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Klement Gottwald

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Klement Gottwald, 1947.

Klement Gottwald (* 23. November 1896 in Dědice bei Wischau, Mähren, Österreich-Ungarn; † 14. März 1953 in Prag, Tschechoslowakei) war ein kommunistischer tschechoslowakischer Politiker.

Er war Vorsitzender der KSČ (1929–1948). Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zugleich Ministerpräsident (1946–1948) und nach dem Februarumsturz erster kommunistischer Staatspräsident der Tschechoslowakei (1948–1953).

Gottwalds stalinistisches Regime gilt als die repressivste Periode der kommunistischen Diktatur in der Tschechoslowakei. Zwischen 1948 und 1953 wurden 178 Menschen aus politischen Gründen hingerichtet. Weitere starben in Arbeitslagern und Uranminen oder wurden ohne Prozess von der Geheimpolizei StB ermordet. Außerdem ging Gottwald vehement gegen religiöse Institutionen und gegen – tatsächliche oder vermeintliche – innerparteiliche Rivalen vor.[1]

Leben

Gottwalds Geburtshaus in Dědice
Feier zum Internationalen Tag der Kinder 1949, in Budapest, Ungarn. Das Foto zeigt die tschechoslowakische Delegation. Links ist ein Porträt Gottwalds, rechts Stalins
24-Pfennig-Sondermarke der DDR-Post 1952 mit einem Porträt Gottwalds
Das Nationaldenkmal am Veitsberg, wo Gottwald ursprünglich beigesetzt war

Gottwald entstammte einer Kleinbauernfamilie, besuchte die Volksschule und erlernte in Wien den Tischlerberuf. Ab 1912 nahm er an der Sozialdemokratischen Jugendbewegung teil. Unter dem Einfluss der russischen Oktoberrevolution schloss er sich den Marxistischen Linken an und wirkte in Mähren aktiv für die Herausbildung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ). 1922 bis 1925 arbeitete er in der Slowakei als Redakteur der Zeitungen Pravda chudoby, Hlas ľudu und anderer proletarischer Presseorgane. 1925 wurde er zum Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der KSČ und des Politbüros gewählt. 1926 bis 1929 war er Leiter der Abteilung Agitation und Propaganda des ZK der KSČ und wurde 1929 auf dem V. Parteitag der KSČ zum Generalsekretär des ZK gewählt. In dieser Position setzte er in seiner Partei die stalinistische Linie durch. Im selben Jahr zog er erstmals als Abgeordneter in die Nationalversammlung ein.

Gottwald nahm 1928 am VI. und 1935 am VII. Kongress der Kommunistischen Internationale (KI) teil und war in der Folge 1928 bis 1943 Mitglied des Exekutivkomitees der KI (EKKI), 1935 auch Mitglied des Präsidiums und des Sekretariats des EKKI.

Im Herbst 1938 besetzte nach Abschluss des Münchner Abkommens die Wehrmacht einen Teil der Tschechoslowakei; danach ging Gottwald ins Exil nach Moskau. (Die Besetzung des restlichen Landes erfolgte am 15. März 1939.) In der Sowjetunion war er bis 1945 an der Spitze des dort tätigen Führungszentrums der KSČ.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und Befreiung weiter Staatsgebiete der Tschechoslowakei durch die Rote Armee der Sowjetunion übernahm er im April 1945 den Posten des stellvertretenden Ministerpräsidenten in der Regierung Fierlinger I (bis 1946), was zuvor mit der Londoner Exilregierung unter Edvard Beneš vereinbart worden war.

Nachdem die KSČ am 26. Mai 1946 als stärkste Partei aus der Parlamentswahl hervorgegangen war, wurde Gottwald zum Ministerpräsidenten gewählt und bildete die Regierung Gottwald I.

Februarumsturz und Errichtung der Diktatur

Anfang 1948 gab es eine Regierungskrise. Der kommunistische Innenminister wollte acht Prager Polizeifunktionäre durch Kommunisten ersetzen lassen. Als Folge traten die nicht-kommunistischen Regierungsmitglieder in der Hoffnung zurück, damit Neuwahlen auszulösen. Gottwald nutzte die Situation aus, um die später Februarumsturz genannte kommunistische Machtübernahme einzuleiten: Am 25. Februar 1948 billigte Staatspräsident Beneš Gottwalds Vorschlag, den Rücktritt der nicht-kommunistischen Minister anzunehmen und sie durch Kommunisten in der Regierung Klement Gottwald II zu ersetzen.[2] Es folgten die Verabschiedung einer neuen Verfassung durch das Parlament Anfang Mai[3], der Rücktritt des Staatspräsidenten Beneš, der sich geweigert hatte, diese Verfassung zu unterzeichnen, Anfang Juni und die Wahl Gottwalds zum neuen Staatspräsidenten am 14. Juni 1948.

Gottwald hielt bis zu seinem Tod die gesamte Macht in seinen Händen. Ab 1951 wandte sich die Repression im Slánský-Prozess auch gegen Mitglieder der eigenen Partei. Auf zumindest indirektes Betreiben Gottwalds wurde Rudolf Slánský zum Tode verurteilt, womit Gottwald sich eines wichtigen parteiinternen Konkurrenten entledigte.

