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1881

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Ereignisse

  • 1881: Nach der rechtlichen Gleichstellung der Juden überhöhten Antisemiten den rassischen Gegensatz zum welthistorischen Gegensatz: „Arier“ galten als zur Weltherrschaft berufen, „Semiten“ als ihre zum Unterliegen bestimmten Konkurrenten, die gleichwohl zur Zeit noch über die Arier herrschten. Der Nationalökonom Eugen Dühring (1833-1921) begründete dies mit seinem populären Buch „Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage“ (1881), das eine Art Bibel für Antisemiten wurde. Er erklärte die „Selbstsucht“ und „Machtgier“ der Juden als unveränderbare Erbanlage und verband damit antichristliche und antikapitalistische Motive: Die Bibel sei eine vom „Asiatismus“ durchtränkte Religionsurkunde. Juden seien „Drahtzieher“ der Krisenphänomene und sozialen Missstände der Industrialisierung. Als einer der Ersten sprach er von einer Endlösung. Da diese vorläufig nicht möglich sei, solle man die Juden wieder in Ghettos zwingen und dort überwachen. Ziel aber bleibe: „Der unter dem kühlen nordischen Himmel gereifte nordische Mensch hat die Pflicht, die parasitären Rassen auszurotten, wie man eben Giftschlangen und wilde Raubtiere ausrotten muss!“ (Theodor Herzl hat sich in seinem Jugendtagebuch mit Dühring auseinandergesetzt; vgl. seine interessanten Schlussfolgerungen unter dem 9. Februar 1882). Diese seit dem Mittelalter bekannten Sprachbilder der Entmenschlichung passten die Antisemiten der wissenschaftlichen Sprache der Bakteriologie, Mimikry-Theorie und „Rassenlehre“ an. Juden wurden immer mehr nicht nur mit Blutsaugern, Krebsgeschwüren, Schmarotzern, Seuchen, Ungeziefer, Volksschädlingen, wuchernden Schlingpflanzen usw. verglichen, sondern mit ihnen identifiziert. Stand im mittelalterlichen Aberglauben hinter ihnen der Teufel, also eine letztlich unbesiegbare dämonische Macht, so wurde es mit dem medizinisch-technischen Fortschritt denkbar, sich dieser „menschlichen Viren“ radikal zu entledigen. Das verschloss Juden jede Möglichkeit, sich sozial anzupassen. Denn auch getaufte Juden blieben nun Juden, die von jüdischen Vorfahren abstammten, egal ob und wie lange ihre Vorfahren schon Christen waren. Damit war die Religionszugehörigkeit für Antisemiten nur noch als pseudobiologisches Merkmal wichtig, das Judesein zum unentrinnbaren Schicksal machte. Die Juden zugeordneten negativen Erbanlagen erschienen durch keinerlei Erziehung, Bildung, Integration und Emanzipation veränderbar. So wurde ihre völlige Vertreibung oder Vernichtung in ganz Europa als einzige realistische „Endlösung der Judenfrage“ nahegelegt. Der Rassismus untermauerte auch sonst die Ablehnung fremder Völker nach aussen und ethnischer oder anderer Minderheiten nach innen. So wuchs parallel zum Antisemitismus in ganz Europa die Fremdenfeindlichkeit z. B. gegen Roma, Sinti und Jenische oder Sorben.
  • 1881: Ignaz von Döllinger (1799-1890), katholischer Theologe, Prof. in München, trat 1881 in seiner Rede „Die Juden in Europa“ (gedruckt 1924) für Emanzipation ein
  • 1881: in Wien Gründung des ersten österreichischen Vereins für Palästinakolonisation, "Ahawath Zion" (56 Mitglieder), durch Ruben Bierer; der Verein, der bald in anderen Orten Zweigvereine bildete, bestand nominell bis 1885, konnte aber nur ein Jahr – mit mässigem Erfolg – arbeiten
  • 1881: David Raynal im Jahr 1881 französischer Arbeitsminister
  • 1881: Pogrom in Odessa
  • 1881: Das osmanische Tunesien verliert seine staatliche Souveränität und wird französisches Protektorat. Die Lage der tunesischen Juden verbessert sich entscheidend. Sie setzten auf die französische Kultur.
  • 1881: Otto Toeplitz geboren, Mathematiker (Bonn)
  • 1881: Hermann Levy geboren, Volkswirtschaftler (englische Wirtschaft)
  • 1881: Henrik Grossmann geboren, Volkswirtschaftler (Krisentheorie)
  • 1881: Julian Morgenstern geboren in St. Francisville, jüdischer Gelehrter (Bibel-Forschung), Rektor des Hebrew Union College in Cincinnati
  • 1881: Julius Elbau geboren, Chefredakteur der Vossischen Zeitung 1930–1932
  • 1881: André Salmon geboren, französisch-jüdischer Prosa-Schriftsteller
  • 1881: Arthur Salz geboren, Volkswirtschaftler (Kapitaltheorie)
  • 1881: Ernst Levy geboren, Jurist, Spezialgebiet römisches Recht
  • 1881: Oskar Wlach geboren, jüdischer Architekt, in Wien tätig
  • 1881: Sem Dresden geboren, jüdischer Komponist in Holland
  • 1881: R. Samoilowitsch geboren in Asow, Forschungsreisender in der Arktis (mit Nobile, 1928)
  • 1881: Simon Isaac geboren, Mediziner (Innere Medizin) in Frankfurt
  • 1881: Ignaz Waghalter geboren, jüdischer Opernkomponist und Dirigent in Berlin
  • 1881: Hans Aron geboren, Mediziner (Kinderheilkunde) in Breslau
  • 1881: Hans Sachs geboren, Zahnmediziner und bedeutender Plakatsammler
  • 1881: Otto Selz geboren, Psychologe (Denkpsychologie)
  • 1881: Theodor von Kármán geboren, Physiker in Pasadena
  • 1881: Ernst Fränkel geboren, Indogermanist
  • 1881: Michael Strich geboren, Historiker (bayerische Landesgeschichte)
  • 1881: Bernd Aldor geboren, Schauspieler; er begann seine Filmkarriere 1913 mit Filmen wie "Ave Maria" und "Die Czernowska"; bereits in den 10er Jahren entstand auch eine regelmässige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Richard Oswald, für den er in Filmproduktionen wie "Zirkusblut" (1916), "Das Bildnis des Dorian Gray" (1917), "Es werde Licht" (1917), "Es werde Licht, 2. Teil" (1918) und "Halbseide" (1925) spielte; in den 20er Jahren agierte er in bekannten Filmen wie "Der Menschenfeind" (1923), "Die Todgeweihten" (1924) und "Der alte Fritz" (1927); mit dem Tonfilm endete seine Karriere, lediglich für "Danton" (1931) stand er noch einmal vor der Kamera; über sein späteres Schicksal ist nichts bekannt; weitere Filme, bei denen er mitwirkte (Auswahl): „Der Weg ins Freie“, 1918; „Weltspiegel“, 1923; „Schwere Jungs – leichte Mädchen“, 1927; „Die glühende Gasse“, 1927; „Indizienbeweis“, 1929; „Dreyfus“, 1930; „Leutnant warst Du einst bei deinen Husaren“, 1930; „Zwei Menschen“, 1930
  • 1881: Jacques Faitlovitch in Lodz geboren, Erforscher und Förderer der Falaschas; „Quer durch Abessinien“, 1910
  • 7.1.1881–30.7.1949: Henrik (Heinrich) Galeen (eigentlich Heinrich Wiesenberg), geb. in (?) Styri bei Lemberg/Lwow (oder in Berlin? viele andere Geburtsorte werden genannt), gest. (nach einem längeren Krebsleiden) in Randolph/Vermont, USA, Drehbuchautor, Regisseur und Darsteller; er studierte zunächst Ingenieurwissenschaften, bevor er als Schauspieler an verschiedenen Bühnen tätig war; seine erste Regiearbeit beim Film war „Der Golem“, den er gemeinsam mit Paul Wegener 1915 drehte; erst nach dem Ersten Weltkrieg hatte er wieder die Möglichkeit, im Film zu arbeiten; dabei schrieb er Drehbücher für so berühmte deutsche Filmklassiker wie „Der Golem, wie er in die Welt kam“, 1920; Nosferatu, Eine Symphonie des Grauens, 1922; und „Das Wachsfigurenkabinett“, 1924; seine besten eigenen Filme wurden „Der Student von Prag“ (1926, mit Conrad Veidt und Werner Krauss) und „Alraune“ (1928, mit Brigitte Helm und Paul Wegener); von 1928 bis 1931 drehte er Filme in Grossbritannien und ab 1931 wieder in Deutschland; sein letzter Film ist „Salon Dora Green“ (ein Spionagefilm) aus dem Jahr 1933; im gleichen Jahr musste er aus Deutschland fliehen; über Grossbritannien kam er schliesslich 1940 in die USA; zu einem von ihm geplanten Golem-Tonfilm kam es nicht; er arbeitete bis zu seinem Tod nicht mehr im Filmgeschäft; trotz seiner Bedeutung für die Herstellung von berühmten deutschen expressionistischen Filmen ist Galeen und sein Werk heute in Vergessenheit geraten; weitere Filme: „Schlemihl“, 1915 (Darsteller und Drehbuch); „Sein grösster Bluff“, 1927 (Regie und Drehbuch)
  • 25.1.1881: Emil Ludwig (eigentlich Emil Cohn, Namensänderung der Familie 1883) geboren in Breslau, Schriftsteller und Dramatiker, Sohn des Augenarztes Hermann Cohn; Dr. iur. 1902; seit 1906 selbst gewähltes Exil in der Schweiz; war u. a. 1914 Londoner Korrespondent des Berliner Tageblatts; wurde 1932 schweizerischer Staatsbürger, ging 1940 in die USA (bis 1945, Südkalifornien; agitierte dort gegen das Dritte Reich, "Dieses zweitklassige Volk muss gedemütigt werden ... "); bekannt vor allem durch seine seit 1920 veröffentlichten, in der Form neuartigen, spannenden, romanhaften, in viele Sprachen übersetzten Biographien (Goethe, Napoleon, Michelangelo, Bismarck, Wilhelm II., Hindenburg u. a.), mit denen er riesige Welterfolge erzielte; unter seinen Skizzen jüdischer Persönlichkeiten sind Lassalle, Rathenau und Freud; eine ähnliche Herangehensweise nutzte er für geographische "Biographien" (Der Nil, 1935; Das Mittelmeer, 1945); Autobiographie: Geschenke des Lebens, 1931; er starb am 17.9.1948 in Moscia bei Ascona; 1902 hatte er sich taufen lassen, gab jedoch sein Christentum 1922 öffentlich auf (nach Ermordung Rathenaus aus Protest gegen den Antisemitismus in Deutschland und um nicht "als Überläufer zu gelten"); er war zionistisch eingestellt; einigen Rummel gab es auch um seine Rechtfertigung des Gustloff-Mörders Frankfurter (Ludwigs Buch "Mord in Davos", das in der Schweiz und in Deutschland verboten war; es erschien zunächst Amsterdam 1936; - 1933 waren auch Emil Ludwigs Bücher verbrannt worden)
  • 28.1.1881-3.12.1926: Siegfried Jacobsohn, deutscher Journalist und begnadeter Theaterkritiker jüdischer Herkunft, geb. Berlin, gest. Berlin; Gründer der Zeitschrift „Die Schaubühne“ (7.9.1905), 1918 in die legendäre „Weltbühne“ umgewandelt. Jacobsohn war Tucholskys Mentor und Freund. Die Weltbühne: Wochenzeitschrift, zunächst theaterfachlich, später allgemein politisch-kulturell mit radikaldemokratisch-pazifistischer Tendenz, geleitet 1905-1926 von Jacobsohn, 1926/27 von K. Tucholsky, 1927-1933 von C. von Ossietzky; erschien nach Verbot 1933 (das Archiv wurde konfisziert und ist seither verschollen) als „Neue Weltbühne“ in Prag; Neugründung 1946 in Berlin (Ost), 1993 eingestellt; einige Werke Jacobsohns: Das Theater der Reichshauptstadt, 1904; Max Reinhardt, 1910 (5. Aufl. 1921); Das Jahr der Bühne, 1912-1921 (10 Bände Theaterkritiken); Der Fall Jacobsohn, 1913; Die ersten Tage, 1917
