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KZ Loborgrad

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Das Konzentrationslager Loborgrad (serbokroatisch Logor Loborgrad/ Логор Лоборград), auch als KZ Lobor-Grad bzw. KZ Lobor bekannt, war im damaligen „Unabhängigen Staat Kroatien“ (NDH), ein speziell für Frauen und Kinder gebautes Konzentrationslager.[1] Es war eines der Konzentrationslager unter der Herrschaft der kroatisch-faschistischen Ustaša und befand sich in einem Schloss namens Loborgrad in der Ortschaft Lobor in der Gespanschaft Krapina-Zagorje bzw. Hrvatsko Zagorje nördlich der Hauptstadt Zagreb.[2] Es wurde zwischen September 1941 und Oktober 1942 betrieben und die Gefangenen waren hauptsächlich Serbinnen und Jüdinnen, darunter auch Schwangere, sowie deren Kinder und Babys.[3]

Geschichte

Der erste Transport von Frauen und Kindern aus dem KZ Kruščica erreichte Lobor am 6. Oktober 1941.[1] In dem von den Ustaša gegründeten Lager übernahmen kroatische Volksdeutsche die Leitung und Aufsicht.[1] KZ-Kommandant war Karl Heger, Stellvertreter dessen Bruder Willibald Heger. Nach Zeugenaussagen soll der Kommandant ein Kind, das ihn angerempelt hatte, mit einem Gewehrkolben erschlagen haben.[1][4] Zudem gab es Berichte über die Vergewaltigung einer 16-Jährigen aus Wien. Auch sollen zahlreiche Gefangenen zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden sein.[4] Das Lager bot nicht genügend Menschen Platz, sodass im November 1941 ein weiteres Frauenlager unweit von Lobor errichtet wurde, das sogenannte KZ Gornja Rijeka.[5]

Dorthin deportierten die Ustaša alle Serbinnen und ihre Kinder, sowie ältere Jüdinnen.[5] Im Dezember 1941 befanden sich etwa 1700 Frauen im Lager.[5] Einige der Gefangenen wurden in das KZ Jasenovac deportiert, andere konnten gerettet werden, sehr viele erlagen jedoch Infektionskrankheiten wie Typhus.[5] Im Mai 1942 wurden Serbinnen nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert, sowie im August 1942 weitere Frauen ins KZ Auschwitz.[5][6] Eine kleine Gruppe von Kroatinen wurde ins KZ Stara Gradiška geschickt.[5] Anfang Oktober 1942 wurden alle bis auf zwei Frauen in das KZ Jasenovac deportiert.[5] Ende Oktober 1942 wurde das KZ vollständig aufgelöst.[5] Heute erinnert nichts daran, dass im Schloss einst ein Frauen- und Kinderlager bestand.[5] Auch auf der offiziellen Internetseite des Schlosses Loborgrad wird kaum Bezug auf das KZ und die dort verübten Verbrechen genommen.[7]

Trivia

Das KZ Loborgrad war Auslöser der "Aktion Diana Budisavljević", einer privaten Hilfsaktion, die von der österreichischen Humanistin Diana Budisavljević ins Leben gerufen wurde, als sie im Oktober 1941 von den schlechten Zuständen im KZ gehört hatte und schließlich beschloss, etwas dagegen zu unternehmen, obwohl sie und ihre Familie als gebürtige Serben durch die Ustašas gefährdet waren. Die Hilfsaktion sollte sich um die Versorgung mit Hilfsgütern sowie Freilassung und Unterbringung von befreiten Kindern und Frauen kümmern. In den Folgemonaten wurden Frauen und Kinder aus dem KZ Loborgrad freigelassen und zunächst in der Taubstummenanstalt in Zagreb untergebracht, bis es möglich war die Rückreise in ihre Heimatorte zu organisieren. Im Laufe der Zeit gelang es tausende serbische, jüdische und Roma-Kinder aus den Todeslagern des Ustaša-Regimes zu retten, darunter aus dem KZ Stara Gradiška, KZ Mlaka, KZ Jablanac und dem KZ Jasenovac, dem berüchtigtsten aller KZs in Südosteuropa.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Wolfgang Benz und Barbara Distel - Der Ort des Terrors - Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager - Frauen- und Kinderlager - Loborgrad - Band 9, S. 319, Verlag C. H. Beck - Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, München 2009, ISBN 978-3-406-57238-3.
  2. Fred Grubel - Schreib das auf eine Tafel die mit ihnen bleibt: jüdisches Leben im 20. Jahrhundert, S. 168, Böhlau Verlag, 1998, ISBN 3-205-98871-X.
  3. Carl Bethke - (K)eine gemeinsame Sprache? - Aspekte deutsch-jüdischer Beziehungsgeschichte in Slawonien, 1900-1945 - Volksdeutsche als Wachmannschaft im KZ: Das Frauen und Kinderkonzentrationslager Loborgrad in Kroatien (1941-1942) , S. 307, Lit Verlag, 2013, ISBN 978-3-643-11754-0.
  4. 4,0 4,1 Carl Bethke - (K)eine gemeinsame Sprache? - Aspekte deutsch-jüdischer Beziehungsgeschichte in Slawonien, 1900-1945 - Volksdeutsche als Wachmannschaft im KZ: Das Frauen und Kinderkonzentrationslager Loborgrad in Kroatien (1941-1942) , S. 309, Lit Verlag, 2013, ISBN 978-3-643-11754-0.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 Wolfgang Benz und Barbara Distel - Der Ort des Terrors - Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager - Frauen- und Kinderlager - Loborgrad - Band 9, S. 320, Verlag C. H. Beck - Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, München 2009, ISBN 978-3-406-57238-3.
  6. Carl Bethke - (K)eine gemeinsame Sprache? - Aspekte deutsch-jüdischer Beziehungsgeschichte in Slawonien, 1900-1945 - Volksdeutsche als Wachmannschaft im KZ: Das Frauen und Kinderkonzentrationslager Loborgrad in Kroatien (1941-1942) , S. 308, Lit Verlag, 2013, ISBN 978-3-643-11754-0.
  7. Offizielle Internetseite des Schlosses Loborgrad:Doma za psihički bolesne odrasle osobe Lobor-grad

Weblinks

46.12098716.067417
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