Olšany-Friedhof in Prag: Gemeinschaftsgrab kommunistischer Politiker, darunter Klement Gottwald

Gottwald verfiel in seinen letzten Lebensjahren vollends dem Alkohol und litt an Syphilis.[4] Er starb wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Moskau, wo er an den Begräbnisfeierlichkeiten Stalins teilgenommen hatte, im März 1953 an der Ruptur eines Aortenaneurysmas.[5] Sein Leichnam wurde von sowjetischen Fachleuten - nach dem Vorbild Lenins - mumifiziert und in einem Glassarg in dem ursprünglich für Thomas Garrigue Masaryk vorgesehenen Mausoleum beim „Nationaldenkmal am Veitsberg“ (tschechisch Národní památník na Vítkově) im Prager Stadtteil Žižkov ausgestellt. 1962 wurde Gottwalds Leichnam aufgrund der veränderten politischen Verhältnisse und der Abschaffung des „Personenkults“ (Entstalinisierung) eingeäschert.[6] Seine Urne wurde nach 1989 aus dem Mausoleum entfernt und auf dem Olšany-Friedhof in Prag beigesetzt.

Gottwalds Nachfolger wurde Antonín Zápotocký.

Ehrungen/Rezeption

Banknote mit Bild von Gottwald

Die Stadt Smijiw in der Oblast Charkow/Ukrainische SSR hieß von 1976 bis 1990 Gotwald.

Von 1949 bis 1990 trug die mährische Stadt Zlín als Gottwaldov den Namen Klement Gottwalds. Der Hauptbahnhof von Plzeň hieß vor 1990 Gottwaldovo Nádraží. Die Prager Metro-Station Gottwaldova (Linie C) wurde 1990 in Vyšehrad umbenannt. Das heutige Námestie slobody (Platz der Freiheit) in Bratislava trug bis 1989 den Namen Gottwaldovo námestie.

Bis heute führt das Unternehmen KGW Schweriner Maschinen- und Anlagenbau seine Signatur im Titel. Die Berliner Allee im Ortsteil Berlin-Weißensee hieß bis 1990 „Klement-Gottwald-Allee“; ebenso wurden die „Brandenburger Straße“ in Potsdam,[7] die „Leipziger Straße“ in Halle, die Parkstraße in Rostock (mit Eisenbahnhaltepunkt), die „Lassallestraße“ in Zwickau und die Neusalzaer Straße in Bautzen bis 1990 Klement-Gottwald-Straße genannt. Auch in Erfurt hieß die dortige Arnstädter Straße von 1953 bis 1990 „Klement-Gottwald-Straße“.[8] In Berlin-Treptow trug die dortige EOS den Namen „Klement Gottwald“, abgekürzt KGO. Sie bot als dritte Fremdsprache Tschechisch an. Eine in Dresden-Reick bestehende Schule (POS) war nach ihm benannt; das Gebäude beherbergt nun ein Gymnasium.[9] Im thüringischen Ruhla wurde der spätere Stammbetrieb des Uhrenkombinats Ruhla (seit 1967) im Jahre 1953 in VEB „Klement Gottwald“ Uhren- und Maschinenfabrik Ruhla (UMF) umbenannt.

Das schlesische Bergwerk Grube Eminenz in Polen trägt seit 1953 den Namen Bergwerk Gottwald. Das Jagdbombenfliegergeschwader 37 der NVA trug den Ehrennamen „Klement Gottwald“. Die im Oktober 1989 noch kurz vor der Samtenen Revolution eingeführten neuen 100-Kčs-Banknoten trugen erstmals das Bildnis Gottwalds. Sie wurden jedoch in der Folgezeit rasch wieder eingezogen und es verblieb die ursprüngliche Ausgabe von 1962 im Umlauf.

2005 wurde Gottwald in einer Meinungsumfrage des Česká televize zum unbeliebtesten Tschechen gewählt.

Primärliteratur

  • Spisy. 15 Bände. Státní Nakladatelství Politické Literatury, Prag 1951–1961 (deutsch: Ausgewählte Reden und Schriften 1925–1952. Dietz-Verlag, Berlin 1974)

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Klement Gottwald – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dušan Kováč: Dějiny Slovenska. Nakladatelství lidové noviny, Prag 2000, ISBN 80-7106-268-5, S. 264–265, (Geschichte der Slowakei).
  2. Vgl. Till Janzer: „Siegreicher Februar“ – wie die Machtübernahme von 1948 begann (21. Februar 2008) und Jakub Siska: 25. Februar 1948: Die Kommunisten ergreifen die Macht (25. Februar 2006) bei Radio Praha
  3. Verfassungsgesetz vom 9. Mai 1948 die Verfassung der Tschechoslowakischen Republik betreffend bei www.verfassungen.net
  4. Karel Kaplan, Pavel Kosatík: Gottwaldovi muži. Paseka, Praha u. a. 2004, ISBN 80-7185-616-9, S. 11–77, bes. S. 46–47.
  5. http://www.hrad.cz/en/president-of-the-cr/former-presidents/klement-gottwald.shtml
  6. Von einigen Historikern wird behauptet, dass Gottwalds Leichnam entfernt werden musste, da die Einbalsamierung misslang, was von vielen Fachleuten angezweifelt wird. Der wahre Grund scheint jedoch darin zu liegen, dass 1962 die Zeit des "Personenkults" in der Tschechoslowakei vorbei war.
  7. Das zweite Ende von Klement Gottwald. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 5. Januar 2010, abgerufen am 23. Dezember 1016.
  8. Walter Blaha u. a.: Erfurter Straßennamen in ihrer historischen Entwicklung (= Erfurter Chronik. 3). Verlags-Haus Thüringen, Erfurt 1992, ISBN 3-86087-054-8, S. 94.
  9. Dresden (= Werte unserer Heimat. Band 42). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1984., S. 193
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