  • 1. März 1881: Russland. Erst unter Alexander II. durften einige reiche russische Juden ausserhalb der Ghettos wohnen und ihre Kinder auf höhere Schulen schicken. Seine Ermordung am 1. März 1881 aber löste eine Pogromwelle aus: Staatlich lancierte Gerüchte lasteten den Mord und die schlechte Versorgungslage der jüdischen Minderheit an, um den Unzufriedenen ein Ventil für das Ausbleiben einer vom Zaren versprochenen Landreform zu öffnen. In den Folgemonaten verwüsteten und plünderten arbeitslose verarmte Bauern, die sich dabei auf einen angeblichen Zaren-Befehl beriefen, über 100 jüdische Gemeinden vor allem in der Ukraine. Die Behörden blieben untätig, und die christliche Stadtbevölkerung duldete die Übergriffe. Nur wenige orthodoxe Kleriker versuchten, die Bauern von den Exzessen abzubringen. Zar Alexander III. verordnete dann am 3. Mai 1882 Knebelgesetze, die die Juden an freier Berufswahl hinderten, ihnen die Gewerbefreiheit nahmen und sie vielfach in noch grössere Armut stürzten. Der Prozentanteil jüdischer Gymnasiasten wurde auf 10 Prozent beschränkt. Diese deutliche Verschlechterung der Situation löste die erste Alija (Einwanderungswelle) von Juden nach Palästina aus. In dieser Zeit begannen einige Intellektuelle gegen die judenfeindlichen Staatsmassnahmen zu protestieren, darunter Odessas Erzbischof Nikanor. Auch der „russische Lessing“, der Religionsphilosoph Wladimir Sergejewitsch Solowjow, setzte sich neben der Wiedervereinigung von orthodoxer und katholischer Kirche für nachhaltige gegenseitige Achtung von Juden und Christen ein („Das Judentum und die christliche Frage“, 1884). Er fand die volle Zustimmung von Leo Tolstoj. Andererseits griff die judenfeindliche Hetze gerade in der Priesterschaft um sich. Bildungsrückstand und traditionelle Verbindung von staatlicher Despotie und Kirche trugen dazu bei. So fand die Ritualmordanklage im 19. Jhdt. gerade in Russland prominente Fürsprecher und Popularität. Seit 1881 kam die Gleichsetzung des Judentums mit revolutionären Umtrieben hinzu, die wegen der Bildung einer jüdischen sozialistischen Partei und dem relativ hohen Anteil von Juden in der russischen Sozialdemokratie plausibel wirkte. Die Gegenrevolutionäre vereinten sich in Gruppen wie dem „Bund des russischen Volkes“ oder dem „Erzengel-Michael-Bund“, die unter orthodoxen Priestern viel Zulauf fanden. Die Pogrome seit 1881 lösten die jüdische Amerikawanderung aus, doch ermöglichte die Auslesepolitik der Regierung das Entstehen einer russisch gebildeten jüdischen Grosskaufmann- und Akademikerschaft in den Hauptstädten, die die Führung im Kampf um die Gleichberechtigung in Russland und in der zionistischen Bewegung übernahm; der bolschewistische Umsturz, an dem auch Intellektuelle jüdischer Herkunft (manche sagen: massgeblichen oder sogar überwiegenden) Anteil hatten, bekämpfte dann die jüdische Religion ebenso wie den Zionismus, vernichtete das jüdische Bürgertum, deklassierte das jüdische Handwerk, förderte aber jüdische Industriearbeiter und (mit Hilfe des Agrojoint) Landwirte
  • 4.3.1881–19.9.1881: James A. Garfield 20. US-Präsident
  • 18.3.1881–29.3.1964: Ernst Feder, geboren und gestorben in Berlin, Publizist, Rechtsanwalt, Mitglied der DDP, 1919-1933 beim Berliner Tageblatt als Innenpolitiker ("Spectator"), emigrierte 1933 nach Paris, 1941 nach Rio de Janeiro, kehrte 1957 zurück nach Berlin; als er starb, war er praktisch in Vergessenheit geraten; Hauptwerke: Politik und Humanität (Biographie von Paul Nathan), 1929; Bismarcks grosses Spiel, 1931; Begegnungen (Autobiographie), 1944; Goethes Liebe zu Brasilien, 1950; Heute sprach ich mit ... Tagebücher eines Berliner Publizisten 1926-1932 (1968); in Rio de Janeiro bzw. in Petrópolis zählte Feder zum intimen Kreis von Stefan Zweig und war der letzte, der ihn am Leben gesehen hat
  • 19.3.1881–20.11.1963: Peter Pringsheim, deutsch-jüdischer (evangelisch getauft) Physiker, geb. in München, gest. in Antwerpen; bis zu seiner Emigration 1933 in die USA Professor in Berlin; Arbeiten über Lumineszenz
  • 20.3.1881–30.10.1963: Madame d’Ora (Künstlername seit 1907) oder Dora Kallmus (eigentlich Dora Philippine Kallmus), geb. in Wien, gest. in Frohnleiten/Steiermark, österreichische Fotografin; sie fertigte Porträtaufnahmen von „unbekannten“ Menschen, wurde aber vor allem mit Porträtaufnahmen der Wiener Künstler- und Intellektuellenszene bekannt; im Jahr 1916 fotografierte sie die Krönung von Karl I. zum König von Ungarn und stellte eine Porträtserie der gesamten kaiserlichen Familie her; mit zunehmendem in- und ausländischem Erfolg war sie ab 1917 als Modefotografin tätig; 1927 gab sie das Atelier d’Ora ab und zog nach Paris, wo sie seit 1925 ein eigenes Fotoatelier betrieb und ihren Ruhm als Gesellschafts- und Künstlerfotografin ausbaute (sie wurde u. a. Hauptfotografin des Schauspielers und Sängers Maurice Chevalier); der Beginn des Zweiten Weltkriegs bedeutete zunächst auch das Ende der Gesellschaftsfotografin Madame d’Ora; sie hatte bereits 1940 ihr Pariser Atelier überstürzt verlassen müssen und lebte als Flüchtling in Südfrankreich in ungleich schwierigeren Verhältnissen; erst 1946 kehrte sie nach Österreich zurück und fotografierte Flüchtlingslager und das zerstörte Wien; obwohl sie zur Gesellschaftsfotografie zurückfand und Porträts zeitgenössischer Künstler fertigte, findet sich in ihrem Spätwerk auch die sogenannte „Schlachthof-Serie“, deren Bilder in drastischen Farben zum Beispiel Pferde-Embryos in einer Mülltonne, geschlachtete Hasen und gehäutete Lämmer zeigen; in Folge eines Autounfalls 1959 verlor Madame d’Ora ihr Gedächtnis; sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre bei einer Freundin ihrer ermordeten Schwester Anna in Frohnleiten, wo sie 1963 starb; Madame d’Ora entstammte einer jüdischen Familie; die Familie des Vaters, des Wiener Hof- und Gerichts-Advokaten Dr. Philipp Kallmus (1842-1918), stammte aus Prag; die Familie der Mutter, Malvine Sonnenberg (1853-1892), stammte aus Krapina in Kroatien; zahlreiche Verwandte, darunter Madame d’Oras Schwester Anna, wurden während der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern ermordet
  • 15.5.1881–23.12.1914: Hugo Zuckermann, geb. u. gest. in Eger; Rechtsanwalt und Schriftsteller, bekannt durch sein „Österreichisches Reiterlied“; aus seinem Nachlass wurden Gedichte und die Übersetzung dreier Dramen von J. L. Perez veröffentlicht; Zuckermann war Zionist; zusammen mit Oskar Rosenfeld hatte er 1908 die "Jüdische Bühne", das erste jüdische Theater in Wien, gegründet, das bis 1938 bestand; er fiel im Ersten Weltkrieg
  • 26.5.1881– 11.6.1943: Leo Lippmann, geb. in Hamburg, Selbsttötung in Hamburg, Jurist, 1903 Dr. iur.; seit 1906 im Dienst Hamburgs, 1921 Staatsrat, bis 1933 Leiter der Steuerverwaltung, 1935-1943 Vorstand der jüdischen Gemeinde; nachdem diese aufgelöst wurde, schied er am Vorabend seiner Deportation nach Theresienstadt mit seiner Frau Anna Josephine aus dem Leben; seine Autobiographie wurde 1964 von Werner Jochmann aus dem Nachlass herausgegeben
  • 26.5.1881–1943: Arthur Silbergleit, geb. in Gleiwitz (nach anderen Quellen geb. 1878 in Gleiwitz oder 26.5.1886 in Gleiwitz), ermordet im Vernichtungslager Auschwitz, schlesischer Dichter; schrieb die Legendendichtungen "Die Magd" (1919), "Der verlorene Sohn" (1920); "Orpheus" (1931); "Der ewige Tag" (1934); Lyrik seit 1915, z. B. "Flandern"; fast erblindet, wurde er deportiert
  • 11.6.1881: Theodor Herzl schlägt als Burschenschafter der Albia seine einzig bekannt gewordene Mensur, sekundiert durch Franz Staerk, den späteren Architekten und Vizebürgermeister von Graz
  • 11.6.1881–8.11.1983: Mordechai M. Kaplan (Mordecai M. = Mordecai Menahem Kaplan), geb. in Swenzlany, Litauen; gest. in New York, Rabbiner, Philosoph und Begründer des jüdischen Rekonstruktionismus in den USA; Mordechai Kaplan, der seit 1889 in den USA lebte, wuchs in einem orthodoxen Umfeld auf, studierte und lehrte später aber am konservativen Jewish Theological Seminary in New York (Lehrtätigkeit dort von 1909 bis 1963); unter dem Einfluss des Kulturzionismus gründete und leitete er von 1917 bis 1922 das Kulturzentrum der New Yorker Einheitsgemeinde und entwickelte in den 1930er Jahren das Konzept des Rekonstruktionismus; 1934 erschien das diesbezügliche Hauptwerk Judaism as a Civilization; von 1935 an gab er die Zeitschrift The Reconstructionist heraus; der Rekonstruktionismus sollte die Nachteile von Reform, Orthodoxie und Konservativem Judentum eliminieren und ihre Vorteile vereinen in einem neuen, eben rekonstruierten Judentum; das Judentum ist und soll sein nach Kaplans Verständnis eine selbständige religiöse Kultur, die sich zwar der Herkunft aus der Religion verdanke, aber innerhalb einer sich ständig verändernden Welt zur Erneuerung fähig bleiben müsse durch permanente Neuinterpretation, d. i. Rekonstruktion ihrer religiösen Quellen; die transzendentalen Elemente der jüdischen Religion müssten radikal in die Welt hineingeholt und in einen innerweltlichen Fortschrittsglauben verändert werden (Judaism without Supernaturalism); das diese Ideologie reflektierende Gebetbuch Sabbath Prayer Book wurde von der Orthodoxie mit einem Bann belegt, und auch Kaplans Anhänger, wie z. B. der konservative Rabbiner und Philosoph Milton Steinberg oder der existentialistische Philosoph Will Herberg haben Kaplans Evolutionismus schliesslich abgelehnt; trotz vieler guter Ansätze zur Erneuerung der jüdischen Religion wurde der Rekonstruktionismus faktisch zur vierten Richtung innerhalb des Judentums und hatte und hat nur eine verschwindend kleine Anzahl von Anhängern; Werke (Auswahl): Judaism as a Civilization, 1934; The Meaning of God in Modern Jewish Religion, 1937; The Future of the American Jew, 1948; Judaism without Supernaturalism, 1958
  • 24.6.1881–1944: Martin (Meir) Salomonski, geb. in Berlin, ermordet nach dem 16. Oktober 1944 in Auschwitz, deutscher Rabbiner, Dr. phil. (1911), er zählte neben Leo Baeck, deportiert 1943, und Felix Singermann, deportiert 1942, zu den letzten Rabbinern im Berlin der NS-Zeit; ab 1910 Rabbiner in Frankfurt/Oder, während des Ersten Weltkriegs Feldrabbiner im Deutschen Heer; ab 1925 in Berlin Rabbiner der liberalen Synagoge beim Baruch Auerbachschen Waisenhaus; förderte den Bau der Altersheime Lützowstrasse und Lietzmannstrasse; als Leiter des "Aufbringungswerkes der Jüdischen Gemeinde" versuchte er in der NS-Zeit durch die Einwerbung von Spenden und durch Sammlungen den Erhalt jüdischer Einrichtungen finanziell zu sichern; er veröffentlichte neben Abhandlungen zu religiös-liturgischen Themen auch Gedichte, das "Buch der Wegzehrung" (1940), zwei Romane ("Die geborene Tugendreich"; "Zwei in einem Land") und komponierte Orgelwerke für liberale Synagogen; im Juni 1942 wurde er mit seiner Frau und den zwei Kindern nach Theresienstadt deportiert und wirkte auch dort noch als Prediger und Lehrer; im Oktober 1944 wurde er nach Auschwitz überstellt und dort umgebracht
