er wiederum in der Be- und Entwässerung tätig war. Im September 1943 brachte man ihn in das neu errichtete KZ Dora bei Nordhausen. Auch hier war er Funktionshäftling in der Bauleitung. In der Nacht vom 22. zum 23. Januar 1945 starb er während eines Verhörs.

Verehrung zur Zeit der DDR

In der DDR wurden zwei Großbetriebe, 22 Betriebsbrigaden und Kollektive, 20 FDJ-Organisationen, vier Schulen, zwei Jugendheime, ein Kindergarten, ein Kino in Trebsen, zwei LPGs, eine Kaserne, drei militärische oder paramilitärische Einheiten, ein Sportplatz, ein Sportstadion in Nordhausen, eine Parkanlage und vier Straßen und Plätze nach Albert Kuntz benannt. Außerdem trägt eine Großbäckerei in Havanna seinen Namen.

Zu Zeiten der DDR genoss der antifaschistische Widerstand von Kommunisten, besonders in den KZs, großes Ansehen. KZs wurden zu Antifaschistischen Gedenkstätten umgestaltet, im KZ ermordete Kommunisten wurden dort und anderswo besonders verehrt. Die Jugend war bei dieser Verehrung sehr wichtig. Das zeigen z.B. die Rolle des KZ Buchenwald,[1] als auch verschiedene Trägereinrichtungen des Namens „Albert Kuntz“, aber auch anderer ermordeter Kommunisten.

Wie auch bei anderen wurde Kuntz eine wichtige Rolle in der illegalen Lagerleitung der KPD („rote Kapos“) und bei Organisation von Sabotage zugemessen. Tatsache ist, dass viele Funktionshäftlinge in Buchenwald, Dora und anderswo KPD-Mitglieder waren. Die Propaganda der DDR überhöhte deren Tätigkeit zum Gründungsmythos der DDR.[2] Sie sei zum Wohle aller ausgerichtet gewesen, habe den internationalen Widerstand in den KZs gesammelt und organisiert und habe - hier besonders Buchenwald - das KZ selbst befreit.

In der Forschung nach 1989 bekam das Bild starke Risse (s.u. Niethammer). Fraglich ist, inwieweit die Lagerkomitees zu mehr dienten als dem eigenen Überleben. Funktionshäftlinge sind bei den Überlebenden der KZs überproportional vertreten. Die systematische Sabotage - im Falle Kuntz an der V2 - wurde bezweifelt; die massenhaften Ausfälle hätten wohl eher damit zu tun, dass die Rakete nicht ausgereift war. Auch wäre die Produktion mittels Zwangsarbeit in menschenunwürdigen Verhältnissen sicher ein Grund für Ausfälle.

Letztlich wurde auch der Mord an Kuntz mit der Aufdeckung einer Sabotageaktion in Verbindung gebracht. Auch das ist nicht mehr sicher. Vielmehr wird vermutet, dass er im Zusammenhang mit einer illegalen Trauerfeier für ein ermordetes KPD-Mitglied verraten und mit zwei anderen Lagerältesten umgebracht wurde.

Erinnerung

Spielfilm

Literatur

  • Wolfgang Kießling: Stark und voller Hoffnung, Leben und Kampf von Albert Kuntz. Berlin 1964.
  • Lutz Niethammer (Hrsg.): Der „gesäuberte“ Antifaschismus. Die SED und die roten Kapos von Buchenwald. Berlin 1994.
  • Olaf Mußmann: Albert Kuntz (1896-1945) - heldenhafter Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus oder opportunistischer Überlebensstratege.
  • Leo und Leopoldine Kuntz, Hannelore und Götz Dieckmann (Hrsg.): Albert Kuntz „Liebste Ellen...“ Briefe aus der Nazihaft 1933-1944. Berlin 2005.
  • Kuntz, Albert. In: Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Karl Dietz, Berlin, ISBN 978-3-320-02130-6.

Einzelnachweise

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Albert Kuntz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.