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Mátyás Rákosi

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Mátyás Rákosi (1952)

Mátyás Rákosi [ˈmaːcaːʃ ˈraːkoʃi], ursprünglicher Name bis 1904 Rosenfeld (geb. 14. März 1892 in Ada, Komitat Bács-Bodrog, Ungarn, Österreich-Ungarn; gest. 5. Februar 1971 in Gorki, RSFSR, Sowjetunion) war ein ungarischer kommunistischer Politiker und von 1949 bis 1956 der Diktator Ungarns.

Rákosi hatte den Ruf eines äußerst harten Stalinisten und floh im Vorfeld des ungarischen Volksaufstandes vom Herbst 1956 in die Sowjetunion.

Vom Soldaten in die Komintern-Führung

Rákosi wurde in der Vojvodina, die heute Teil der Republik Serbien ist, als Kind jüdischer Eltern geboren und diente während des Ersten Weltkrieges in der österreichisch-ungarischen Armee. An der Ostfront geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Im revolutionären Russland wurde er überzeugter Marxist und kehrte nach Ungarn zurück, wo er 1919 Mitglied der Regierung der Räterepublik unter Béla Kun wurde. Als diese nach vier Monaten scheiterte, setzte er sich nach Sowjetrussland ab.

Bei seiner Rückkehr nach Ungarn im Jahre 1924 wurde Rákosi verhaftet und inhaftiert. Nach seiner Freilassung 1940 ging er erneut in die Sowjetunion, wo er zum führenden Komintern-Funktionär wurde. Hier heiratete er 1942 die geschiedene Juristin Feodora (Fenja) Kornilowa, eine Frau jakutischer Herkunft, die bis zu seinem Lebensende an seiner Seite bleiben sollte. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er mit der Roten Armee in seine Heimat zurück und wurde im Mai 1945 Generalsekretär der Kommunistischen Partei.

„Stalins bester Schüler“

Nachdem Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg in den sowjetischen Machtbereich geriet und die Kommunisten mit unsauberen Methoden an die Macht gelangt waren, wurde Rákosi Generalsekretär der am 12. Juni 1948 aus der Kommunistischen Partei und der Sozialdemokratischen Partei hervorgegangenen Partei der Ungarischen Werktätigen (Magyar Dolgozók Pártja). Er führte die Partei sehr autoritär, festigte seine Macht und organisierte die schrittweise Sowjetisierung des Landes. Alle nichtstalinistischen Organisationen wurden verboten bzw. gleichgeschaltet.

Rákosi bezeichnete sich selbst als „Stalins besten ungarischen Schüler“. Für seine systematische Sowjetisierung griff er den vom politischen Gegner geprägten Begriff „Salamitaktik“ auf, um zu beschreiben, wie man eine demokratische Opposition Stück für Stück eliminiert. 1949 begann Rákosis Staatsterror. Die Sicherheitspolizei (ÁVO) ging energisch gegen alle Regimegegner vor, einige Tausend wurden dabei umgebracht.

Im Jahr 1952 wurde Mátyás Rákosi zusätzlich auch Ministerpräsident und legte den Ungarn eine sehr autoritäre Herrschaft auf. Das Land geriet in eine schwere Wirtschaftskrise mit massiver Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse und einer Krise der Landwirtschaft. Deshalb wie auch wegen des Todes seines Förderers Stalin am 5. März 1953 zwang ihn die sowjetische Führung im Juni 1953, das Amt des Ministerpräsidenten zugunsten von Imre Nagy aufzugeben. Er blieb jedoch Parteichef der Partei der Ungarischen Werktätigen. Anfang 1955 riss die Gruppe um Rákosi die Macht wieder an sich. Nagy wurde am 14. April 1955 seiner Ämter enthoben und András Hegedűs zu seinem Nachfolger bestimmt. Rákosi blieb aber weiterhin MDP-Generalsekretär, obwohl sich der ungarische Volksaufstand schon abzeichnete, und ließ Tausende Regimegegner verhaften oder umbringen.

Am 25. Februar 1956 hielt Chruschtschow seine berühmt gewordene Geheimrede auf dem XX. Parteitag der KPdSU; bald drang der Inhalt dieser Rede gegen den stalinistischen Personenkult in die anderen Ostblockländer durch. Im Juli 1956 musste Rákosi sein Amt als Generalsekretär der MDP niederlegen. Ernő Gerő wurde sein Nachfolger; Rákosi floh erneut in die Sowjetunion, wo er noch 15 Jahre lebte.

Schauprozess gegen László Rajk

In die Zeit der stalinistischen Diktatur Rákosis, und unter seine persönliche Verantwortung (zusammen mit dem sowjetischen Geheimdienstchef Lawrenti Beria), fiel der Schauprozess und die anschließende Hinrichtung von László Rajk am 15. Oktober 1949, eines populären ungarischen Kommunisten, der den Krieg nicht wie Rákosi in der Sowjetunion verbracht hatte. Im Schauprozess wurden Rajk „Titoismus“ und verräterische Zusammenarbeit mit den USA vorgeworfen.

Nach dem Sturz Rákosis wurde der tote Rajk rehabilitiert.

Siehe auch

Werke

  • Wir bauen ein neues Land. Ausgewählte Reden und Aufsätze 1948-1951. Dietz Verlag, Berlin 1952.
  • Der Weg unserer Volksdemokratie (Internationale Schriftenreihe, Heft 13). Dietz Verlag, Berlin 1952.

Literatur

  • Der Rákosi-Prozess. Im Kampf für Ungarns Freiheit. Dietz Verlag, Berlin 1951.
  • Balázs Apor: Leader in the Making. The Role of Biographies in Constructing the Cult of Mátyás Rákosi; in: Bálazs Apor u. a. (Hg.): The Leader Cult in Communist Dictaorships. Stalin and the Eastern Bloc; New York 2004; S. 63–80
  • Ilse Hell u. a. (Hg.): Lexikon der Weltgeschichte; Sonderedition Trautwein-Lexikon; München: Compact, München 2002
  • Anne Applebaum: Der Eiserne Vorhang : die Unterdrückung Osteuropas 1944–1956. München : Siedler 2013, passim
  • Matyas Rakosi, in: Internationales Biographisches Archiv 12/1971 vom 15. März 1971, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

 Commons: Mátyás Rákosi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mátyás Rákosi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.