  • 26.6.1881–30.7.1943: Max Eitingon, geb. in Mogilew, Russland; gest. in Jerusalem, Arzt und Psychoanalytiker, als solcher ein treuer Anhänger Sigmund Freuds und zeitweise der Hauptfinanzier der psychoanalytischen Bewegung; von 1925 bis 1932 fungierte er als Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung; Max Eitingon kam als viertes Kind des erfolgreichen Rauchwarenhändlers ("Pelzkönigs vom Leipziger Brühl") Chaim Eitingon und dessen Frau Chasse Alexandra Lifschitz (1861-1929) zur Welt; er arbeitete mit Eugen Bleuler in Zürich und war, noch vor Carl Gustav Jung, der erste Psychiater, der Kontakt zu seinem Kollegen Sigmund Freud wegen dessen neu entwickelter Methode der Psychoanalyse aufnahm; er wurde von diesem kurz analysiert, bevor er sich 1910 in Berlin niederliess; seit 1919 war er Mitglied des "Geheimen Komitees", dem Freuds engste Mitarbeiter angehörten; zusammen mit Karl Abraham gründete er 1920 die psychoanalytische Poliklinik in Berlin, die erste Einrichtung dieser Art weltweit, die auch zahlungsschwachen Patienten psychoanalytische Behandlung bot; Eitingon finanzierte aus dem Familienvermögen in beträchtlichem Umfang sowohl diese Klinik als auch den Internationalen Psychoanalytischen Verlag, worauf sich Freuds Bonmot bezog: "Die besten Fälle der Analyse sind die Felle des alten Eitingon"; aus der Poliklinik ging das Berliner Psychoanalytische Institut hervor; 1923 führte Eitingon Ausbildungrichtlinien am Institut ein; auf Anregung Ernst Simmels wurde 1924 unter Eitingons Vorsitz ein Ausschuss zur Erarbeitung international gültiger Richtlinien zur psychoanalytischen Ausbildung gegründet, dessen Empfehlungen auf dem IX. Internationalen Kongress in Bad Homburg vor der Höhe 1925 allgemeine Gültigkeit erlangten; Eitingon wurde zum Vorsitzenden der internationalen Unterrichtskommission gewählt und blieb es bis zu seinem Tod; nachdem er vor den Nazis nach Palästina geflohen war, gründete er dort die Psychoanalytische Vereinigung Palästinas; Eitingon hielt Kontakt zu Freud und besuchte ihn auch nach 1933 noch mehrmals in Wien; während Eitingons letzter Lebensjahre kursierte das hartnäckige, bisher allerdings unbestätigte Gerücht, er soll sowjetischer Spion gewesen sein, worüber Nabokov auch eine Kurzgeschichte geschrieben hat; sein Cousin Nachum Eitingon war involviert in den Auftragsmord an Trotzki
  • 27.6.1881–23.1.1973: Chajim Bloch, geb. in Nagy Bocsko, Galizien; gest. in New York, aus dem heutigen ukrainisch-rumänischen Grenzgebiet stammender chassidischer und kabbalistischer Schriftsteller und Rabbiner, der den Chassidismus und seine Führer in weiten Kreisen bekannt machte; Chajim Bloch heiratete 1904 die aus Narajow in Galizien stammende und 1884 geborene Golda (Gusta) Landmann; sie hatten zwei Töchter: Regina Neugroeschel-Bloch (geb. 1905) und Mirjam Bloch-Berger (geb. 1910); Bloch war Rabbiner und Philosoph und studierte die Kabbala; nach dem Einmarsch der russischen Armee in Galizien 1914 floh er nach Wien; 1915 diente er als Armeerabbiner bei der ungarischen Armee; in dieser Zeit schrieb er das Buch Der Prager Golem; von 1918 bis 1920 war er Rabbiner der jüdischen Gemeinde Liesing nahe Wien; von 1923 bis 1924 hielt er sich in den Vereinigten Staaten auf und versuchte finanzielle Unterstützung für sein Publikationsvorhaben Ozar-Chajim (Ozar-Chajim. Zwölf Jahrhunderte jüdischen Lebens. Kulturhistorische Beiträge aus der rabbinischen Responsenliteratur vom Beginn ihres Entstehens bis Ende des 19. Jahrhunderts) zu erhalten; ab 1933 wandte er sich vehement gegen die Verbreitung antisemitischer Pamphlete, die die Ritualmordlegende zum Inhalt hatten; im März 1938 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt; über die Niederlande gelang ihm die Flucht in die USA; dort publizierte er weiterhin in deutscher Sprache, so etwa das Buch Das Jüdische Amerika - Wahrnehmungen und Betrachtungen, in dem er das jüdische Leben in den USA schilderte und bekannte Persönlichkeiten mit Fotos und Tafeln vorstellte; er schrieb aber auch in Hebräisch, Englisch und Jiddisch; 1963 erblindete er nahezu ganz; in seiner Kenntnis des chassidischen Mystizismus machte er in seinen Publikationen die schillernde Persönlichkeit des Hersch Ostropoler weiter bekannt; -- Werke/Ausgaben (Auswahl): Ahnenstolz. Biographie des Rabbi Elieser Lippmann von Strelitz, Budapest 1904; Die Gemeinde der Chassidim, ihr Werden und ihre Lehre, ihr Leben und ihr Treiben, Berlin 1920; Israel der Gotteskämpfer, der Baalschem von Chelm und sein Golem, Berlin 1920; Vom Geist des Ostens, polnischer Judenhumor, Berlin 1920; Hersch Ostropoler: Ein jüdischer Till-Eulenspiegel. Seine Geschichten und Streiche, Berlin 1920; Der Prager Golem von seiner "Geburt" bis zu seinem "Tod", Berlin 1920 (2. Aufl.); Talmudische Weisheit, 1921; Gottes Volk und seine Lehre, 1923; Kabbalistische Sagen, Legenden über den Rabbi Lurjah, 1925; Das jüdische Amerika. Wahrnehmungen und Betrachtungen, Wien 1926; Das himmlische Urteil: Kabbalistische Legenden, Hannover 2001; Jüdische Witze und Anekdoten: Ernstes und Heiteres von Gottsuchern, Gelehrten, Künstlern, Narren, Schelmen, Aufschneidern, Schnorrern, Reichen, Frommen, Freidenkern, Täuflingen, Antisemiten, Neu-Isenburg 2006; Chassidische Geschichten und Legenden, Kevelaer 2006
  • 28.6.1881: Jakob Kahan geboren in Sluzk (Weissrussland), hebräischer Dichter, seit 1935 Herausgeber der Vierteljahresschrift "Ha-Tekufa", Tel Aviv; schrieb Gedichte; Übertragungen des Tasso und der Iphigenie
  • 29.6.1881–5.2.1959: Curt Sachs, geb. in Berlin, gest. in New York, Musiktheoretiker und Lehrer; er war der Gründer der modernen Instrumentenkunde; in seiner Jugend nahm er Klavierunterricht, lernte Musiktheorie und Komposition; später, an der Universität Berlin, nahm er Musikgeschichte in seine Studien auf; seine Doktorarbeit schrieb er über Kunstgeschichte (1904); nach einigen Jahren als Kunstkritiker und Historiker wurde er Direktor der Staatlichen Instrumentensammlung; er beschäftigte sich dort intensiv mit der Kollektion; hier begann seine Karriere als Instrumentenkundler; 1913 arbeitete Sachs an dem "Lexicon der Musikinstrumente"; 1914 veröffentlichte er mit Erich von Hornbostel das Werk in der Zeitschrift für Ethnologie, für das sie berühmt wurden, ein neues System der Klassifikation von Musikinstrumenten; es ist heute als die Hornbostel-Sachs-Systematik bekannt und wurde über die Jahre mehrfach überarbeitet; 1933 wurde Sachs von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben, da er Jude war; daraufhin floh Sachs nach Paris und später in die Vereinigten Staaten, wo er sich in New York niederliess; er lehrte an der New York University von 1937 bis 1953; ausserdem arbeitete er in der Öffentlichen Bibliothek; 1956 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin verliehen; Curt Sachs schrieb Bücher über Rhythmus, Tanz und Musikinstrumente; sein Buch "Die Geschichte der Musikinstrumente" (1942) ist eines der bedeutendsten Werke zum Thema; Curt Sachs starb 1959 in New York
  • 3.7.1881–17.12.1917: (Dow) Be(e)r Borochov (Bär Borochow), Sozialist und Zionist, Schöpfer der geistigen Grundlagen und Mitbegründer des Weltverbandes der Poale Zion (jüdische Arbeiterpartei innerhalb der zionistischen Bewegung); wirkte besonders in Russland. Der in der Ukraine (Solotonoschka) geborene Borochov wurde in einer russischen Schule unterrichtet. Der gute Schüler wurde von den revolutionären sozialistischen Bestrebungen seiner Zeit angezogen. Wie die meisten jüdischen Gymnasialabsolventen hatte auch er keine Chance, an einer russischen Universität zu studieren. Er war auf vielen Gebieten ein Autodidakt und sprach mehrere Sprachen. 1901 veranlasste ihn sein Interesse an jüdischen Problemen, die Zionistische Sozialistische Arbeiterunion zu gründen. Da diese Organisation in der jüdischen Selbstverteidigung aktiv war, wurde sie von den russischen Sozialdemokraten und einigen zionistischen Führern abgelehnt, die die Kombination von Zionismus und Sozialismus missbilligten. Während der Auseinandersetzungen um den Uganda Plan schloss sich Borochov der Meinung Menachem Ussishkins an, der jedes andere Territorium als Eretz Israel ablehnte. Am siebten Zionistischen Kongress, 1905, leitete er den Teil der Poalei Zion Delegierten, der sich gegen Uganda aussprach. Am achten Kongress, zwei Jahre später, förderte er den Rückzug der russischen Poalei Zion aus der Zionistischen Organisation. Von nun an bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs warb Borochov in Mittel- und Westeuropa für die Ziele der Poalei Zion Weltunion. 1914 kam Borochov in die USA, wo er Sprecher der amerikanischen Poalei Zion, des Jüdischen Weltkongresses und des amerikanischen Jüdischen Kongresses war. Am Vorabend der Revolution kehrte er nach Russland zurück, um bei der Formulierung der jüdischen Anliegen für die nachrevolutionäre Weltordnung zu helfen. Er war intensiv mit öffentlichen Aktivitäten beschäftigt, die zur Oktoberrevolution führten. Im August 1917 wandte er sich an die russische Poalei Zion Konferenz und rief zur Gründung sozialistischer Siedlungen in Eretz Israel auf. Borochov befand sich für die Poalei Zion auf einer Vortragsreise, als er an einer Lungenentzündung erkrankte und in Kiew starb. 1963 wurden seine sterblichen Überreste auf dem Friedhof des Kibbutz Kinneret neben den anderen Gründern des sozialistischen Zionismus bestattet. Der Autodidakt Borochov, mit seinem Wissen über jüdische Geschichte, Wirtschaft, Struktur, Sprache und Kultur, war ein brillanter Analytiker. Sein wichtigster theoretischer Beitrag ist die Synthese von Klassenkampf und Nationalismus, zu einer Zeit, als der Marxismus jeden Nationalismus verwarf, vor allem den jüdischen. Die jüdische Massenwanderung war für Borochov der zwangsläufige Ausdruck des inneren Antriebes des jüdischen Proletariats, die Probleme, die durch das Leben in der Diaspora entstanden waren, zu lösen. Nur die Bemühungen der Pioniere in Eretz Israel konnten die Fortsetzung der Diaspora aufhalten. Zu einer Zeit, als andere dogmatisch und engstirnig dachten, war seine Anschauung universal. Er versuchte, die versteckten Wurzeln des jüdischen Problems zu bestimmen, die für ihn in der Tatsache zu suchen waren, dass das jüdische Volk von seinem Heimatland getrennt war. Seine scharfsinnige Analyse über die Auswirkungen der Diaspora beschäftigte sich auch mit der Assimilation, die die jüdische Kraft teilt und letztlich die Spannungen zwischen Juden und Nichtjuden verstärkt. Obwohl er sich der Bedrohung durch Antisemitismus bewusst war, sah er ihn nicht als Basis oder Motivation des Zionismus. Er betrachtete vielmehr die Diaspora als Anomalie, die die Juden wirtschaftlich minderwertig und politisch hilflos machte. Nur die „Autoemanzipation" oder die Selbstbefreiung konnte das jüdische Problem lösen. Wenn die Juden dem Pfad des sozialistischen Internationalismus folgten, würden sie aus der Diaspora herausfinden. Für Borochov waren Zionismus und Sozialismus aufeinander bezogen. Sie dienten demselben Zweck, das jüdische Leben wieder produktiv zu machen. Der erste Schritt war, die jüdische Wanderung in ein „neues Territorium", nach Eretz Israel, zu ermöglichen. Der jüdische Arbeiter war der Pionier der jüdischen Zukunft. Borochov begann 1902, am Höhepunkt der Ugandadebatte, zu schreiben. Sein politisches Werk behandelte eine grosse Vielfalt an Themen, von der Rolle der jüdischen Arbeiterbewegung bis zu den sozialen Implikationen der jüdischen Massenwanderung. Er trug auch zur russischen Jüdischen Enzyklopädie bei und fertigte eine jiddische Bibliographie an. Daneben war er einer der ersten jiddischen Linguisten und gab in New York die jiddische Zeitschrift "Di Warheit" heraus
  • 12.7.1881–27.2. 1920: Ludwig Rubiner, geb. und gest. in Berlin, Dichter, Literaturkritiker und Essayist des Expressionismus; Radikalpazifist; zu seinen wichtigsten Werken gehören das Manifest „Der Dichter greift in die Politik“ (1912) und das Drama „Die Gewaltlosen“ (1919); mit seinen „Kriminalsonetten“ (1913) wird Rubiner als Vorläufer des Dadaismus gesehen; Ludwig Rubiner wurde in eine ostjüdische Familie geboren, die aus Galizien stammte und sich in Berlin niedergelassen hatte; er besuchte das evangelische Gymnasium und schrieb sich 1902 an der medizinischen Fakultät der Berliner Universität ein; schon kurze Zeit später wechselte er an die philosophische Fakultät und studierte bis Ende 1906 Musik, Kunstgeschichte, Philosophie und Literatur; während der Universitätszeit wurde er Mitglied der Berliner Freien Studentenschaft, wo er Vorträge über Tolstoj, Strindberg und Wedekind hielt und sich mit Theateraufführungen beschäftigte; das Universitätsleben führte ihn bald ins Milieu der Berliner Avantgarde, wo er zu den Radikalsten gehörte; während die meisten dort Nietzsche verehrten, hob er gegen dessen „nur farbige Sentimentalität“ Max Stirners Buch Der Einzige und sein Eigentum (1845) als das „bedeutendste Manifest des Jahrhunderts“ hervor; in diesen Kreisen lernte Rubiner zahlreiche Schriftsteller kennen, so Erich Mühsam, Paul Scheerbart, René Schickele, Ferdinand Hardekopf, Wilhelm Herzog und Herwarth Walden, die zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus zählten; die Freundschaft mit Walden erleichterte es ihm, seine publizistische Tätigkeit zu beginnen; sein erstes Gedicht Zu den Höhen erschien 1904 in der anarchistischen Zeitschrift Der Kampf; 1906 begann er wie schon sein Vater eine Zeitungstätigkeit als Kritiker und veröffentlichte bis 1911 Glossen, Theaterkritiken und Gedichte in den Zeitschriften Die Gegenwart, Morgen, Der Demokrat, Das Theater, Der Sturm und Pan; es handelt sich meist um kurze Schriften über literarische Themen und Persönlichkeiten, Essays über Schriftsteller, Komponisten und Maler, Besprechungen einzelner Werke aus Literatur und Musik sowie Erläuterungen zu Kunstausstellungen; für die deutsche Literatur besprach Rubiner Werke von Else Lasker-Schüler, Max Brod, Ernst Blass, Arthur Holitscher, Peter Hille und Heinrich Mann; in den Artikeln, die von Musik handeln, schrieb er über Debussy, Pfitzner, Schönberg, Strauss, Busoni und Puccini; was die Malerei angeht, erläuterte er die Künstler der Berliner Neuen Sezession, Matisse und Rousseau; 1906 schrieb er das Textbuch für die Oper Waldens Der Nachtwächter, auf das er Mahlers Aufmerksamkeit zu lenken versuchte; die Kooperation mit Walden dauerte bis Ende 1910, als sie zusammen für den Schlesinger'schen Opernführer die Einleitung zur Madame Butterfly Puccinis schrieben; zwischen 1908 und 1909 reiste Rubiner in verschiedene europäische Städte und Länder: Ein halbes Jahr verbrachte er in Italien (Pisa und Florenz), ging nach Weimar und hielt sich schliesslich in Russland, Österreich und in der Schweiz auf; seit Beginn seiner Tätigkeit als Literaturkritiker interessierte er sich für fremdsprachige Literatur, besonders für die französische und russische, weil er beide Sprachen beherrschte; 1907 schrieb er einen Essay über Joris-Karl Huysmans, 1909 einen über Fjodor Sologub, von dem er auch mehrere Gedichte übersetzte; ausserdem übersetzte er eine Erzählung von Paul Verlaine und schrieb einen Essay über den belgischen Schriftsteller Fernand Crommelynck; weitere Übersetzungen sind Michael Kusmins Roman Taten des grossen Alexander (1908) und die Novellen Abende auf dem Gutshof bei Dikanka (1831-1832) von Nikolai Gogol; veröffentlicht wurden diese Werke in den Zeitschriften Zwei Herrscher, Die Phantasie, Die Gegenwart, Die Schaubühne, Das Theater und Der Demokrat; bei seinen Übersetzungen arbeitete auch seine Frau Frida mit, die Rubiner 1908 kennengelernt hatte; 1910 veröffentlichte Rubiner unter dem Pseudonym „Ernst Ludwig Grombeck“ den Kriminalroman Die indischen Opale; von 1911 bis 1918 arbeitete er bei Franz Pfemferts Zeitschrift Die Aktion mit; im November 1912 zog er nach Paris, wo er mit Carl Einstein, Mitarbeiter der Zeitschrift Der Demokrat, in einem kleinem Hotel wohnte; hier vermittelte er zwischen der deutschen und französischen Literatur: Er schrieb regelmässig für die Zeitschriften Die Schaubühne, März und Die Aktion Artikel über die wichtigsten französischen Ereignisse der Zeit; in der Künstlerkolonie Fleury, die vom holländischen Maler Kees van Dongen gegründet wurde, lernte Rubiner Marc Chagall kennen; dieser stellte seine Bilder in der ersten deutschen Herbsthalle Waldens aus, und Rubiner schloss mit ihm Freundschaft; 1915 musste er Frankreich verlassen und flüchtete als radikaler Kriegsgegner in die Schweiz, wo er für die Neue Zürcher Zeitung schrieb und 1917-18 die Exilzeitschrift Zeit-Echo herausgab; 1912 wandte Rubiner sich der Sozialkritik zu; in Paris verfasste er das politisch-literarische Manifest Der Dichter greift in die Politik, das in demselben Jahr in der Aktion erschien; 1913 veröffentlichte er die Kriminalsonette, die er zusammen mit dem wohlhabenden amerikanischen Händler Livingstone Hahn und dem Mitarbeiter der Zeitschrift Die Aktion, Friedrich Eisenlohr, schrieb; er übersetzte und schrieb das Vorwort zur Autobiografie des Kriminellen und Kriminalpolizisten Eugène François Vidocq (1920), der im Frankreich Napoléon Bonapartes und der Restauration lebte; ab 1914, bereits wieder nach Berlin zurückgekehrt, verfasste er Artikel für die Zeitschrift Die weissen Blätter, bei der er bis 1919 mitarbeitete; 1914 schrieb er die Pantomime für den Stummfilm Der Aufstand, die in der von Kurt Pinthus herausgegebenen Sammlung Das Kinobuch enthalten ist; bei Kriegsausbruch ging Rubiner mit seiner Frau freiwillig ins Exil nach Zürich; während dieser Zeit wurde er die Seele einer starken Gruppe von Intellektuellen und leitete die Zeitschrift Zeit-Echo in den vier Heften von 1917; in der Schweiz unterhielt er enge Beziehungen zu der Zeitschrift Die weissen Blätter: 1916 veröffentlichte er dort die Gedichtsammlung Das himmlische Licht, die auch als Buch im selben Jahr erschien, ebenso veröffentlichte er 1916 das Manifest Die Änderung der Welt in der Zeitschrift Das Ziel; 1917 ist ein sehr schöpferisches Jahr: Er leitete seine Zeitschrift Zeit-Echo, in der er, noch tätig als Literaturkritiker, den Briefwechsel von Tolstoj unter dem Titel Revolutionstage in Russland veröffentlichte; es handelt sich um die Briefe,die Tolstoj seinen innigsten Freunden in der letzten Zeit seines Lebens über die Ereignisse der russischen Revolution schrieb; in der Aktion veröffentlichte er die programmatische Schrift Der Kampf mit dem Engel, in der von Pfemfert herausgegebenen Sammlung Das Aktionsbuch fünf Gedichte Zurufe an die Freunde und schliesslich die Anthologie Der Mensch in der Mitte, in der Rubiner die vorher veröffentlichten Essays sammelte; 1918 übersetzte er zusammen mit seiner Frau Tolstojs Tagebücher und veröffentlichte das Manifest Die Erneuerung in der Zeitschrift Das Forum; am 24. Dezember 1918 bekam er in Zürich einen österreichischen Pass; seine Idealisierung der russischen Revolution führte Ende 1918 zur Ausweisung aus der Schweiz; er kehrte über München nach Berlin zurück, wo er in der alten Wohnung von Busoni wohnte; 1919 begann er als Lektor beim Verlag Gustav Kiepenheuer in Potsdam zu arbeiten; er veröffentlichte zum zweiten Mal die Essaysammlung Der Mensch in der Mitte, dann zwei Anthologien Kameraden der Menschheit. Dichtungen zur Weltrevolution und Die Gemeinschaft. Dokumente der geistigen Weltwende und das Drama Die Gewaltlosen, das Rubiner zwischen 1917 und 1918 in der Schweiz geschrieben hatte; in diesem Jahr veröffentlichte Rubiner auch den Essay Die kulturelle Stellung des Schauspielers in der Zeitschrift Freie Deutsche Bühne; im Frühjahr 1919 gründete Rubiner in Berlin zusammen mit Arthur Holitscher, Rudolf Leonhard, Franz Jung und Alfons Goldschmidt den Bund für proletarische Kultur nach sowjetischem Muster; der Bund entstand nicht innerhalb der Kommunistischen Partei; die proletarische Kultur sollte den Kampf der revolutionären Massen um die Befreiung vom bürgerlichen Wirtschafts- und Bildungsmonopol unterstützen; in Berlin war Rubiner 1919 an der Gründung des »Proletarischen Theaters« beteiligt, einer Wanderbühne für Arbeiter; die Aufführungen fanden u. a. in Fabriken statt; das Proletarische Theater endete mit der Premiere des Dramas Freiheit von Herbert Kranz am 14. Dezember 1919; der Bund ging 1920 wegen Meinungsverschiedenheiten auseinander, ohne das Drama Die Gewaltlosen aufgeführt zu haben; in der letzten Zeit seines Lebens arbeitete Rubiner zusammen mit seiner Frau an der Übersetzung der Romane und Erzählungen von Voltaire; unter dem Titel Der Dichter Voltaire hatte er ein Jahr zuvor in den Weissen Blättern einen Essay veröffentlicht, den er als Vorwort für den ganzen Band wählte; in der Nacht zwischen dem 27. und 28. Februar 1920 starb Rubiner infolge einer sechswöchigen Lungenkrankheit in einer Berliner Privatklinik, einige Tage nachdem die Gesellschaft Das junge Deutschland ihm einen Ehrentitel als Würdigung seiner literarischen Tätigkeit verliehen hatte; am 3. März wurde er in Berlin-Weissensee begraben; die Grabreden hielten Franz Pfemfert und Felix Hollaender
  • 29.7.1881: Am 29.7.1881 landete das erste Schiff mit russischen Juden an Bord im Hafen von New York. Dies war der Beginn einer über vierzig Jahre anhaltenden Welle jüdischer Einwanderung in die USA, die durch Pogrome in Russland und Osteuropa ausgelöst wurde. In dieser Zeit kamen über zwei Millionen osteuropäische Juden, um ihr Glück in der Neuen Welt zu versuchen. Die Tore zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten wurden Anfang der 1920er Jahre durch die Errichtung von Einwanderungsquoten geschlossen.
  • 9.8.1881–24.1.1925: Adele Bloch-Bauer. Sie war die Frau des Wiener Industriellen Ferdinand Bloch und mit ziemlicher Sicherheit Klimts Geliebte. Sie war die einzige, die von Gustav Klimt zweimal portraitiert wurde, und stand ausserdem für das Bild „Judith 1“ Modell. Das von Klimt geschaffene Bildnis „Adele Bloch-Bauer I“, auch „Goldene Adele“ genannt, gilt als eines der bedeutendsten Werke Klimts (1862-1918) wie auch des österreichischen Jugendstils (Wiener Secession) insgesamt. Ohne die Unterstützung von Adele Bloch-Bauer und Ferdinand Bloch wären einige von Gustav Klimts Werken wohl nicht entstanden. Fünf im Bloch’schen Familienbesitz befindliche Klimt-Bilder hingen bis 2006 in der Österreichischen Staatsgalerie in Wien. Dorthin gekommen waren sie, nachdem die Nationalsozialisten sie beschlagnahmt hatten – dabei hätte das Ehepaar sie dem Museum ohnehin testamentarisch überlassen. Nach einem langen Rechtsstreit mit dem österreichischen Staat gehören die Gemälde nun wieder den Nachfahren der Zuckerfabrikantenfamilie Bloch. Das Bildnis „Goldene Adele“, für das Adele Bloch-Bauer Modell gesessen hatte, ging 2006 zum Rekordpreis von 135 Millionen Dollar an den Kunstsammler Ronald S. (= Stephen) Lauder. Er ist der Enkel der Kosmetik-Milliardärin Estée Lauder und war von 1986-1987 amerikanischer Botschafter in Wien.
  • 26.8.1881–26.11.1949: Martin Beradt, geb. in Magdeburg, gest. in New York, Erzähler; Sohn einer strenggläubigen jüdischen Kaufmannsfamilie im Lederhandel; die Eltern Otto Beradt (1850-1910) und Clara Beradt, geb. Weyl (1860-1939), stammen aus Posen (Poznán), ziehen 1880 zunächst nach Magdeburg, wo Martin Beradt und seine Schwester Ulrike zur Welt kommen; 1892 übersiedelt die Familie nach Berlin-Mitte; Martin Beradt besucht das Gymnasium "Zum Grauen Kloster"; lockert nicht ohne Konflikt mit den Eltern mit fortschreitender Reife die Strenggläubigkeit, bleibt aber zeitlebens auch im religiösen Selbstverständnis seinen jüdischen Wurzeln verbunden; schliesst 1899 die Schule mit glänzenden Zeugnissen ab und widmet sich in Berlin, München und Heidelberg dem Jurastudium, ist kurzzeitig Referendar in Bitterfeld, promoviert 1906 in Freiburg zum Doktor der Rechte; schon während des Studiums tritt Beradt seit 1905 mit ersten feuilletonistischen Texten und kurzen Erzählungen in Zeitschriften hervor; 1908 erscheint sein erster Roman „Go“ bei S. Fischer in Berlin; erzählt wird die Geschichte eines pubertierenden Jungen, der als Schüler den Erwartungen seiner Eltern, seiner Lehrer und seiner Schulkameraden nicht entsprechen kann; als die Ehe zu scheitern droht, bringt sich der Junge um; Moritz Heimann (1868-1925), der berühmte Lektor bei S. Fischer, schreibt, beeindruckt von Beradts Text: „Wenn man alle Jahr ein paar hundert Manuskripte durchzulesen hat, so ist man dankbar, auf eines zu stossen, für das man eintreten kann und sich nicht überflüssig vorkommt.“ Heimann ermuntert den Autor, seine schriftstellerische Arbeit fortzuführen; Beradt arbeitet seit 1909 als Assessor am Berliner Kammergericht; Martin Buber lädt ihn ein, in der von ihm herausgegebenen sozialpsychologischen Monographienserie „Die Gesellschaft“ eine Studie über das Thema „Der Richter“ (sie erscheint 1909) zu erarbeiten; Beradt beleuchtet kritisch das Verhältnis zwischen Paragraphenreiterei und sozialer Verantwortung; auf eine berufliche Zukunft als Richter kann er nach dem Erscheinen dieses Textes nicht mehr hoffen und lässt sich deshalb nach zwei Jahren als Rechtsanwalt nieder; die fortdauernde Beschäftigung mit dem rechtswissenschaftlichen Themenkreis führt 1930 zur Buchveröffentlichung und kontroversen Fachdiskussion des Essays „Der deutsche Richter“; gegenüber der Fassung von 1909 ist er nun „vollständig umgearbeitet und um die Erfahrungen zweier Jahrzehnte bereichert“ (M. Berath, Der deutsche Richter); nach dem Erscheinen der beiden Romane "Eheleute" (1910), einer genauen zeitkritischen Beobachtung im wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreichen jüdischen Bürgertum, "die Geschichte einer sehr schönen Frau, die allerhand Gedanken und Sehnsüchte hat und die mit ihnen doch nicht zu Rande kommt" (zeitgenössischer Fischer-Werbetext) und "Das Kind" (1911), in dem vom wenig erbaulichen Alltag eines in Wahnvorstellungen befangenen Dienstmädchens erzählt wird, ist Beradt als Fischer-Autor auch einer grösseren Öffentlichkeit bekannt; er darf sich dank der Vermittlung Heimanns der sogenannten "Donnerstagsgesellschaft", einem „Kreis befreundeter Dichter, Maler, Musiker und sonstiger Bewohner der künstlerisch-geistigen Welt“, anschliessen, zu der neben Moritz Heimann auch Oskar Loerke, Emil Orlik, Emil Rudolf Weiss, Eduard Stucken, Martin Buber, Arthur Holitscher, Max Dauthendey, Alfred Mombert, Emil Strauss, Efraim Frisch, Wilhelm Lehmann, und manchmal auch Walther Rathenau, Gerhart Hauptmann und Hermann Stehr gehören; im Fischer-Verlag lernte Beradt "in Lotte Aron (1907 Forst-1986 New York), der Verlagsmitarbeiterin, die die Registratur betreute", seine Frau kennen; sie folgt 1939, ein Jahr nach der Hochzeit, ihrem Mann ins Exil, zunächst nach London und 1940 nach New York; bestreitet beider Lebensunterhalt zunächst als Friseuse, später übersetzt sie Texte ihrer Freundin Hanna Arendt und arbeitet als Zeitschriften- und Rundfunkjournalistin; 1966 erscheint aus Charlottes Feder "Das dritte Reich des Traums", eine schon 1933 begonnene Traumsammlung; die Traumaufzeichnungen sind Zeugnis "vom anfangs offenen, dann schleichenden Terror, dessen gewaltsame Steigerung sie vorwegnehmen"; 1969 veröffentlicht Charlotte Beradt die Biographie "Paul Levi. Ein demokratischer Sozialist in der Weimarer Republik" und gibt daneben eine Auswahl von Levis Schriften heraus; 1973 veröffentlicht sie unter dem Titel "Rosa Luxemburg im Gefängnis" eine Sammlung von Briefen Rosa Luxemburgs an Mathilde Jacob; im Ersten Weltkrieg kommt Martin Beradt Ende 1915 als Pionier (Armierungssoldat) an die Westfront, wird aber wegen mangelnder Sehkraft - seine Mutter erblindet früh an Netzhautablösung und auch er wird durch dieses erbliche Leiden mit zunehmendem Alter sein Augenlicht verlieren - im Januar 1916 ausgemustert und kehrt zurück nach Berlin; 1919 veröffentlicht er im neuen Verlag von Ernst Rowohlt einen Band mit Erzählungen unter dem Titel "Die Verfolgten", ein Versuch, das psychologische Gedankengut Sigmund Freuds künstlerisch mit den literarischen Mitteln expressionistischer Ausdruckskraft zu verbinden; im gleichen Jahr erscheint als einer der ersten authentischen Kriegserlebnisberichte der Text "Erdarbeiter. Aufzeichnungen eines Schanzsoldaten" (1929 in 2. Aufl. unter dem Titel "Schipper an der Front"); doch das Buch wurde nicht beachtet, dabei war es ein Meisterwerk künstlerischer Bändigung eines unbändigen Erlebnisses, das mit äusserster Beherrschung der Darstellungsmittel gesiebt, gefiltert, durchleuchtet, bis zur letzten Essenz destilliert, in jedem Satz vollkommen gelungen war; Heimann sandte Beradt nach der Lektüre einen hastig hingeworfenen handschriftlichen Zettel: ‚Ein wenig unsicher bin ich, ob so ein Brief wie dieser eine zwischen uns private Information oder ein Aktenstück ist. Ich hoffe: ersteres, und deshalb wage ich's, Ihnen auf diesem halben Blatt zu schreiben, welch einen Genuss mir Ihr Soldatenbuch bereitet hat. Dieser sozusagen kurzsichtige, zögernde, sich gleichsam mit Kunst dumm stellende Stil bringt eine ungeheure, schauerliche Realität zustande; ich weiss aus diesem ganzen Bereich kaum etwas, das mich so erschüttert hätte...' - Gewiss meinte Fischer, ein solches Buch könne nicht fehlgehen. Er druckte eine Erstauflage von dreitausend Exemplaren und konnte sie nicht verkaufen. Dieses Buch kam eindeutig zu früh, fast ein Jahrzehnt zu früh. Erst in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre öffneten die Menschen dem Kriegserlebnis wieder Augen und Ohren; das durchgeformte, gestaltete Kriegserlebnis der Arnold Zweig, Georg von der Vring, Ludwig Renn und Erich Maria Remarque kam auf einen Schlag in den Jahren 1927-1929 an den Tag; die noch vorrätige "Schipper"-Restauflage lässt Ernst Rowohlt 1933 aus Furcht vor den Nazis einstampfen; in den Nachkriegsjahren widmet sich Martin Beradt verstärkt seiner juristischen Tätigkeit. Er ist Mitbegründer und erster Syndikus des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller und erwirbt sich bei seiner juristischen Mitwirkung in Prozessen um Fragen des Urheber- und Verlagsrechts hohes Ansehen in der Fachwelt, u. a. als Anwalt für Samuel Fischer und Ernst Rowohlt; zugleich ist er Rechtsbeistand des Deutschen Verbandes der Automobilhändler und daneben Rechtsvertreter mehrerer überregional tätiger Autoverkäufer; "während Auto-Wechselklagen die Regale des einen Zimmers seines Büros füllten, häuften sich in einem anderen Wälzer von Literaturprozessen, z.B. ein über lange Jahre durch alle Instanzen gehender der Strindbergschen Erben. Und einzelne Schriftsteller kamen mit ihren grossen und kleinen Schwierigkeiten. Beradt hat Heinrich Manns (1871-1850) erste Ehe geschieden; er hat Ernst Toller (1893-1939) während dessen Festungsgefangenschaft in Niederschönenfeld (1919-1924) vertreten, ihm bei Verlagsverträgen geholfen; Zeit zur literarischen Arbeit bleibt in den zwanziger Jahren nur in den knapp bemessenen Mussestunden. "Was er in diesen Jahren schrieb, dafür schloss er sich in den Ferien in ein Hotelzimmer in München oder Hamburg ein" (Charlotte Beradt). So erscheint erst 1928 nach langwierigem Neube- und Umarbeiten des Manuskripts der nächste Roman "Leidenschaft und List" bei Rowohlt, eine in französischer Umgebung angesiedelte unterhaltsame Erzählung über das pralle Leben und seine Zerrspiegelung in schmalen juristischen Floskeln; ein letztes Mal wird Martin Beradt in Deutschland zu seinen Lebzeiten 1930 mit seinem Richter-Essay öffentlich literarisch wirksam; als Jude muss er 1933 seinen Beruf aufgeben, im April wird er aus der Anwaltskammer ausgeschlossen. Er bleibt in Deutschland, um seiner blinden Mutter beizustehen - auch in Sorge um seine eigene Gesundheit, denn als Kranker im Exil sieht er für sich kaum eine Existenzmöglichkeit - und arbeitet weiter an einem Manuskript, das er schon 1911 begonnen hat, das endlich "Beide Seiten einer Strasse" heissen wird und das er in London abschliesst. Erst 1939 fällt der Entschluss, gemeinsam mit seiner Frau Charlotte zu emigrieren. Nach dem ersten Ziel London setzen sie 1940 über nach New York; dort bietet Beradt das Manuskript zum Druck an und erntet ein verblüffendes Echo; noch 1946 schreibt er: "Auch einen jüdischen Roman habe ich fertig, dessen Mittelpunkt nicht eine einzelne Person, sondern die Grenadierstrasse zu Berlin mit ihrem Gewimmel von Ostjuden vor Hitlers Zeit ist. (...) ich (bin) für ihn in Polen und in der Slowakei gereist. Ich habe ihn oftmals umgeschrieben und ihm 1939-40 in England die endgültige Form gegeben, in der er ungedruckt vergilben wird... Eine hiesige jüdische Buchorganisation (Jewish Publication Society of America) wollte ihn nicht veröffentlichen ..., weil er antisemitisch sei, das heisst offenbar, dass er nicht aus Marzipan besteht; ich hatte gute und schlechte Juden geschildert und wendete die Mittel des modernen Romans an Stelle der Sentimentalität an, die so viel in ostjüdischen Geschichten zu finden ist." (an Emanuel bin Gorion, 12. 3. 1946). Der Roman erscheint erstmals 1965 unter dem verkaufsfördernd ins Sentimentale schillernden Titel "Die Strasse der kleinen Ewigkeit" bei Heinrich Scheffler - dem früheren Mitarbeiter Kurt Wolffs - in Frankfurt/M.; das ruinöse Viertel um die Grenadierstrasse in Berlin-Mitte, unweit des Alexanderplatzes, ist zwischen 1871 und 1933 Quartier und Durchgangsstation der jüdischen Auswanderer aus Osteuropa, die der Armut und den antisemitischen Ausfällen zu entrinnen suchen, die regelmässig, von schwachen Regierungen vor allem in Polen, Litauen, Ukraine und Russland nach politischer Tagesform gesteuert, heraufbeschworen werden. Viele reisen weiter nach Frankreich, Grossbritannien oder in die USA, einige bleiben. Sie bringen ihre Kultur, ihre Religion mit, tragen ihre Lebensweise in die Stadt, sie sehen anders aus, sie sind fremd und versuchen, sich einzurichten, so gut es ihnen die Umstände erlauben. Unter sich einander fremd, ihrer urbanen Umwelt gegenüber fremd, richten sie sich das Viertel ein als Heimat. Hier sind sie die Proletarier unter den Juden, Ausländer zudem, den einheimischen Juden gar nicht angenehm, für die Deutschen sind sie ganz und gar die Deklassierten. Eine eigene Welt fügt sich, Zionisten agitieren, in hebräischen Buchhandlungen wird das geistige Leben gepflegt, öffentliche Talmudschulen und Synagogen sind das Rückgrat der Religion, nebenan tobt das Leben in den Kaschemmen, lauert die Unterwelt in heruntergekommenen Bordellen und Hehlerläden. Martin Beradt blickt auf dies alles mit offenen Augen und gestaltet es unsentimental, mit bissigem Witz. Er wählt seine künstlerische Gestaltungsmethode ähnlich wie Alfred Döblin (1878-1957) in "Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf" (1929), seine soziale Analyse wird ebenso bestimmt von einem unbestechlichen Blick, sein Roman ist - an der Seite von Veza Canettis "Die gelbe Strasse" (1932/1933) - künstlerisch gleich bedeutsam; Martin Beradt ist ein Dichter-Schriftsteller, d.h. er besitzt die Fähigkeit, das sprachliche Material den inhaltlichen Bedingungen des jeweils vorliegenden Stoffes anzuverwandeln. Zu einer seiner persönlichen Charaktereigenschaften gehört noble Zurückhaltung. Sie ist der Grund, warum er mit seinen künstlerischen Texten nicht marktschreierisch Aufmerksamkeit zu erregen strebt. Grund aber auch dafür, dass er von den vielen in der grossen Öffentlichkeit wirksamen notorischen Viellesern seiner Zeit, Joseph Roth beispielsweise, Klaus Mann oder Erich Kästner, kaum oder gar nicht wahrgenommen wird und so als Autor lediglich einem kleinen, dafür aber um so erleseneren Kreis bekannt bleibt; seine künstlerischen Texte gehören zu den wertvollsten der deutschsprachigen Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; Martin Beradt stirbt in einem New Yorker Krankenhaus; begraben ist er in New Jersey, Cedar Park Cemetery; - in seinem Nachlass befindet sich eine umfangreiche Korrespondenz, u. a. mit Buber, Brod, Hesse, S. Fischer, W. Rathenau
  • 2.9.1881–25.9.1940: Ewald Oskar (Oskar Ewald, Oscar Ewald; eigentlich: Oskar Friedländer, Oszkár Friedländer), geb. in Bur Szent György (Borský Svätý Jur) / Ungarn (Slowakei), deutsch: Sankt Georgen, öst.-ung. jüdischer Philosoph; mit 28 Jahren bereits Dozent an der Universität Wien, wo er eine Art kirchlichen Zirkel bildete; Winter 1938/1939 im Konzentrationslager Dachau (er erlitt dort Erfrierungen); 1939 Emigration in die Schweiz, dann nach England (Nähe Oxford), wo er im Sept. 1940 starb; verfasste u. a. "Gründe und Abgründe. Präludien zu einer Philosophie des Lebens" (1909); "Welche wirklichen Fortschritte hat die Metaphysik seit Hegels und Herbarts Zeiten in Deutschland gemacht?" (1920); "Freidenkertum und Religion" (1920); "Die Erweckung" (1922); "Die Französische Aufklärungsphilosophie" (1924); "Die Religion des Lebens" (1925)
  • 11.9.1881–2.5.1921: Joseph Chaim Brenner, neuhebräischer Arbeiterdichter, der Dichter des „Trotzdem“. - Joseph Chaim Brenner wurde in der Ukraine geboren. Nach einem Jeschiwastudium ging er nach Gomel, wo er sich dem „Bund" anschloss, einer jüdischen linksgerichteten Organisation. Er diente drei Jahre in der russischen Armee, desertierte jedoch und flüchtete (1905) nach dem Ausbruch des russisch-japanischen Krieges nach London. Dort arbeitete er in einer Druckerei, gründete ein hebräisches Periodikum und wurde in der Po´alei Zion, der sozialistischen zionistischen Bewegung, aktiv. Nachdem er in Lemberg als Herausgeber tätig gewesen war, emigrierte Brenner 1909 nach Eretz Israel. Während des Ersten Weltkrieges wurde er ottomanischer Staatsbürger, damit ihn die türkischen Behörden nicht des Landes verweisen konnten. Brenner lebte und arbeitete als Herausgeber und Schriftsteller in verschiedenen Städten Eretz Israels. Brenner wurde am 2. Mai 1921 während des arabischen Aufstandes in Jaffa ermordet. Brenner schrieb Kurzgeschichten und Romane. Er beschrieb das Leben der Juden in Russland, die Plackerei der jüdischen Arbeiter in England und den Zustand der jüdischen Gemeinde von Jerusalem, die auf Almosen angewiesen war. Er war über die sozialen Bedingungen besorgt und schrieb kritisch in pessimistischer Grundstimmung über seine Themen, in der Hoffnung, den Leser zu einer Änderung anzuspornen. Ende 1919, zwei Jahre nach der Balfour Deklaration, konnte der gepeinigte Zionist in ihm in all der logischen Verzweiflung bestenfalls seine nun berühmte herausfordernde Phrase „trotz allem“ produzieren: "In der Psychologie junger Juden der Diaspora muss das Gefühl des 'trotzdem' aufkommen. Dieses 'Trotzdem' muss immer am Ende negativer Überlegungen stehen. Trotzdem! Umso mehr, da in Osteuropa die Zukunft sehr düster ist und die Gegenwart sehr dunkel; da es nichts zu verlieren gibt und wir wieder am Anfang stehen, geschehe, was wolle. Nur der Pionier, für den 'Trotzdem' ein Teil seines Wesens wurde, der Chalutz, der auf alles vorbereitet ist, nicht allein mit Worten - er mag kommen, er und kein anderer." Brenner übersetzte einige klassische Werke der Weltliteratur (z. B. Raskolnikow) ins Hebräische, zu dessen Entwicklung er einen wichtigen Beitrag leistete (Brenner-Gesamtausgabe, 8 Bände, 1925 ff.)
  • 13.9.1881: Rudolf Samoilowitsch in Asow geboren, Polarforscher in Leningrad, Krassin-Expedition zur Rettung Nobiles 1928, Arktisflug mit Zeppelin 1931; "S-O-S Arktis", 1929
  • 19.9.1881–3.3.1885: Chester A. Arthur 21. US-Präsident
  • 29.9.1881–10.10.1973: Ludwig von Mises (Ludwig Heinrich Edler von Mises), geb. in Lemberg, gest. in New York, US-amerikanischer Nationalökonom österreichischer Herkunft; Bruder von Richard von Mises; Ludwig von Mises lebte ab 1945 in den USA; Vertreter des Neoliberalismus, Kritiker der sozialistischen Planwirtschaft und staatlicher Wirtschaftseingriffe
  • 1.10.1881–23.6.1966: Nathan Stein, geb. in Worms (nach anderen Quellen in Karlsruhe), gest. in New York im Exil, Bankier, Dr. iur., war 1925-1933 Prof. für Wirtschaftswissenschaften an der TH Karlsruhe, 1922-1937 Präsident des Oberrats der Israeliten Badens, Mitgründer der Reichsvertretung der deutschen Juden; emigrierte in die USA und war 1946-1952 Vorsitzender der American Federation of Jews from Central Europe
  • 9.10.1881–11.2.1960: Victor Klemperer, 9.10.1881 Landsberg an der Warthe – 11.2.1960 Dresden, Romanist, 1920-1933 Professor in Dresden, 1947 in Greifswald, 1948 in Halle, ab 1951 in Berlin (Ost), Werke zur französischen Literatur, auch ein Buch über die Sprache des „Dritten Reiches“: "LTI" (Lingua Tertii Imperii), 1947; Victor Klemperer überlebte die Nazi-Herrschaft mit seiner nichtjüdischen Frau in Dresden. Seine Tagebücher 1933-1945 zählen zu den wichtigsten Dokumenten dieser Zeit. Unvollendete Autobiographie „Curriculum vitae“, 2 Bde. 1989; Tagebücher 1933-1945 „Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten“, 2 Bde., erschienen 1995; Tagebücher 1945-1959, „So sitze ich denn zwischen allen Stühlen“, 2 Bde., erschienen 1999
  • 11.10.1881–19.4.1973: Dr. iur. Hans Kelsen (eigentlich: Hans Kohn), geb. in Prag, gest. in Orinda bei Berkeley/Cal., einer der bedeutendsten Rechtswissenschaftler des 20. Jahrhunderts (Staatsrechtler), vom Kantianismus kommend, o. Prof. u. a. in Genf; "Hauptprobleme der Staatsrechtslehre" (1911); "Der soziologische und juristische Staatsbegriff" (1922); aufgewachsen in assimilierter Familie (Sohn des Abraham Littmann vulgo Adolf Kelsen, Kaufmann in Brody, Galizien, 1850-1907 – er betrieb eine kleine Fabrik für Lampen und Kronleuchter – , und der Augustine Kelsen, geborene Löwy, 1860-1950), 1905 römisch-katholisch geworden, 1912 evangelisch nach Augsburger Bekenntnis; im Jahr 1912 heiratete er auch Margarete Bondi, der Ehe entstammten zwei Töchter; Hans Kelsen war 1917-1930 Prof. in Wien, 1919-1923 Rechtsberater der österreichischen Regierung (Mitglied und ständiger Referent des österreichischen Verfassungsgerichtshofes), entwarf zu weiten Teilen die österreichische Bundesverfassung von 1920; 1920-1929 gehörte er dem Obersten Verfassungsgerichtshof Österreichs an; 1926 auch nach Griechenland delegiert; seine rechtswissenschaftlichen Diskussionen mit Max Adler, dem sozialistischen Theoretiker, sind in der Gelehrtenwelt unvergesslich; seit 1930 Prof. in Köln (war in Wien wegen seiner jüdischen Abstammung hinausgeekelt worden), im April 1933 in Köln entlassen; auch seine Bücher wurden verbrannt; er flüchtete 1933 in die Schweiz und war bis 1940 Prof. in Genf, 1936-1938 zugleich in Prag, wo er eine Zeit lang auch lebte; mit Ausbruch des 2. Weltkrieges ging er in die USA, war dort u. a. 1942-1952 Prof. in Berkeley, seit 1945 US-Staatsbürger; er wirkte auch an der Vorbereitung der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse mit und verfasste 1950 einen bis heute noch in Teilen massgeblichen Kommentar zur Satzung und zum Recht der Vereinten Nationen; Kelsen schuf die "Reine Rechtslehre" (1934), die sich bemüht, die Rechtswissenschaft von allen ideologischen Elementen zu befreien; ist führender Vertreter des Rechtspositivismus; weitere Werke (Auswahl): Grenzen zwischen soziologischer und juristischer Methode, 1911; Das Problem der Souveränität und die Theorie des Völkerrechtes, 1920; Sozialismus und Staat, 1920; Vom Wesen und Wert der Demokratie, 1920; Österreichisches Staatsrecht, 1922; Allgemeine Staatslehre, 1925; Marx oder Lassalle, 1925; Das Problem des Parlamentarismus, 1925; Die staatsrechtliche Durchführung des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich, 1927; Die philosophischen Grundlagen der Naturrechtslehre und des Rechstpositivismus, 1928; Rechtsgeschichte gegen Rechtsphilosophie, 1928; Justiz und Verwaltung, 1929; Der Staat als Integration, 1930; Law and Peace in International Relations, 1942; General theory of law and state, 1946; The law of the United Nations, 1950 f.; Sozialismus und Staat, 3. Aufl. 1965; Was ist Gerechtigkeit? 1953; The Communist Theory of Law, 1955; war auch Herausgeber verschiedener rechtswissenschaftlicher Zeitschriften seit 1919; - von seinen insgesamt rund 600 Arbeiten wurden manche in bis zu 24 Sprachen übersetzt, 11 Ehrendoktorate würdigten seine Verdienste; Österreich gab 1981 eine Briefmarke mit seinem Abbild heraus
  • 26.10.1881–26.12.1970: Ernst G. Pringsheim (Ernst Georg Pringsheim), geb. in Breslau, gest. in Hannover, jüdischer Botaniker und Biochemiker, Prof. an der deutschen Universität in Prag, in Berlin, Cambridge und Göttingen
  • 21.11.1881: Felix Somary in Wien geboren, Volkswirt, leitete 1914 in Belgien gemeinsam mit H. Schacht (Nichtjude) die Finanzen des besetzten Gebiets, seit 1919 Bankier in Zürich
  • 24.11.1881–31.3.1947: Erwin Magnus, deutscher Schriftsteller und Übersetzer für skandinavische Literatur
  • 28.11.1881-23.2.1942: Stefan Zweig, geb. in Wien, Selbsttötung in Petropolis (Brasilien, bei Rio de Janeiro), bedeutender österreichisch-jüdischer Schriftsteller, erfolgreich besonders als virtuoser Novellist; wegen seines wirtschaftlichen Erfolgs kalauernd auch der "Erwerbszweig" genannt; Vetter von Max Zweig; pazifistisch-humanistischer Mittler zwischen den Völkern; geboren als Sohn des wohlhabenden Textilunternehmers Moritz Zweig; die Eltern waren nicht religiös, Zweig selbst bezeichnete sich später als „Juden aus Zufall“; er pflegte einen grossbürgerlichen Lebensstil und reiste viel, unter anderem besuchte er 1910 Indien und 1912 Amerika, diese Reisen verschafften ihm immer wieder Kontakte zu anderen Schriftstellern und Künstlern, mit denen er oft lang anhaltende Korrespondenzen führte; Zweig wurde zum Kriegsgegner, auch unter dem Einfluss von Romain Rolland; 1917 wurde Zweig vom Militärdienst erst beurlaubt, später ganz entlassen, er zog nach Zürich und arbeitete dort u. a. als Korrespondent für die Wiener Neue Freie Presse; nach Kriegsende kehrte er nach Österreich, nach Salzburg, zurück, heiratete 1920 Friderike von Winternitz; Stefan Zweig trat vehement gegen Nationalismus und Revanchismus ein und warb für die Idee eines geistig geeinten Europas; 1928 bereiste er die Sowjetunion, wo seine Bücher auch auf russisch erschienen; 1930 widmete er sein Buch „Heilung durch den Geist“ Albert Einstein, den er in dessen Exil in Princeton in der Kirche und im Leseraum der Christian Science besuchte; 1933 Reise nach Südamerika, 1934 emigrierte Zweig nach London, 1936 wurden Zweigs Bücher in Deutschland verboten; seine erste Ehe wurde 1938 geschieden, seine zweite Ehe ging er 1939 mit Charlotte Altmann ein; nach Ausbruch des 2. Weltkrieges nahm Stefan Zweig die englische Staatsbürgerschaft an, über New York, Argentinien und Paraguay gelangte er schliesslich 1940 nach Brasilien; am 22.2.1942 beging Zweig mittels Einnahme einer Überdosis des Barbiturats Veronal Suizid; seine Frau Charlotte Altmann wartete seinen Tod ab, legte sich danach mit einer Überdosis Morphium neben ihn und starb ebenfalls; somit war der Suizid Stefan Zweigs „aus freiem Willen und mit klaren Sinnen“, aus Schwermut über die Zerstörung seiner „geistigen Heimat Europa“ wohl eine Folge seiner von ihm selbst so gesehenen Perspektivlosigkeit im Exil, seiner Verzweiflung über das NS-Regime – wie auch eine Folge seiner psychischen Labilität; Stefan Zweig begann mit Lyrik („Silberne Saiten“, 1901; „Die frühen Kränze“, 1906), Dramen („Tersites“, 1907; „Das Haus am Meer“, 1912; „Der verwandelte Komödiant“, 1913; „Jeremias. Eine dramatische Dichtung in neun Bildern“, 1917; „Legende eines Lebens“, 1919; „Ben Johnson’s Volpone. Eine lieblose Komödie in drei Akten“, 1926; „Das Lamm des Armen“, 1929) und Novellen („Die Liebe der Erika Ewald“, 1904; „Erstes Erlebnis. Vier Geschichten aus Kinderland“, 1911; „Angst“, 1920; „Amok. Novellen einer Leidenschaft“, 1922; „Die Augen des ewigen Bruders“, 1925; „Verwirrung der Gefühle. Drei Novellen“, 1927; „Der begrabene Leuchter“, 1937), entwickelte sich dann zu einem von Freud beeinflussten biografischen Essayisten; Sammelbände: „Drei Meister“, 1920; „Die Heilung durch den Geist. Mesmer – Mary Baker Eddy – Freud“, 1931; „Baumeister der Welt“, 1936; Einzelbände: „Das Herz Europas“, 1918; „Fahrten“, 1919; „Drei Meister. Balzac – Dickens – Dostojewski“, 1920; „Marceline Desbordes-Valmore“, 1920; „Romain Rolland“, 1921; „Brief einer Unbekannten“, 1922; Frans Masereel“ (mit Arhur Holitscher), 1923; „Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin – Kleist – Nietzsche“, 1925; „Der Flüchtling“, 1927; „Abschied von Rilke“, 1927; „Drei Dichter ihres Lebens. Casanova – Stendhal – Tolstoi“, 1928; „Joseph Fouché. Bildnis eines politischen Menschen“, 1929; „Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters“, 1932; „Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam“, 1934; „Maria Stuart“, 1935; „Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt“, 1936; „Begegnungen mit Menschen, Büchern, Städten“, 1937; „Magellan. Der Mann und seine Tat“, 1938; „Brasilien. Ein Land der Zukunft“, 1941; „Balzac. Roman seines Lebens“ (postum) 1946; Opernlibretto „Die schweigsame Frau. Komische Oper in drei Aufzügen“, 1935 (komponiert von Richard Strauss); spätere Erzählwerke: „Sternstunden der Menschheit. Fünf historische Miniaturen“, 1927 (zählt bis heute zu seinen erfolgreichsten Büchern); „Ungeduld des Herzens. Roman“, 1939; „Schachnovelle“, 1942; „Legenden“ (postum) 1945; „Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers“, posthum 1942; „Zeit und Welt. Gesammelte Aufsätze und Vorträge 1904-1940“, 1943; Tagebücher, 1984; Briefe, 4 Bände; Briefwechsel mit Friderike Zweig 1912-1942; weitere Ausgaben der Briefe; neben eigenen Erzählungen und Essays arbeitete Zweig auch als Übersetzer der Werke Verlaines, Baudelaires und insbesondere Emile Verhaerens sowie als Journalist
  • 20.12.1881–13.8.1961: Victor Sassoon (Sir Ellice Victor Sassoon, 3rd Baronet GBE), Geschäftsmann und Hotelier aus der jüdischen Sassoon-Familie (Bankiers); er lebte in Shanghai bis zur Besetzung durch die Japaner und war Eigentümer des berühmten Cathay Hotels (jetzt: „Peace Hotel“); er war durch Heirat mit der Mocatta-Familie verbunden und war selbst Sefarde; später wurde er Buddhist; er war ein Pferdenarr und unterhielt ein Gestüt, auf dem vollblütige Rassepferde gezogen wurden, mit denen er in England und anderswo prestigeträchtige Rennen gewann (angeblich soll folgendes Zitat von ihm stammen: „There is only one race greater than the Jews, and that is the Derby“); zu seinen Ehren ist die „Sassoon Road“ in Hong Kong nach ihm benannt; einer seiner früheren Angestellten – Lord Kadoori – gründete später die China Light and Power mit Sitz in Hongkong
  • 25. Dezember 1881: Polen. Auf die russischen Pogrome von 1881 reagierte das polnische Bürgertum überwiegend empört und schloss ähnliche Gewaltakte für Polen aus. Doch schon am 25. Dezember jenes Jahres kam es in Warschau zu einer tagelangen Plünderung des Judenviertels, nachdem bei einer Massenpanik in einer katholischen Kirche 28 Menschen zu Tode kamen und ein Gerücht Juden dafür verantwortlich machte. Nun schrieb die Warschauer Prawda: „Das polnische Volk hasst die Juden aus religiösen und Rassegefühlen“. Dieser Hass traf vermehrt Juden, die damals ohne Kenntnis polnischer Kultur aus Russland flohen und die wirtschaftliche Konkurrenzsituation zu den ebenfalls unterdrückten Polen verschärften. Das löste auch bei liberalen Intellektuellen häufige Sorgen vor „Überfremdung“ aus. Mit Jan Jelenski begann ab 1877 auch in Polen eine antisemitische Publikationstätigkeit. 1887 gründete sich im Schweizer Exil die „Liga Narodowa“ (nationale Liga) als Geheimbund gegen die russische Fremdherrschaft. Daraus ging 1897 die Partei „Demokracja Narodowa“ (nationale Demokratie) hervor. Sie suchte bald sozialen und ökonomischen Fortschritt durch Kompromisse mit den Russen auf Kosten der polnischen Juden und der Deutschen zu erreichen. Ihr führender Ideologe, Roman Dmowski, schrieb 1903: „Ein nationaler Organismus darf nur das aufsaugen, was er sich zu eigen machen und in eine Vermehrung des Wachstums und der Stärke des Gesamtkörpers umsetzen kann. Ein solches Element sind die Juden nicht … die Aufsaugung einer grösseren Menge dieses Elements würde uns verderben …, durch Elemente des Zerfalls jene jungen schöpferischen Keimzellen ersetzen …, auf welchen wir unsere Zukunft bauen“. Die nationale Intoleranz sei Folge des Duldens der Juden, da diese unfähig zur Integration seien. Diese Motive des völkischen Antisemitismus griffen nun in Polen wie in Deutschland zwanzig Jahre zuvor um sich.
  • 31.12.1881–30.6.1924: Jacob Israël de Haan, geb. in Smilde (Niederlande, Provinz Drenthe), niederländischer Rechtsanwalt, Diplomat, Jurist, Journalist und Dichter; er wurde am 30.6.1924 in Jerusalem von der Hagana aufgrund seiner störenden politischen Haltung ermordet, wobei weitere zusätzliche Faktoren die Ermordung vermutlich beeinflussten; de Haan wuchs in Zaandam auf, war eines von acht Kindern und erhielt eine traditionelle jüdische Erziehung; sein Vater Yitzchak HaLevi de Haan war Chasan und Shochet; eine der Schwestern, Carry de Haan (1881-1932), war eine bedeutende niederländische Autorin, die unter dem Pseudonym Carry van Bruggen schrieb; de Haan arbeitete als Lehrer und studierte dann zwischen 1903 und 1909 Rechtswissenschaften; während dieser Zeit lieferte er Beiträge für sozialistische Publikationen; er war ein Freund von Frederik van Eeden und Arnold Aletrino, beides niederländische Autoren und Ärzte; de Haan lebte in Amsterdam, wo er 1904 den damals wegen seiner homoerotischen Thematik umstrittenen Roman Pijpelijntjes (benannt nach dem Amsterdamer Stadtteil De Pijp, wo de Haan lebte) schrieb; das Buch führte im Laufe der Kontroverse zur Entlassung von de Haan als Lehrer und zu seinem Ausschluss aus sozialdemokratischen Kreisen; 1907 heiratete de Haan die Ärztin Johanna van Maarseveen; 1919 trennte sich das Ehepaar; eine offizielle Ehescheidung hingegen erfolgte Zeit ihres Lebens nicht; 1908 veröffentliche de Haan einen zweiten kontrovers diskutierten Roman Pathologieën, in dem die Sorgen und das Glück einer sadomasochistischen Beziehung beschrieben werden; der Roman erhielt aber weniger öffentliche Aufmerksamkeit als de Haans in den folgenden Jahren von 1914 bis 1921 erschienene Prosa, Gedichte und Sketche; ab 1910 entwickelte de Haan ein verstärktes Interesse am Judentum, am Heiligen Land und für den Zionismus; dieses Interesse de Haans war unter anderem ein Resultat aus der massenweisen Verhaftung von Juden im zaristischen Russland, seines Interesses am politischen Schicksal der Bolschewiki und seines Engagements für die Befreiung der inhaftierten russischen Juden; de Haan reiste als Diplomat nach Russland, ausgestattet mit einem Brief der niederländischen Königin Wilhelmina; in den folgenden zwei Jahren setzte er sich in Russland für die Freilassung von russischen jüdischen Gefangenen ein und lernte in dieser Zeit die Folgen des Antisemitismus kennen; de Haan befasste sich mehr und mehr mit jüdischer Religion und mischte sich ein; er schrieb Artikel über Israel und den Zionismus, bevor er 1919 nach Palästina ging, wo er sich in Jerusalem niederliess; de Haan wurde Dozent an der neuen rechtswissenschaftlichen Fakultät in Jerusalem und versorgte niederländische Zeitungen (u. a. das Algemeen Handelsblad) mit Korrespondenzartikeln; anfangs beteiligte er sich an der Mizrachi, und als er den Rabbiner Yosef Chaim Sonnenfeld kennenlernte, den Anführer der Haredi Juden, wurde er Mitglied in einer Haredi Gruppe in Jerusalem, für die er ein politischer Sprecher wurde; de Haan wurde innerhalb des orthodoxen jüdischen Lagers ein bedeutendes Mitglied; er war der Ansicht, dass der Kampf zwischen Juden und Arabern beendet werden müsse und nicht durch Krieg und Konflikt gelöst werden dürfe; mit dieser Ansicht war de Haan bei den säkularen zionistischen Führern jener Zeit umstritten; in seinem Gedichtebuch Kwatrijnen ("Vierzeiler") schrieb de Haan über seine sexuellen Kontakte zu bi-/homosexuellen Männern; das Buch wurde nach seinem Tod in Amsterdam 1924 veröffentlicht; am 30.6.1924 wurde de Haan von der Haganah ermordet; dieser Vorfall wurde in dem Buch De Haan: The first political assassination in Palestine, geschrieben von Shlomo Nakdimon und Shaul Mayzlish, dokumentiert (Tel Aviv 1985); die Autoren des Buches interviewten 1985 den Auftragsmörder Avraham Tehomi (1903-1990), der als Geschäftsmann mittlerweile in Hongkong lebte; Tehomi erklärte in einem von Nakdimon verfassten Fernsehbericht: "I have done what the Haganah decided had to be done. And nothing was done without the order of Yitzhak Ben-Zvi (who later became the second president of Israel 1952-1963)... I have no regrets because he (de Haan) wanted to destroy our whole idea of Zionism"; de Haans Ermordung war der erste politische Mord in der jüdischen Gemeinschaft in Palästina und löste eine grosse Kontroverse aus; in orthodoxen, haredischen Kreisen gilt de Haan als Märtyrer, der von säkularen Juden ermordet wurde; während der 1980er Jahre versuchte die haredische Community in Jerusalem den Namen von Zupnik Garden in De Haan umzubenennen; verschiedene Zionisten haben de Haan wegen Homosexualität verurteilt; obgleich dies niemals ein Grund wäre und obwohl darüber hinaus keine eindeutigen Hinweise dazu vorlagen, wurde dies von verschiedenen Zionisten als ausreichende Rechtfertigung für den Mord angesehen; der Mörder Tehomi hingegen verneint solche Beweggründe und äusserte: "I neither heard nor knew about this... why is it someones business what he does at his home?" 1932 schrieb Arnold Zweig mit Bezug auf de Haan: De Vriendt kehrt heim; des Weiteren schrieb der israelische Autor Haim Beer das Buch Notzot, in dem ein fiktionaler Charakter auf de Haan basiert; eine Zeile ("Such a limitless longing for friendship") aus de Haans Gedicht A poem for a young fisherman befindet sich als Inschrift im niederländischen Homosexuellen-Denkmal "Homomonument" in Amsterdam; - Lit.: Moyshe Y. Glaykher, Fun amsterdam biz yerushelayim: di geshikhte fun d' 'r yaakow yisroel de haan, zayn shturmish lebn un tragisher umkum inem kamf far toyre hershaft in heylikn land, Brooklyn 1978; Shlomo Zalman Sonnenfeld (adaptiert von Hillel Danziger): Guardian of Jerusalem: The Life and Times of Rabbi Yosef Chaim Sonnenfeld (Brooklyn, 1983)
  • 1881–1894: Alexander III. (1845-1894) russischer Kaiser
  • 1881–1904: Walter Calé, Schriftsteller (Gedichte, Novellen)
  • 1881–1929: Herbert Hirschberg, Schriftsteller (Dramen)
  • 1881–1930: Maurice Minkowsky (Maurice Minkowski), polnisch-jüdischer Maler
  • 1881–1932: Arthur Bornstein, Pharmakologe in Hamburg
  • 1881–1934: Carl Gebhardt (nichtjüdisch), geb. u. gest. in Frankfurt/M., Spinozaforscher, Herausgeber der Werke von Juda Abravanel (Leone Ebreo), Acosta, Spinoza
  • 1881–1938: Mustafa Kemal Pascha / Kemal Atatürk, geb. in Saloniki, gest. in Istanbul, der Schöpfer der modernen Türkei, war zunächst Teil der Jungtürkischen Bewegung; nach der militärischen Niederlage des Osmanischen Reiches stellte er sich 1919 an die Spitze der nationalen Erhebung, rief in Anatolien eine Gegenregierung aus und berief 1920 die Grosse Nationalversammlung in Ankara ein, deren Vorsitzender er wurde, 1921/1922 vertrieb er die Griechen aus Kleinasien und beseitigte Sultanat und Kalifat; betrieb die Modernisierung seines Landes nach westlichem Vorbild, führte die lateinische Schrift ein, war Freimaurer; es wird behauptet, seine Mutter, Zübeyde Hanım, sei zigeunerischer (Roma-) Herkunft, sein Vater, Ali Rıza Efendi, halb albanisch, halb jüdisch bzw. Dönmeh-Herkunft; Atatürk selbst soll sich 1911 als ethnischen Juden, als Schabbetai-Zvi-Nachfahren, bezeichnet haben, der als "2. Gebet" das Schema Israel verehre, das ihm ein karaitischer Lehrer, den ihm sein Vater zugeführt habe, beigebracht habe
  • 1881–1940: Rudolf Cahn-Speyer, Musiktheoretiker; "Handbuch des Dirigierens"
  • 1881–1940: Charles Nordmann, französisch-jüdischer Astronom, trat als Rekrut bei der Artillerie in den Krieg ein und wurde später zum Offizier befördert; er erfand eine wichtige Verbesserung für Zielvorrichtungen und Methoden zur Messung der Entfernung feindlicher Geschütze durch den Schall
  • 1881–1940: Ernst Heilmann, geb. in Berlin, ermordet im KZ Buchenwald, Jurist und sozialdemokratischer Politiker; schloss sich als Student der SPD an, wurde 1903 Rechtsreferendar, dann Journalist und Herausgeber sozialdemokratischer Korrespondenzen und Zeitschriften; im Ersten Weltkrieg verlor er im Einsatz die Sehkraft auf einem Auge; 1919-1933 Mitglied des Preussischen Landtags, seit 1924 Fraktionsvorsitzender im Preussischen Landtag, 1928-1933 Mitglied des Reichstags; im Jahr 1933 begann sein Leidensweg durch Gefängnisse und die Konzentrationslager Oranienburg, Papenburg, Dachau und Buchenwald, wo er mit einer Giftspritze umgebracht wurde; das damalige West-Berlin hat eine Strasse nach ihm benannt; später erfuhr der fast Vergessene weitere Ehrungen; er schrieb u. a. "Radikalismus oder praktische Politik" (1924); Ernst Heilmann war Vetter von Erich Mühsam
  • 1881–1940: Hans Walter Goldschmidt, geb. in Berlin, gest. in Köln, Wirtschaftsrechtler, seit 1913 Richter, Teilnehmer am 1. Weltkrieg, Dozent seit 1920, Prof. in Köln seit 1925; Hauptwerke: Grundbesitzverteilung seit 1648 (1910); Eigentum im Verhältnis zur Sozialisierung (1920); Reichswirtschaftsrecht (1923); Englisches Arbeitsvertragsrecht (1930)
  • 1881–1947: Lazar Felix Pinkus, Bankier, Journalist (an verschiedenen deutschsprachigen Zeitungen) und Schriftsteller; Zionist
  • 1881–1948: Emil Bernhard (eigentlich E. B. Cohn, [Emil Moses Cohn?]), geb. in Berlin, gest. in Los Angeles/Cal., Schriftsteller (Dramen), Dr. phil., 1907 Prediger der Berliner Gemeinde, musste aber unter dem Druck des Gemeindevorstandes seiner zionistischen Überzeugung wegen das Amt aufgeben (vgl. seine Verteidigungsschrift "Mein Kampf ums Recht" sowie "Geschichte meiner Suspension", beide 1907); 1908-1925 Rabbiner in Kiel, Essen und Bonn (1919-1923 Herausgabe des "Jüdischen Boten vom Rhein"), danach in Berlin (Grunewald-Synagoge), zwischen 1933 und 1936 mehrfach in Haft; emigrierte 1939 über Holland in die USA, wo er u. a. Dozent für hebräische Literatur an der Stanford University wurde; er schrieb die Dramen "Der Brief des Uria", Bonn 1919; "Herr Johann Wittenberg", Bonn 1920; "Anna Boleyn", Berlin 1921; "Mirabeau", Berlin 1921; "Die Jagd Gottes", München 1924; übersetzte den Divan von Juda Halevi (Berlin 1920); Hrsg. "Jüdische Legenden" (1920); schrieb "Judentum. Ein Aufruf an die Zeit" (München 1923; leidenschaftliches Bekenntnis für das traditionelle Judentum); war Herausgeber des Jüdischen Jugendkalender 1928-1934, schrieb ein neuhebräisches Lehrbuch (1933), Jüdische Geschichte, 1936; über David Wolffsohn, 1939; The Marranos, 1945
  • 1881–1956: Eugene M. Kulischer, geb. in Kiew, gest. in Washington, D.C., russisch-US-amerikanischer Soziologe; er beschäftigte sich mit Fragen der Demografie, Migration, Bevölkerungbewegung und des Arbeitsmarktes; er war ein ausgewiesener Experte für Russland, dokumentierte die Zahl der im Holocaust getöteten oder umgekommenen Menschen und erforschte die Bevölkerungsbewegungen im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg; von ihm stammt der Begriff Displaced Persons; er selbst war auch ein Beispiel einer "displaced person": Nach der Oktoberrevolution floh er 1920 von Russland nach Deutschland, nach dem Zusammenbruch der Weimarer Republik floh er nach Dänemark, 1936 ging er nach Paris, 1941 floh er vom besetzten in den unbesetzten Teil Frankreichs und von dort über Spanien und Portugal in die Vereinigten Staaten, wo er für das Verteidigungsministerium und den Geheimdienst Prognosen über Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen als Folge der Kampfhandlungen erstellte und u. a. als Berater des International Labor Office, des Bureau of the Census und in der Library of Congress beschäftigt war; er formulierte als Kernsatz der Migrationsforschung: "Die Geschichte des Menschen ist die Geschichte seiner Wanderungsbewegungen"; -- Werke (Auswahl): Kriegs- und Wanderzüge, Weltgeschichte als Völkerbewegung, Berlin-Leipzig 1932; The Displacement of Population in Europe, Montreal 1943; Europe on the Move: War and Population Changes, 1917-1947, New York 1948
  • 1881–1957: Maurice de Rothschild; der unkonventionelle Maurice erbte 1/3 des Pariser Bankhauses, aber seine Cousins hielten ihn nicht für einen angemessen Partner und zahlten ihn aus: Maurice klagte, weil er sich übervorteilt fühlte, bis es 1939 einen Schiedsspruch gab; seitdem galt er als "Schwarzes Schaf der Familie"; durch grosszügige Erbschaften von Verwandten wie von seinem Onkel Adolphe de Rothschild und seiner Tante Julie verfügte Maurice zusätzlich über ein grosses Vermögen, das er weiter zu mehren wusste; im 2. Weltkrieg verdiente er in den USA ein Riesenvermögen durch Spekulationen an den Börsen- und Produktenmärkten (er kaufte Rohstoffe, die nach dem 2. Weltkrieg im Wert stark stiegen); dadurch stieg er zum reichsten Rothschild auf; Maurice galt als Mann der schönen Künste und lebte als Playboy in seinem geerbten prächtigen Schloss Pregny am Genfer See; er gilt auch als Entdecker und Entwickler des noblen Skigebietes Megeve; ab 1915 entwickelten Maurice und besonders seine Frau Noemi (Noémie Halphen, 1888–1968) in Megeve ein exklusives Ski Resort, Treffpunkt der Reichen und Schönen; ab 1919 Abgeordneter, später Senator; Palais Faubourg St. Honore 41; Chateau d`Armainvilliers (Seine-et-Marne)
  • 1881–1959: Richard Laqueur, geb. in Strassbourg, gest. in Hamburg, klassischer Philologe, 1909 Prof. in Strassbourg, 1912-1930 Prof. für klassische Philologie und alte Geschichte in Giessen; emigrierte 1935 nach San Francisco, 1952 Rückkehr nach Deutschland; wichtigste Werke: 2. Makkabäerbuch, 1904; Polybios, 1913; Josephus, 1920; Hellenismus, 1925; Eusebius, 1929; Shakespeares dramatische Konzeption, 1955
  • 1881–1962: Rudolf v. Goldschmidt-Rothschild, Maler, Exil in der Schweiz, verheiratet 1. Friedländer-Fuld; 2. B. v. Lambert; Vermögen 1911: 37 Mio RM
  • 1881–1966: Ernst Lewy, geb. in Breslau, gest. in Dublin, Sprachforscher, war 1921-1933 Professor an der Universität Berlin, seit 1939 an der Royal Irish Academy in Dublin; Werke: Der Bau der europäischen Sprachen, 1942; Kleine Schriften, 1961
  • 1881–1971: Angelo Sullam, Advokat in Rom, einer der Begründer des italienischen Zionismus
  • Seit 1881: Die Pogrome im Osten bezeichneten gleichzeitig den Beginn der weltweiten Verbreitung der jiddischen Sprache, damit kommen auch viele Ausdrücke nach Deutschland und geben der deutschen Sprache etwas von dem zurück, was sie Jahrhunderte zuvor mittels der Juden in die Welt hinausschickte; Jargonausdrücke, im Deutschen verwendet, ohne dass zumeist die Herkunft bewusst ist = Wörter meist hebräischer Herkunft in jüdisch-deutscher Abschleifung, selten im ursprünglichen Sinne, häufiger mit gewandelter Bedeutung gebraucht, z. T. dann Bestandteil der deutschen Vulgärsprache geworden; Beispiele aus dem religiösen Vokabular: Schabbes (Sabbat), Jonteff (Jomtow, Feiertag), Koscher (Kascher); aus dem häuslichen: Kalle (Kalla, Braut), Mischpoche (Mischpacha, Familie), Ponem (Panim, Antlitz, Gesicht); aus dem kaufmännischen: Masematten (Massa u-Matan, Handel), Mezie (Mezia, Fund), Reiwach, Reibach (Rewach, Profit), Tachless (Tachlit, Zweck, ernste Absicht); Adverbien: daffke (aram. dafke, nun gerade!), osser (assur, verboten); abschätzige Bezeichnungen und Begriffe: Dalles (Dalut, Armut), Meschugge (Meschuga, Verwirrter), Pleite (Peleta, wörtlich: Entrinnen), Schaute (Schote, Narr) und Schtuss (Schetut, Narrheit), schofel (schafel, niedrig), Zores (Zarot, Unglücksfälle); Schimpfwörter: Ganeff (Ganaw, Dieb), Klafte (aram. Kalbeta, Hündin), Tineff (tinnef, besudeln); stärkere Abschleifungen: Kaff (kefar, Dorf) und Kaffer, Moos (Maot, Geld), Mies (Maos, Verachtetes) und Miesmacher, Schmus (Schemuot, wörtlich Nachrichten), Zoff (Sof, Ende); mit deutschen Endungen: acheln (achal, essen), benschen (lat. benedicere, segnen), schäkern (von Scheker, wörtlich Lüge); aus der Gaunersprache: ausbaldowern = auskundschaften (Baal Dawar, wörtlich Herr des Wortes), Kassiber = geschmuggelte Nachricht (von kataw = schreiben), Schmiere stehen = Wache halten (Schemira, Wacht; schomer schabbat = jemand, der die Gebote des Schabbat beachtet); Schtieke = still! (Schtika, Schweigen); undeutlicher Herkunft: Schlemihl (abgeleitet von Schlimm-Masal, schlimmes Geschick, "Schlamassel"), Schmonzes (vielleicht zu Schmus) und Nebbich (vielleicht abergläubisch-abwehrender Ausruf: "Nicht bei Euch!")
  • Seit 1881: Kuba: Juden auf Kuba seit 1881 in drei Gemeinden der Hauptstadt Havanna

Bücher

  • J. Abrahams, The sources of the Midrash Echah rabbah, Dessau 1881
  • Ch. M. Horowitz, Sammlung kleiner Midraschim, I. Teil, Berlin 1881 (2. und 3. Teil: Frankfurt/M. 1881-1882)
  • C. Zander, Handbuch, enthaltend die sämmtlichen Bestimmungen über die Verhältnisse der Juden im preussischen Staate, Leipzig 1881

Zeitungen und Zeitschriften

  • 1881–1882: Israelitischer Anzeiger, in Hamburg wöchentlich in deutscher Sprache erscheinende Literaturzeitschrift
  • 1881–1882: Das Jüdische Zentralblatt, in Bielovar/Kroatien halbmonatlich in deutscher Sprache erscheinende populär-wissenschaftliche Zeitschrift
  • 1881–1882: Jewrejskaja Sapiski, in Riga/Lettland monatlich in Russisch erscheinende literarische Zeitschrift
  • 1881–1884: Ez hachajim, in Lemberg/Galizien monatlich in hebräischer Sprache erscheinendes orthodoxes Blatt
  • 1881–1884: Neue Jüdische Zeitung, in Budapest erscheinend (jiddisch)
  • 1881–1889: Jiddisches Volksblatt, in Petersburg wöchentlich in jiddischer Sprache erscheinend (parteilos)
  • 1881–1890: Ojczyzna, in Lemberg/Galizien wöchentlich in polnischer und hebräischer Sprache erscheinende polnisch-jüdische Zeitschrift
  • 1881–1902: Österreichisch-ungarische Kantorenzeitung, in Wien wöchentlich in deutscher Sprache erscheinendes Berufs-Organ
  • 1881–1906: Wos'chod, in Petersburg monatlich in russischer Sprache erscheinende nationaljüdische Zeitschrift
  • 1881–1908: Populär-wissenschaftliche Monatsblätter zur Belehrung über das Judenthum für Gebildete aller Confessionen. Herausgeber: Adolf Brüll; erschienen von Januar 1881 bis einschliesslich Juli 1908 im Auftrag des Frankfurter Mendelssohn-Vereins; die "Populär-wissenschaftlichen Monatsblätter", gegründet von dem reformorientierten Absolventen des Breslauer Rabbinerseminars Adolf Brüll (1846-1908), widmeten sich der allgemeinverständlichen Vermittlung jüdischer Tradition und Geschichte; angesichts der zunehmend als bedrohlich empfundenen Säkularisation kam der 'Wissenschaft des Judentums' in diesem Zusammenhang ein besonderer Stellenwert zu: "Die jüdische Wissenschaft, diese herrliche Frucht der Reformbewegungen innerhalb der deutschen Judenheit ..., allein zeigt uns den Weg zum rechten Verständnisse des Judenthums ... Sie ist die mächtigste Schutzmauer der Wahrheit, sie ist die Rüstkammer unserer Waffen" (Jg 1, Nr 1, Januar 1881); wie der ebenfalls von Brüll 1879 ins Leben gerufene Frankfurter Mendelssohn-Verein verpflichteten sich die "Monatsblätter" der Erforschung und Dokumentation sämtlicher Lebensbereiche des Judentums; neben "populär-wissenschaftlichen Darstellungen aus dem Gebiete der jüdischen Geschichte und Literatur" brachte das Blatt "Biographien hervorragender um das Judenthum verdienter Männer" und erörterte "wichtige das Judenthum berührende Zeitfragen vom wissenschaftlichen Standpunkte"; Bücherschauen, Talmudkommentare, Predigten, Novellen und Gedichte sowie literarische Anzeigen bildeten weitere Schwerpunkte der Zeitschrift; separate regionalhistorische Abhandlungen berichteten vorzugsweise über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Frankfurt a. M.
  • Seit 1881: Österreichisch-ungarische Cantoren-Zeitung. Organ für die Gesammt-Interessen jüdischer Cantoren bzw. Central-Organ für die Interessen der Cantoren und Cultus-Beamten. Hg. von Jacob Bauer; erschien zwischen 1881 und 1903 zunächst selbständig in achttägigem, später zehntägigem Rhythmus; 1904 wurde das Blatt als Beilage in die Zeitschrift "Die Wahrheit" integriert und bis 1908 fortgeführt; -- der Kantor (hebr. Chasan) fungiert(e) im Gottesdienst als Vorbeter sowie als Bevollmächtigter des Synagogenvorstehers gegenüber den Gemeindemitgliedern; ihm oblag ferner die Aufsicht über die Synagoge, insbesondere die Torarollen, und die Pflege der Gemeinderäume; der Kantor war zudem als Gerichtsdiener und gelegentlich als Kinderlehrer tätig; als 'Vorsänger' war er für die poetisch-musikalische Ausgestaltung der Liturgie verantwortlich und genoss als solcher oftmals hohes, überregionales Ansehen; die "Österreichisch-ungarische Cantoren-Zeitung" verstand sich als Berufsorgan, um "alle Collegen, sowohl der österr.-ungarischen Monarchie, als auch des ganzen übrigen Continentes und selbst jenseits des Ozeans, untereinander in ununterbrochenen Verkehr zu bringen"; das Blatt widmete sich insbesondere der nachhaltigen Verbesserung der oft prekären wirtschaftlichen Lage des Kantors und bemühte sich um dessen offizielle Anerkennung "als einer der ersten Cultusbeamten seiner Gemeinde"
  • Seit 1881: Der Kolonist, in Bukarest halbwöchentlich in jiddischer Sprache erschienenes chowewe-zionistisches Blatt

1881 in Wikipedia


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